Hilfseinsatz nach der Flutkatastrophe

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  • Deutschlandweit beteiligten sich viele Geschwister - hier eine Gruppe aus Speyer.

Hilfseinsatz nach der Flutkatastrophe

2021-09-03T11:51:09+02:0030. August 2021|

Es ist laut, denn unzählige Maschinen drängen sich durch enge Gassen und bahnen sich einen Weg durch die Menschen- und Schuttmassen. Bad Neuenahr-Ahrweiler, vor wenigen Tagen noch ein beliebter Urlaubsort, hatte sich binnen kürzester Zeit in einen Ort der Verwüstung verwandelt.

 

Die Ahr, ein kleiner Fluss, entwickelte sich aufgrund starker Regenfälle innerhalb weniger Stunden zu einem reißenden Strom, der schließlich auch die Stadt flutete. Der Wasserpegel der Ahr hatte sich rasend schnell von 0,80 m auf stellenweise etwa 10 m angehoben, er hat sich demnach mehr als verzehnfacht. So hoch war der Pegel noch bei keinem Hochwasser bisher gewesen.

Die Infrastruktur wurde durch das Wegspülen von Brücken und Straßen sehr stark beschädigt, es wurden zahlreiche Häuser zerstört und Campingplätze weggespült. Allein im Kreis Ahrweiler fielen der Flut 133 Menschen zum Opfer. Darüber hinaus wurden 766 Menschen verletzt und weitere 73 Menschen gelten nach dem Stand vom 27.07.2021 noch als vermisst.

Tausende Menschen sind infolge der Flutkatastrophe obdachlos und auf fremde Hilfe angewiesen. Um diese Menschen in ihrer Not zu unterstützen, hatte die regional vertretene Gemeinde Ulmen unmittelbar nach der Katastrophe die Initiative ergriffen und in Absprache mit der Verbandsgemeinde erste Hilfseinsätze gestartet.

Da sich viele Gemeinden an der Mithilfe beteiligen wollten, startete CDH Stephanus einen Aufruf zur Mithilfe. Diesem Aufruf folgten viele Mitglieder weiterer Gemeinden in großer Zahl, sodass sich an Wochenenden bis zu 680 freiwillige Helfer auf den Weg in die betroffenen Ortschaften machten.

 

Daten zum Einsatz

Der Hilfseinsatz betraf den Zeitraum vom 17.07.2021 bis zum 28.07.2021 an 15 verschiedenen Einsatzorten. Hauptsächlich wurden betroffene Häuser entrümpelt, Keller wurden von Schlammmassen befreit und auch das Abtransportieren von Schutt und Schlamm gehörte dazu.

 

Die Helfer wurden jederzeit bestens versorgt, ob durch mobile Imbissbuden, die Bundeswehr, das DRK, die Gemeinden der Bruderschaft oder auch durch die Anwohner. Inmitten dieser Naturkatastrophe konnte durch den Einsatz vieler freiwilliger Helfer ein großer Teil der Last des Nächsten durch praktische Nächstenliebe getragen werden.

 

Nicht selten bot sich die Möglichkeit, mit Anwohnern, Helfern und Einsatzkräften vor Ort über den Glauben zu sprechen. Dabei wurden Arbeiten verrichtet, welche die Betroffenen nicht alleine hätten bewerkstelligen können.

Daniel Klippel, Gemeinde Ulmen

 

Was Helfer vor Ort erlebt haben

Die Hochwasserkatastrophe hat uns alle sehr bewegt. Alles, wofür ein Mensch jahrelang gearbeitet hat, kann in wenigen Stunden wertlos werden. In Altenburg steht ein relativ neues Haus. Irgendjemand hat einen Kredit aufgenommen und sich seinen Traum realisiert. Nun muss dieses Haus vollständig abgerissen werden – doch die Schulden bleiben.

Noch tragischer: Im Ort Rech zeigte uns eine Oma ein fehlendes Haus in der Nachbarschaft. Die Bewohnerin telefonierte gerade mit ihrem Schwager, als die Flut sie überraschte. Ihre letzten Worte waren: „Das Haus bewegt sich!“ Dann wurde das Telefonat abgebrochen. Das Haus wurde weggespült und bis heute fehlt jede Spur von der Bewohnerin. Viele Verwandte und Freunde betrauern und vermissen in dieser Zeit ihre Angehörigen.

Nun fragen sich viele Menschen: „Wo war Gott? Warum lässt Er so etwas zu?“ Wir können hierauf keine Antwort finden, aber wir können für diese Menschen da sein, ihnen helfen und für sie beten. Ich selbst nehme für mich mit: Wenn ich Gott für das Traurige im Leben verantwortlich mache, wieviel mehr muss ich Ihn auch für alles Gute verantwortlich machen? Wie oft hat Er mich bewahrt, beschützt und geführt, ohne dass ich Ihm dafür dankte, geschweige denn überhaupt an Ihn dachte?

Stefan Wall, Gemeinde Ramstein

 

Wir waren zum ersten Mal an einem dermaßen zerstörten Ort. Was Medien und Bilder zeigen, ist kein Vergleich zu dem, was wir mit eigenen Augen gesehen haben. Hunderte Schicksale hatten sich in einem einzigen Augenblick verändert.

Diejenigen, die Kinder oder Eltern verloren haben, sind wirklich bemitleidenswert.

Schlimmer sind jedoch die Schicksale der Menschen, die sich nicht zu Gott bekehrt haben. Jeden von uns könnte es mit einem Schlag treffen.

Es war sehr schön zu sehen, wie sich Gottes Volk vereint hat, um mit Lobgesang auf den Lippen und zu Gottes Ehre zu dienen. Dreckig und müde waren wir am Ende des Tages dennoch froh, dass dieser Tag nicht vergeblich vergangen ist.  Gott sei Dank dafür, dass diese Menschen nicht ohne Hilfe geblieben sind.

Diese Situation ließ uns erkennen, dass uns Schwierigkeiten zusammenschweißen und dass es wichtig ist, Gott allezeit dankbar zu sein.

Gemeinde Krefeld

Rund 30 eigene Bagger, Mini-Bagger, LKWs und Radlader waren im Einsatz. Hier eine Gruppe aus Lahr

 

Ich wurde am Donnerstag angerufen und gefragt, ob ich spontan in das Krisengebiet mitfahren könne, um zu helfen. Innerhalb kürzester Zeit fuhren wir los. Als wir in dem betroffenen Gebiet eintrafen, erschien es uns wie eine andere Welt. Über unseren Köpfen flogen ständig Hubschrauber und das Militär war überall im Einsatz. Nach der Ankunft begannen wir sofort mit der Arbeit. Wir gingen in freistehende Häuser und fingen an, sie auszuräumen und den teils meterhohen Schlamm rauszuschaufeln. Es war wirklich alles zerstört.

Ich bin froh, dass ich mir einen eigenen Eindruck der Situation verschaffen konnte. So habe ich gelernt, die alltäglichen Dinge noch mehr zu schätzen und dafür dankbar zu sein.

Jana Soldatov, Gem. Bremen-Mahndorf

 

Besonders faszinierend war die enge Zusammenarbeit mit den Menschen, die aus verschiedenen Regionen Deutschlands zusammengekommen waren. Es waren sehr viele freiwillige Helfer vor Ort, die ihren Urlaub dafür opferten, um den Betroffenen ihre Hilfe anzubieten. Wir sprachen mit einem Mann, der schon seit einer Woche in der Nähe zeltet und jeden Tag ins Dorf kommt, um den Menschen zu helfen.

Interessant war auch die Aussage eines Betroffenen, der sagte: „Ihr freiwilligen Helfer passt bitte besonders gut auf euch auf, dass euch ja nichts zustößt. Alles, was hier zerstört wurde, haben wir zwar verloren, aber es ist ersetzbar. Wenn aber einem von euch etwas zustieße, wäre dies viel schlimmer, weil man ein Menschenleben nicht ersetzen kann.“

Gemeinde Kempten

 

Den Einsatz im Hochwassergebiet empfand ich als sehr organisiert. Die Menschen waren sehr freundlich, herzlich und hilfsbereit.

Mathias Schulz, Gemeinde Bremerhaven

 

Der Anblick bei unserer Ankunft übertraf alles, was ich bisher gesehen hatte. Den Pegelstand in der Hochwassernacht konnte man an dem Ausmaß der Zerstörung erkennen. Je näher wir dem Fluss kamen, desto schlimmer war die Zerstörung. Überall lagen Geröll, Möbel, Hausrat und völlig zerstörte Autos herum.

Wir machten uns sofort mit einer kleinen Gruppe auf den Weg, um den Menschen zu helfen, denn Hilfe wurde an jeder Straßenecke benötigt. Wir halfen einer Familie, ihren großen Keller von Wasser, Geröll und durchnässtem Hausrat zu befreien. Die Menschen waren überaus glücklich über die Hilfe und konnten nicht begreifen, dass wildfremde Menschen aus ganz Deutschland zu ihnen kamen, um zu helfen. Und auch wir waren dankbar, dass wir den Menschen in ihrer Not in Nächstenliebe helfen konnten.

Alexander Ruhl, Gemeinde Molbergen

 

Unsere Fahrt der freiwilligen Helfer aus Bremerhaven war sehr gesegnet und lehrreich. Trotz der großen Not erlebten wir Menschlichkeit und einen starken Zusammenhalt. Außerdem trafen wir auch auf viele Glaubensgeschwister, die wir vorher nicht gekannt haben, und das hat mich mit Freude erfüllt.

Alexander Kebernik, Gem. Bremerhaven

 

Als wir im Hochwassergebiet eintrafen, war ich sprachlos über das Ausmaß der Zerstörung. Ich dachte, die Aufräumarbeiten würden Wochen dauern.

Doch durch die große Menge an freiwilligen Helfern aus ganz Deutschland sahen wir bereits nach ein paar Tagen erste Lichtblicke. Die Anwohner waren sehr dankbar und jetzt verstehe ich, was eine Brüderschaft ausmacht.

Simon Modzelewski, Gemeinde Ilsede

 

Wir waren sehr beeindruckt, wie hilfsbereit die Menschen waren. In dieser Zeit ist es wichtig, einander Trost und Mut zuzusprechen und dadurch einen Samen zu streuen. Für die Möglichkeit, ein Licht zu sein und Gottes Namen durch unsere Mithilfe groß zu machen, sind wir sehr dankbar.

Familie aus Hückelhoven

 

Wir fanden die Häuser in einem schrecklichen und unbewohnbaren Zustand vor. Der erste Wortwechsel mit einem Hauseigentümer war sehr schwer, denn er war erschüttert, kaum ansprechbar und hoffnungslos.

Die meisten Menschen, die ihr komplettes Hab und Gut verloren haben, kennen Jesus nicht. Es war unsere Mission, Seinen Namen mit Wort und Werk zu bezeugen. Diese Botschaft wurde in Ahrweiler - Altenburg unterschiedlich aufgenommen. Einige hörten zu und erkannten, dass sie über ihr Leben nachdenken müssen. Andere wollten trotz des Leids alles aus eigener Kraft verarbeiten und wiederaufbauen.

Begleitet hat uns das Lied: „Gib offene Augen mir, Herr, für die Not.“ Dieses Lied konnten wir jeden Tag mehrmals singen, denn es entsprach der Situation und den Umständen der Menschen.

Stefan Eva, Gem. Bremerhaven-Wulsdorf

Gruppe aus Bremerhaven warten nach getaner Arbeit auf den Bus an der Bruecke vor Altenburg und Kreuzberg

 

Immer wieder durften wir auch davon zeugen, wer wir sind und dass wir an den einzig wahren lebendigen Gott glauben. Wir halfen den Menschen schließlich aus Liebe zu Ihm und aus Dankbarkeit für Seine Güte. Auch wenn diese Gespräche bei all der Arbeit nicht so lang dauern und vertieft werden konnten, wie wir es uns gewünscht hätten, konnten wir doch einen Samen säen und Gottes Wort weitergeben.

Gemeinde Mettenheim

 

Besonders bewegt haben mich die persönlichen Wertsachen wie Fotos und Reisepässe, die in manchen Häusern noch vorzufinden waren. Das machte mir bewusst, dass dort Menschen gelebt haben, die von heute auf morgen obdachlos geworden sind. Das bewegte mich sehr und machte mir klar, wie schnell sich eine Lage ändern kann.

Schlussendlich kann man sagen, dass die Einwohner für jede Hilfe sehr dankbar waren. Viele waren sehr bewegt und konnten kaum fassen, dass unsere Gruppe aus Bremen zum Helfen gekommen war. Diese Fahrt hat uns gezeigt, dass man für ein Dach über dem Kopf, die tägliche Nahrung sowie für Familie und Gemeinde sehr dankbar sein muss und dies schätzen sollte.

Johann Nazarenko, Bremen-Mahndorf

 

Auch wir durften zu Gottes Ehre als Lichter im Katastrophengebiet dienen.

Einen besonderen Moment behielt ich im Herzen. Wir hatten gerade den Keller eines Ehepaars vom Schlamm befreit, als die Ehefrau sehr gerührt zu uns sagte: „Euch hat uns der Himmel geschickt.“

Das stärkte uns, auch wenn unsere Kräfte schon am Ende waren.

Ein Jugendlicher, Gem. Guntersblum

 

Als wir mit einer Gruppe von Helfern in Ahrbrück ankamen und ich das ganze Ausmaß der Zerstörung sah, war ich zuerst schockiert. Wir boten unsere Hilfe einem verzweifelten Ehepaar an und sofort begannen wir mit der Entrümpelung. Erst als ich begann, Schlamm zu schippen, realisierte ich das Ausmaß der Katastrophe. Immer wieder betonte die Frau: „Ohne euch hätten wir es nicht geschafft!“ Nach getaner Arbeit fragte uns das Paar unter Tränen, wie sie sich bedanken könnten. Wir sagten ihnen, dass sie sich bei dem allmächtigen Gott bedanken sollten und wir es aus Nächstenliebe getan hätten. Daraufhin luden sie uns ein, in ihrem Garten zu zelten, wenn alles wieder aufgebaut sei. Auch unser Angebot, für sie zu beten, nahmen sie gerne an.

Durch diese Erfahrung wurde mir bewusst, dass alle Menschen gegen die Gewalten der Natur machtlos sind.

Auch mit den Hilfskräften vor Ort kamen wir ins Gespräch. Während der Arbeit sprachen wir mit einem Beamten über den Glauben. Es entstand eine offene Diskussion über Gott. Es war sehr hilfreich, dass wir Bibeln und christliche Literatur dabei hatten, die wir überreichen konnten. Während des Gesprächs entwickelte sich zwischen uns ein freundschaftliches Verhältnis und wir tauschten unsere Handynummern aus.

Wir sind immer noch in Kontakt und planen demnächst sogar ein Treffen. Gott wirkt! Betet bitte weiterhin für diese Person, dass Gott zu ihrem Herzen spricht.

Thomas Buchmüller, Gemeinde Cloppenburg

 

Die Hilfsaktion für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe geht weiter!

Durch Aufbautrupps wollen wir die betroffenen Häuser weiterhin beim Wiederaufbau unterstützen. Dazu wurde eine Liste mit Häusern erstellt, die nach Einschätzungen der jeweiligen Bürgermeister sehr stark betroffen waren. Die Eigentümer dieser Häuser sind beim Wideraufbau komplett auf die Hilfe von außen angewiesen und werden zum größten Teil von unseren Gemeinden betreut.

Im Anschluss an das Räumen wird der Einsatz von Fachpersonal zum Wiederaufbau erforderlich sein, sodass die nächste Hürde nur unter Einbeziehung weiterer Hilfe gemeistert werden kann. Darunter fallen die Aufgaben der Entkernung, Gas- und Wasserarbeiten, Elektroinstallation und Sanierungsarbeiten.

 

Die Menschen in den betroffenen Regionen sind nach wie vor auf materielle Hilfe, helfende Hände und Gebete angewiesen, da das Leid durch den Verlust von Angehörigen und den Verlust ihrer Existenzen sehr groß ist.

 

Eine Anmerkung zum Schluss: Wir planen die Aufbauarbeiten längerfristig zu unterstützen. Daher sind wir auch weiterhin auf eure Spenden angewiesen.

Aktuelle Infos dazu, wie geholfen werden kann, zur Anmeldung sowie viele weitere Fotos und Berichte sind auf der Webseite: https://cdh-stephanus.org/ueberschwemmung/ zu finden.

Gott segne euch und belohne jeden reichlich, der Gebet, Zeit und Geld in dieses Hilfswerk investiert.

 

Euer Team von CDH Stephanus

 

Weitere Infos zu dem Projekt und Möglichkeit zum Spenden:

https://cdh-stephanus.org/ueberschwemmung/