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Wenn man einen modernen jungen Menschen danach fragt, was für ihn das Wort Friede bedeutet, erhält man häufig nur eine unzureichende und oberflächliche Antwort: „Die Hauptsache ist, dass es keinen Streit und keinen Hass gegenüber den Mitmenschen gibt, sondern dass ein respektvoller Umgang herrscht und man bereit zu Kompromissen ist. Im Notfall geht man sich einfach aus dem Weg.“
Fragt man hingegen einen jungen Christen mit ersten Erfahrungen im Glaubensleben nach dem Frieden, sagt er: „Frieden mit Gott kommt durch die Vergebung der Sünden. Danach folgt ein Leben im Frieden mit den Mitmenschen und Gott, dass man dann genießen darf.“ Beide Überlegungen sind nicht verwerflich. Aber für einen echten Jünger Jesu, für den sein Herr Sinn des Lebens geworden ist und der sein Herz durch das Wort beleuchten lässt, sind diese Antworten nicht tiefgreifend genug.
Jesus sagt: „Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht!“ (Joh 14,27). Niemand kann jemandem etwas anbieten oder geben, das er selbst nicht hat. Jesus konnte diese Worte nur aussprechen, weil Er den Jüngern Seinen Frieden auch wirklich hinterlassen konnte.
Sein eigener tiefer Friede kam aus dem inneren Verhältnis zu Seinem Vater: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Der Grund lag darin, dass Er Sein Sohn war und den Willen des Vaters tat. Das gab Ihm die Gewissheit, dass Er nicht alleine war, sondern der Vater Ihn allezeit mit Wohlgefallen begleitete. Der vom Himmel dargereichte Friede ist ein Zustand, in den der glaubende Mensch eintreten darf.
Dieser Zustand ist frei von Furcht und verändert sich nicht durch äußere Einflüsse. Das menschliche Herz wird hier in einer festen Gemeinschaft der Liebe mit göttlichem Licht erleuchtet, woraus eine echte Freude entsteht. Es nimmt jeglichen Platz für Zwietracht und Unordnung. Der Frieden dieser Welt hingegen ist trügerisch und hält kritischen Situationen nicht stand.
Göttlicher Frieden ist ohne Versöhnung mit Gott persönlich nicht möglich. Deshalb schreibt Paulus die frohe Kunde: „Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod“ (Kol 1,21-22). Gott wird Mensch, um in Jesus Christus die Menschheit nach dem Sündenfall mit Gott zu versöhnen. Der Mensch sollte wieder, so wie einst Adam, in die Gemeinschaft mit Gott eintreten dürfen. Dies geschieht durch Seinen Sohn. Dieses Angebot richtet sich an den Menschen, der seit dem Betrug der Schlange in Feindschaft gegenüber Gott lebt.
Es war die Liebe, die Gott dazu drängte, Seinen einzigen Sohn als heiliges und makelloses Opfer zur Versöhnung darzubringen. Gott hat in der Tat Seinen eingeborenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben. Den Menschen, der in seinem eigentlichen Wesen Gott entfremdet und Ihm gegenüber feindlich gesinnt ist und dabei in bösen Werken lebt, versöhnt Jesus mit Gott in dem Leib Seines Fleisches durch den Tod.
Er macht es aus folgendem Grund: „Um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums“ (Kol 1,22-23). In dieser Bibelstelle wird deutlich, dass das Werk Gottes an der Seele des Menschen nicht mit dem Annehmen Jesu endet, sondern dass ein erfülltes Leben in Jesus Christus folgt, das durch den Gehorsam in der Nachfolge gekennzeichnet ist.
Es ist sicher, dass das Wesen eines Menschen sowie sein innerer Zustand, seine Moral, seine Einstellung und seine innere Haltung nicht dem eigenen Schicksal oder der Vorherbestimmung zuzuschreiben sind. Das Wesen des Menschen wird durch den Einfluss der Gemeinschaften geprägt, die eine gute oder negative Quelle sein können. Deshalb ist das herzliche Bestreben zu dem Guten und Göttlichen wichtig.
Lasst uns den wahren inneren Frieden wie eine kostbare Perle bewahren.
Der Weg zum Frieden
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!“ (Mt 11,28-29). Um zum wahren inneren Frieden und somit zur Ruhe der Seele zu gelangen, fordert uns Christus zum aktiven Handeln auf, das aus folgenden Schritten besteht:
„Kommet her zu mir“
Zunächst benötigt der Mensch die Einsicht seiner eigenen Verderblichkeit und Verlorenheit, um überhaupt zu Jesus zu kommen. Ihm muss die Notwendigkeit der Hilfe eines Stärkeren bewusst werden. Das stolze „Ich“ muss zerbrechen. Nur durch den Sohn Gottes besteht für die Seele aus Gnade die Lösung aus der ausweglosen Situation.
„Nehmt auf euch mein Joch“
Dies ist eine Aufforderung, sich bedingungslos in ein Gespann mit Jesus einzulassen, um mit Ihm im Gleichschritt zu gehen. Der eigene Wille kann hier nur sterben, da sonst Anstoß sowie Unzufriedenheit unmittelbar hervorkommen würden. Dies bedeutet aber auch, dass man auf die Führung eines Allwissenden vertrauen muss – jemandem, der es gut mit mir meint und der den richtigen Weg zum Leben kennt.
„Lernt von mir“
Ein Schüler ist kein Lehrer und zum Lernen ist Demut nötig. Für einen Besserwisser ist es schwierig, von anderen zu lernen, da er ja bereits alles weiß bzw. zu wissen glaubt. Die Einsicht jedoch, dass man noch viel Wissen benötigt, ist eine gute Voraussetzung für ein achtsames und williges Herz in der Nachfolge. So wie Christus nicht für sich selbst lebte, sondern sich ganz dem Willen des Vaters unterstellte, so möchte Er auch von uns dasselbe sehen. Dadurch wird der Vater im Himmel verherrlicht.
Durch ein mit Gott verbundenes Leben, das die Bibel auch als ein Leben im Geist bezeichnet, werden wir als Menschen geheiligt. Wir werden hier dem Ebenbild des Sohnes Gottes gleichgestaltet. Die Werke der Finsternis werden dabei getötet und die trügerische Begierde abgelegt. Der Geist der Gesinnung hingegen wird hierbei erneuert (vgl. Eph 4,22-23). Dies ist ein Prozess, durch den Gott uns hindurchführen will. Dabei begleitet Er uns.
Der Heilige Geist, unser Beistand, wird uns alles lehren und uns an alles erinnern, was Jesus gesagt hat (vgl. Joh 14,26). Unser Herz wird zudem mit der Liebe Gottes erfüllt und in aller Wahrheit geleitet. Auf diesem Weg kann die Frucht des Geistes in uns aufgehen. Durch die bereitwillige Hingabe des eigenen Lebens und unserem Einverständnis zu diesem Prozess wird ein Zustand im Herzen geboren, der in tiefem Frieden ruht. Es entsteht eine Einigkeit zwischen der menschlichen Seele und ihrem Schöpfer.
Umstände, die den Frieden beeinflussen
Die Geschichte von Kain und Abel zeigt uns beispielhaft die Wichtigkeit der eigenen Herzenseinstellung vor Gott auf. Kains Opfer wurde nicht deshalb von Gott abgelehnt, weil es unwürdig war. „Wenn du Gutes tust, darfst du dein Haupt erheben, wenn aber nicht, so lauert die Sünde vor der Tür“ (1.Mo 4,7), ermahnte ihn Gott. Es fehlte an der Aufrichtigkeit Kains. Seine Frage hätte lauten sollen: Herr, was ist an mir, in mir oder an meinem Opfer falsch, dass du es nicht annehmen kannst? Doch statt sich selber in das Licht des Herrn zu stellen und einzusehen, welches Hindernis in seinem Herzen war, wuchs seine Wut und sein Zorn auf seinen eigenen Bruder, dessen Opfer von Gott angenommen wurde.
Wenn uns im Leben eine Situation begegnet, in der der innere Friede weichen will, ist es auch für uns höchste Zeit, das eigene Herz auf den Prüfstand zu stellen. Wenn uns eine Beleidigung wirklich tief trifft und es uns schwer fällt, das zugefügte Leid zu vergeben, dann ist es so, als ob uns ein innerer Wurm zerfressen will. In solch einer Situation können wir kaum an etwas anderes denken. Wir werden förmlich krank. Hinzu kommt, dass uns eine Beleidigung umso schwerer zusetzen kann, wenn sie von einer vertrauten Person ausgeht.
Wenn Gott uns bestimmte Wege gehen lassen will, denen wir uns nicht gewachsen fühlen, werden wir misstrauisch. Die Wege gefallen uns nicht. Wir möchten sie nicht akzeptieren, weil sie uns dazu zwingen, uns so tief zu beugen, dass wir ganz zerbrechen, um tatsächlich zu etwas Besserem gemacht werden zu können.
Als König David schwer gegen den Herrn sündigte und diese Handlung verschweigen wollte, wuchs sein ungerechtes Handeln so weit, dass er damit nicht mehr glücklich sein konnte. Der Prophet Nathan machte ihm das durch das Wort des Herrn klar. Er erkannte, wie seine Gebeine in ihm durch sein Gestöhne Tag und Nacht verfielen. Sein Saft vertrocknete in ihm. Er verstand, dass Gott nach Wahrheit im Innersten seines Herzens verlangte. Deshalb bekannte er seine Schuld und bat Gott mit einem zerbrochenen und zerschlagenen Herzen, ihn von Blutschuld zu befreien. Solche Herzen kann Gott nicht verachten, noch an ihnen vorbeisehen.
Wenn die Freude des Herzens, die Dankbarkeit und die Zufriedenheit schwinden, wenn das alte Leben uns nicht lassen will und die Hoffnung auf die Herrlichkeit das Herz nicht erleuchten will und wenn in Folge einer oder mehrerer Niederlagen uns der Grund unter den Füßen entzogen wird, dann darf sich unser Herz in diesem Moment nicht von der Bosheit verblenden lassen. Es muss sich vor den Anfänger und Vollender des Glaubens stellen und sich durch Sein Wort erleuchten lassen. Kein weiterer Schritt darf gewagt werden, bevor man nicht in Seine Ruhe eingekehrt ist.
Bei echtem Frieden mit Gott entsteht eine Einigkeit zwischen menschlicher Seele und dessen Schöpfer.
Alles, was in unserem geistlichen Leben passiert, hat immer einen Sinn. Gott will uns formen, unsere geistlichen Augen zu etwas Besonderem öffnen und unser geistliches Leben fördern. Lasse du nur los von deinen eingegrenzten Gedanken: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jes 55,8-9).
Gottes Wort bietet uns in Jesus immer einen Ausweg aus unserer kläglichen Situation an. Wir müssen lernen, alles dem Herrn übergeben zu können. Das heißt: Akzeptiere Gottes Wege und vertraue Ihm! Er hat etwas Besseres mit dir vor. Höre auf, für dich selbst zu kämpfen. Wir haben in unserem Leben schon so viele Fehler gemacht. Der Herr kämpft für uns und macht keinen Fehler. Die Rache ist Mein, spricht der Herr (vgl. 5.Mo 32,35). Vergib herzlich, denn Vergebung wird durch die Liebe geboren.
Josephs Brüder hatten nach dem Tod ihres Vaters Angst, denn sie dachten, dass Joseph ihnen nicht vergeben hätte. Dieser aber antwortete: „Bin ich denn an Gottes Stelle?“ (1.Mo 50,19). Warte auf Ihn und du wirst Ihm danken. Dein Herz wird sicher und stark werden, weil an deiner Seite jemand steht, der alles in Seiner Hand hält, dem alles unterworfen ist und vor dem sich alle Knie beugen werden.
Wenn dann der innere und wahre Frieden unser Herz erfüllt hat, lasst uns diesen festhalten wie eine kostbare Perle, die der Kaufmann erworben hat, nachdem er zuvor alles verkaufte, was er hatte. Oft gehen wir damit leichtfertig um und lassen uns von manchen sinnlosen Dingen dieser Welt ablenken. „Halte fest, was du hast, damit [dir] niemand deine Krone nehme!“ (Offb 3,11). In der beständigen Gemeinschaft des Blutes Christi ist das Leben. Die Kraft des Lebens ist nicht nur für uns selbst bestimmt, sondern das Leben wird in uns zu einer lebendigen Quelle von Wasser, das bis ins ewige Leben quillt.
Werde Friedensbotschafter
Die Bibel zeigt uns die verschiedenen Perioden des Zeitgeschehens und vor allem beschreibt sie uns die Endzeit. Wenn in der Welt von „Friede und Sicherheit“ gesprochen wird, „dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen. Denn ihr wisst ja genau, dass der Tag des Herrn so kommen wird wie ein Dieb in der Nacht“ (1.Thess 5,2-3).
Dann, wenn die Gesetzlosigkeit überhandnimmt und in vielen die Liebe erkaltet (vgl. Mt 24,12), braucht Christus uns als Botschafter an Seiner statt, die freimütig zu den verlorengehenden Menschen rufen: „Lasst euch mit Gott versöhnen“ (vgl. 2.Kor 5,20). Zu diesen Botschaftern gehört auch die Jugend.
Gottes Wort ist so mächtig, dass es die Menschen, die Familien, die Städte und die Nationen mit Gott versöhnt und deren Leben in ein Ihm wohlgefälliges Leben überführt. Es gibt so viele Stimmen, die Hass und Zwietracht verbreiten, die politisieren, aber letztlich nichts verändern. Solange der Mensch von Gott getrennt ist und von der Liebe Gottes nicht berührt wird, bleibt er in seinem sündigen Wesen und wird die Werke des fleischlichen Menschen offenbaren.
„Siehe auf den Bergen die Füße dessen, der frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündigt“ (Nah 2,1). Gott braucht geheiligte Werkzeuge, Gefäße, die von nichts anderem wissen wollen als nur von Christus, dem Gekreuzigten, und die ihr Leben völlig dem Dienste des Herrn weihen und ein Leben im Heiligen Geist führen möchten. Gottes Wohlgefallen für einen heiligen Christen besteht auch darin, dass Er ihn zu einer Quelle des heiligen Wortes Gottes für viele werden lässt.
Dieser Christ ist dann ein Werkzeug, durch das Er durch die Kraft des Heiligen Geistes die ganze Fülle Seines Willens Seiner Schöpfung zeigen will. „Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1.Kor 2,4-5). Paulus wurde uns in dem nicht nur ein Vorbild, sondern verstand selbst, wonach sich die menschliche Seele sehnt. Sie sehnt sich nach etwas Echtem, nach etwas Wahrem und Unverfälschtem. Sie sehnt sich nach Gott und nach dem wahren Frieden in Ihm.
Die folgenden Worte stammen von einem Erweckungsprediger (1703-1791), der zu seiner Zeit – Gott und die Menschen liebend – auf dem Pferderücken und in Kutschen rund 400.000 km zurücklegte, um 40.000 Predigten zu halten. Durch sein Wirken entstand eine ganze Bewegung, die den Frieden mit Gott suchte:
„O gib deine Liebe!
Den Weg zeigt sie dann
Und Glauben,
den gar nichts entmutigen kann
Und Hoffnung,
die keine Enttäuschung verdirbt,
Ein brennendes Herz,
dessen Feuer nicht stirbt.
Dass ich nicht versinke in Trägheit
und Trott, sondern hell brenne,
als Flamme von Gott.“John Wesley aus dem Buch
(MacDonald, 2008)
Mögen wir uns als Werkzeuge für die Sache des Herrn zur Verfügung stellen und auch im Kleinen treu sein. Zur richtigen Zeit mögen wir das richtige Wort für unseren Nächsten haben, der dadurch erquickt und zur Nachfolge des Herrn motiviert wird.
David Wentland
Gemeinde Bremen-Mahndorf