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Sehr viele Menschen möchten Jesus Christus nachfolgen und legen häufig auch viel Mühe und Fleiß daran. Doch nicht selten wird im Laufe der Zeit deutlich, dass bei manch einer Nachfolge gar nicht Christus im Zentrum steht, sondern der Mensch selbst mit all seinem Können, seiner Weisheit und seiner Größe. Der Grund dafür kann darin liegen, dass eine elementare Grundvoraussetzung für die Nachfolge nicht erfüllt ist.
Eine Bedingung ohne wenn und aber
Als Jesus zum Volk über die Nachfolge sprach, nannte Er nur eine einzige Bedingung: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst“ (Lk 9,23). Jesus nennt nur diesen einen Punkt der Selbstverleugnung. Diese einzige Voraussetzung gilt für jeden Menschen und niemand kann oder muss ihr noch irgendetwas anderes hinzutun. Um Jesus nachfolgen zu können, ist kein bestimmtes Alter, keine spezielle Fähigkeit und auch kein besonderer Status in der Gesellschaft erforderlich. Der einzige Beitrag, den der Mensch leisten kann, ist, sich selbst zu verleugnen.
Das, was Jesus hier ausspricht, ist nicht einfach nur ein Wunsch. Es ist eine Bedingung, die ein Mensch nicht umgehen kann. Das eigene „Ich“ kann Jesus nicht akzeptieren. Wenn dieses sündige, eigene „Ich“ nicht verleugnet wird, zeigt es sich immer und überall. Sowohl im ganz normalen täglichen Umgang mit unserem Nächsten, aber auch in unserem Dienst für Gott.
Jesus folgen oder doch nur sich selbst
Wir denken häufig, dass wir dem Herrn durch unsere Fähigkeiten, unseren Eifer und unsere Ausdauer nachfolgen können. Dabei bemerken wir nicht, dass wir gar nicht Jesus nachfolgen, sondern in Wirklichkeit eigene Ziele in unserem Dienst verfolgen. Solch ein Gottesdienst macht nur unsere eigene Weisheit, unser eigenes Können und unsere Größe sichtbar. Doch damit ist das Hauptziel im Dienst verfehlt, nämlich dass Christus in der Gemeinde groß wird. Wenn in der Gemeinde aber nicht Christus groß wird, sondern der Mensch, nimmt er damit den Platz ein, der eigentlich Christus gehört.
Selbst Erfolge im Dienst sind nicht zwingendermaßen eine Bestätigung dafür, dass Gott Wohlgefallen an einem solchen Dienst hat. Vielmehr ist es eine Frage der Zeit, bis Gott Sein Urteil über die Gesinnung des Menschen spricht und sich alle verwundern, wie so ein scheinbar vollmächtiger Diener fallen konnte. Unter dem Deckmantel der göttlichen Gebote hat der Mensch danach getrachtet, sich im Dienst selbst zu verwirklichen. Er hat die Gläubigen nicht zu Christus geführt, sondern zu sich selbst.
Die Folgen sind unausweichlich, denn der Herr sagt selbst: „Ich bin der HERR […] und ich will meine Ehre keinem anderen geben“ (Jes 42,8). Jesus Christus nachzufolgen, ohne sich selbst zu verleugnen – das ist der wirkliche breite Weg, der in das Verderben führt. Und es sind viele, die darauf gehen. Der schmale Weg ist der Weg, auf dem das eigene „Ich“ keinen Platz hat. Das eigene „Ich“ kann den schmalen Weg nicht ertragen. Es sucht immer danach, wo es angenehmer ist und wie es sich weiter entfalten kann. Dafür ist der schmale Weg der falsche Ort.
In ihren Briefen warnen die Apostel die Gemeinde vor den Zuständen der letzten Zeit. Der Apostel Paulus nennt es „gräuliche Zeiten“, die auf die Gemeinde zukommen. Er beschreibt die Gläubigen und ihre Gesinnung, die Gott ein Gräuel ist. Zu den Zeichen der letzten Zeit gehört, dass die Leute selbstsüchtig sind und sich selbst nach den eigenen Begierden weiden. Ihr Mund redet stolze Worte und sie trachten nach dem eigenen Vorteil. (vgl. 2.Tim 4,3 und Jud 1,12).
Es gibt noch viele weitere Beispiele in der Heiligen Schrift, die über die letzte Zeit sprechen, in der das fleischliche „Ich“ auch in den Gläubigen stark ausgeprägt ist. Das ist das, was die letzte Zeit so unerträglich macht. Viele Verirrungen und falsche Handlungen sind oft darauf zurückzuführen, dass die Aufforderung zur Selbstverleugnung nicht ernst genommen wurde.
Das eigene „Ich“ im täglichen Leben
Dass der HERR Jesus die Selbstverleugnung als Bedingung für Nachfolge nennt, kommt nicht von ungefähr. Er spricht damit einen wunden Punkt an, der auch der Grund dafür ist, dass der Mensch von sich aus geistlich tot ist. Als Satan dem Menschen im Garten Eden die Frucht anbot, sprach er davon, welche Auswirkungen es haben würde, sollte der Mensch davon essen: „Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was Gut und Böse ist!“ (1.Mo 3,5).
Dem Menschen sollten also die Augen aufgetan werden. Er würde unterscheiden können, was gut und böse ist. Er würde unabhängig von Gott sein – er selbst würde wie Gott sein. Nachdem der Mensch dieses Angebot angenommen hatte, wurden ihm die Augen geöffnet und die Einstellung, er sei wie Gott, nahm Platz in seinem Herzen. Der Platz im Herzen, der Gott gehört, wurde durch das eigene „Ich“ eingenommen.
Diese Haltung hat die menschliche Gesinnung verändert. Sie ist ein Teil der menschlichen Natur geworden. Seit diesem Ereignis dreht sich beim Menschen in erster Linie alles nur um ihn selbst. Die Suche nach der eigenen Ehre bestimmt von jetzt an sein Leben. Er ist nur dann zufrieden, wenn es ihm besser geht als dem Nächsten, wenigstens aber nicht schlechter. Seine Orientierung ist nun er selbst und die Menschen in seiner Umgebung. In seiner Gesinnung steht er im Mittelpunkt und für sein eigenes „Ich“ ist es unerträglich, wenn ein anderer besser dasteht als er. Selbst dann, wenn es der eigene Bruder oder der eigene Schwiegersohn ist.
Kain erschlug seinen Bruder, weil er es nicht ertragen konnte, dass dessen Opfer von Gott angenommen wurde und seins nicht (vgl. 1.Mo 4,5-8). Saul verfolgte David, weil dieser in den Augen der Israeliten erfolgreicher war als er (vgl. 1.Sam 18,8-9).
Wenn das eigene „Ich“ nicht beachtet, gekränkt, übervorteilt oder gar erniedrigt wird, entsteht ein Kampf im menschlichen Herzen. Dieser Umstand lässt ihm keine Ruhe. Es verblendet seine Augen. Es entsteht Neid, Zorn, Hass und Verleumdung. Der Mensch ist bereit, böse Taten zu begehen. Statt sich über die großen Werke Gottes zu freuen, überlieferten die Pharisäer und die Sadduzäer Jesus zur Kreuzigung – aus Neid, wie schon Pilatus es bemerkt hatte (vgl. Mt 27,18). Statt sich über den Sieg Davids über die Philister zu freuen, legte Saul alle Kraft daran, David zu töten. Wir sehen, der Mensch ist sogar bereit, Nachteile zu haben, um seinen Konkurrenten, der sein eigenes „Ich“ gering erscheinen lässt, aus dem Weg zu räumen.
Das eigene „Ich“ in der Gemeinde
Wenn das eigene „Ich“ nicht verleugnet wird, zeigt dieser Umstand natürlich auch im Dienst seine verheerende Wirkung. Solange der Mensch sein eigenes „Ich“ nicht verleugnet hat, trägt er eine Gesinnung in sich, die der Gesinnung Christi völlig entgegensteht: „Der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an“ (Phil 2,6-7).
Die Gesinnung des Christus ist so einem Menschen fremd und das wirkt sich auf seinen ganzen Gottesdienst aus. Die Sanftmut ist für ihn ein Zeichen der Schwäche. Die Taten der Liebe nur Mittel zum Zweck, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Und das Wirken in Jesu Namen dient ihm zur Selbstdarstellung. Solch ein Mensch sieht die anderen Diener im Dienst nicht wirklich als Brüder an, sondern als seine Konkurrenten und verhält sich auch entsprechend.
Er versucht, besser zu sein als die anderen. Um sein Ziel zu erreichen, legt er viel Kraft an. Dabei achtet er sehr genau auf das richtige Erscheinungsbild, auf das, was er tut und darauf, wie und was er spricht. Er passt sich der Umgebung an. Jesus warnte vor Menschen, die „in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind!“ (Mt 7,15).
Wenn seine Bestrebungen nicht zum Erfolg führen, ist er zunächst enttäuscht, dann niedergeschlagen, um schließlich nach den Fehlern zu suchen. Aber nicht bei sich selbst, sondern bei seinem Nächsten. In einem schleichenden Prozess beginnt er damit, seinen Bruder innerlich zu verachten und sogar zu erniedrigen. Das eigene „Ich“ nimmt immer mehr Raum in seinem Herzen ein, sodass für keinen anderen mehr Platz darin ist. Seine bösen Taten versucht er mit guten Absichten oder mit passenden Zitaten aus der Bibel zu rechtfertigen. Die Hauptsache ist, dass das eigene „Ich“ in einem guten Licht dasteht.
Ein Mensch, der den Anschein macht, Jesus Christus nachzufolgen und dabei nicht bereit ist, sein eigenes „Ich“ zu verleugnen, gibt vor, für die Wahrheit, für die Gerechtigkeit und für die Heiligkeit zu kämpfen. In Wahrheit nutzt er aber sogar die Dinge, die in Gottes Augen heilig und wertvoll sind, nur dafür, das eigene „Ich“ zu rechtfertigen und vor den Menschen gut dazustehen.
Den einzigen Beitrag, den der Mensch für die Nachfolge leisten kann, ist, sich selbst zu verleugnen.
Das eigene „Ich“ und die wirksame Gnade Gottes
Diese Selbstgerechtigkeit, hinter der sich das eigene, sündige „Ich“ versteckt, steht der wirksamen Gnade Gottes immer entgegen. Dies ist sehr deutlich an den Pharisäern zu sehen, die zur Zeit Jesu lebten. Sie suchten Jesus nur deshalb auf, um Ihm zu widersprechen, Ihn zu versuchen und alles, was Er tat, infrage zu stellen. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten kannten die Heilige Schrift, aber sie benutzten sie nur zum eigenen Vorteil, um vor den Menschen Ansehen zu erlangen. Ihr eigenes „Ich“ wurde gestärkt durch ihre langen Gebete, die sie vor den Menschen taten. Das eigene „Ich“ nahm dadurch zu, weil sie nicht so waren wie die offensichtlichen Sünder und die verachteten Zöllner. In Ihrer Selbstgerechtigkeit waren sie unzugänglich für die Gnade Gottes.
Das eigene „Ich“, das immer dann zum Vorschein kommt, wenn es um bloße Religion geht, ist sehr trügerisch, weil solche Menschen eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen (vgl. 2.Tim 3,5). Der Apostel Paulus musste sich immer wieder mit falschen Brüdern auseinandersetzen: „Einige verkündigen zwar Christus auch aus Neid und Streitsucht, andere aber aus guter Gesinnung; diese verkündigen Christus aus Selbstsucht, nicht lauter, indem sie beabsichtigen, meinen Fesseln noch Bedrängnis hinzuzufügen; jene aber aus Liebe, weil sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin“ (Phil 1,15-17).
Diesen Widerstand gegen die wirksame Gnade Gottes hat es schon zu allen Zeiten gegeben. Ob von außen durch den Atheismus, im Namen der Religion oder sogar aus dem Inneren der Gemeinde durch falsche Brüder. Was sie alle vereint, ist das eigene, sündige „Ich“, welches nie verleugnet wurde. Sie mögen unterschiedliche Weltanschauungen haben, aber die innere Ausrichtung, die ihrem Wesen nach dem Geist Gottes widersteht, ist die Gleiche. Es ist ein Zustand, den die Bibel als fleischlich bezeichnet. Ein Zustand, der Gott nicht gefallen kann. Ob der Mensch religiös ist oder nicht, es macht keinen Unterschied – er ist verschlossen für die wirksame Gnade Gottes.
Jesus – das größte Vorbild der Selbstverleugnung
Als Jesus auf die Erde kam, unterschied ihn etwas maßgeblich von allen anderen Menschen, die auf der Erde gelebt hatten, lebten und noch leben würden. Er war der Einzige, der das sündige „Ich“ in Seinem Herzen nicht hatte. Er war vollkommen frei davon. In Ihm gab es nichts, was der wirksamen Gnade Gottes entgegenstand. In Ihm hatte der Geist Gottes völlige Freiheit, Er war voller Gnade und Wahrheit (vgl. Joh 1,14). Apostel Paulus schreibt in Kolosser 1,19: „Denn es gefiel [Gott], in ihm alle Fülle wohnen zu lassen.“ In Jesu Dienst gab es keinen Eigennutz, keinen Eigensinn und kein Bestreben, Sich einen Namen zu machen. Er tat alle Zeit, was Gott wohlgefällig ist (vgl. Joh 8,29). Sein Gottesdienst war so vollkommen, dass man dem nichts hinzufügen oder entfernen könnte.
Jesus ruft uns dazu auf, Ihm in diesem Gottesdienst nachzufolgen. Er selbst ist vorangegangen und hat uns ein vollkommenes Beispiel hinterlassen. Doch jedem, der Ihm nachfolgen will, hat Jesus eine Bedingung gestellt: So verleugne er sich selbst! Das ist die wahre Nachfolge, wo nicht mehr das eigene „Ich“ auf dem Thron des Herzens sitzt, sondern Jesus diesen Platz einnimmt. Der Geist Gottes hat erst dann Freiheit in uns, wenn wir in uns das eigene „Ich“ verleugnen. Erst dann kann Jesus Christus in uns Gestalt annehmen. Es ist unser eigenes, sündiges „Ich“, das uns so stark von Jesus unterscheidet. Und nicht nur das. Es ist auch das größte Hindernis dafür, dass Christus uns in Sein Bild verändern kann.
Dem eigenen „Ich“ muss das Kreuz aufgelegt werden, um unter diesem Kreuz Jesus nachzufolgen.
Die Liebe – das deutlichste Zeichen der Nachfolge
Das erste, das ein Jünger Jesu von seinem Meister lernt, ist, dass bei Christus alles in Liebe geschieht. Und eine wichtige Eigenschaft der Liebe ist: Sie sucht nicht das Ihre (vgl. 1.Kor 13,5). Das eigene „Ich“ hat also gar keinen Platz in der wahren Liebe. Das, was die Liebe so groß macht, ist, dass sie selbstlos ist. Sie ist bereit, alles zu geben. Sie ist bereit, die Schwachheiten anderer auf sich zu nehmen, Ungerechtigkeiten zu ertragen, Spott zu erdulden und sogar Nachteile auf sich zu nehmen. In Jesus Christus zeigt sich die Liebe in ihrer ganzen Vollkommenheit. Seine Liebe war so groß, dass Er um unseretwillen ans Kreuz gegangen ist und Sein Leben für uns geopfert hat, als wir noch Sünder waren.
Wenn die Liebe in uns groß werden soll, kann sich das eigene „Ich“ dabei nicht verwirklichen. Es sind zwei Gegensätze, die nicht nebeneinander existieren können. Denn sobald sich im Dienst, der in Liebe geschehen soll, das eigene „Ich“ mit dem Bestreben, sich zu erheben und seinen eigenen Vorteil zu suchen, regt, ist das kein Dienst mehr, der in Liebe geschieht. Das eigene selbstsüchtige „Ich“ ist der größte Feind für die Liebe. Immer und überall, wo sich die Liebe zeigt, bewirkt sie einen großen Segen und bringt große Freude mit sich.
Doch sobald sich das eigene „Ich“ hineinschleicht und es sichtbar wird, dass der Diener in seinem Tun einen Vorteil auch nur erhofft, bewirkt der gesamte Dienst genau das Gegenteil. Statt Freude entsteht Betrübnis, statt geistlicher Erbauung eine geistliche Niedergeschlagenheit. Statt Einigkeit gibt es Entzweiung, statt Segen nur Zerstreuung. Für jemanden, der Jesus nachfolgen möchte, wird das eigene „Ich“ immer im Weg sein. Während er im Glauben auf Gott schauen sollte, sieht er sich selbst, seine eigenen Fähigkeiten oder die Umstände, die ihn umgeben.
Wenn Unfrieden entsteht, so hat das eigene „Ich“ meistens einen Anteil daran. Denn Gehorsam ist für das eigene „Ich“ eine schwer zu ertragende Last. Was für den, der sich selbst verleugnet hat, eine Quelle ist – Jesus näherzukommen, ihn kennenzulernen und Ihm in seinem Charakter ähnlich zu werden – ist für den, der sich nicht verleugnet hat, eine kaum zu ertragende Bürde. Doch das Schlimmste ist, dass solch ein Mensch für Jesus Christus immer ein Fremder bleibt, welchen der Herr nicht kennt.
Selbstverleugnung – und was dann?
Mit der Aufforderung, sich selbst zu verleugnen, zeigte Jesus den Menschen, dass es tief in ihrem Inneren etwas gibt, dass Er nicht sehen möchte und dass Jesus es ist, der davon freimachen kann. Das eigene „Ich“ zu verleugnen oder überhaupt erst einmal zu erkennen, ist ein Werk der göttlichen Gnade. Denn dem natürlichen Menschen sind die Augen dafür verschlossen. Er sieht keine Notwendigkeit dafür. Erst wenn ihn die Güte Gottes zur Buße leitet, werden ihm die geistlichen Augen aufgetan.
Im Lichte Gottes sieht der Sünder die Heiligkeit und die Größe Gottes und seine eigene sündhafte Natur. Er erkennt, dass es nicht nur seine Taten sind, die Gott nicht gefallen, sondern dass sein ganzes Wesen an sich verdorben ist. Ihm wird klar, dass er in diesem Zustand vor Gott nicht bestehen kann. Er ist auf ewig verloren, wenn er in diesem Zustand bleibt. Nun wendet der Sünder sich von seinem sündigen Wesen ab. Er will nichts mehr damit zu tun haben – er verleugnet es.
Der Sünder spricht selbst das Urteil über sich und bittet Gott um Gnade. In diesem Moment erfährt er Gottes Zuwendung, Gnade und Liebe. Die Gewissheit, dass Gott ihn angenommen hat und dass er jetzt Jesus nachfolgen darf, erfüllt sein Herz. Die Buße ist ein sehr wichtiger Bestandteil in dem Prozess, in dem der Mensch sich von seinem alten, vom eigenen „Ich“ geprägten Leben, abwendet und ein neues Leben in Jesus Christus beginnt.
Sich selbst zu verleugnen ist erst der Anfang in der Nachfolge Jesu. Der Herr Jesus sagt: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst“ (Lk 9,23). „Wer mir nachkommen will“ ist der Zustand, wenn der Wille zur Nachfolge im Herzen des Menschen entsteht, das ist der Ruf Gottes, der zu ihm dringt. Ihm wurden die geistlichen Augen aufgetan. Sein Verstand sagt ihm, dass es keinen anderen Weg gibt und sein Herz hat ein neues Verlangen – es will Jesus nachfolgen. Und in diesen Moment der Entscheidung zur Nachfolge spricht Jesus hinein und sagt ihm, dass er sich nun zuallererst selbst verleugnen muss. Und wenn das geschehen ist, wenn er sich von seinem alten, sündigen Leben abgewandt und sich Jesus zugewandt hat, kommt der nächste Schritt: „Und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach“ (Lk 9,23).
Nachdem der Nachfolger Jesu sich selbst verleugnet hat, soll er nun sein Kreuz auf sich nehmen. Dem eigenen „Ich“ soll das Kreuz aufgelegt werden, um unter diesem Kreuz Jesus nachzufolgen. Das Kreuz ist ein Mittel zur Hinrichtung und es tötet denjenigen, der es trägt. Damit bringt Jesus zum Ausdruck, dass das eigene „Ich“, welches verleugnet wurde, nun abgetötet werden muss. Während das Verleugnen nur eine Abwendung von dem eigenen „Ich“ ist, ist die Aufnahme des Kreuzes eine wirksame Aktion gegen das eigene, sündige „Ich“. Es dient dazu, dass das eigene, sündige „Ich“ immer mehr abstirbt und Jesus dafür immer mehr zunimmt, wie der Apostel Paulus sagt: „Und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).
Jetzt bist du gefragt – es lohnt sich
Es sind die Wege, auf denen man Jesus nachfolgt, die dazu führen, dass das eigene „Ich“ stirbt. Wenn man trotz aller Umstände auf Jesus schaut, auf ihn vertraut, nach Seinen Wegen fragt und versucht, Ihm zu gefallen, stirbt es. Das eigene „Ich“ ist noch nicht tot. Es widersteht, wo es nur kann. Es sucht nach Auswegen, es will bemitleidet werden, es versucht, irgendwie zu überleben.
Doch schau in solchen Momenten nicht auf dich und auch nicht auf die Menschen um dich herum. Richte deinen Blick im Glauben auf Jesus Christus, von wo deine Hilfe kommt. Wenn du das tust, verbindest du dich mit Jesus. Er kommt dir so nah, der Trost ist so groß und der Friede so tief. Du lernst Jesus Christus auf eine besondere Art kennen. Du lernst zu schmecken, dass der Herr gütig ist.
Es ist eine Erfahrung, die nur denen zugänglich ist, die sich selbst verleugnen, das Kreuz auf sich nehmen und Christus nachfolgen, ob diese Wege leicht oder schwierig sind, ob sie Traurigkeit oder Freude mit sich bringen. Auf allen deinen Wegen erkennst du den Herrn, denn er selbst ebnet deine Pfade (vgl. Spr 3,6).
Alexander Kort
Gemeinde Sottrum