Podcast: Download (Duration: 15:20 — 10.5MB)
Ist es nicht ein Widerspruch in sich selbst, dass ein Mann, der Ehebruch und Mord beging, als Mann nach dem Herzen Gottes beschrieben wird? Dieser Mann begann schwere Vergehen. Doch selbst Jesus, der Sohn Gottes, lässt sich als der Sohn dieses Mannes bezeichnen (vgl. Mk 10,46-52). Es geht um David, der in seinem Leben verschiedene Etappen mit Höhen und Tiefen durchgemacht hat, die sich zu widersprechen schienen.
David hatte ein bewegtes Leben, denn unter ihm begann die Blütezeit Israels. Er war ein begabter Führer, Held, Krieger, Organisator, Musiker und Dichter. Schon in seinen jungen Jahren wurde er als schön, redegewandt, tüchtig, zuverlässig, musikalisch und tapfer bezeichnet (vgl. 1.Sam 16,12;18). Sein Name „David“ (hebräisch דָּוִד und דָּוִיד Dāwīd)1 bedeutet u.a. wahrscheinlich „Liebling“2. Bevor David überhaupt an eine Herrschaft als König denken konnte, wurde er schon von Gott dazu außerwählt (vgl. 1.Sam 13,14). Betrachten wir die Bedeutung seines Namens, so scheint es, als ob Gott David schon im Mutterleib auserwählte und dafür sorgte, dass er auch den richtigen Namen mit der Bedeutung „Liebling“ erhielt.
Salbung
Gott sandte den Propheten Samuel, um David zum König zu salben. Von diesem Tag an kam der Geist des Herrn über David (vgl. 1.Sam 16,13). Doch statt gleich seine Königsherrschaft anzunehmen, erlebte David viel Widerspruch und Entbehrung. Gleich als die Philister ihre Heere zum Kampf zusammenzogen, unterstellte ihm Davids ältester Bruder, dass er vermessen und böse sei und als Schaulustiger nur den Kampf sehen wolle (vgl. 1.Sam 17,28).
Doch David stellte seinen Mut, seine Aufrichtigkeit und sein Gottvertrauen unter Beweis. Er war derjenige, der den Mut besaß, gegen den Riesen Goliath zu kämpfen. Mit der Hilfe Gottes wurde dieser Riese besiegt. Nach dem Sieg über Goliath rief Saul David ganz an den Königshof (vgl. 1.Sam 18,2). David zog von nun an für König Saul in die Kriege und riskierte sein Leben für ihn. Und dass, obwohl er selbst zum König gesalbt worden war. Er ordnete sich dem aktuellen König und Gesalbten unter und stellte somit seine Demut unter Beweis.
Widerspruch und Umbrüche
David hatte eine militärische Karriere unter König Saul. Nach nur kurzer Zeit wurde er über die anderen Krieger gestellt. Seine Tapferkeit und Erfolge gegen die Philister zeichneten ihn aus. Überall, wohin König Saul David sandte, um Kriege zu führen, richtete er sie recht aus (vgl. 1.Sam 18,5). Das Volk verehrte ihn. Doch das war nicht von langer Dauer. Anstatt sich zu freuen, wurde König Saul auf David neidisch, zornig und schmiedete einen Plan, ihn zu töten. Davids Ruhm überstrahlte den Ruhm Sauls. Er fürchtete, dass David der nächste König werden könnte (vgl. 1.Sam 18,1-30).
Es begann eine jahrelange und erbarmungslose Verfolgung Davids. Es war eine Zeit des Widerspruchs und Umbruchs in Davids Lebens. David entkam dem König Saul immer wieder. Er weigerte sich sogar auf der Flucht, seinen Verfolger König Saul zu töten (vgl. 1.Sam 24). Obwohl David damit Saul seine Achtung und Treue bewies, verfolgte er David immer weiter. Gott gab David erneut die Möglichkeit, Saul zu töten und doch tat er es auch zum zweiten Mal nicht (vgl. 1. Sam 26).
Er bekam die Möglichkeit, von seinem Verfolger wegzukommen, Rache zu üben und das Königreich an sich zu reißen. Doch er zeigte trotz Verfolgung seine Aufrichtigkeit und Treue zu dem gesalbten und von Gott eingesetzten König. Gott gab ihm die Weitsicht und Weisheit, diese schreckliche Tat nicht zu tun. Hätte David Saul getötet, hätte ihn der Nachfolger Sauls verfolgen müssen, um diesen Mord zu sühnen (vgl. 2.Mo 21,12‑14). Dies wäre höchstwahrscheinlich sein guter Freund und der älteste Sohn Sauls, Jonathan, gewesen.
Scheinbar widerspricht sich Gottes Zusage
Es schien, als widersprächen sich Gottes Zusagen und Seine Führung. David hatte Grund, verzweifelt zu sein. Statt eines verheißenen Königtums musste David mit 600 Mann zu den Philistern fliehen. Er floh zu den Feinden Israels, die er selbst bekämpft hatte. Er war sich bewusst, dass Saul ihn eines Tages doch noch umbringen lassen würde. In einem bevorstehenden Kampf zwischen den Philistern und den Israeliten sollte David auf der Seite der Philister in den Krieg gegen das Land Israel ziehen. Er belog den Philister Achisch, in dessen Dienste er nun stand über die Orte seiner Raubzüge. Damit der Betrug nicht auffiel, mordete er erbarmungslos. Dadurch gewann er das Vertrauen des Philisters (vgl. 1.Sam 27).
Dieser wollte daraufhin David und seine Männer mit in den Kampf gegen Israel nehmen. Doch David wurde davor bewahrt, gegen Israel kämpfen zu müssen (vgl. 1.Sam 29,1-7). Wieder zurück an ihrem Wohnort in Ziklag mussten er und seine Männer feststellen, dass der Ort ausgeraubt und zerstört worden war. David und seine Männer hatten alles verloren, auch alle Frauen und Kinder waren weggeführt worden.
Aus der Verbitterung heraus wollten ihn seine eigenen Männer steinigen. Doch David stärkte sich in dem Herrn, befragte Ihn und bekam eine Antwort. Dann jagten David und seine Männer den Räubern hinterher und retteten alles, was geraubt worden war, samt allen Frauen und Kindern. Gott verschaffte David einen großen Sieg. Von der Beute, die sie machten, konnten sogar Geschenke an die Freunde Davids in Juda übergeben werden (vgl. 1.Sam 30). Der scheinbare Widerspruch löste sich auf. Kurz darauf wurde König Saul im Kampf getötet und David wurde in Juda zum König gesalbt (vgl. 2.Sam 2,4). Es dauerte trotzdem noch über sieben Jahre, bis David über ganz Israel König wurde (vgl. 2.Sam 5,5).
Furcht des Herrn
David befand sich nicht selten in bedrohlichen und ausweglosen Lagen. Er konnte nicht verstehen, wieso vieles in seinem Leben geschah und fühlte sich von Gott vergessen und verlassen. Davon zeugen viele Psalmen (vgl. Ps 22,2). Es ist nicht immer ersichtlich, zu welcher Zeit er welchen Psalm verfasste. Doch viele schwierige Lebenssituationen beschrieb David in Psalmen. Er brachte Gott sein Leid, seine Verzagtheit, seine Klage und seine Verfehlungen (vgl. Ps 13; 22; 38; 57).
Er legte in diesen Psalmen seine Gefühle vor Gott offen dar. Trotz der schwierigen Situationen, Begebenheiten und Momente in seinem Leben setzte er sein Vertrauen auf den Herrn. David fürchtete den Herrn und ließ sich von ihm leiten. Er wusste, dass Gott alles in Seinen Händen hält und alle Macht besitzt.
Vorbereitung
Schon in seinen frühen Jahren lernte David, sein Vertrauen auf Gott zu setzen. Er war in der glücklichen Situation, dass ihm der Glaube und das Vertrauen in den Herrn schon als Baby auf seinen Lebensweg mitgegeben wurde. In Psalm 22,11 sagt er: „Auf dich bin ich geworfen vom Mutterschoß an; vom Leib meiner Mutter her bist du mein Gott.“ Im Schoß seiner Mutter hatte er Zuneigung, Liebe, Trost und Geborgenheit erfahren. Er lernte schon hier, dass sein Leben in der Hand Gottes lag. Daran konnte er sich in der Zeit der Not erinnern und Gott verherrlichen.
Es gibt viele Männer, die Könige geworden sind. Doch es gibt nur wenige, die es wirklich waren. Viele Könige missbrauchten ihre Macht, da sie sich nur für ihr eigenes Wohlergehen interessierten. Sie liebten den Luxus und ihre Autorität. Bei David war es anders. Er strebte nicht nach Macht, obwohl er die Chance gehabt hätte, über den Mord an Saul dem Königtum einen Schritt näher zu kommen. Der Lebensweg, den er durchstehen musste, bis er König wurde, prägte ihn. Er sammelte auf diese Weise Erfahrung. Er lernte in dieser Zeit zu verzichten und seine Autorität zu verlieren, indem er u.a. zu den Feinden floh.
Gott bereitete David auf diese Weise auf sein Amt als König vor. Durch die Lebensumstände lernte er „stille zu sein“ (Ps 62,6), sein „Herz vor Gott auszuschütten“ und „seine Zuversicht“ bei Gott zu suchen (Ps 62,9). Durch seinen Mut, seine Aufrichtigkeit und Tapferkeit verschaffte er sich auch die Anerkennung des Volkes. Durch diese Vorbereitung, Erfahrung und Anerkennung konnte er als guter König wirken.
Ein Mann mit Auszeichnung
König David verwandelte das kleine Israel in ein starkes Königreich. Er unterwarf viele Völker: die Philister, die Moabiter, den König von Zoba, die Aramäer von Damaskus und die Edomiter (vgl. 2.Sam 8,1-13). Doch seine größte Auszeichnung und sein größter Ruhm war, dass er ein Mann nach dem Herzen Gottes genannt wurde, obwohl er in seinem Leben gräuliche Vergehen beging (vgl. 1.Sam 13,14). Da er viel Blut vergoss, durfte er dem Herrn kein Haus bauen (vgl. 1.Chr 22,8). Er begann Ehebruch (vgl. 2.Sam 11,4) und um dies zu verheimlichen, begann er anschließend einen Mord (vgl. 2.Sam 11,5-17).
Er war nicht vollkommen und seine Vergehen gefielen Gott nicht, doch er hatte ein bußfertiges Herz. Er war bereit, seine Vergehen einzugestehen, sich zu demütigen und vor Gott Buße zu tun.
David strebte nach der Gerechtigkeit und dem Willen Gottes. Solche Menschen sucht Gott (vgl. Jer 5,1). Im Nachhinein sprach Gott über David, dass er vor Gott wohlgefällig gewandelt sei (vgl. 1.Kön 11,33). Im Hebräerbrief wird er als einziger König als Held des Glaubens erwähnt. Dies geschieht, weil alle späteren Könige nach ihm beurteilt wurden (vgl. 1.Kön 14,8).3
Im Hebräerbrief treffen zwei Verse sehr stark auf David zu: Er hat durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, ist der Schärfe des Schwerts entronnen, ist aus der Schwachheit zu Kräften gekommen, ist stark geworden im Kampf und hat fremde Heere in die Flucht geschlagen. Gefestigt und gestärkt durch das, was er erlebt hat, wandelte David sein ganzes Leben lang als ein Mann nach dem Herzen Gottes (vgl. Hebr 11,33-34).
Petrus beschreibt es im Neuen Testament treffend: „Der Herr weiß die Gottesfürchtigen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren für den Tag des Gerichts, wenn sie bestraft werden“ (2.Petr 2,9). David fürchtete Gott. Deshalb stand ihm Gott bei, half ihm und rettete ihn in der Not.
Schlusswort
Wir können viel für unser Leben aus den Begebenheiten und Erzählungen Davids nehmen. Er wird uns in der Bibel als ein Mensch mit Stärken und Schwächen dargestellt. Trotz Schwierigkeiten und scheinbar unerfüllten Zusagen Gottes vertraute er Gott vollkommen. Denn Gott hält, was Er verspricht, auch wenn es etwas dauert! Ist es bei uns nicht auch manchmal so? Gott hat uns durch Sein Wort so viele wunderbare Verheißungen zugesagt, auf die wir vertrauen und hoffen dürfen.
Doch manchmal scheint es, als halte Gott Seine Versprechen nicht. So wie bei David möchte Er, dass wir geduldig warten. Er möchte uns in dieser Zeit formen, vorbereiten und uns Erfahrungen für unseren zukünftigen Lebensabschnitt sammeln lassen.
Anatoli Bloch
Gemeinde Bielefeld