Ich nenne es eine Irrlehre!

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Ich nenne es eine Irrlehre!

2023-10-02T17:46:16+02:0030. September 2023|

Irrlehre – ein gut bekanntes, oft gefürchtetes Wort. In diesem Artikel geht es um eine Irrlehre, die A.W. Tozer schon vor Jahrzehnten entlarvte. Diese Irrlehre hat heute in vielen christlichen Leben Einzug gehalten. Es mag sein, dass auch manch ein Leser dieser Zeitschrift sich darin wiederfindet. Hier werden neben den Merkmalen der falschen Lehre auch Auswege genannt, um wieder zu einem gesunden Glauben zu gelangen.

 

„Als Kinder des Gehorsams passt euch nicht den Begierden an, die früher in eurer Unwissenheit (herrschten)“ (1.Petr 1,14).

Die Heilige Schrift lehrt nicht, dass die Person Jesu Christi oder irgendeines der bedeutsamen Ämter, die Gott Ihm verliehen hat, je nach Laune der Menschen geteilt oder ignoriert werden könnten.Darum nehme ich mir die Freiheit, meine Beobachtung kundzutun, dass in evangelikalen Kreisen eine bemerkenswerte Irrlehre aufgekommen ist: Weithin nimmt man an, wir Menschen hätten die Möglichkeit, Christus nur als unseren Retter anzunehmen und könnten den Ihm als Herrn gebührenden Gehorsam so lange hinausschieben, wie es uns beliebt!

 

Diese Vorstellung stammt natürlich aus einem Missverständnis über das, was die Bibel tatsächlich über christliche Nachfolge und über den Gehorsam sagt. Doch findet man sie beinahe in unserer gesamten evangelistischen Literatur. Ich bekenne, auch zu denen gehört zu haben, die so predigten, bevor ich anfing, ernstlich zu beten und intensiv zu forschen und über die ganze Angelegenheit mit allem Ernst nachzudenken.

Ich glaube, das Folgende ist eine faire Darstellung dessen, was mir in meinen frühen Jahren als Christ beigebracht worden ist; das aber bedarf ganz gewiss einer Menge Einschränkungen und vieler Erklärungen, damit wir vor einer Irrlehre bewahrt werden: „Wir werden errettet, indem wir Christus als unseren Erretter annehmen; wir werden geheiligt, indem wir Christus als unseren Herrn annehmen; wir können das erste ohne das zweite tun!“ In Wahrheit aber ist der Heiligen Schrift eine vom Gehorsam getrennte Errettung unbekannt. Petrus macht deutlich, dass wir auserwählt sind nach der Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam (vgl. 1.Petr 1,2).

 

Welche Tragik, dass wir in unseren Tagen oftmals evangelistische Aufrufe hören, die auf dieser Basis beruhen: „Komm zu Jesus! Du brauchst niemandem zu gehorchen. Du brauchst auch nichts zu ändern. Du musst nichts aufgeben oder zurückgeben, nichts ausliefern, nichts loslassen – du brauchst nur zu kommen und Ihn als Retter anzunehmen!“ So kommen sie dann und glauben an den Erretter. Später, in einer Versammlung oder Konferenz, hören sie dann einen anderen Appell: „Nun hast du Ihn als Retter angenommen, wäre es dir nun auch recht, Ihn als Herrn zu akzeptieren?“

 

Die Tatsache, dass wir das von überall her hören, macht die Sache nicht richtiger. Menschen zu drängen, einen geteilten Christus anzunehmen, ist eine schlechte Lehre, weil niemand einen halben Christus annehmen kann, oder einen drittel Christus, oder ein Viertel Seiner Person! Wir werden nicht durch den Glauben an ein Amt oder ein Werk errettet.

Ich hörte wohlmeinende Prediger sagen: „Komm und glaube an das vollbrachte Werk!“ Das Werk wird uns nicht retten. Die Bibel lehrt uns nicht, an ein Amt oder ein Werk zu glauben, sondern an die Person des Herrn Jesus Christus selbst, an die Person, die das Werk vollbracht und diese Ämter innehat.

 

Beachtet noch einmal, dass Petrus den zerstreuten und verfolgten Christen seiner Tage den Gehorsam dringend ans Herz legt. Es erscheint mir sehr wichtig, dass Petrus von seinen Mitchristen als von „gehorsamen Kindern“ spricht. Er befahl ihnen den Gehorsam nicht, auch ermahnte er sie nicht dazu. Stattdessen sagt er dem Sinn nach: „Weil ich annehme, dass ihr gläubig seid, gehe ich davon aus, dass ihr auch gehorsam seid. Deshalb, als gehorsame Kinder, handelt so und so …“

 

Gehorsam wird überall in der Bibel gelehrt

Brüder, ich möchte den Finger darauflegen, dass in der ganzen Bibel der Gehorsam gelehrt wird und dass dieser Gehorsam eines der wichtigsten Erfordernisse des Christenlebens darstellt. Ohne Gehorsam kann es keine Errettung geben; denn Errettung ohne Gehorsam ist eine in sich selbst widersprüchliche Unmöglichkeit. Das Wesen der Sünde ist die Rebellion gegen die göttliche Autorität.

Gott sagte zu Adam und Eva: „Vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!“ (1.Mo 2,17). Hier finden wir eine göttliche Forderung, die Gehorsam von denen erwartet, die ihrerseits über Kräfte des Willens und der Entscheidung verfügten. Trotz des strengen Verbots streckten Adam und Eva die Hand aus und aßen von der Frucht; sie lehnten sich im Ungehorsam gegen Gott auf und brachten Sünde auf sich.

 

Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer sehr schlicht und schnörkellos von der „Übertretung des einen“ – und dies ist ein ernstes Wort, das der Heilige Geist den Apostel schreiben lässt –; durch diese Übertretung des einen kam die Verdammnis über alle Menschen! Im 1. Johannesbrief sagt die Bibel ganz einfach, die Sünde sei die Gesetzlosigkeit und Ungehorsam gegen das Gesetz Gottes. Und den Ephesern beschreibt Paulus die Sünder als „Söhne des Ungehorsams“. Damit meint Paulus gewiss, der Ungehorsam sei ihr Wesensmerkmal, das sie bestimmt und formt. Der Ungehorsam ist Teil ihrer Natur geworden.

 

All dies bildet den Hintergrund für die große, beständige Frage: „Wer ist der Herr?“ Daraus ergeben sich weitere Fragen: „Wem gehöre ich?“ und „Wer hat das Recht, von mir Gehorsam zu verlangen?“

Nun, ich glaube, von allen Menschen haben wir in der westlichen Welt augenblicklich die meisten Schwierigkeiten damit, irgendeinem Menschen oder einem Gesetz zu gehorchen. Wir fühlen uns als freie Menschen. Durch Revolutionen haben wir uns die Freiheiten erstritten. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit war die Losung, unter der sich die Menschen vom Tyrannenjoch befreit haben, und darum fängt unser Blut an zu kochen, wenn jemand sagt: „Du bist zum Gehorsam verpflichtet!“ Wir nehmen es jedem übel, der uns nahelegt, wir sollten jemandem Gehorsam schulden. Das widerstrebt unserer Natur. In diesem Sinne haben die Menschen dieser Welt immer eine schnelle Antwort bereit, wenn jemand fragt: „Wem gehörst du?“ oder: „Wem bist du Gehorsam schuldig?“ Die Antwort lautet: „Ich gehöre mir! Niemand hat das Recht, von mir Gehorsam zu verlangen!“

 

Der Pilot bestimmt die Richtung des Flugzeugs. Weil Gott uns nach Seinem Bild geschaffen hat, sind wir moralisch verantwortliche Geschöpfe mit Macht zur Selbstbestimmung - und keine Maschinen. Bildquelle:
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Im Namen der Individualität

Unsere Generation hat es ganz besonders damit und redet von „Individualismus“. Aufgrund unserer Individualität nehmen wir für uns das Recht zur Selbstbestimmung in Anspruch. Im Flugzeug bestimmt der Pilot, der am Steuerknüppel sitzt, wohin das Flugzeug fliegt. Er hat das Ziel zu bestimmen. Nun, wenn Gott uns Menschen nur wie Maschinen gemacht hätte, besäßen wir nicht die Macht zur Selbstbestimmung; aber weil Er uns in Seinem Bild erschaffen hat, machte Er uns zu moralisch verantwortlichen Geschöpfen und gab uns die Macht zur Selbstbestimmung. Ich will damit nicht sagen, wir hätten das Recht zur Selbstbestimmung, da Gott uns nur die Macht gegeben hat, das Böse zu wählen.

Weil Gott ein heiliger Gott ist und wir moralische Wesen sind, haben wir zwar die Macht, aber nicht das Recht, das Böse zu wählen; so hat zum Beispiel niemand das Recht zu lügen. Wir haben die Macht zu lügen; aber niemand hat das Recht dazu. Wir haben die Macht zu stehlen – ich könnte hingehen und mir einen Mantel nehmen, der besser ist als der meine. Ich könnte durch eine Hintertür mit dem Mantel verschwinden. Die Macht dazu habe ich, aber nicht das Recht! Ich habe die Macht, ein Messer, eine Rasierklinge oder einen Revolver zu nehmen und einen Menschen umzubringen; aber ganz gewiss habe ich nicht das Recht dazu! Ich habe nur die Macht dazu.

 

Tatsächlich haben wir nur das Recht, gut zu sein – niemals hatten wir das Recht, böse zu sein, weil Gott gut ist. Wir haben nur das Recht, heilig zu sein; nie hatten wir das Recht zur Unheiligkeit. Wenn ihr unheilig seid, nehmt ihr euch ein Recht heraus, das euch nicht zusteht. Adam und Eva hatten kein moralisches Recht, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen; doch taten sie es und usurpierten [Anm. d. Red.: lateinisch: durch Gebrauch rauben] ein Recht, das ihnen nicht gehörte.

Der Dichter Tennyson muss darüber nachgedacht haben, als er schrieb: „Unser Wille gehört uns, warum, das weiß keiner; unser Wille gehört uns, dass er werde wie Deiner!“ Oh, dies Geheimnis des freien Willens des Menschen ist viel zu groß für uns! Tennyson sagt: „Warum, das weiß keiner.“ Doch dann fährt er nüchtern und entschieden fort: „Unser Wille gehört uns, dass er werde wie Deiner!“ Und das ist hier auf Erden der einzig rechtmäßige Umgang mit unserem Willen: ihn dem Willen Gottes anzugleichen!

 

Gott ist souverän

Wir müssen daran denken, wer Gott ist und wer wir sind. Gott ist unumschränkt und wir sind Seine Geschöpfe. Er ist der Schöpfer, und darum hat Er das Recht, uns zu befehlen, und wir haben die Verpflichtung zum Gehorsam. Das ist eine frohmachende Verpflichtung, darf ich dazu sagen; denn Sein Joch ist sanft und Seine Last ist leicht.

 

An dieser Stelle komme ich wieder auf unsere menschliche Behauptung zurück, Christus könne eine geteilte Beziehung zu uns aufnehmen. Das wird aber heute so allgemein verkündigt, dass man bei Widerspruch oder Bedenken schnell gezeigt bekommt, wie weit man sich aus dem Fenster gelehnt hat. Man muss sich dann auf allerhand gefasst machen. Aber wie kann man darauf bestehen, unser Herr Jesus Christus könne unser Retter werden, ohne auch unser Herr zu sein? Wie kann man weiterhin lehren, wir könnten errettet werden, ohne daran zu denken, unserem souveränen Herrscher gehorchen zu wollen?

 

Ich bin überzeugt, dass jeder, der an Jesus Christus glaubt, an den ganzen Herrn Jesus Christus glauben muss und keine Vorbehalte machen darf! Ich bin überzeugt, dass es falsch ist, Jesus als eine Art göttlicher Krankenschwester zu betrachten, zu der man gehen kann, wenn einen die Sünde verwundet hat; und wenn Er geholfen hat, sagt man: „Auf Wiedersehen!“ – und geht seine eigenen Wege.

Stellt euch vor, ich ginge ins Krankenhaus und erzählte den Ärzten, ich bräuchte eine Bluttransfusion oder eine Untersuchung meiner Gallenblase. Nachdem sie mir geholfen hätten, würde ich einfach mit einem fröhlichen „Auf Wiedersehen!“ weggehen, als ob ich ihnen nichts schuldig wäre und sie mir nur aus Freundschaft aus der Not geholfen hätten [Anm. d. Red.: Bis Ende der 1960er Jahre bestand in den USA eine unmittelbare Arzt-Patient-Beziehung, da der Patient die Rechnungen selbst zu zahlen hatte. Quelle: wikipedia]. Das mag euch grotesk erscheinen; aber es beschreibt sehr genau diese Leute, denen man beigebracht hat, sie könnten Jesus als Retter in Anspruch nehmen, wenn sie in Druck sind, ohne Ihm als ihrem souveränen Herrn Gehorsam und Untertanentreue schuldig zu sein.

 

Ein solches Erlösungskonzept gibt es nicht

Nirgends finden wir in der Bibel etwas dergleichen. Nirgends finden wir einen Anlass zu glauben, wir könnten Jesus als Retter annehmen, ohne dass Er gleichzeitig auch unser Herr würde. Er ist der Herr, und als der Herr rettet Er uns, weil Er alle die Ämter als Retter und Christus und Hoherpriester und als Weisheit und Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung innehat! Er ist das alles, und alles verkörpert sich in Ihm, dem Christus und Herrn.

 

Meine Brüder, es ist uns nicht erlaubt, wie überlegene und schlaue Geschäftsleute zu Christus zu kommen und zu sagen: „Wir wollen dies oder das; aber das andere wollen wir nicht!“ Wir kommen nicht zu Ihm wie einer, der ein Haus einrichtet und erklärt: „Der Tisch gefällt mir, aber den Stuhl brauche ich nicht“ – und teilen so die Garnitur auf.

Nein, meine Herren! Entweder der ganze Christus oder gar kein Christus!

 

Ich glaube, wir müssen der Welt wieder den ganzen Christus predigen, einen Christus, der unsere Verteidigungen nicht nötig hat, einen unzerteilten Christus, einen Christus, der entweder Herr über alles oder gar kein Herr ist! Ich halte es für wichtig zuzugeben, dass wahre Errettung das Recht einer Schöpfer-Geschöpf-Beziehung wiederherstellt, weil damit Gottes Recht auf unsere Nachfolge und Gemeinschaft anerkannt wird.

 

Seht, wir haben in unseren Tagen die Psychologie des Zustands der Sünder überbetont. Wir verbringen viel Zeit mit der Beschreibung des Sünderelends, mit dem Kummer des Sünders wegen der vielen Lasten, die er zu tragen hat. Natürlich hat er Lasten; aber wir haben sie dermaßen überbetont, dass wir darüber die grundlegende Tatsache vergessen haben: Der Sünder ist ein Rebell gegen rechtmäßig eingesetzte Autorität!

Das macht die Sünde zur Sünde. Wir sind Rebellen. Wir sind Söhne des Ungehorsams. Sünde ist Gesetzesübertretung und wir befinden uns im Aufstand und fliehen vor den gerechten Gesetzen Gottes, während wir weiter sündigen.

 

Ein Bild: Stellt euch einen Mann vor, der aus dem Gefängnis entflohen ist. Der hat natürlich Kummer. Er hat Schmerzen, weil er sich an Balken und Steinen und Zäunen stößt, während er sich versteckt und im Finstern davonkriecht. Er wird bald hungrig und müde sein und ihn wird frieren. Sein Bart wächst, und nachts liegt er irgendwo vor Kälte gekrümmt – all das widerfährt ihm, aber alles hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass er ein Flüchtling vor der Justiz und ein Rebell gegen das Gesetz ist. So ergeht es den Sündern. Gewiss geht es ihnen herzlich schlecht und sie tragen schwere Lasten. Die Bibel berichtet von all diesen Dingen; aber alles hat seine Ursache darin, dass ein Sünder ist, was er ist, dass er gegen Gottes Gebote rebelliert und vor dem göttlichen Gericht flüchtet.

 

Darin liegt das Wesen der Sünde; nicht darin, dass der Mensch schwere Lasten an Elend und Traurigkeit und Schuld mit sich schleppt. Diese Dinge sind nur aus der sündigen Natur hervorgewachsen, die Wurzel aber liegt in der Rebellion gegen Gott. Sagt nicht der Sünder: „Ich gehöre mir selbst – ich brauche nur dem zu gehorchen, den ich mir dazu aussuche!?“ Das ist die Sünde als solche.

Aber Gott sei Dank wird das durch die Errettung verändert. Die frühere Beziehung wird wieder hergestellt; daher ist das Erste, was ein Sünder tut, dies: Er bekennt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen! Mach mich wie einen deiner Tagelöhner“ (Lk 15,18-19).

 

Wir verändern die Beziehung also durch Buße tun, und wir unterwerfen uns völlig dem Wort Gottes und dem Willen Gottes. Wir werden also gehorsame Kinder.

Nun liegt aber für moralische Geschöpfe gerade alles Glück darin, liebe Brüder, dass sie Gott gehorchen. Der Psalmist ruft in Psalm 103,21 aus: „Preist den HERRN, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, die ihr seinen Willen tut!“

Die Engel im Himmel finden ihre völlige Freiheit und ihr höchstes Glück im Gehorsam gegenüber Seinen Geboten. Sie halten das nicht für Tyrannei, sondern für Glückseligkeit.

 

Ich habe noch einmal wieder in die Geheimnisse des ersten Hesekielkapitels geblickt und kann sie nicht begreifen. Da gibt es Geschöpfe mit vier Gesichtern und vier Flügeln, eigenartige Wesen, die Eigenartiges tun. Sie haben Räder und noch weitere Räder, die mitten in den ersten sind. Da kommt Feuer aus dem Norden und es gibt Wesen, die geradeaus vor sich hin gehen und einige heben die Flügel und bewegen sie. Eigenartige, schöne Wesen, die all ihre Zeit einzig damit verbringen, in völliger Freude Gottes Gegenwart zu erleben und diesem Gott zu dienen!

 

Eine Welt des Ungehorsams

Auf der anderen Seite ist die Hölle sicher die Welt des Ungehorsams. Alles, was sonst noch über die Hölle gesagt werden kann, mag stimmen; aber eins ist ausschlaggebend: Die Hölle ist die Welt des Rebellen! Die Hölle ist das Zuchthaus der sich nicht ergeben wollenden Rebellen, die sich weigern, dem Willen Gottes untertan zu werden. Ich danke Gott, dass der Himmel die Welt der gehorsamen Kinder Gottes ist. Was immer wir über die Perlentore, die goldenen Gassen und die Mauern aus Edelstein sagen mögen – der Himmel ist der Himmel, weil sich die Kinder des Allerhöchsten dort in ihrer normalen Sphäre als gehorsame moralische Wesen befinden.

 

Jesus hat gesagt, in der Hölle seien Feuer und Würmer, aber darum ist sie nicht die Hölle. Feuer und Würmer möchte man ertragen können; aber zu wissen und sich klarzumachen, dass man ist, wo man ist, weil man ein Rebell ist – das macht für ein moralisches Wesen die Hölle aus. Das ist das Gericht. Es wird die ewige Welt aller ungehorsamen Rebellen sein, die gemeint haben: „Ich bin Gott nichts schuldig!“

Jetzt ist uns die Zeit zur Entscheidung gegeben. Jeder trifft persönlich diese Entscheidung in Bezug auf die ewige Welt, die er bewohnen wird.

 

Eine ernste Entscheidung

Diese ist eine ernste Angelegenheit. Man trifft diese Entscheidung nicht so, wie man es tut, wenn einem eine Arbeit oder eine Schullaufbahn angeboten wird. Wir haben keinen Grund zu der Annahme, wir könnten gelegentlich und beschwingt zu dem Herrn Jesus kommen und sagen: „Ich komme vorbei, damit Du mir ein wenig hilfst, Herr Jesus. Ich weiß, dass Du der Retter bist, so will ich das glauben und gerettet sein; dann wende ich mich wieder ab und werde mich mit den anderen Angelegenheiten wie mit Deinem Herr-sein, mit Hingabe und Gehorsam irgendwann später einmal befassen.“

 

Ich warne euch – ihr werdet auf diese Weise keine Hilfe erhalten; denn der Herr wird solche nicht erretten, die sich von Ihm nichts sagen lassen! Er wird Seine Ämter nicht teilen. Man kann nicht an einen halben Christus glauben. Wir nehmen Ihn für das, was Er ist: der gesalbte Erlöser und Herr, der König der Könige und Herr der Herren! Er wäre nicht, was Er ist, wenn Er uns rettete, uns zu Sich riefe und auserwählte, ohne unser Leben gleichzeitig führen und regieren zu können. Brüder, ich glaube, dass es ein tieferes christliches Leben gibt – o ja! Aber ich glaube auch, dass wir uns täuschen, wenn wir dies tiefere Leben einer unvollkommenen Errettung hinzuzufügen versuchen, die wir unvollkommen erlangt haben, weil das Konzept der ganzen Angelegenheit unvollkommen ist.

 

Unter der Wirkung des Geistes in Leuten wie Wesley und Whitefield hätte es keiner auch nur gewagt, in einer Versammlung aufzustehen und zu sagen: „Ich bin ein Christ“, wenn er nicht seine ganze Existenz Gott ausgeliefert und Jesus Christus als Herrn angenommen hätte. Nur dann durfte er sagen: „Ich bin errettet!“ Heute lassen wir sie sagen, sie seien errettet, einerlei wie unvollkommen und halbherzig dies geschehen ist, weil wir darauf hoffen, das tiefere christliche Leben werde sich irgendwann in der Zukunft noch dazugesellen.

Kann es wirklich sein, dass wir meinen, Christus keinen Gehorsam schuldig zu sein?

Wir waren Ihm von der Sekunde an Gehorsam schuldig, als wir Ihn um Errettung baten, und wenn wir Ihm dann den Gehorsam verweigern, habe ich Grund, an der Bekehrung zu zweifeln!

Ich sehe und höre so manches, was Christen tun. Wenn ich beobachte, wie sie sich innerhalb der bekennenden Christenheit aufführen, kommt mir wirklich die Frage, ob sie wahrhaft bekehrt sind.

 

Brüder, ich glaube, wir müssen bei der falschen Lehre beginnen. Man hält Gott für ein Krankenhaus und Jesus für den Chefarzt, der arme Sünder wieder flott macht, die in Schwierigkeiten geraten sind! „Mach mich gesund, Herr“, haben sie gebettelt, „damit ich wieder meinen eigenen Weg gehen kann!“ Das ist eine böse Lehre, Brüder. Sie steckt voller Selbstbetrug. Lasst uns auf Jesus, unseren Herrn, blicken: Er ist hoch erhaben, heilig, Er trägt viele Kronen und ist der König der Könige, der Herr der Herren und hat das volle Recht, von Seinem erlösten Volk absoluten Gehorsam zu fordern!

 

Denkt daran, was die Bibel sagt!

Denkt nur daran, was die Bibel über die Person, die Titel und Ämter Jesu sagt.

„Gott [hat] ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht“ (Apg 2,36b). Jesus heißt „Erretter“, Herr bedeutet „Herrscher“, Christus heißt „Gesalbter“. Der Apostel predigte also nicht Jesus als Retter – er predigte Jesus als Herrn und Christus und Retter und hat Person und Ämter nie getrennt.

Denkt auch daran, dass Paulus den römischen Christen schrieb: „Sondern was sagt sie? „Das Wort ist dir nahe in deinem Munde und in deinem Herzen.“ Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen; dass wenn du mit dem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott Ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet wirst“  (Röm 10,8-9).

 

Der Apostel sagt nicht, „dass wenn du mit deinem Mund Jesus als Retter bekennst...“, sondern er sagt: „Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil. Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn er ist ein Herr über alle, und er ist reich für alle, die ihn anrufen; denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden“ (Röm 10,10.12-13).

In diesem Abschnitt, der uns zeigt, wie wir errettet werden, nennt er Jesus dreimal Herr. Er sagt, dass der Glaube an den Herrn Jesus und das Bekenntnis dieses Glaubens vor der Welt uns die Errettung bringt!

Gott will vor allen Dingen, dass wir Ihm gegenüber ehrlich sind. Untersucht die Schriften, lest das Neue Testament, und wenn ihr entdeckt, dass ein Körnchen Wahrheit an meinen Worten ist, dann bitte ich euch dringend, damit etwas zu unternehmen. Wenn man euch zu einem unvollkommenen Glauben an einen zerteilten Erretter verleitet hat, dann freut euch, dass noch Zeit ist, etwas dagegen zu tun!

 

A.W.Tozer (1897–1963)

Aus „Muss man Gott fürchten?“, CLV