Von wem lassen wir uns beeinflussen?

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Von wem lassen wir uns beeinflussen?

2023-12-22T10:54:59+01:0030. November 2023|

Verschwörungstheorien sind sicher ein extremes Beispiel, wie es gelingt, bestimmte Gedanken in die Köpfe von Menschen zu pflanzen. Aber sie sind sozusagen nur die Spitze des Eisbergs. Im modernen Internetzeitalter gibt es nicht wenige Personen, die regelrecht davon leben, möglichst viele andere Menschen zu beeinflussen. Man nennt sie sogar so: „Influencer“ (auf Deutsch: Beeinflusser).

 

Influencer gewähren in sozialen Medien (YouTube, Instagram, Facebook, Twitter) oder in eigenen Blogs Einblicke in ihr Alltagsleben. Sie tun das auf so interessante oder ansprechende Weise, dass viele andere (ihre Fans oder „Follower“) anfangen, sich an ihnen zu orientieren. „Follower“ heißt auf Deutsch nichts anderes als „Nachfolger“. Die Influencer zeigen, wie sie sich kleiden, wie sie sich schminken oder frisieren, wie sie ihre Wohnung einrichten, welche Fahrzeuge sie benutzen oder wo sie ihren Urlaub verbringen. Die Fans wollen möglichst so sein wie ihre Idole und kaufen demzufolge die gleichen Produkte. Das wiederum nutzen bestimmte Unternehmen aus, indem sie die Influencer engagieren und ihre Produkte durch sie präsentieren lassen.

Andere Influencer halten gut klingende Vorträge über gesunde Ernährung, erfolgreiche Fitnessprogramme oder klimafreundliches Verhalten und nehmen so Einfluss auf die Lebensgestaltung ihrer Fan-Gemeinde. Selbst bei gesundheitlichen Problemen schenken nicht wenige Menschen inzwischen irgendwelchen selbsternannten Internet-„Experten“ mehr Vertrauen als einem ausgebildeten Facharzt. Den Internet-Tipp bekommt man eben sofort auf Mausklick und vielleicht sogar auf unterhaltsame Weise, während der Facharzt womöglich erst in ein paar Wochen einen Termin frei hat.

 

Weise Reaktion auf Beeinflussung

Wie stehen wir eigentlich als Christen zu dieser Art von Beeinflussung? Die Bibel fordert uns dazu auf, weise Menschen zu sein, die genau prüfen, wodurch sie sich beeinflussen lassen und aus welcher Quelle ein Einfluss kommt. „Der Einfältige glaubt jedem Wort, aber der Kluge achtet auf seine Schritte“ (Spr 14,15).

Gott möchte, dass du weise wirst. Das sagt die Bibel ausdrücklich. Lies daraufhin einmal in Ruhe die ersten neun Kapitel der Sprüche. Hier appelliert ein liebevoller Vater mit ganzem Ernst an das Herz seines Sohnes. Er sagt sinngemäß: „Setz alles daran, weise zu werden. Hör nicht auf alle möglichen verführerischen Stimmen, vertraue auch nicht auf deinen eigenen Verstand, sondern nimm Weisheit an. Nimm sie tief in dich auf, dann wird dein Leben gelingen.“

Weise Leute sind nicht anfällig für die Influencer der digitalen Scheinwelt. Sie wissen: Wir dürfen eine Botschaft nicht deshalb annehmen, weil sie sich gut anhört, weil der Redende uns sympathisch erscheint, weil er seine Thesen selbstbewusst und scheinbar kompetent vertritt oder weil er so mitreißend reden kann. Genau das passiert aber, wenn wir unsere Informationen aus der digitalen Welt holen, statt von den Menschen, mit denen wir echten Kontakt haben.

 

Von echten Menschen lernen

Die Bibel lehrt uns, dass wir von Vorbildern lernen sollen, mit denen wir Wegstrecken unseres Lebens gemeinsam gehen – sei es in der Familie, in der Ortsgemeinde, in realen Freundschaften oder auch in gemeinsamen Diensteinsätzen für den Herrn. Nicht zuletzt war das die Art, wie unser Herr Jesus seine Jünger „beeinflusst“ (geprägt) hat. Er hat über drei Jahre mit ihnen Tag und Nacht zusammengelebt. In dieser Zeit hat er sie nicht nur intensiv unterwiesen, sondern sie konnten sein Leben „lesen“ und sein Wesen „studieren“.

An ihm konnten sie sehen, was es heißt, zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschen zu leben. Von seinem Beispiel konnten die Jünger lernen, sanftmütig und von Herzen demütig zu sein, ein beständiges Gebetsleben zu führen und sogar die eigenen Feinde zu lieben. „Wer mit Weisen umgeht, wird weise“ (Spr 13,20).

Dieser persönliche Umgang kann nicht ersetzt werden durch die Zugehörigkeit zu sozialen Netzwerken, WhatsApp-Gruppen oder ähnlichem. Was ein Influencer von sich zeigt, ist eine schöne Fassade. Es ist das, was die Follower sehen sollen und was bei den meisten gut ankommt. Es ist eine unwirkliche – oder wie es in der Fachsprache heißt: – eine virtuelle Welt.

 

Unterschied zwischen Influencern und echten Menschen

Ja, deine Eltern und andere Glaubensgeschwister aus deiner Gemeinde sind vermutlich nicht so makellos und immer „gut drauf‘ wie die „coolen“ Influencer aus dem Netz. Aber der Vergleich ist unfair: Die einen lassen dich real an ihrem Leben teilnehmen, die anderen zeigen dir nur ihre „Schokoladenseite“ (und du kannst noch nicht einmal wissen, ob diese Seite echt, oder nur vorgespielt ist). Deshalb ist es weise, dich an den echten Menschen zu orientieren, die Gott in seiner Weisheit in dein Leben gestellt hat – auch wenn sie nicht fehlerlos sind. Profitiere von ihrer Lebenserfahrung und achte sie als Vorbilder.

In fast jeder Kultur dieser Erde begegnet die jüngere Generation der älteren mit Respekt und Lernbereitschaft. Nur bei uns im „modernen“ Westen will man der Jugend einreden, sie brauche die Älteren nicht, sondern jeder müsse so früh wie möglich seinen eigenen Weg finden. Und das gelingt am besten, wenn sich die Jugend miteinander vernetzt – was ja dank der sozialen Medien wunderbar möglich ist! Dahinter steckt in Wirklichkeit eine teuflische Strategie, wie wir noch sehen werden.

Der Apostel Paulus hat seinen jungen Mitarbeiter Timotheus so ermutigt: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast“ (2.Tim 3,14). Timotheus hatte ein stabiles Fundament für sein ganzes Leben. Er hatte feste Überzeugungen, die er aus der Bibel gewonnen hatte, zusätzlich aber auch durch lebendige Vorbilder. „Da du weißt, von wem du gelernt hast“!

 

„Geistliche“ Influencer

Heute holen sich immer mehr junge Christen sogar ihre geistliche Belehrung aus dem Internet, hören sich interessante und lebendige You­Tube-Predigten an. Auch auf geistlichem Gebiet gibt es sehr erfolgreiche Influencer. Aber kennst du sie richtig? Weißt du, was sie für ein Leben führen? Oder gefällt dir einfach nur ihre Art zu reden? Lassen wir nochmal den Apostel Paulus zu Wort kommen: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren, sich aber zu den Fabeln hinwenden“ (2.Tim 4,3-4).

Bestimmte Dinge gehören nach Gottes Plan zusammen. So gehört die geistliche Unterweisung und Erbauung in den Rahmen eines Zusammenlebens als örtliche Gemeinde. Selbst wenn in deiner Gemeinde nicht die begabtesten und feurigsten Prediger sind – denkst du wirklich, du müsstest selbst für „Ersatz“ sorgen, indem du dir deine geistliche Nahrung aus den digitalen Medien besorgst? Findest du es fair, als unzufriedener und mürrischer „Besucher“ in der letzten Reihe deiner Gemeinde zu sitzen und dir anschließend ein paar „Rosinen“ aus zahllosen Internetpredigten herauszupicken? Stell dir vor, deine Mutter wäre nicht die allerbeste Köchin.

Wäre es okay, wenn du immer öfter das Mittagessen stehenlässt, das sie dir mit Liebe und Mühe bereitet hat, und stattdessen Stammgast im nahegelegenen Feinschmeckerlokal wirst? Hinzu kommt, dass du im Internet nur ein Konsument bist, während eine Familie und eine Gemeinde lebendige Gemeinschaften sind, in der jeder etwas nehmen darf, aber auch etwas geben soll.

 

Influencer übernehmen keine Verantwortung für dich

Und wenn du doch mal eine Predigt im Internet gehört hast, die dich angesprochen hat: Tauschst du dich mit jemandem darüber aus? Fragst du deine Eltern oder eine andere geistlich reife Vertrauensperson, was sie von der Predigt halten? Bist du offen für das Urteil und die Meinung anderer Christen, denen du vertrauen kannst? Denk daran, dass Eltern und erfahrenere Christen Gaben Gottes sind. Ihnen hat der Herr zugleich Mitverantwortung für dein geistliches Wohl übertragen. Wer hat dagegen ein Interesse daran, dich durch andere „Kanäle“ zu beeinflussen, ohne dass diejenigen, die Verantwortung für dich tragen, es mitbekommen?

Lass nicht zu, dass du in der digitalen Welt ein Parallelleben neben Familie und Gemeinde entwickelst. Das ist auf keinen Fall der Wille Gottes für dich! Übrigens gilt dies nicht nur für Predigten, sondern z.B. auch für „christliche“ Musik. Auch von Musik geht ein Einfluss aus – und da ist es ebenfalls wichtig, dass geistlich reife Christen diesen Einfluss prüfen. Sei nicht zu stolz, so eine Prüfung geschehen zu lassen. Wenn du erfahrenere Christen um Rat fragst, ist das keineswegs ein Zeichen von Unmündigkeit, sondern ein Zeichen von echter Weisheit: „Der Weg des Narren ist richtig in seinen Augen, aber der Weise hört auf Rat“ (Spr 12,15).

 

Die Bibel fordert uns dazu auf, weise Menschen zu sein, die genau prüfen, wodurch sie sich beeinflussen lassen und aus welcher Quelle ein Einfluss kommt.

 

Die Zielgruppe der Influencer

Sicher fällt es dir nicht schwer, zu erraten, welches die hauptsächliche Zielgruppe von Influencern ist? Ganz klar – es sind die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Junge Leute sind schneller für etwas zu begeistern, sie sind noch nicht so fest in ihren Überzeugungen. Außerdem haben sie ihrerseits viele Kontakte und dienen so als mögliche Multiplikatoren für die Ideen der Influencer. Das, was Influencer als deine Schwäche ausnutzen wollen, kannst du aber andererseits zum Guten nutzen.

Dazu musst du dich einfach bewusst entscheiden, welchen Einflüssen du dich aussetzt. Verbringe so viel wie möglich Zeit mit dem Herrn Jesus selbst, im Gebet und im Nachdenken über sein Wort, sowie mit geistlichen Vorbildern, und gib dich nicht mit flachen Influencer-Videos und -Blogs ab, auch wenn andere noch so begeistert davon erzählen.

 

Unterschied zwischen Influencer und Lehrer des neuen Testamentes

Was denkst du, welche Qualitäten man haben muss, um Influencer zu werden? Ich zähle mal ein paar auf, die mir einfallen: gutes Aussehen, Überredungskünste (andere für etwas begeistern zu können), Selbstbewusstsein und Freude daran, sich selbst darzustellen. Diese Liste von Eigenschaften ist geradezu ein Kontrastprogramm zum Herrn Jesus sowie zu seinem Apostel Paulus. Über sie heißt es in der Bibel:

„Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen“ (Jes 53,2.3).

„Suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, so wäre ich Christi Knecht nicht“ (Gal 1,10).

„So reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Denn niemals sind wir mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht, Gott ist Zeuge; noch suchten wir Ehre von Menschen“ (1.Thess 2,4-6).

 

Heute träumen viele junge Leute davon, selbst ein Influencer zu werden. Was ist dein Traum, oder besser gesagt: dein Lebensziel? Bitte den Herrn, dass Er aus dir den Menschen macht, den Er sich vorgestellt hat, als Er dich erschaffen hat. Ob dann von dir ein guter Einfluss auf andere ausgeht, das darfst du im Vertrauen Ihm überlassen.

 

„Der Einfältige glaubt jedem Wort, aber der Kluge achtet auf seine Schritte“ (Spr 14,15). Bildquelle: AdobeStock_642157811 @ sornthanashatr

 

Risiken und Nebenwirkungen digitaler Medien

Als die Handys etwa um die Jahrtausendwende ihren Siegeszug begannen, herrschte erst einmal große Begeisterung über die neuen Möglichkeiten. Die negativen Nebenwirkungen sind uns erst im Lauf der Zeit immer mehr bewusst geworden. Das ist eigentlich eine ganz normale Entwicklung bei vielen technischen Erfindungen. Auch in anderen Bereichen ist das so, zum Beispiel bei neuen Medikamenten.

Erst freut man sich über den neuen Wirkstoff, der vielleicht Schmerzen lindert oder andere Beschwerden wegnimmt. Doch dann muss man darauf achten, ob sich im Lauf der Zeit unangenehme Nebenwirkungen einstellen. Diese werden statistisch erfasst und schließlich in der Packungsbeilage des Medikaments aufgezählt. Jeder kann dann selbst entscheiden: Nehme ich das Medikament, weil es mir hilft, oder verzichte ich darauf, weil mir die Nebenwirkungen zu schlimm sind?

Technische Geräte sollen uns normalerweise Arbeit abnehmen, Vorgänge erleichtern oder beschleunigen. Da die meisten Menschen von Natur aus die Bequemlichkeit lieben, sehen wir meist nur die Vorteile der Geräte. Die Nebenwirkungen blenden wir gerne aus. Aber wir müssen wissen: Irgendwelche Nebenwirkungen gibt es immer! Und darum ist Weisheit gefragt in der Nutzung der Geräte. Weise ist es in diesem Zusammenhang, die Vorteile und die Nebenwirkungen gut abzuwägen und daraufhin sorgfältig zu entscheiden: Will ich das Gerät überhaupt nutzen? Wenn ja, wie oft und in welchen Situationen? – Zwei einfache Beispiele:

Der Taschenrechner ist ein sehr nützliches Gerät. Ich spare unheimlich viel Zeit, wenn ich ihn für meine Rechnungen nutzen darf. Was würde aber passieren, wenn Schüler von Anfang an alle ihre Mathe-Aufgaben mit Taschenrechner lösen würden? Sie würden nie richtig Rechnen lernen, würden kein Gefühl für Zahlen bekommen und gar nicht merken, wenn zum Beispiel durch einen Tippfehler völlig unsinnige Ergebnisse herauskämen. Zudem würden sie sich völlig abhängig von dem Gerät machen und wären beim Einkaufen und in vielen anderen Alltagssituationen, wo man mal schnell etwas im Kopf rechnen muss, völlig hilflos.

Auch Autos sind eine sehr bequeme Sache, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Trotzdem entscheiden wir uns im Alltag, nicht jeden kleinen Weg mit dem Auto zurückzulegen, sondern manches zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen. Warum? Wir wissen, dass wir sonst sehr bald Nebenwirkungen spüren würden. Wer sich kaum noch bewegt und nicht mehr an die frische Luft geht, wird nach einer gewissen Zeit gesundheitliche Folgen spüren. Fitness und Beweglichkeit lassen nach, vielleicht bekommt man Kreislauf- oder Rückenprobleme oder Übergewicht.

Diese Beispiele sollen zeigen: Schnelligkeit und Bequemlichkeit sind nicht alles im Leben. Manchmal gibt es wichtigere Ziele, die wir im Auge behalten müssen. Je jünger man ist, desto weniger sieht man das ein. Junge Leute fühlen sich normalerweise in allen Bereichen fit und leistungsfähig, daher glauben sie nicht ohne weiteres, dass die Nebenwirkungen ihnen schaden können. Deswegen müssen Erwachsene, aufgrund ihrer Lebenserfahrung und größeren Weisheit, hin und wieder Regeln aufstellen. Zum Beispiel die Regel, dass die Schüler den Taschenrechner erst ab einem bestimmten Schuljahr benutzen sollen.

 

Nebenwirkungen auf die Seele

Die Nebenwirkungen, wenn wir alle Rechnungen mit dem Taschenrechner erledigen oder alle Wege mit dem Auto zurücklegen würden, haben mit unserer geistigen bzw. körperlichen Leistungsfähigkeit zu tun. Es sind also keine speziell christlichen Fragestellungen.

Anders ist es bei der Nutzung der digitalen Medien. In diesem Fall betreffen die Auswirkungen auch unsere Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen. Das ist übrigens der wichtigste Grund, warum ich dieses Buch schreibe. Und darum hat auch Tony Reinke ein Buch über die Smartphones geschrieben und ihm den Untertitel gegeben: „12 Dinge, die Christen alarmieren sollten“. Es geht um viel mehr, als dass du nicht gut Kopfrechnen kannst oder zu wenig Kondition zum Laufen hast. Es geht um das, was du mit deiner Lebenszeit machst und welchen Wert dein Leben für die Ewigkeit hat. Es geht vor allem um dein Herz – ob darin immer mehr die Liebe zu dem Herrn Jesus und zu seinem Wort zunimmt oder ob du dich immer mehr in den vergänglichen Dingen dieser Welt verlierst.

 

Lass uns einmal einige Dinge anschauen, die einen Christen geistlich stark machen, und dann lass uns jeweils die Nebenwirkungen der digitalen Medien dem gegenüberstellen. Auf vier Punkte möchte ich eingehen, wobei dies keine vollständige Liste sein soll.

 

1. „Die Freude an dem HERRN ist eure Stärke“ (Neh 8,10).

„Glückselig der Mann, […] der seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht“ (Ps 1,2). Um in der Freude am Herrn leben zu können, braucht man immer wieder Momente, wo man zur Besinnung kommt und in denen man über Gottes Wort nachsinnen kann. Früher waren das besonders die Pausen- oder Leerlaufzeiten im Tagesverlauf. Das Warten an der Kasse oder im Wartezimmer beim Arzt, die Bus- oder Zugfahrt usw. Es waren die kleinen Momente des „Auftankens“ zwischendurch.

Wenn ich mich heute umschaue, sehe ich kaum noch nachsinnende Menschen. Ob im Wartezimmer oder an der Bushaltestelle – fast alle Köpfe sind nach unten gerichtet auf die Mobilgeräte, egal ob morgens um 7 Uhr vor der Schule und der Arbeit oder nachmittags um 17 Uhr nach Feierabend. Man hat den Eindruck, eine unsichtbare Macht sorgt dafür, dass kein Mensch mehr zur Besinnung kommt. Und wir Christen? Sinnen wir noch „Tag und Nacht“ über das Wort Gottes nach? Halten wir dadurch unsere Freude am Herrn lebendig und leben darin?

Übrigens ist von Gehirnforschern nachgewiesen, dass die Fähigkeit, einen Text konzentriert zu lesen, immer mehr zurückgeht. Das Durchscrollen von Informationen, wie es am Bildschirm üblich ist, macht uns immer oberflächlicher. Wir verlieren zunehmend die Bereitschaft und die Fähigkeit, uns in einen Text hineinzuvertiefen und seinen Sinn zu erfassen. Das sorgt nicht nur für immer schlechtere Lernleistungen in Schule und Studium, sondern es ist auch für unser Glaubensleben verhängnisvoll. Denn ohne das Vertiefen in die Bibel können wir Gottes Gedanken nicht verstehen und im Glauben nicht wachsen.

 

2. „Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, ...

denn außer mir könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5).Dieser Punkt ist eng mit dem vorhergehenden verknüpft. Die Momente, die uns Zeit und Gelegenheit zum Nachsinnen bieten, können auch Zeiten des stillen Betens sein. Mit dem Herrn in Verbindung zu bleiben – das ist unendlich viel wichtiger, als ständig online zu sein, als den ganzen Tag WhatsApp-Nachrichten oder SMS zu empfangen oder zu senden.

Wie oft am Tag schaltest du ganz bewusst dein Handy aus oder legst es weg, um ungestörte Gemeinschaft mit deinem Herrn haben zu können? Damit ist nicht nur die stille Zeit am Morgen oder am Abend gemeint – wie gut, wenn du dir als junger Christ diese Zeiten nimmst! – , sondern auch möglichst viele Augenblicke mittendrin in deinem Tagesablauf.

 

3. „Im Stillsein und im Vertrauen würde eure Stärke sein“ (Jes 30,15).

Im Berufsleben spricht man heutzutage von „Schlüsselkompetenzen“. Das sind Fähigkeiten, die, unabhängig vom konkreten Beruf, unverzichtbar sind, damit du in den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt zurechtkommst. Auch im Glaubensleben gibt es solche Schlüsselkompetenzen. Eine davon ist die Bereitschaft und die Kraft, im stillen Vertrauen eine längere Zeit auf etwas warten zu können – z.B. auf eine Führung Gottes, auf die Veränderung einer belastenden Situation, auf die Erhörung eines Gebetsanliegens... – oder sogar dauerhaft mit einer Last zu leben, die der Herr uns zu tragen gibt.

Gerade diese so wichtige Fähigkeit geht uns total verloren, wenn wir uns zu sehr an das Leben in der digitalen Welt gewöhnen. Die „Generation Wisch und Klick“, wie sie auch genannt wird, ist von ständiger Ungeduld gekennzeichnet. Auf jede Frage muss ich sofort mithilfe von Google eine Antwort finden, jede WhatsApp-Nachricht, die ich verschicke, soll bitte innerhalb von Minuten beantwortet werden, jedes Produkt, das ich mir wünsche, soll spätestens in zwei Tagen nach Hause geliefert werden – Amazon und DHL machen‘s möglich. Diese Entwicklung ist dramatisch, denn die Bibel zeigt, dass wir ohne die Fähigkeit des „Ausharrens“, des geduldigen und vertrauenden Wartens, kein gesundes Glaubensleben führen können.

 

4. „Lasst uns aufeinander Acht haben...

zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen“ (Hebr 10,24‑25). „Da machte sich Jonathan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David in den Wald und stärkte seine Hand in Gott“ (1.Sam 23,16). Ein vierter Punkt, der uns im Glauben stark macht, ist die Gemeinschaft, die gegenseitige Ermutigung. Dazu gehört mehr als eine digitale Kurznachricht. Das persönliche Hingehen ist durch nichts anderes zu ersetzen.

Oft genügt es nicht, die Worte des anderen auf dem Bildschirm zu lesen. Zur echten Stärkung gehört, die Hand eines Freundes auf meiner Schulter zu spüren, den Klang seiner Stimme zu hören und seinen mitfühlenden Blick zu sehen. Hätte Jonathan sich wohl mit einer SMS an David begnügt, wenn es damals schon digitale Medien gegeben hätte?

 

Der Herr Jesus hat uns nicht dazu berufen, kleine Manager zu sein, die ihren Terminkalender gut im Griff haben, sondern gute Hirten füreinander. Über dein Smartphone kannst du es zwar hinbekommen, deiner Jugendgruppe den Termin und den Treffpunkt des nächsten Treffens mitzuteilen. Aber du wirst es nicht schaffen, denjenigen, der müde im Glauben geworden ist oder gerade durch eine Phase der Mutlosigkeit geht, zu motivieren, sich auf den Weg zu dem Treffen zu machen. Hirtendienst verlangt mehr von dir. Du musst tatsächlich persönlich hingehen und dem anderen zeigen: Du bist mir wichtig, ich möchte wissen, wie es dir innerlich geht, und ich bin bereit, mit dir und für dich zu beten.

 

Was ist die Schlussfolgerung? Digitale Geräte können manche Abläufe unseres Alltags erleichtern und beschleunigen. Aber diesen Vorteilen stehen viele Risiken und Nebenwirkungen gegenüber. Diese dürfen wir nicht verdrängen, denn sie betreffen unser geistliches Leben! Stell dir vor, du hättest das Ziel, nächstes Jahr bei einem Wettbewerb Kopfrechenkönig zu werden. Vermutlich würdest du dich jetzt nicht bei jeder Aufgabe als erstes fragen, ob du den Taschenrechner benutzen darfst, sondern du würdest bei möglichst vielen Aufgaben versuchen, sie im Kopf zu lösen, um dich für den kommenden Wettbewerb fit zu machen. Deine Einstellung zu dem Gerät Taschenrechner hängt also unmittelbar mit deiner Zielsetzung zusammen.

Genauso ist es mit deiner Einstellung zu Handy und Computer. Die entscheidende Frage ist, welches Ziel du hast. Wenn du geistlich stark werden willst, dann achte auf die vier oben genannten Punkte, die einen Christen stark machen, und trainiere sie ganz bewusst. Dabei musst du, und zwar von dir aus, die digitalen Geräte so oft wie möglich ausgeschaltet lassen. Genau wie derjenige, der bald Kopfrechenkönig werden möchte, nicht dauernd nach dem Taschenrechner schielt. Oder wie der, der bald einen Langstreckenlauf gewinnen will, nicht vor jeder Trainingsstunde fragt, ob er seine Trainingsstrecke nicht lieber mit dem Auto zurücklegen darf, weil es so bequem ist.

 

Axel Volk

Aus „Offline – …weil dein Leben einmalig ist!“, Daniel-Verlag

Empfehlung: Du möchtest dich weiter mit diesem Thema auseinander setzen? Das dünne Heftchen „Offline – …weil dein Leben einmalig ist“ richtet sich direkt an Jugendliche und ermutigt zu einem gesunden Umgang mit den digitalen Medien. Sehr informativ und aufschlussreich.