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„Lass alles stehen und liegen und folge mir nach!“
Als ich mich bekehrte, gelobte ich dem Herrn: „Ich kann dir nichts Besonderes bringen, aber von deinen Taten in meinem Leben will ich zeugen!“ Dennoch verging einige Zeit, bis ich mich wieder daran erinnerte. In einer Gebetsnacht erinnerte mich Gott wieder an das Versprechen, das ich Jahre zuvor gegeben hatte und forderte mich auf zu tun, was ich versprochen hatte. Zunächst konnte ich mich nicht erinnern, aber schnell begriff ich und willigte ein, den Willen Gottes zu tun. Seit diesem Zeitpunkt bekam ich Möglichkeiten, mein Zeugnis weiterzugeben und dadurch dem Herrn die Ehre zu geben.
In der Spielhalle spielte ich nicht, ich arbeitete. Mitten in der Nacht hatte ich einen klaren Gedanken. „Lass alles stehen und liegen und folge mir nach!“, so vernahm ich den Ruf Gottes. Doch meine Begegnung mit dem Wort Gottes hatte schon Wochen zuvor begonnen.
Eine unglückliche Zeit
Ich war damals 26 und lebte mit meinem Freund zusammen. Mit dem Glauben hatte ich zu diesem Zeitpunkt wenig zu tun. Zwar war ich evangelisch konfirmiert, doch insgesamt lebte ich einen weltlichen Lebensstil, rauchte und ging in die Disko. Meine Arbeit in der Spielhalle gelang mir gut, ich war bei Kunden und Kollegen und auch bei Vorgesetzen sehr beliebt. Obwohl ich allgemein zufrieden war, merkte ich nach einiger Zeit, dass mich meine Situation überhaupt nicht glücklich machte.
Meinen Partner liebte ich nicht und ich verstand, dass es in meinem Leben keine Entwicklung gab. Mir war bewusst, dass ich nach einer Trennung ausziehen und einen Neuanfang wagen müsste. Doch das wollte ich nicht, ich wollte nichts verändern und redete mir ein, dieses Leben sei normal. Schließlich war ich von diesen ungeordneten Umständen jedoch so satt, dass mein Wunsch, zur Ruhe zu kommen, immer größer wurde. Die Unzufriedenheit, in einer Sackgasse zu stecken und dieses Leben weiterführen zu müssen, führte dazu, dass ich Depressionen entwickelte.
Die kleine gelbe Anleitung
Mitten in dieser Depressionsphase bekam ich von einem gläubigen Bekannten ein Buch. Obwohl ich nie gerne gelesen hatte, saugte ich das Buch „Jesus unser Schicksal“ von Wilhelm Busch förmlich auf. Jeden Tag las ich darin, weil ich eine Antwort auf viele grundlegende Fragen über den Glauben fand. Dieses Buch weckte in mir eine starke Sehnsucht nach dem, was ich las. „Genau das brauche ich!“ Diese Überzeugung wuchs in mir.
Wilhelm Busch sprach auch von Sünde und Sündenbekenntnis. Ich las, man solle alles stehen und liegen lassen, wo immer man sich gerade befände, sich auf die Knie stellen und Gott alle Sünden übergeben. Als ich diese Stelle las, befand ich mich in meinem Computerzimmer und rauchte eine Zigarette. Ich begriff ganz klar, dass ich in Sünde lebte. So drückte ich meine Zigarette aus, stellte mich auf die Knie und erzählte dem Herrn von allen meinen Sünden. In diesem Moment verspürte ich zwar nichts, aber ich nahm die Worte aus Wilhelm Buschs Buch vertrauensvoll an.
Zeit der Befreiung
Schließlich verspürte ich auch den Wunsch, eine Gemeinde zu besuchen. Als ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Gemeindehaus betrat und die Gottesdienstbesucher zu beten begannen, war ich überrascht von der Lautstärke. Obwohl viele Menschen anfangs von dieser Lautstärke abgeschreckt werden, berührte mich gerade das laute Gebet sehr. Auch heute noch baut mich die Lautstärke während des Gebets auf.
Damals lebte ich noch etwa 50 km entfernt von der Gemeinde, in einer größeren Stadt. Zuhause, in meiner alten Umgebung, verstand ich nach und nach, dass ich meinen Schmuck ablegen sollte, mich nicht mehr zu schminken brauchte und auch mein Kleidungsstil veränderte sich. Außerdem verstand ich, dass sich die Situation mit meinem Partner verändern musste. Ich sagte ihm, es würde nichts mehr zwischen uns passieren, solange wir nicht verheiratet seien. Zu meiner eigenen Verwunderung akzeptierte er dies und wir lebten weiterhin zusammen.
Ein weiterer Punkt war das Rauchen. Schnell begriff ich dies als Sucht. Nun musste ich diese Sünde lassen. In Wilhelm Buschs Buch wurde auch das Thema Fasten thematisiert. Ich begriff, dass ich die jahrelange Sucht durch das Fasten besiegen könnte. Obwohl ich in der Zeit vorher ein so starkes Bedürfnis nach Zigaretten hatte wie nie zuvor, fastete ich nach meinem damaligen Verständnis. Schon ab dem ersten Fastentag hatte ich keinen Drang mehr zu rauchen. Auch meine Arbeit unter Rauchern in der Spielhalle weckte den Drang nach Zigaretten nicht mehr, mein Umfeld wunderte sich sehr. So bestärkte Gott mich in meiner Entscheidung, Seinen Willen zu tun.
Der Ruf in der Spielhalle
In dieser Zeit kam es nun zum besonderen Ereignis in der Spielhalle. In meiner Nachtschicht, während ich den Kühlschrank auffüllte, vernahm ich die Stimme Gottes, ich solle alles lassen und Ihm nachfolgen. Doch kurz vor dem Feierabend inmitten meiner Aufgaben verdrängte ich diesen Gedanken. Zu dieser Zeit las ich bereits in der Bibel. Als ich am nächsten Tag im Neuen Testament las, kam ich zu der Stelle, wo Jesus Seine Jünger beruft.
Zu meinem Erstaunen las ich einen mir nicht unbekannten Satz: „Kommt, folgt mir nach!“ Ich las die Worte mehrmals und grübelte, woher ich sie kannte. Wann hatte ich sie schon einmal gehört? Schließlich verstand ich: Letzte Nacht in der Spielhalle hatte ich diese Worte von Jesus Christus persönlich vernommen. Ich wusste auf einmal, was ich stehen und liegen lassen sollte.
Glaubensschritte in ein neues Leben
In dieser Zeit stellte ich Gott auch wieder die Frage nach meinem Partner. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Sollte ich ihn heiraten oder mich ganz von ihm trennen? Ich nahm ihn als den Menschen an, den Gott für mich ersehen hatte und vertraute auch darauf, dass Gott mir die Liebe für diesen Menschen geben würde. Doch eines Abends kam es zu einem Gespräch, in dem mein Freund mir sagte, meine Veränderung gefalle ihm nicht. Er würde die alte Nina zurückhaben wollen. Doch ich wollte nie wieder die alte Nina werden. Ich teilte ihm mit, dass er mit mir mitgehen könne, aber zurück wollte ich einfach nicht. Er beharrte auf seinen Atheismus und so trennten sich unsere Wege nach diesem Gespräch.
Die Kündigung in der Spielhalle sowie ein bevorstehender Umzug waren große Glaubensschritte. Glücklicherweise luden meine Eltern mich ein, zu ihnen zu kommen, um bei ihnen zu wohnen. Mein Elternhaus befand sich auch in der Nähe der Gemeinde, und so verstand ich klar, wohin ich gehen sollte – nämlich dahin, wo ich Gott erlebt hatte.
Unermessliche Freude
Nach einigen Tagen, in denen ich die bevorstehenden Veränderungen verarbeitete, kam es zu einem bemerkenswerten Ereignis. In einer gewöhnlichen Alltagssituation musste ich plötzlich und sehr intensiv weinen. Ich wunderte mich selbst, woher dies kam. Doch dieser Moment veränderte sehr viel in mir. Bis zu diesem Punkt befand ich mich in einer Depression. Die Zeit der Veränderung war zwar interessant und neu, doch die negativen Gefühle waren nach wie vor da.
Jetzt aber schien es mir, als ginge in meinem Herzen die Sonne auf. Es war so eine Wärme, ein unbeschreibliches Glück, und im Nachhinein verstehe ich diesen Punkt als den Moment meiner Wiedergeburt. Die Befreiung aus der nassen, dunklen Zelle der Depression. Dieses Glück war mir von da an ins Gesicht geschrieben.
Fragen und Herausforderungen
Als ich meine Arbeit kündigte, versuchte mein Chef, mich mit einem besseren Gehalt und einer frisch renovierten, günstigen Wohnung zu locken. Doch egal wie gut das Angebot klang – ich hatte mich entschieden. Wortwörtlich ließ ich alles stehen und liegen, alle gemeinsamen Anschaffungen ließ ich zurück und begann ein neues Leben. Mein Umzug brachte neue Fragen mit sich. Es kamen nun Fragen um die Gemeinde, die Wassertaufe und den Heiligen Geist auf mich zu. Die Antworten auf diese Fragen fand ich in der Gemeinde.
Eine endgültige Entscheidung
Doch auch Herausforderungen erwarteten mich. Ich war mit wenig Kleidung und wenig finanziellen Mitteln in ein neues Leben gestartet. Nun merkte ich, dass einer meiner zwei Röcke sich an der Naht löste. Wenn dieser Rock kaputt und der andere schmutzig war – was würde ich dann anziehen? Die Realität holte mich ein, und so fing auch das Murren an. „Herr, ich habe keine Kleidung, kein Geld, um einzukaufen und keine Freunde, um etwas zu leihen. Ich habe doch für dich alles verlassen.“ Doch Gott versäumte es nicht, mir zu antworten. In Gedanken vernahm ich klar: „Viele haben mich verlassen. Auch du kannst gehen.“
Ich verstand, dass auch diese Worte biblisch waren. Doch wohin sollte ich gehen? Zurück zu meiner alten Arbeitsstelle, zu meinen alten Freunden? Nein, das wollte ich nicht. Er hatte Worte ewigen Lebens, bei Ihm wollte ich bleiben, ich brauchte Ihn. Dieser Weg war nicht erzwungen, ich durfte Jesus freiwillig nachfolgen. Nach dieser Entscheidung richtete sich mein Leben nach und nach in materieller Hinsicht ein.
Einige Freundinnen halfen mir, Anschluss in der Gemeinde zu finden. Sie waren mir in der Zeit meiner Bekehrung und während meines geistlichen Wachstums eine große Stütze. Wären diese Personen nicht gewesen, hätte ich diese Zeit nicht durchgestanden. Nach längerem Ringen bekam ich schließlich auch den Heiligen Geist in einer Gebetstunde unter Freunden.
So eröffnete sich für mich ein neues Leben, befreit durch Christus und geführt durch Gottes Gnade. Preis sei unserem Herrn Jesus Christus.
Ein Zeugnis von Nina Rudi
aus der Gemeinde Werlte