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Wenn ich als Kind in Predigten den Satz hörte „Gott legt dir eine Last auf, aber Er hilft dir auch, sie zu tragen“, dann dachte ich, dass es unmöglich sei, das bei einer Diagnose wie Krebs oder Tumor zu schaffen. Das würde ich nie verstehen. Doch Gott zeigte mir, wie es möglich ist.
Wie alles begann
Es war etwa im Oktober 2014, als ich an einer etwas stärkeren Erkältung erkrankte. Wie es manchmal so ist, verlor ich in der Zeit meinen Geschmacks- und Geruchssinn. Nach etwa zwei Wochen bekam ich meinen Geschmackssinn wieder, konnte jedoch immer noch nicht riechen. Ich wunderte mich darüber, wollte jedoch einfach abwarten, bis sich die Nase regenerierte.
Innerhalb ungefähr eines Jahres versuchte ich, mithilfe von mehreren Ärzten, die mir jeweils Medikamente verschrieben, den Geruchssinn wiederzuerlangen. Die einzige Wirkung der Medikamente waren starke Nebenwirkungen. Daraufhin setzte ich die Tabletten auf eigene Faust wieder ab. Erst beim vierten Arztwechsel erhielt ich, nach einem MRT, die richtige Diagnose.
Die Diagnose kam einfach über Nacht
An einem Freitagmittag rief mich die Praxis an und bat mich, gleich vorbeizukommen. Während der Autofahrt von etwa 20 Minuten wurde ich sehr nervös, ich sang laut Lobpreislieder und ließ mein Fenster offen, um etwas Ablenkung zu bekommen.
Im Besprechungsraum teilte mir die Ärztin schließlich mit, dass ich einen Gehirntumor hätte, den man schnellstmöglich operieren sollte. Mit dieser Nachricht und einigen Überweisungen und Zetteln in der Hand verließ ich die Praxis. Am Auto angekommen, rief ich meinen Mann an und erzählte ihm alles. Nachdem ich aufgelegt hatte und versuchte zu verstehen, was das jetzt eigentlich für mich bedeutete, fühlte ich mich, als würde ich mich im freien Fall befinden. Doch Gott fing mich auf. Das Einzige, woran ich dachte, war: Gott ist da!
In Gottes Hand wunderbar geborgen
Folgende Fragen stellten sich mir: Wie geht es jetzt weiter? Was muss ich tun? Bei wem muss ich jetzt anrufen, um einen Termin für die OP auszumachen? Ich war einfach so unglaublich klar in meinem Kopf und ich spürte um mich eine Art Festung, durch die keine Angst und keine Sorgen durchdringen konnten. Das kann ich nicht in Worte fassen.
Drei Wochen später war schließlich die Operation. In dieser Zeit erhielt ich viel Unterstützung durch Gebete der Familie und Geschwister im Herrn. Der Herr möge es jedem von euch reichlich vergelten!
Interessant war, dass diejenigen, die mich in dieser Wartezeit anriefen, um nach meiner Gesundheit zu fragen und mich seelisch aufzubauen, letztendlich von mir aufgebaut wurden. Woher ich diese Kraft hatte, weiß nur Gott. Denn jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nah am Wasser gebaut bin und schnell sensibel reagiere.
Kurz bevor die große Operation bevorstand, kam mir der Gedanke, was wäre, wenn ich nach der Operation nicht mehr die alte wäre. Daher fing ich an, ein paar Zeilen für meine Tochter, die damals kurz vor ihrem sechsten Geburtstag stand, zu schreiben, wie sie mit ihrem dreijährigen Bruder umgehen sollte, dass sie mit ihrem Papa immer sprechen könnte, wenn sie etwas auf dem Herzen hätte und weiteres. Das machte mich zum ersten Mal traurig und unsicher.
Da erinnerte ich mich an den Vers: „Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ (Jes 41,13).
Die große Operation
Schließlich kam der Tag der Operation. Ich war voller Vertrauen auf Gottes Beistand und wurde im Gebet von vielen Menschen begleitet. Der Tumor war größer als gedacht, etwa so groß wie meine Faust, ca. 6 cm x 8 cm. Mein Schädel musste von einem Ohr zum anderen Ohr geöffnet werden, um alles zu entfernen. Die Operation dauerte ca. acht Stunden.
Während der OP wurde meine Lunge beschädigt. Ein Lungenflügel fiel wegen zu langer und zu starker Beatmung zusammen. Zudem wurde ein Muskel in meinem Auge überdehnt, somit sah ich alles doppelt. Mein Gehirn war sehr geschwollen wegen der OP und es gab ein Risiko, epileptische Anfälle zu bekommen.
Ich lag drei Tage auf der Intensivstation mit sieben weiteren Personen. Drei Tage musste ich den ganzen Tag lang das Piepen der medizinischen Überwachungsgeräte von allen acht Patienten ertragen. Außerdem drückte ein Gipsverband stark wie ein Helm auf meinen ganzen Kopf. Ich konnte mich weder nach links noch nach rechts drehen, alles drückte.
Plötzlich wird alles wertvoll
In dieser Situation lag ich in einem der oberen Stockwerke in einer Klinik in München. Die Fenster waren geöffnet. Auf einmal hörte ich die Vögel singen. Und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich noch lebte, dass ich hören konnte, dass ich bei Verstand war und dass ich mich über die frische Luft und das Singen der Vögel freuen durfte. Große Freude überkam mich, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
Und Gott vollbrachte noch mehr Wunder an mir. Meine Lunge musste nicht operiert werden, sie heilte von alleine, obwohl ich mit 17 und 18 Jahren schon zweimal einen Zusammenfall eines Lungenflügels erlitten hatte, dies konnte nur mittels Operationen wiederhergestellt werden. Bereits nach zwei Wochen konnte ich entlassen werden.
Gottes Wunder an mir
Sieben Wochen nach der Operation wollte ich wieder arbeiten gehen. Am Abend vor meinem ersten Arbeitstag saß ich im Wohnzimmer. Plötzlich konnte ich wieder normal sehen. Epileptische Anfälle habe ich nie bekommen.
In dieser ganzen Zeit waren, dank meines Mannes und meiner Eltern unsere Kinder immer betreut und gut behütet. Doch das größte Wunder für mich ist, am eigenen Leib zu erfahren, dass Gott mich getragen hat. Er war wie eine starke Mauer, die mich von Angst trennte.
Psalm 68,19: „Gott legt uns eine Last auf; aber er hilft uns auch.“
Inzwischen haben wir das dritte Kind bekommen, wofür wir sehr dankbar sind. Momentan ist es zum zweiten Mal zum Rezidiv in meinem Kopf gekommen, doch ich weiß: Gott ist da! Und Er hilft mir und führt mich.
In dieser schwierigen Zeit schrieb ich ein Gedicht, das ich zur Erbauung mit euch teilen möchte:
Mein Weg mit Jesus
Ich war noch klein, als ich von Jesus hörte.
„Er lebt, ja, glaub nur, Er ist Gottes Sohn.
Es gab so viele Male, die Er schon erhörte,
sprich nur mit Ihm, gewiss, Er hört dich schon!“
Meine Gedanken kreisten um Herrn Jesus,
ob Er mich hört, mich liebt, mir hilft, ob Er mich sieht?
Und irgendwo, ganz tief in meinem Herzen,
da hörte ich: „Mein Kind, Du bist geliebt!“
Die Jahre geh ́n, ich fühlte mich umgeben
von Seiner Treue, Liebe, von Seinem guten Segen.
Doch mit der Zeit, ganz langsam, dann immer mehr,
setzt´ ich die Hoffnung nicht mehr NUR auf den Herrn.
Versucht mich selbst durch manches durchzukämpfen.
Ich schaffe das, ich weiß schon, was ich tu.
Und Jesus steht, ganz nah dabei und möchte helfen,
doch durch den Lärm der Welt hör´ ich nicht Seinen Ruf.
So kamen plötzlich Phasen meines Lebens,
die mich dann machtlos machten weiterzugeh´n.
Und ich stand ratlos da, wo ist denn Gottes Segen?
Denn nun kam alles ganz und gar zum steh´n.
So etwas hab ich dann auch durchgemacht.
Die Diagnose kam einfach über Nacht.
Und ich stand da und musste es begreifen,
es gibt dir niemand Zeit, dafür erstmal zu reifen.
Doch in demselben, gleichen Augenblick
spür´ ich die Kraft des Herrn: Er geht jetzt mit!
Und keine Furcht, kein Zweifel, keine Angst
hat mich in dieser Phase übermannt!
Ich fühlte mich sofort vom Herrn getragen
in Worten fällt es mir schwer, es euch zu sagen.
Er war die Burg, die Festung, die mich hält,
auf Ihn vertraun ́, Ihm glauben, ist alles, was zählt!
Und Gott sei Dank, trotz mancher schweren Tage
nach dieser Zeit kann ich voll Stärke sagen:
Vertrau auf IHN. Er wird dich sicher leiten.
Er will dein Gott sein, Er will dich begleiten!
Amen!
Arina Sartison
Gemeinde Augsburg