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Ein Einblick in die Arbeit der Gemeinde „Neues Leben“ und ihre Projekte
Ein leises Klicken an der Tür und schon sehen wir in die uns vertrauten und freudigen Gesichter. Was es heute wohl zu essen gibt und welche Erzählung dürfen wir anschließend aus dem Buch des Lebens hören und kennenlernen? 30-45 erwartungsvolle Kinder kommen nach und nach in die Räumlichkeiten und werden warmherzig und liebevoll empfangen – im Gemeindehaus „Neues Leben“ in Belzi.
Zuflucht und Geborgenheit
Das Projekt „Brot des Lebens“ hat nicht zuletzt zum Ziel, Kinder mit einem warmen Essen zu versorgen, das sie sonst nicht bekommen würden. Jeden Tag kommen sie nach der Schule vorbei und freuen sich über ein leckeres Mittagessen.
Nach dem Essen helfen alle beim Aufräumen mit und anschließend werden gemeinsam Hausaufgaben gemacht. An diesem Ort können sie sich helfen lassen, wenn sie mit den Aufgaben nicht zurechtkommen oder einfach erzählen, was sie in der Schule erlebt haben. Anschließend treffen sich alle zum Bibellesen. Gemeinsam wird über das Gelesene gesprochen und nachgedacht. Während die Kinder konzentriert zuhören, können wir sie näher betrachten:
Da ist Katja (Namen geändert), die gerade 10 Jahre alt geworden ist. Sie freut sich, dass sie sich später in der freien Zeit duschen und ihre Kleidung waschen darf. Sie hat auch ihr eigenes Fach im Schrank, um dort ihre sauberen Sachen zu lagern. Die meisten davon hat sie hier erhalten. Nach Hause kann sie sie nicht mitnehmen. Beim letzten Versuch hat ihre Mutter das Kleidungsstück verkauft, um sich eine Flasche Wodka kaufen zu können.
Neben Katja sitzt Ilja. Nach dem schwierigen Schultag ist er froh, hier an einem geborgenen Ort zu sein. Seit er bessere Kleidung und einen neuen Schulranzen hat, wird er in der Schule sowohl von Schülern als auch Lehrern weniger verspottet. Auch dass Bruder Oleg, der Leiter der Gemeinde, ein Gespräch mit dem Klassenlehrer geführt hat, hat dabei geholfen.
Eigentlich hätte das Iljas Vater machen müssen, aber ihn kennt er nicht und seine Mutter ist den ganzen Tag unterwegs, um etwas Geld für ihn und seine drei kleinen Halbgeschwister zu verdienen.
Auch Michail (7Jahre) genießt die Zeit in der Gemeinde. Ein wirkliches Zuhause hat er nicht. Er wohnt bei seiner Tante und seinem Onkel, die ihn aus Mitleid aufgenommen haben. Sie sind froh, dass er hier eine Mahlzeit bekommt, weil sie kaum genug Geld für Nahrung für ihre eigenen Kinder aufbringen können.
Und zuletzt ist da noch Nadja. Sie ist schon länger hier in dem Projekt. Sie hilft bereits in der Küche mit und unterstützt damit das gesamte Team. Dabei ist sie mit ihren 13 Jahren eigentlich selbst noch ein Kind. Doch das Leben hat sie nicht lange Kind sein lassen.
Ihr Vater ist im Gefängnis und ihre Mutter ist im Ausland unterwegs, um Geld zu verdienen. Sie ist somit die meiste Zeit allein mit ihren beiden Brüdern. Ihr älterer Bruder ist bereits 16, aber ihm ist alles egal und er kümmert sich nicht um sie. Er geht auch noch zur Schule, kommt danach aber nach Hause und verbringt den Rest des Tages am Handy oder legt sich schlafen.
Nadja bringt morgens vor der Schule ihren jüngeren Bruder (4) in den Kindergarten. Anschließend geht sie, wie bereits erwähnt, zum Projekt „Brot des Lebens“ und hilft dort mit. Am Nachmittag holt sie ihren Bruder aus dem Kindergarten ab und fährt mit ihm nach Hause. Dort wartet nun noch die ganze Hausarbeit auf sie. Zur Erinnerung – dieses Mädchen ist erst 13. Wie würden gleichaltrige Teenager hier in Deutschland mit so einer Verantwortung klarkommen?
Gottesdienst und individuelle Workshops
Die Gemeinde „Neues Leben“ hat noch ein weiteres Großprojekt, das sich an die Schulkinder aus der Stadt richtet: „Wort des Lebens“. Dieses ist ein Nachmittagsprogramm, bei dem etwa 15 verschiedene Workshops angeboten werden, z.B. Nähen, Handwerken, ein Computerkurs, Fotografieren, Englisch und vieles mehr.
Um an einem Workshop teilnehmen zu können, gibt es in der ersten Schulwoche einen Tag der offenen Tür. Gemeinsam mit ihren Eltern kommen die Kinder an diesem Tag vorbei, schauen sich die Angebote an und können sich für ein Workshop einschreiben. Etwa 125 Kinder kommen dann einmal wöchentlich zum Projekt „Wort des Lebens“.
Jede Gruppe beginnt zunächst mit einer Bibellektion und einem Gebet und im Anschluss daran können sich die Kinder dem von ihnen gewählten Workshop widmen. Am Ende jeder Stunde werden die Teilnehmer zum Kindertreff eingeladen. Dieser findet jeden Sonntag statt und bietet einen Gottesdienst für Kinder unterschiedlichen Alters an. Auch hier hören sie eine Bibelgeschichte, sie beten und singen gemeinsam und abschließend folgen Spiele und ein Snack.
Das Projekt „Wort des Lebens“ endet gemeinsam mit dem Schuljahr und im September beginnt das Programm wieder von vorne. Doch auch in den Sommerferien gehen die Kinder nicht leer aus. Sie sind alle herzlich zur Sommerfreizeit eingeladen – einer mehrtägigen Evangelisation im Stadtpark oder in der Stadtmitte mit Erzählungen aus Gottes Wort und viel Spiel und Spaß.
Und dann sind da noch die Familienfeste: Weihnachten, Tag der Familie, Sommerfest und Tag des Dankes. Zu diesen Anlässen bringen die Kinder ihre Eltern mit und erleben Musicals, Mit-Mach-Aktionen und dürfen auch selbst etwas präsentieren.
Sei dabei!
Alle Projekte werden von vielen ehrenamtlichen Mitgliedern der Gemeinde getragen. Ein Großteil von ihnen war selbst einmal in einem der Projekte und hat dort Gott und ein neues Leben kennengelernt. Die Hauptlast der Organisation wird jedoch von Bruder Oleg Bodnar mit seiner Frau Marina, ihrem Sohn Ilja und ihrer Adoptivtochter Luda getragen.
Wir (die Gemeinde Mettenheim) sind dankbar, die Gemeinde „Neues Leben“ in Belzi bei den Projekten sowohl finanziell als auch im Gebet unterstützen zu können. Gleichzeitig freuen wir uns über jeden, der sich uns anschließt und damit den Kindern in Belzi eine Zukunft und Hoffnung gibt.
Katrin Wiens
Gemeinde Mettenheim
Weitere Infos zu dem Projekt und Möglichkeit zum Spenden:
https://cdh-stephanus.org/moldawien-belzy