Wer ist mein Vorbild?

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Wer ist mein Vorbild?

2024-11-21T15:38:03+01:0021. November 2024|

Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, dass ich Timotheus bald zu euch senden werde, damit ich auch erquickt werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe keinen, der so ganz meines Sinnes ist, der so herzlich für euch sorgen wird. Denn sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist. Ihr aber wisst, dass er sich bewährt hat; denn wie ein Kind dem Vater hat er mit mir dem Evangelium gedient“ (Phil 2,19-22) .

Lassen wir uns von anderen beeinflussen? Tun wir es gewollt oder ungewollt? Und sind die Auswirkungen der Beeinflussung förderlich für unser Leben und die persönliche Entwicklung? Oft übernehmen wir unbewusst die Meinung und Lebensweisen anderer, wenn wir sie für fähig, sympathisch oder vorbildlich halten. Aber sollten wir ihnen nachahmen?

 

Jedes Kind hat eine Bezugsperson, von der es durch Beobachtung lernt. Wir halten es für selbstverständlich, dass Kinder das Aussehen und die Charakterzüge der Eltern übernehmen. Sogar Gewohnheiten oder die Gangart wird von Kindern häufig kopiert.

Es gibt einige Glaubensgeschwister in unseren Gemeinden, die uns als Vorbild dienen. Brüder, die wir als Glaubensväter betrachten dürfen. Diese Geschwister haben die Bruderschaft, so wie sie heute ist, mitgegründet und geformt. Unser Gemeindeleben, das wir heute als selbstverständlich empfinden, haben sie in Gefängnissen, in Arbeitslagern und in anderen Bedrängnissen herbeigesehnt. Wir dürfen auf ihr Leben blicken und über die Wundertaten staunen, die Gott in ihrem Leben getan hat. Schwierigkeiten, denen sie gegenüberstanden, möchten wir heute nicht erleben. Von diesen Vorbildern dürfen wir sehr viel lernen.

 

Die Bibel berichtet von der Vorbildfunktion des Apostel Paulus für den jungen Diener Timotheus. Timotheus hatte eine Gesinnung, die sich eng am Wort Gottes orientierte und wurde durch Paulus Nachfolge geprägt. Timotheus hatte so neben der biblischen Botschaft ein direktes Vorbild, welchem er nacheifern konnte. Wir sehen, dass dieser junge Bruder eine Schule besuchte, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Sein Leben wurde von dem, was er gelernt hatte, geprägt. Er vermehrte nicht nur sein Wissen, sondern konnte an Apostel Paulus sehen, wie die biblische Lehre im praktischen Leben ausgelebt wurde. Er befolgte den Rat, fest an dem zu bleiben, was er gelernt hatte: „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast“ (2.Tim 3,14a).

Wenn ich mein eigenes Leben reflektiere, kann ich von mir nicht behaupten, dass ich ein so treuer Nachfolger Christi wie Timotheus war, obwohl auch ich einige Vorbilder in meinem Umfeld habe. Dieses zu erkennen und in Demut vor Gott zu kommen, ist das Geschenk der Gnade, welche jedem gegeben ist.

 

Entsprechen deine Wertvorstellungen denen der Bibel?

Timotheus legte seinen Fokus auf eine bibeltreue Herzenseinstellung. Er ließ sich in seinem Wesen und seiner Meinung von der biblischen Wahrheit belehren. Nur so konnte er ein tüchtiger Mitstreiter an Paulus Seite werden.

Obwohl Apostel Paulus älter als Timotheus war, betrachtete er die Lehre des Paulus nicht als veraltet. Häufig sind junge Menschen versucht, die Anschauung und Auffassung der älteren Generation als veraltet abtun. Die junge Generation ist dynamischer und flexibler, da liegt es nahe, die Wertvorstellungen älterer Menschen zu belächeln. So hätte auch Timotheus handeln können. Er entschied sich aber bewusst dagegen.

Ich denke, Timotheus sah in Apostel Paulus, seinem Vorbild, einen besonderen Mann. Timotheus verstand, dass die geistliche Erfahrung des Apostel Paulus, seine väterliche Seelsorge und sein vorbildlicher Glaubenswandel die theoretische Erkenntnis bei weitem übertraf. Der junge Diener schätzte den Apostel als einen guten Mentor und Ratgeber.

 

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Wie weit gehst du in der Nachfolge Jesu? Lässt du die Betrachtungsweise deines Herzens vom Wort Gottes beeinflussen?

Wir lesen von einigen weiteren Mitstreitern, die mit Apostel Paulus unterwegs waren, z.B. Markus, Epaphras, Demas und weiteren Personen (vgl. Kol 4,10-14; 2.Tim 4,10). Im oben zitierten Bibelabschnitt aus dem Philipperbrief beschreibt Paulus, dass nur einer, nämlich Timotheus mit aufrichtigem Herzen übrigblieb, der nicht das Seine suchte (vgl. Phil 2,20-21). Es gab auch Diener im Umfeld des Apostel Paulus, die zwar ihren Dienst verrichteten, dies jedoch nicht mit Hingabe taten, ja sogar eigene Interessen vor den Willen Gottes und Seiner Anforderung stellten. Timotheus wird in unserem Bibeltext als ein bewährter Mitarbeiter dargestellt: „Ihr aber wisst, dass er sich bewährt hat; denn wie ein Kind dem Vater hat er mit mir dem Evangelium gedient“ (Phil 2,22). Es gab Herausforderungen, denen er begegnet war und die er bewältigt hatte. Er hatte sich als ein erprobter und zuverlässiger Mitarbeiter im Reich Gottes hervorgehoben.

 

An einigen Stellen in der Bibel lesen wir, was das Ziel des geistlichen Reifeprozesses ist. Nämlich, dass wir zum Dienst zugerüstet werden und zu jedem guten Werk fähig werden (vgl. 2.Tim 3,17; Gal 2,10). Diesen Prozess des Wachstums sollen wir alle durchlaufen und voller Hingabe und ohne Eigennutz im Arbeitsfeld unseres Herrn brauchbar sein. Der Apostel Paulus beschreibt Timotheus als jemanden, der sich für die ganze Gemeinde zum Vorbild eignet, jemand, dessen Ziel es ist, Gott und der Gemeinde in einer ehrlichen und verlässlichen Art und Weise zu dienen und sie zu repräsentieren. Der Apostel Paulus möchte hier einen vergleichbaren Vertreter an die Philipper senden, der „herzlich für euch sorgen wird“ (vgl. Phil 2,20).

Wer das Seine sucht, sein eigenes Ansehen, seine eigene Bequemlichkeit, der weicht der Mühe und den Problemen aus. Wir sollten aber stattdessen den Herausforderungen in der Gemeinde auf den Grund gehen und mit Geduld, Liebe und Festigkeit begegnen. Darum möchte Paulus den bewährten Timotheus zu den Philippern senden. Solch einen Seelsorger wünschen wir uns in der eigenen Gemeinde. Aber sollten wir nicht auch diesen Wachstumsprozess erleben und so zu Vorbildern kommender Generationen werden? Ja, sicherlich möchte Gott uns als Vorbilder gebrauchen.

Gott möchte unsere geistliche Entwicklung positiv beeinflussen. Selbst wenn uns die Kraft fehlt, gelten uns Seine wunderbaren Zusagen. Gottes Zusagen sind zuverlässig, unumstößlich und wahr: „Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jes 40,31).

 

Wir durften feststellen, dass Timotheus einen besonderen Lehrer als persönliches Vorbild hatte. Auch wir dürfen unseren geistlichen Vorbildern in der Gemeinde nacheifern. Aber vor allem sollten wir uns Jesus zum Vorbild nehmen. Sein ganzes Leben war eine Aufopferung für andere. Selbstlos hat Er sich für die Menschen eingesetzt. Indem Er Seinen Jüngern die Füße wusch, zeigte Er ein Beispiel für Demut und Hingabe. Die Krönung Seines Dienstes besteht aber nach wie vor in Seinem freiwilligen Tod am Kreuz. Aus selbstloser Menschenliebe hat Er diesen aufopfernden Weg nach Golgatha angetreten, um die Sünden der Menschen zu sühnen. Dass dieser Weg nicht leicht war, ist uns bewusst. Nichts konnte Jesus Christus daran hindern, den Erlösungsplan zu vollenden. Das war ein gewaltiger Sieg, der auf Golgatha erbracht wurde. Das ist ein Beispiel, das unübertrefflich ist. Dem lasst uns nachfolgen.

 

Siegfried Folz

Gemeinde Molbergen

 

Bibelzitate folgen der Übersetzung von Martin Luther (rev. 1984).