Nach mehreren Schicksalsschlägen zweifelt Leonie an der Liebe Gottes. Sie sieht Seine Führung in ihrem Leben nicht mehr und fühlt sich oft allein. Bei einem schweren Verkehrsunfall stirbt sie beinahe und erlebt dadurch eine Wendung in ihrem Glaubensleben.
Auf Höhen folgen Täler
Es begann alles nach meiner Wassertaufe im Sommer 2021. Wir hatten einen wunderschönen, gesegneten Tag. Einige Tage später folgte der erste harte Schlag, der einen starken Kontrast zu dem heiligen Versprechen am Ufer bildete. Mein älterer Bruder wurde tot aufgefunden, er starb plötzlich und unerwartet. Als wäre es nicht genug, starb acht Monate später, im März 2022, auch mein Vater, ebenfalls plötzlich und unerwartet.
Nach dem zweiten Todesfall begannen die Zweifel und starke Glaubenskämpfe. Es schlichen sich Gedanken ein, dass Gott mich nicht liebt, weil mir das alles widerfährt. Mit dem Tod meines Bruders kam ich noch einigermaßen klar, doch jetzt war es zu viel, ich wusste nicht weiter und verstand Gott nicht. Ich dachte, Er meint es nicht gut mit mir. Das Leben war nicht mehr lebenswert, ich fühlte mich monatelang wie betäubt. Es war mir egal, ob ich lebte oder nicht. Mir war Letzteres fast lieber.
Die geistlichen Kämpfe nahmen immer mehr zu. Im September 2022 gab ich dann auf. Ich zog mich von Freunden, der Gemeinde und jeglichen Kontakten, die ich hatte, zurück. Am liebsten wollte ich alleine sein. Doch Gott kannte in Seiner Allmacht den Ausgang dieser Situation. Er wusste, dass es mit mir immer schlimmer werden und ich immer tiefer in ein Loch fallen würde. Deshalb griff Er ein, genau zum passenden Zeitpunkt.
Gottes rechtzeitiges Eingreifen
Am 19. September 2022 fuhr ich mit dem Auto zur Arbeit. Unterwegs kam ich von der Fahrbahn ab und geriet in den Gegenverkehr. Es kam zu einem schlimmen Unfall. Wie lange ich ohnmächtig war, kann ich nicht sagen. Aber nach dem Aufwachen hatte ich die absolute Sicherheit, dass ich es nicht schaffen und sterben würde. Ich schwebte zwischen Leben und Tod und erkannte, wie schnell das Leben vorbei sein konnte.
Nachdem ich das realisiert hatte, sah ich mein Leben in ganz vielen einzelnen Bildern an mir vorüberziehen. Es fühlte sich an, als ob ich alles noch einmal erleben würde. Oft hatte ich nicht richtig gehandelt, war ungehorsam oder Gott nicht wohlgefällig. Es waren auch Momente dabei, die ich längst vergessen hatte, als ich drei Jahre alt war, vier Jahre, sechs Jahre. Als ich das alles so sah, hatte ich unerträgliche Schmerzen und ein unglaublich schlechtes Gewissen und ich erkannte: Ich werde ganz sicher nicht errettet. Mir wurde bewusst, ich hatte nichts Ewigkeitsrelevantes erreicht in meinem Leben. Mit letzter Kraft sprach ich ein Gebet: „Gott, ich möchte nicht mit leeren Händen vor Dir stehen. Mir ist egal, unter welchen Umständen und egal, wieviel Zeit ich bekomme, aber gib mir wenigstens noch eine Möglichkeit, dass ich irgendetwas für Dich tun kann.“
Ich meinte es genauso, wie ich es gebetet hatte. Es war mir wirklich egal. Ich dachte weder daran, dass ich zwei Familienangehörige in kurzer Zeit verloren hatte und mich in starken Glaubenskämpfen befand, noch, dass ich gerade diesen schlimmen Unfall erlebt hatte, der bestimmt schlimme Folgen haben würde. In dieser Situation wurde mir bewusst, worauf es im Leben wirklich ankommt: Was bringt es mir, wenn es mir auf Erden gut geht, ich aber mit völlig leeren Händen vor Gott stehe?
Als ich mit dem Rettungswagen abgeholt und ins Krankenhaus gebracht wurde, verlor ich immer wieder das Bewusstsein. Ich fragte einen Arzt, ob ich überleben würde. Er antwortete: „Leonie, wie es aussieht, wahrscheinlich nicht.“
Das war ein Stich ins Herz. War mein Leben jetzt vorbei? Hatte ich das Ziel, das ewige Leben verfehlt?
Auf Operation folgt Operation
Erst am nächsten Tag erwachte ich nach einer Notoperation auf der Intensivstation. Die Ärzte teilten mir die Diagnose mit: Wirbelsäule zertrümmert, linker Oberschenkel zertrümmert, rechte Hand dreimal gebrochen. Bei der ersten Operation konnte nicht alles fertiggestellt werden, es folgten weitere. Vor der nächsten Operation klärte man mich über die möglichen Risiken auf. Dass ich nicht überleben könnte, war möglich, aber viel wahrscheinlicher war, dass ich danach querschnittsgelähmt sein würde. Dies würde bedeuten, dass ich vom Bauch abwärts nichts mehr fühlen würde, inkontinent wäre und im Rollstuhl sitzen müsste. Ich wäre mein Leben lang auf Unterstützung angewiesen. Das Leben wäre ein ganz anderes.
Diese Informationen jagten mir keine Angst ein, ich reagierte gelassen. Der Arzt wunderte sich sehr darüber. Er fragte: „Ist dir das bewusst oder bist du nicht ganz bei dir?“ Ich antwortete: „Doch, ich habe alles gehört und verstanden.“ Mittlerweile hatte ich einen tiefen Frieden im Herzen. Die Tage zuvor hatte ich viel gebetet und war dankbar geworden. Ich hatte eine Woche Leben dazubekommen. Das war ja meine Bitte an Gott gewesen. Ich hatte um Zeit gebeten, egal wieviel – und seitdem war ich schon eine Woche am Leben! Auch wenn ich querschnittsgelähmt sein sollte, wollte ich dankbar sein, dass ich überhaupt lebte.
Nach der zweiten Operation erwachte ich ohne Querschnittslähmung. Aber ein Nerv am Oberschenkel war bei der Operation verletzt worden. Dadurch erlitt ich einen Nervenschaden und konnte mein Bein nicht bewegen. Einen Nervenschaden kann man nicht heilen. Die Gemeinde betete in dieser Zeit sehr viel für mich und ich spürte, dass ich getragen wurde. Deshalb kam ich gut mit der Diagnose zurecht.
Auf Wunder folgen Wunder
Nach etwa drei Tagen konnte ich morgens bei der Visite mein Bein plötzlich wieder bewegen. Der Arzt kannte den Krankheitsverlauf und konnte sich das nicht erklären. Er rief einen anderen Arzt dazu und sagte: „Leonie, wir wissen nicht, warum oder wie es passiert ist, aber dein Bein ist wieder gesund. Ich kann es medizinisch nicht erklären. Du hast großes Glück gehabt.“ Darauf antwortete ich: „Das war Gott.“ „Ok“, sagte er, „dann glaube an deinen Gott.“
Der Heilungsprozess nach der zweiten Operation verlief reibungslos und nach drei Wochen durfte ich sitzen lernen. Das war eine große Herausforderung und ein langer Prozess. Sobald die Kopfstütze meines Bettes gehoben wurde, brach mein Kreislauf zusammen und mir fehlte jegliche Kraft. Je länger das so weiterging, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass ich bettlägerig bliebe. Doch nach vier anstrengenden Tagen konnte ich vollständig sitzen. Die Ärzte staunten und sagten: „Es geht alles so schnell bei dir, dass kann bei dieser Diagnose eigentlich nicht sein.“ Sie erklärten dies mit meiner starken Willenskraft. Doch sie war es nicht, es war Gott.
Zwar im Rollstuhl, aber schon nach 30 Tagen verließ ich das Krankenhaus. Der Arzt sagte mir: „Leonie, du darfst nie undankbar sein für diesen Unfall. Du glaubst gar nicht, wie unwahrscheinlich es ist, dass du das überlebt hast. Und das sogar ohne Querschnittslähmung und ohne schlimmere Schäden. Das ist eigentlich gar nicht möglich. Andere Menschen mit diesen Verletzungen bleiben Monate oder sogar Jahre hier.“
Gottes unerwartetes Eingreifen
Am 2. Dezember sollte die dritte Operation stattfinden. Bei der ersten Operation wurde die Wirbelsäule von hinten stabilisiert. Man wollte nun die Wirbelsäule von vorne stabilisieren, dazu sollte die Bauchdecke geöffnet und Platten an die Wirbel angebracht werden. Das würde die Wirbelsäule versteifen und ich würde mich weder bücken noch drehen können. Das Gefährliche an der Operation war außerdem, dass dabei Organe beschädigt werden konnten. Ich bat die Gemeinde darum, für mich zu beten, was sie auch tat.
Einen Tag vor der geplanten Operation kam ich für die letzten Untersuchungen ins Krankenhaus. Mehrere Ärzte untersuchten mich und besprachen sich miteinander. Nach einigen Stunden wurde mir berichtet, dass die Operation nicht notwendig sei, was eigentlich bei dieser Art von Verletzung ein absolutes Muss ist. Doch meine Wirbelsäule war bereits erstaunlich gut verheilt. Die Ärzte konnten sich das medizinisch nicht erklären und schickten mich nach Hause. Ich hatte darauf vertraut, dass Gott die schwere Operation segnen würde, aber dass sie ganz ausfallen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Eine Gebetserhörung dieser Art hatte wirklich niemand erwartet.
Einige Tage vor Weihnachten sollte ich nach ärztlichem Rat langsam wieder gehen lernen. Mir würde zwar noch lange die Kraft dazu fehlen, doch ich sollte langsam eigenständige Versuche wagen. In der Reha im Februar sollte ich das Gehen wieder vollständig erlernen. So begann ich, zu Hause zu üben. Ich war noch sehr wackelig, aber zu meinem Erstaunen konnte ich sogar einige Schritte machen. Dies wiederholte ich immer wieder. Am 24. Dezember konnte ich allein gehen – ohne Krücken oder Gehhilfe. Zwar noch langsam, und aufgrund einer Beinlängenverkürzung etwas humpelnd, aber es funktionierte so gut, dass ich in dieser Nacht am traditionellen Weihnachtssingen der Jugend vor den Haustüren unserer Gemeindemitglieder teilnehmen konnte.
Neuer Auftrag
Im Januar fuhr ich mit unserer Jugend zur Winterfahrt. Dort gab es bei einer Gebetsstunde ein spezielles Gebet für Heilung. Ich ließ für mich beten. Durch eine Prophetie sprach Gott sinngemäß zu mir: „Mein liebes Kind, wenn ich wollte, wärst du jetzt nicht mehr hier. Wenn ich wollte, hätte ich dich an dem Tag des Unfalls genommen. Doch ich möchte, dass du von meinen Wundern zeugst. Ich habe dich vollständig geheilt und möchte, dass durch dich meine Allmacht gesehen wird und dass du ein Leben lang dafür dankbar bist.“
Noch nie hat mich etwas so sehr berührt wie dieses prophetische Wort. Mir wurde wieder bewusst: Es hätte alles ganz anders laufen können. Es war so ein großes Privileg, dass Gott mich beschützt hatte, obwohl ich es nicht verdiente.
Die noch bestehende Beinlängenverkürzung sollte durch eine erneute Operation berichtigt werden. Am Abend nach dem Messen meiner Beine betete ich: „Gott, du kannst alles machen, auch das kannst du ändern.“
Am nächsten Morgen bemerkte ich direkt beim Aufstehen eine Veränderung und bat deshalb den Therapeuten in der Reha, er möge meine Beine vermessen. Er meinte, er habe die Daten für die Operation schon weitergegeben. Ich bestand jedoch darauf und er maß noch einmal – insgesamt dreimal. Verwundert fragte er, was ich in dieser Nacht gemacht hätte. Ich sagte: „Ich habe gebetet.“ „Und was hast du noch gemacht?“ „Geglaubt.“ Nach Rücksprache mit den Ärzten kam die Bestätigung: Die Beinverkürzung war verschwunden.
In der Reha hatte ich noch viele weitere Möglichkeiten, den Menschen von Gott und Seinen Wundern zu erzählen und so den Auftrag, den Er für mich hatte, erfüllen. Die düsteren Prognosen der Ärzte – ich würde ständig Schmerzen haben und auf Tabletten angewiesen sein – haben sich nicht erfüllt. Gott hat mich vollständig geheilt und ich bin schmerzfrei, ja sogar fitter als vor dem Unfall. Er heilte nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Seele.
Diese Erkenntnis ist mir so groß geworden: Was bringt es, dass ich hier auf der Erde ein schönes Leben habe, aber mit leeren Händen vor Gott stehe? Gott half mir, die Schicksalsschläge zu verarbeiten und lehrte mich, mein Vertrauen zu 100 Prozent auf Ihn zu setzen. Er hat das letzte Wort, egal was die Menschen sagen und nur Er allein kann helfen und heilen, selbst wenn niemand anderes es tun kann. Für jeden einzelnen Menschen hat Gott einen Plan und führt alles zum Guten, auch wenn es manchmal nicht so scheint. Ihm gebührt die Ehre dafür.
Leonie Sawazky
Gemeinde Bremen-Mahndorf