Neues zum Äthiopienprojekt „Talita“

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Neues zum Äthiopienprojekt „Talita“

2025-05-21T12:21:58+02:0021. Mai 2025|

In der Ausgabe 2 | 2024 unserer Zeitschrift durften wir zum ersten Mal über das neue Äthiopienprojekt „Talita“ berichten. Durch die Kooperation von Stephanus mit der lokalen Organisation „Talita Rise Up“ (=Tabitha, steh auf) kann weiterhin ein Heim für verstoßene Babys und ein Safe House für sexuell misshandelte Mädchen geöffnet bleiben. In der letzten Ausgabe haben wir unter anderem von unserer Reise dorthin und der Entscheidung, das Projekt zu fördern, berichtet. In dieser Ausgabe möchten wir euch einen Einblick in den aktuellen Stand des Projekts geben und zudem berichten, was zukünftig geplant ist.

 

Aktueller Stand

Durch die im April vor Ort übergebene Geldspende in Höhe von 12.500 € konnten zunächst die Schulden der Organisation, die Mitarbeitergehälter für zwei Monate, sowie die Mietkosten für das Safe House für 16 Monate bezahlt werden. Auch wenn dies eine hohe Summe ist, hat sich schnell gezeigt, dass die Organisation langfristig mehr Geld benötigen wird, um weiterhin ihre wertvolle Arbeit verrichten zu können.

Um eine angemessene Versorgung der verstoßenen Babys und misshandelten Mädchen sicherzustellen, ist einiges an Personal nötig. Dazu gehören Nannys für die Babys, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Psychologen, ein Koch-Team, sowie Sicherheitspersonal. Zu den Gehältern kommen Mietkosten und Nahrungsmittelausgaben hinzu. Besonders teuer ist hierbei die Babynahrung, für welche die Kosten zuletzt um rund 50% gestiegen sind. Da die Babys die ersten Monate ausschließlich mit gekaufter Babymilch ernährt werden können, entstehen hier pro Baby monatliche Kosten von ca. 140€.

In Summe werden monatlich mehrere 1000 Euro benötigt, um grundlegende Kosten von Talita zu decken. Mit eurer Hilfe möchten wir zunächst den Kreis der regelmäßigen Spender erweitern. Nach wie vor suchen wir eine Gemeinde oder Firma als Sponsor für dieses Projekt.

 

Chefkoch 2 Babyhome

 

Eifer der Organisation und Update zum Baby Home

Auch wenn die zukünftige Finanzierung der Projekte nicht immer klar ist, hindert es die Organisation nicht, mit ihrer wichtigen Arbeit fortzufahren. Da leider nach wie vor ein großer Bedarf für eine Einrichtung für ungewollte oder kranke Babys vorhanden ist und Talita an ihre kapazitiven Grenzen gerät, wurde eine Erweiterung des Babyheims beschlossen. Hierfür werden derzeit fünf ehemalige Kuhställe auf dem Gelände umgebaut.

Um die Finanzierung zumindest anfangs zu ermöglichen, wurden nicht nur die Kühe verkauft, sondern auch die Budgets von anderen Projekten reduziert. Außerdem haben die Direktorin und der Programmkoordinator auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet, um die Erweiterung zu ermöglichen. Sobald diese abgeschlossen ist, steigt die Kapazität von rund 30 auf bis zu 50 Babys und Kinder, die im Heim untergebracht werden können.

 

Innenhof Babyhome

 

Update zum Safe House und neues Projekt

Auch das Safe House kommt regelmäßig an die Grenzen der möglichen Auslastung. Daher werden hier weitere Betten benötigt. Zudem gab es im Safe House 10 Mädchen, welche leider trotz erfolgreicher Rehabilitation ihrer Misshandlungen nicht zurück in ihre Familien bzw. ihren alten Wohnort konnten oder durften. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Täter aus der eigenen Familie stammt oder vor Gericht keine lange Freiheitsstrafe des Vergewaltigers erreicht werden konnte.

Da das Safe-House-Projekt keine dauerhafte Beherbergung der Mädchen vorsieht, wurde kurzerhand das neue Projekt „Girls Group Home“ ins Leben gerufen. Hier leben aktuell 10 Mädchen mit einer für sie verantwortlichen Mitarbeiterin zusammen. Mittelfristig muss die Einrichtung des Wohnhauses stetig erweitert werden. Auch dieses Projekt möchten wir unterstützen, sofern unsere finanziellen Mittel es zulassen.

Die Mädchen besuchen aktuell noch die Schule und werden, wenn diese absolviert ist, für eine Teilnahme am Arbeitsmarkt vorbereitet. Talita verfolgt bei dem sogenannten „Empowerment“ (=Befähigung) immer das Ziel, eine Beschäftigung zu finden, welche nicht nur den Fähigkeiten, sondern auch den Interessen der jeweiligen Person entspricht.

 

Gesundheitszustand der Kinder

Wie zuvor erwähnt, soll zunächst ein Spenderkreis aufgebaut werden, der eine regelmäßige Kostendeckung der Grundkosten von Talita sichert. Ist dies erreicht, können wir gezielt bei den besonderen Fällen der Organisation unterstützen. Über einige von diesen Projekten haben wir zuvor im Missionsblatt berichtet.

Der bald zweijährige Makbel lebt aktuell im Babyheim und ist mit einer Fehlbildung (PHPV) geboren, durch welche er nahezu blind ist. Nach einer erfolgreichen Augenoperation des linken Auges war nun auch die Operation des rechten Auges geplant. Die Kosten für die Operation wurden analog der ersten Operation auf rund 1.000€ geschätzt. Nachdem die hierfür benötigte Spendensumme vorhanden war, ging es für Makbel erneut zum Arzt. Leider hat die Untersuchung ergeben, dass eine Operation des rechten Auges kaum Erfolgschancen auf Sehkraft verspricht.

Allerdings ist die Einschätzung der Ärzte, dass eine erneute Operation des linken Auges mit hoher Wahrscheinlichkeit zur erhofften Sehkraft führen könnte. Leider müsste diese Art von Operation im Ausland durchgeführt werden. Eines der Länder, welches sich auf Eingriffe dieser Art spezialisiert hat, ist Indien. Da die Gesamtkosten dafür auf rund 20.000€ geschätzt werden, werden wir langfristig nach einer Möglichkeit suchen, um Makbel diese lebensverändernde Operation hoffentlich eines Tages ermöglichen zu können.

Makbel

 

Berichtet haben wir außerdem über den dreijährigen Leul. Den lebensfrohen Jungen durften wir bei unserem Besuch des Babyheims kennenlernen. Er ist äußerst schwerhörig und hatte starke Verbrühungen an seiner Hand. Dank der Spende einer Gemeinde konnte ihm die hoffentlich letzte Operation an seiner Hand ermöglicht werden. Damit er sich in Zukunft angemessen artikulieren kann, besucht er mittlerweile tagsüber eine Schule, in welcher ihm Gebärdensprache beigebracht wird.

Momentan wird geprüft, ob er dauerhaft in der Einrichtung leben kann, in welcher er aktuell die Gebärdensprache erlernt. Dasselbe wird gerade auch für die kleine Shlemate geprüft, welche ebenfalls taubstumm ist und momentan im Babyheim lebt. Idealerweise finden wir für Leul und Shlemate Paten, welche die Unterbringung im Heim bis zu ihrem 18. Lebensjahr finanzieren möchten.

Leul

 

Ein erfreuliches Update gibt es ebenfalls zum einjährigen Samson. Seit seinem ersten Lebensmonat lebt er im Babyheim. Da das Ergebnis eines HIV-Tests bei ihm positiv war, wurde er seitdem medikamentös behandelt und auf HIV getestet. Der abschließende PCR-Test konnte vor kurzem durchgeführt werden, nachdem Samson das Alter von 18 Monaten erreicht hat. Gott sei Dank ist das Ergebnis des Tests negativ.

Samson

 

Ein positives Update haben wir auch zu Etenesh. Die mittlerweile erwachsene Frau wurde vor 10 Jahren als kleines Kind von einem Nachbarn vergewaltigt. Um ihre schweren Verletzungen zu behandeln, waren zahlreiche Operationen und eine langwierige Rehabilitation notwendig. Gott sei Dank kann die junge Frau wieder vollständig am täglichen Leben teilnehmen. Bei unserem Besuch hat uns Etenesh erzählt, dass sie gerne eines Tages ebenfalls ein Heim für misshandelte Mädchen gründen möchte. Da sie mittlerweile mit der Schule fertig ist, hat „Talita Rise Up“ sie im Rahmen des „Empowerment“-Programms dabei unterstützt, gemeinsam mit ihrer Mutter einen kleinen Laden zu eröffnen. Die beiden Frauen wollen hier Gewürze und das für Äthiopien typische Injera-Fladenbrot verkaufen.

 

Zusätzlich zum Baby Home, dem Safe House und dem Girl Group Home gibt es noch das Feeding Project (=Essensausgabeprojekt). Im Rahmen dieses Projekts werden regelmäßig rund 150 Familien mit Nahrungsmitteln und falls erforderlich mit Medikamenten unterstützt. Darunter befinden sich alleinstehende Mütter, HIV-kranke Menschen, Menschen mit Behinderungen und alte Menschen. Der Erfolg des Projekts äußert sich nicht nur in der Tatsache, dass bedürftige Menschen mit Nahrung und Medikamenten versorgt werden. Es führt auch dazu, dass sich die dadurch unterstützten Schulkinder nun gesättigt auf den Unterricht konzentrieren können und Familienverhältnisse verbessert werden.

Sofern es das Budget des Projekts, Alter und Gesundheitszustand der Teilnehmer des Feeding Projects zulassen, verfolgt Talita auch hier das Ziel, die Menschen so zu befähigen, dass diese sich langfristig selbst versorgen können. Geeignete Personen erwerben hier die grundlegenden Fähigkeiten, um ein eigenes Geschäft eröffnen und erfolgreich führen zu können. Auch eine initiale finanzielle Starthilfe und eine Begleitung in der Anfangsphase sind Teil des Empowerment-Programms.

 

Küche Innenansicht 1 Babyhome

 

Aus den Entwicklungen der letzten Monate ergeben sich daher folgende Gebetsanliegen:

  • Aufbau eines regelmäßigen Spenderkreises, um mittelfristig Grundkosten und langfristig Erweiterungen der Projekte finanzieren zu können,
  • Suche nach einem Hauptsponsor (Gemeinde oder Firma),
  • Dankgebet, dass Samson HIV-negativ ist,
  • Augenoperation Makbel,
  • Suche nach langfristigen Paten für Leul und Shlemate,
  • Erfolg und Weisheit bei Gerichtsverfahren der misshandelten Mädchen.

 

David Bechthold

Gemeinde Eppingen

 

Eingang Küche Babyhome

 

Küche Innenansicht 2 Babyhome