Weihnachtsaktion in der Ukraine

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  • Zerstörter Bahnhof in Kostjantyniwka nahe der Front

Weihnachtsaktion in der Ukraine

2025-05-21T12:36:16+02:0021. Mai 2025|

Auch dieses Jahr wurden viele, besonders junge Herzen, dazu bewegt, durch eine Spende in Form von liebevoll verpackten Weihnachtpaketen Menschen, die in Armut leben, Hoffnung zu schenken. Diese Sach- und Geldspenden haben in der Vorweihnachtszeit viele hilfsbedürftige Menschen erreicht. Dadurch verherrlichten sie Gott. Ein großer Teil der Spendenaktion ging in die Ukraine.

Unsere Missionsreise in die Ukraine begann mit einem kleinen Team von sechs Brüdern am Abend des 8. Dezembers. Wir waren uns gewiss, dass uns Tage voller Segen Gottes, Begegnungen, Erlebnissen und Leid erwarten würden. Bereits drei Tage zuvor war der mit Weihnachtspaketen beladene Missions-LKW vorausgefahren, um uns in der Ukraine zu erwarten.

Nachdem wir die ganze Nacht unterwegs gewesen waren, erreichten wir nach über 14 Stunden die polnisch-ukrainische Grenze, wo wir problemlos in die Ukraine einreisen konnten. Hier nahmen uns unsere Brüder mit dem LKW an unserer ersten Station in Kremenetz in Empfang, wo wir die erste Nacht verbrachten und den missionsverantwortlichen Bruder Oleg Romanovich trafen.

 

Verteilung von Weihnachtspaketen in Rowna an eine Frau mit einem behinderten Kind.

 

Weiterfahrt nach Rowna

Am nächsten Morgen wachten wir auf und fanden die Straßen unter einer Schneedecke, das Land wirkte still und friedlich, doch hinter dieser Stille lag tiefer Schmerz und Entbehrung. Wir setzten unsere Reise zur Gemeinde nach Rowna fort, wo etwa 110 Menschen, darunter Menschen mit Einschränkungen und solche, die zum ersten Mal das Evangelium hörten, versammelt waren. Während des Gottesdienstes fiel kurz der Strom aus, was zum Alltag gehört.

Nach der Versammlung verteilten wir Geschenke: Schuhkartons voller kleiner Freuden und Pakete aus der Weihnachtsaktion. In den leuchtenden Augen der Kinder und dem dankbaren Lächeln der Erwachsenen sahen wir, dass unsere Mission mehr als nur praktische Hilfe bedeutet.

 

Diese Zwillinge aus Rowna haben ihren Vater verloren. Übergabe von Schuhkarton Geschenken durch Michael Akulenko und Mathias Zimmermann.

 

Die Reise nach Charkiw – näher an die Frontlinie

Waldemar Odorchuk, der Älteste aus Rowna, der Missionsleiter Anatoli Kutscher und Mitarbeiter Taras Illjuk begleiteten uns auf der Reise durch die Ukraine. Der Weg nach Charkiw führte uns durch Kiew, vorbei an Militärposten, Kriegsgräben, schweren Militärgeräten. Diese Bilder machten die Realität des Krieges greifbar. Auf dem Maidan, dem Stadtzentrum in Kiew, fand eine Gedenkfeier für die gefallenen Soldaten statt.

In Charkiw angekommen, trafen wir die Jugend der Gemeinde und führten einen gemeinsamen Gottesdienst durch. Es war bewegend zu sehen, wie sie trotz der schwierigen Umstände an ihrem Glauben festhalten. Das Entladen des LKWs mit den Weihnachtspaketen dauerte ungefähr zwei Stunden; wir arbeiteten mit 20 Brüdern Hand in Hand. Zudem traf eine Mehllieferung von 21 Tonnen ein. Am Abend erzählte der örtliche Bruder Witali noch Zeugnisse, wie Gott Soldaten an der Front mit dem Evangelium berührte.

 

Kevin Stelter verteilt ein Weihnachtspaket mit 2 Broten an Bedürftige in Tsupivka.

 

Im zerstörten Tsupivka – Tränen und Hoffnung

Am nächsten Morgen besuchten wir das Dorf Tsupivka, sechs Kilometer von der russischen Grenze entfernt und damit der Front sehr nahe. Auf dem Weg dorthin passierten wir Panzerfriedhöfe, Schützengräben und zerschossene Gebäude. In den Wäldern waren Panzer versteckt und Militärstützpunkte. Das Ausmaß der Zerstörung war kaum zu begreifen.

In einer orthodoxen Kirche, die von Einschusslöchern gezeichnet war, hielten wir einen kleinen Gottesdienst. Es war eisig kalt, doch die Dorfbewohner hörten aufmerksam und teilweise mit Tränen in den Augen zu. Sie berichteten uns dankbar, dass wir in ihnen Hoffnung weckten. Nach dem Gottesdienst verteilten wir die Weihnachtspakete und Brot, das in der Gemeinde in Charkiw gebacken worden war. Die ruhige Atmosphäre wurde durch Schüsse einer Haubitze unterbrochen. Wir verteilten die restlichen Pakete und brachen zügig nach Charkiw auf.

 

Bewohner in Tsupivka laden die Weihnachtspakete auf Schlitten, um diese nach Hause zu transportieren.

 

Kindern eine Freude bringen – Ein Besuch in der Schule

Nach einem Mittagessen besuchten wir eine Schule, in der Kinder mit Einschränkungen unterrichtet werden. Die Jugend der Gemeinde Charkiw diente hier mit einem Programm. Wir verteilten Geschenke und hielten einen kleinen Gottesdienst mit ihnen ab. Im Anschluss an den Schulbesuch fuhren wir direkt in die Gemeinde Charkiw zum nächsten Gottesdienst. Einige Ungläubige besuchen dort die Gottesdienste regelmäßig, seitdem der Krieg ausgebrochen ist.

Nach dem gesegneten Gottesdienst fuhren wir wieder zum Gemeindeleiter zum gemeinsamen Abendessen. Währenddessen hörten wir plötzlich ein Dröhnen. Die Brüder sagten, dass es wahrscheinlich Drohnen seien. Wir schalteten schnell das Licht aus und saßen etwa 20 Minuten im Dunkeln. Diese Maßnahme wurde getroffen, um sicherzugehen, dass man nicht zur Zielscheibe einer Drohne wurde.

 

Waldemar Lik verteilt ein Weihnachtspaket mit 2 Broten an Bedürftige in Tsupivka.

 

Von Slowjansk nach Kostjantyniwka – Dankbarkeit trotz Zerstörung

Die Reise führte uns nach Slowjansk, wo wir 140 Pakete und 100 Schuhkartons hinterließen. Am Grab von fünf jungen Männern, die in der Gemeinde aktiv waren und Opfer des Krieges wurden, spürten wir die Tragik des Krieges. Unter ihnen waren drei Söhne des Pastors Alexander Povenko, der in unseren Gesprächen Vergebung statt Verbitterung zeigte.

Nach diesem Besuch ging es weiter nach Kramatorsk, wo wir neben 3,3 Tonnen Lebensmittelpaketen und Schuhkartons auch 2,5 Tonnen Mehl für die Gemeindebäckerei übergaben. Anschließend fuhren wir zügig nach Kostjantyniwka, der letzten Stadt vor der Front, wo wir nur zwischen 11 und 15 Uhr einfahren durften. Nach einer strengen Kontrolle und Diskussionen wurden wir nur für eine Stunde hineingelassen. Die Anspannung, die uns begleitet hatte, verwandelte sich in ein Gefühl der Erleichterung, als wir passieren durften. Der letzte Kontrollposten sagte, dass sie nicht mehr für unsere Sicherheit garantieren könnten.

Wir sahen hier sehr viele zerstörte Häuser, frische Einschlagskrater, verbrannte Fahrzeuge – Bilder, die unauslöschlich bleiben. Ein Gebäude wies noch die frischen Brandspuren eines Raketenangriffs auf. Trotz dieser düsteren Umgebung konnten wir für 30 Minuten einen Gottesdienst abhalten.

Die Gemeinde erwartete uns sehnsüchtig und war sehr erfreut, als wir ankamen. Nach dem Gottesdienst wurden Pakete mit Lebensmitteln, Kleidung und frischem Brot verteilt – ein kleiner Trost in dieser schrecklichen Situation. Nach der Verteilung der Pakete fuhren wir wieder zurück nach Kramatorsk, wo wir noch einen Gottesdienst abhielten. Überwältigt und erstaunt hörten wir, dass der Pastor am Ende des Gottesdienstes erwähnte, dass sie im Dankesfasten verbleiben wollten.

Direkt im Anschluss brachen wir in Richtung Moldau auf. Auf dem Weg sahen wir eine Rakete, die am Himmel flog und einige Kilometer entfernt einschlug. In Charkiw legten wir einen Zwischenstopp ein und verabschiedeten die ukrainischen Brüder. Wir fuhren die ganze Nacht hindurch nach Moldawien.

 

Vorbereitung der Fahrt Richtung Tsupivka nahe der Front. Einladen von Weihnachtspaketen.

 

20-jähriges Jubiläum des Missionszentrums Serepta

Am Abend erreichten wir das Missionszentrum Serepta. Dort besuchten wir das Haus für Behinderte und das Altenheim. Am nächsten Morgen feierten wir mit der örtlichen Gemeinde das 20-jährige Jubiläum der Missionsarbeit im Behinderten- und Altenheim. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einer Besichtigung des Missionszentrums brachen wir nach Deutschland auf.

Insgesamt haben wir auf der Reise ca. 6400 km zurückgelegt. Wir danken Gott für Seinen reichlichen Schutz und alle erhörten Gebete. Die Reise hinterließ tiefe Eindrücke. Wir sahen tiefes Leid, aber auch Glauben und Hoffnung in den Augen der Brüder und Schwestern.

Bei der Übergabe der Weihnachtspakete, Schuhkarton-Geschenke und finanziellen Mittel spürten wir die große Dankbarkeit der Menschen und möchten an dieser Stelle jedem Spender danken, der diese Weihnachtsaktion unterstützt hat. Wir durften 100 Tonnen Lebensmittelpakete in die Ukraine transportieren. Unser ursprüngliches Ziel, 5000 Lebensmittelpakete zu sammeln, konnte durch die freigiebigen Herzen vieler Spender mit 6540 Paketen übertroffen werden.

Die Pakete wurden mit sechs LKW in die Ukraine transportiert, zwei davon gingen jeweils nach Krewoi Rog und Rowna und jeweils ein LKW nach Charkiw und Tschernihiw.

 

Ausladen der Weihnachtspakete in der Gemeinde in Charkiw.

 

Einige Menschen konnten so Unterstützung in ihren Grundbedürfnissen erfahren und wurden dadurch mit großer Freude erfüllt. Doch es gab noch viele Menschen, denen wir leider nicht helfen konnten. Grenzpolizisten, Dorfbewohner und vor allem die Gemeinde bat um ernste Gebetsunterstützung für die Ukraine, damit dieses unaussprechliche, schreckliche Leid ein Ende nimmt. Lasst uns an dieses Land und unsere Glaubensgeschwister auch weiterhin im Gebet gedenken!

 

Kevin Stelter

Gemeinde Speyer

 

Michael Akulenko verteilt ein Weihnachtspaket mit 2 Broten an Bedürftige in Tsupivka.

 

Andreas verteilt ein Weihnachtspaket mit 2 Broten an Bedürftige in Tsupivka.

 

Laden des Busses in Charkiw mit Schuhkarton Geschenken. Matthias Zimmermann trägt diese.

 

Matthias verteilt 2 Brote an Bedürftige in Tsupivka.

 

Verteilen von Weihnachtspaketen an Bedürftige in Rowna.