Das Evangelium im Mittelpunkt

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Das Evangelium im Mittelpunkt

2025-07-08T14:36:08+02:008. Juli 2025|

Im vergangenen Februar besuchte eine zweite Gruppe die kürzlich eröffnete Schule in Indien und durfte den Menschen und vor allem den Schülern vor Ort neue Hoffnung bringen. Das Schulprojekt verfolgt in erster Linie das Ziel, das Evangelium zu verbreiten und eröffnet den Einheimischen gleichzeitig durch Bildung Perspektiven auf ein besseres Leben.

Während ich durch die Tür in das Zimmer der Mädchen trat, spürte ich eine kleine kalte Hand in meiner und blickte in viele Kinderaugen, die mich neugierig musterten. Ich lächelte sie an, doch innerlich zerriss es mich förmlich.

Was ich sah, ließ mich schlucken. Nur mit Mühe konnte ich meine Emotionen unterdrücken. An den Wänden standen einige Holzbetten aneinandergereiht. Darauf lagen eine dünne Decke und ein kleines Kissen. Nur wenige Betten waren mit einer sehr dünnen, abgenutzten Matratze ausgestattet. Die Wände des Hauses bestanden aus Holzlatten und einige Blechplatten bildeten das Dach, die kaum Schutz vor Wind und Kälte boten.

Als ich das sah, wusste ich, warum die 45 Heimkinder uns an diesem Morgen mit blauen Nasen und zitternden Händen begrüßt hatten.

 

Der erste Eindruck

Bevor wir schließlich an der WORRIAN CHRISTIAN HIGH SCHOOL eintrafen, lag bereits eine lange, eindrucksvolle Reise hinter uns. Wir – eine Gruppe von neun Personen aus den Gemeinden Speyer, Bremen und Salzgitter – machten uns am 9. Februar 2025 unter der Leitung von Matthias Krüger auf den Weg. Unsere Missionsreise begann mit dem Flug von Frankfurt nach Neu-Delhi.

Am darauffolgenden Mittag landeten wir in Imphal, wo wir herzlich von Brother Peace, dem lokalen Projektverantwortlichen, sowie Pastor Ningkhan empfangen wurden. Am Abend nutzten wir die Gelegenheit, einige Einkäufe für unsere geplanten Einsätze in den kommenden Tagen zu erledigen, bevor wir die Nacht in einem Hotel verbrachten.

Am nächsten Tag stieß der Rest unserer Gruppe zu uns: Drei Brüder aus Speyer, die zuvor an einem anderen Ort in Indien im Dienst waren, sowie vier weitere Brüder aus Molbergen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Longpi – ein abgelegenes Bergdorf in Manipur, das wir nach etwa fünfstündiger Fahrt über holprige Straßen erreichten.

 

An den ersten beiden Tagen in Longpi veranstalteten wir ein „Kids Camp“ für die 85 Kinder der WORRIAN CHRISTIAN HIGH SCHOOL. Nach einem fröhlichen Begrüßungsspiel teilten wir die Kinder in zwei Gruppen auf. Die Vormittage verbrachten wir mit Bibelgeschichten und kreativem, thematischem Input. Am Nachmittag standen abwechslungsreiche Stationen und Gruppenspiele auf dem Programm, bei denen die Kinder ihre Teamfähigkeit und Geschicklichkeit unter Beweis stellen konnten.

Ihre Begeisterung und unermüdliche Energie steckten uns alle an. Es erfüllte uns mit großer Dankbarkeit, wie viel Freude wir den Kindern mit Dingen schenken konnten, die für uns oft selbstverständlich erscheinen. Ihre Einfachheit und Zufriedenheit waren ein bewegendes Zeugnis für uns.

 

Dankbare Kinderherzen für die liebevoll gefüllten Schultüten, gefüllt mit Süßigkeiten als Geschenk für jedes Kind

 

Hintergrund des Projektes

Da wir erst die zweite Gruppe waren, die im Rahmen dieses Projekts nach Longpi reiste, wussten die meisten Kinder nur sehr wenig über Jesus und den christlichen Glauben. Umso spannender und aufregender war das bunte Programm für sie. Die Reaktionen auf die Geschichten, die Spiele und die Gespräche zeugten von großer Neugier und echtem Interesse.

Wir spürten die Sehnsucht der Kinder und Erwachsenen, die von der Regierung lange Zeit als „vergessen“ und „ungebildet“ abgestempelt worden waren, nach Zuwendung und einer Veränderung ihrer Lebensumstände.

 

Die WORRIAN CHRISTIAN HIGH SCHOOL wurde ursprünglich von einer englischen Missionsorganisation betrieben, die jedoch im Jahr 2020 aufgrund finanzieller Engpässe den Betrieb einstellen musste. Seitdem waren viele christliche Familien gezwungen, ihre Kinder zum Schulbesuch in die umliegenden Städte zu schicken. Das zog häufig schmerzliche Konsequenzen nach sich.

In den städtischen Schulen dominieren religiöse Strömungen wie Okkultismus, Hinduismus, Buddhismus und Götzenverehrung. Viele Kinder verloren dort ihren Glauben, was viele Eltern tief verzweifeln ließ.

Die Wiedereröffnung der Schule bedeutet für die Familien im Bergland Manipurs eine neue Hoffnung. Neben schulischer Bildung soll den Kindern vor allem der Glaube an Gott nahegebracht werden. Biblische Werte stehen im Mittelpunkt des Unterrichts und sollen den Grundstein für ein Leben in Hoffnung und Wahrheit legen. Die Vision ist es, junge Menschen im Glauben zu stärken, sodass sie eines Tages selbst zu Botschaftern von Jesus Christus in ihrer Umgebung werden.

Unter der engagierten Leitung von Brother Peace und Pastor Ningkhan vertrauen wir darauf, dass Gott diese Schule gebraucht, um vielen Kindern einen neuen, gesegneten Weg aufzuzeigen.

 

Sonntagsschule mit den Hostelkindern

 

Projekte und Tätigkeiten

Nach dem „Kids Camp“ kehrte für die Kinder wieder der Schulalltag mit all seinen gewohnten Routinen ein. Jeden Morgen begannen nun auch wir gemeinsam mit dem Frühsport um sechs Uhr. Anschließend versammelten wir uns zu einer kurzen Andacht, bevor es ein einfaches, aber stärkendes Frühstück gab: ein gekochtes Ei und Schwarztee mit Milch.

Voller Tatendrang machten wir uns danach an die praktischen Aufgaben vor Ort. Während die Schwestern mit viel Liebe und Kreativität die Wände der Klassenräume mit christlichen Motiven gestalteten, begannen die Brüder mit verschiedenen Bau- und Renovierungsarbeiten. Ein Anbau für die Familie von Brother Peace wurde errichtet, eine Toilette installiert, Regale für Schule und Kinderheim gefertigt und nicht zuletzt die Gebäude durch Solarpanelen mit Strom versorgt – ein wichtiger Schritt zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensumstände.

Jeden Abend versammelten wir uns mit den Heimkindern zu einem kurzen Gottesdienst. Die biblischen Geschichten wurden kindgerecht und spielerisch vermittelt, begleitet von Kinderliedern und dem gemeinsamen Auswendiglernen von Bibelversen. Den Abschluss des Tages bildete oft ein gemütliches Lagerfeuer.

 

Auch den umliegenden Gemeinden wollten wir mit unserem Besuch dienen. So teilten wir uns in mehrere Gruppen auf und machten uns auf den Weg in verschiedene Dörfer. Dort brachten wir das Evangelium durch Predigten, persönliche Zeugnisse sowie mit deutschen und russischen Liedern zu den Menschen. Anschließend genossen wir traditionell indisches Essen und gute Gemeinschaft mit unseren Glaubensgeschwistern.

Währenddessen organisierten die Schwestern auf dem Schulcampus einen Kindergottesdienst. Unter dem Thema „Werft alle eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt für euch!“ (1.Petr 5,7) vermittelten sie den Kindern auf kreative Weise, dass sie in jeder Lebenslage auf Gottes Fürsorge vertrauen dürfen.

Im Anschluss verteilten sie gemeinsam mit den Verantwortlichen gespendete Kleidung an die Heimkinder – ein Moment voller Freude, der viele Kinderaugen zum Strahlen brachte. Zusätzlich konnten zahlreiche kranke Kinder mit dringend benötigter Medizin versorgt werden. Schließlich wurden auch Fotos für zukünftige Patenschaften aufgenommen.

Den Sonntagabend ließen wir in gesegneter Gemeinschaft bei einem Jugendgottesdienst am Lagerfeuer ausklingen.

 

Gemeinschaft am Lagerfeuer. Die Kinder wärmen sich.

 

Besondere Momente

Zu den besonderen Höhepunkten unserer Reise zählte zweifellos die Nachtwanderung mit den Heimkindern. Mit leuchtenden Augen ließen sie sich Knicklichter an die Handgelenke binden, und als fröhlich bunte Truppe zogen wir gemeinsam durch den nächtlichen Wald. Dabei wurde viel gesungen, herzlich gelacht.

Ein weiteres Highlight war eine Malaktion mit den Kindern: Jeder durfte seinen farbigen Handabdruck auf einem großen Baum verewigen, der zuvor an eine Wand gemalt worden war. Der Baum symbolisierte Gemeinschaft und unsere Zugehörigkeit zur Familie Gottes. Zu sehen, wie sie sich freuten, bei diesem Bild mitwirken zu dürfen, erwärmte uns das Herz.

Zum Abschluss unserer Reise verbrachten wir einen Tag in der herrlichen Natur der Region. Die Einheimischen führten uns in die traditionelle Kunst des Fischens ein und zeigten uns die beeindruckende Schönheit der Berge Manipurs. Außerdem bereiteten sie für uns ein landestypisches Mahl zu: zwei Hühner mit Reis, serviert auf Bananenblättern.

Auf dem Rückweg beschenkte uns Gott mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang. Dieser eindrückliche Moment erinnerte uns daran: Auch die Menschen in Manipur sind Teil von Gottes wunderbarer Schöpfung. Und es ist unser Auftrag, in sie mit der Hoffnung auf ihre Errettung zu investieren.

 

Ein Licht für Jesus

Beim Abschied erzählte uns Brother Peace, dass sich die Nachricht von der Wiedereröffnung der Schule rasch in der Region verbreitet hatte. Besonders aber die christliche Ausrichtung der Schule und die sichtbaren Aktivitäten unserer Reisegruppe waren Gesprächsthema in den umliegenden Dörfern.

Die Menschen zeigten große Dankbarkeit und Freude darüber, dass Gläubige aus Deutschland freiwillig zu ihnen gekommen waren, um Gottes Wort zu verkünden und sich liebevoll um ihre Kinder zu kümmern. Zu Gottes Ehre wurde diese Entwicklung in den Dörfern mit offenen Herzen aufgenommen.

Mit all diesen Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck kehrten wir schließlich nach Deutschland zurück – verändert und tief bewegt. Diese Reise war nicht nur ein Dienst für die Menschen in Indien, sondern auch eine wertvolle Lektion für unser eigenes Leben.

 

Jana Fast,

Gemeinde Speyer