Als Christ unter turbulenten Umständen

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Als Christ unter turbulenten Umständen

2023-04-06T19:46:54+02:0028. März 2023|

Machst du das auch? Du vertiefst dich in Gedanken, grübelst über die Zukunft und stellst dir manche Frage. Erst wurden wir zwei Jahre mit Corona, vielen Einschränkungen und Veränderungen für unser privates und auch geistliches Leben konfrontiert und dann kam plötzlich der Ukraine-Krieg, der – mitten in Europa – nicht weit von uns entfernt ist. Was wird uns alles noch erwarten?

Sollten wir da in Angst verfallen? Wie sollte ich diese Zeit als Christ richtig bewerten? Und wie sollte ich mich vor allem in dieser Zeit verhalten? Auf diese Fragen möchte der Artikel mit einigen Beispielen aus dem Worte Gottes eingehen und versuchen, Antworten zu geben. Wir alle leben in einer ungewissen Zeit und wissen nicht, was uns in der nahen Zukunft erwartet.

 

Josef – der Anfang seiner ungewissen Zeit

Betrachten wir das Leben Josefs, dann sehen wir, dass auch er viele Zeitenwenden erlebte, in denen er nicht verzweifelte, sondern dem Herrn vertraute. Die Geschichte Josefs beginnt im ersten Buch Moses ab dem 37. Kapitel mit einigen Träumen, die er seiner Familie nicht verheimlichte. Josef lebte zu diesem Zeitpunkt bei seinem Vater und war Schafhüter. Als Josef eines Tages von seinem Vater Jakob zu seinen Brüdern geschickt wird, um nach ihrem Wohlergehen zu sehen, fassen seine Brüder den Entschluss, ihn zu töten.

Nachdem Ruben, der älteste Bruder, sich für Josef eingesetzt und dafür gesorgt hat, dass er nicht getötet wird, entscheiden sich die Brüder, Josef in eine Grube zu werfen. Hier beginnt für Josef eine ungewisse Zeit. Vorher, als Lieblingssohn seines Vaters bekannt, war er beschützt und brauchte nichts zu fürchten. Doch plötzlich und unerwartet liegt Josef entkleidet in einer Grube und weiß nicht, was mit ihm passieren wird.

 

Von Versuchung umgeben

Interessanterweise ist es ausgerechnet Juda, dessen griechischer Name Judas ist, der auf die Idee kommt, seinen jüngeren Halbbruder zu verkaufen. Josef wird für einen Sklavenpreis nach Ägypten verkauft und es beginnt in seinem Leben ein neuer Zeitabschnitt voll von unerwarteten Ereignissen. Josef kommt als Sklave in das Haus Potiphars, einem Obersten der Leibwache. Selbst in einem fremden Land mit einer neuen Umgebung gibt der Herr Josef in allen Dingen das Gelingen und ist mit ihm. Potiphar erkannte, dass Gott mit Josef war und vertraute ihm in seinem Haus alle Dinge an und kümmerte sich um nichts mehr, außer um das, was er aß und trank.

Welch eine Zuverlässigkeit und Ordnung muss Josef hier ausgestrahlt haben! Aber auch in diesem Hause lief nicht alles reibungslos ab. Josef kommt als junger Mann mit ungefähr 20 Jahren in eine schwere Prüfung und wird von der Frau des Potiphar täglich versucht. Hier erkennen wir, in was für einer Gottesfurcht Josef, weit entfernt von seinem Elternhaus, lebte. „Wie sollte ich denn ein so großes Übel tun und gegen Gott sündigen?“, erwidert Josef auf das Angebot der Frau.

Zu diesem Zeitpunkt gab es die Gesetzestafeln Moses noch nicht, dementsprechend können wir davon ausgehen, dass Josef eine persönliche Beziehung zu Gott hatte. Es ist auch denkbar, dass er aus den Fehlern seiner Brüder lernte. Er wusste, trotz seines jungen Alters, was richtig und was falsch ist. Auch für uns sind in ungewissen Zeiten diese beiden Aspekte von großer Bedeutung. Wenn wir eine persönliche Beziehung zu Gott haben, werden wir automatisch nach und nach erkennen, was unserem Herrn gefällt und was nicht.

Zudem sollten wir auch aus den Fehlern und Sünden anderer Menschen lernen. Nachdem Josef die Versuchung überstanden hatte, wurde er aufgrund einer falschen Anklage der Frau des Potiphars ins Gefängnis geworfen, in welchem er mehrere Jahre verbrachte. Wir lesen nichts davon, dass Josef sich in irgendeiner Weise wehrte oder gar negativ über die Frau, durch welche er versucht und bestraft wurde, äußerte.

 

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Ungerechtes Schicksal

Die Zeit im Gefängnis war für Josef eine besondere Zeit. Laut Psalm 105,18 werden Josefs Füße in einen Stock und sein Hals ins Eisen gelegt. Welche Qualen müssen das gewesen sein. Josef erlebte sein leibliches Tief im Gefängnis. Doch was passierte mit dem Verhältnis zu Gott in dieser Zeit? Der Herr selbst war da, als es Josef so schlecht ging und er viel Grund zum Murren hatte. Psalm 105,19: „Bis zu der Zeit, da sein Wort eintraf und der Ausspruch des HERRN ihn geläutert hatte.“

Josef, von dem wir auch vorher keinen Fehler kennen, wurde im Gefängnis von dem Herrn geläutert und geformt. Schließlich bekommt er als Häftling große Verantwortung: Er kümmerte sich um alle Gefangenen, sodass sich der Kerkermeister um nichts mehr sorgen musste. An der Begebenheit des inhaftierten Bäckers und des Mundschenks erkennen wir, dass Josef nicht wie ein normaler Aufseher war.

Er sah, dass die beiden ehemaligen Diener des Königs traurig waren. Lasst auch uns offene Augen und Ohren für andere Menschen haben, seien es unsere Geschwister oder auch Menschen aus der Welt. Josef hörte sich ihre Nöte an und konnte die Träume der Beiden deuten. Aber dabei war ihm wichtig, Gott die Ehre zu geben. Er betonte vor jeder Traumdeutung, dass das Auslegen eines Traumes Gott zusteht. Er gab sich für diese Gabe niemals selbst die Ehre. Wenn wir eine Gabe vom Herrn empfangen, so sollen auch wir nur Gott allein die Ehre dafür geben, denn Er ist es, der geben und auch nehmen kann.

Nicht zuletzt lehrt uns Josefs Verhalten im Gefängnis, nicht nachtragend zu sein. Als er den Mundschenken darum bat, an ihn zu denken, wenn er aus dem Gefängnis käme, sprach er den folgenden Satz: „Denn ich bin aus dem Land der Hebräer geraubt worden und habe auch hier gar nichts getan, weswegen man mich einsperren müsste!“ (1.Mo 40,15). Josef, der so viel Leid durch andere Menschen erlitt, klagt niemanden an. Er erwähnt weder seine Brüder, die in verkauften, noch die Frau des Potifars, die ihn durch eine falsche Anklage ins Gefängnis brachte. Die Traumdeutung des Mundschenks scheint für Josef die Hoffnung mit sich zu bringen, schon bald aus dem Gefängnis zu kommen, wenn der Mundschenk für ihn eintritt.

Doch der Mundschenk vergisst bereits nach drei Tagen die Hilfe Josefs und er muss weitere zwei Jahre im Gefängnis bleiben. Welch ein Grund zur Verzweiflung! Doch plötzlich geht durch einen Traum des Pharaos alles ganz schnell. Vom Gefängnis aus wird er zum zweitwichtigsten Mann in ganz Ägypten und heiratet innerhalb kürzester Zeit. Die ungewisse Zeit für Josef scheint vorbei zu sein. Die Jahre in Ägypten trennten ihn von seiner Familie und dennoch, auch wenn er in so vielen unterschiedlichen Positionen und Situationen war, war Josef ein glücklicher Mann, denn der Herr war mit ihm.

 

Liebe und Vergebung

Als interessanten Vergleich können wir uns noch die Brüder Josefs betrachten, welche nach dem Tod ihres Vaters auch in eine ungewisse Zeit gerieten. Hatte Josef ihnen wirklich vergeben? Was war, wenn er nur auf den Tod des Vaters gewartet hatte, um ihre Fehler heimzuzahlen? Wir können in Kapitel 50 erkennen, dass sie sich fürchteten. Sie ließen jemanden zu Josef gehen, um ihm zu sagen, dass der Vater sie beauftragt habe, sich bei Josef zu entschuldigen.

Josef weinte, als ihm diese Worte überliefert wurden, denn er hatte seinen Brüdern längst vergeben. Er kümmerte sich nun schon eine längere Zeit um das Wohlbefinden seiner Brüder und ihrer Familien und dennoch hatten seine Brüder Angst vor ihm. Hier sehen wir einen klaren Kontrast zwischen einem Gerechten und einem Ungerechten in einer ungewissen Zeit. Josef vertraute auf Gott und bewahrte sich durch seine Gottesfurcht und durch seine Beziehung zu Gott vor der Sünde. So konnte der Herr Josef formen und ihn gebrauchen. Die Brüder, die keine Beziehung zu Gott hatten, lebten in dieser ungewissen Zeit in ständiger Furcht, ihr Mittel war nicht selten die Lüge.

 

Deine Beziehung zu Gott ist entscheidend

Nicht weniger ungewiss ist unsere Zeit heute. Und auch für uns gilt, sich vor der Sünde zu bewahren, in der Gottesfurcht zu wandeln und eine lebendige Beziehung zu unserem Herrn und Heiland Jesus Christus zu haben. So brauchen wir uns nicht zu fürchten und können wie Josef den Willen und die Wege Gottes in unserem Leben erkennen. Möge der Herr uns dabei segnen!

 

Daniel Friesen

Gemeinde Speyer