Bekehrung vom Götzen zum lebendigen Gott

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Bekehrung vom Götzen zum lebendigen Gott

2024-04-22T17:17:19+02:0022. April 2024|

„Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, und um seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn“ (1.Thess 1,9-10)

Paulus gab in dem ersten Brief an die Thessalonicher der jungen Gemeinde das Zeugnis, dass andere berichten, dass sie sich von den Götzen zum wahren Gott bekehrt haben. Aber was bedeutete es für die Christen, sich von den Götzen zu Gott zu bekehren? Wie ist es heute bei uns? Ist auch eine Bekehrung von den Götzen zu Gott notwendig?

 

Eine neue Gemeinde entsteht

Das Missionsteam der zweiten Missionsreise bestand im Wesentlichen aus Paulus, Silas und Timotheus. Nachdem sie der Heilige Geist daran gehindert hatte, weiter in Kleinasien (Gebiet der heutigen Westtürkei) zu wirken und Paulus in der Nacht eine Erscheinung gesehen hatte, reisten sie nach Mazedonien. Das ist der nördliche Teil des heutigen Griechenlands. Das Evangelium erreichte nun auch Europa. Über die Via Egnatia, die als östliche Fortsetzung der Via Appia der direkte Weg zwischen Rom und Byzanz war, reisten Paulus und seine Begleiter nach Philippi. Durch die Verkündigung der Missionare in Philippi entstand die erste europäische Gemeinde. Über Amphipolis und Appolonia und weiter entlang der Via Egnatia kamen Paulus und seine Begleiter nach Thessalonich, der Hauptstadt der Provinz.

Thessalonich hatte zu der Zeit etwa 100.000 Einwohner und war für die damaligen Verhältnisse eine Großstadt. Durch die Lage an der Via Egnatia und dem Hafen brachte der Handel der Stadt Reichtum ein. Im Gegensatz zu Philippi, wo die Juden sich am Fluss zum Beten trafen, gab es in Thessalonich eine Synagoge. Paulus ging nach seiner Gewohnheit zuerst in die Synagoge und brachte den Juden die frohe Botschaft. Die Verkündigung des Evangeliums durch Paulus, Silas und Timotheus hatte zur Folge, dass einige Juden und viele Griechen sich überzeugen ließen und eine zum großen Teil heidenchristliche Gemeinde in Thessalonich entstand. Es war die zweite europäische Gemeinde nach Philippi.

An die Gemeinde, die durch Verfolgung und Bedrängnisse ihren echten Glauben und ihre echte Bekehrung unter Beweis stellte, schrieb Paulus nur kurze Zeit später zwei Briefe: den ersten und zweiten Brief an die Gemeinde in Thessalonich.

 

Eine sichtbare Absonderung

Die Bekehrung von den Götzen zum wahren und lebendigen Gott war damals eine für alle Menschen sichtbare Sache. Christen mieden alle Begegnungen, die sie mit Sünde oder Götzendienst konfrontierten. So nahmen sie nicht mehr an öffentlichen Sport- und Gladiatorenspielen teil, weil man diese zur Ehre von Göttern austrug. Man mied öffentliche Ämter und den Militärdienst, da diese mit Opferpflichten vor heidnischen Göttern verbunden waren.

Der Kaiserkult, der den römischen Kaiser als eine Art Mensch-Gott verehrte, sollte dafür sorgen, die vielen Völker des römischen Reiches zu vereinen. Christen lehnten auch das ab. Natürlich nahmen auch die Juden an diesen gesellschaftlichen Begegnungen nicht teil. Dass geborene Römer und Griechen sich jedoch so verhielten, war verdächtig. Gerüchte und Verleumdungen über diese Art von Menschen, die ein so anders geartetes Leben führten, entstanden.

Doch genau das meint auch das Wort „ekklesia“, das im neuen Testament für die Gemeinde verwendet wird. Es hat die Bedeutung von „abgesondert“ und „herausgerufen“. Damit ist nicht gemeint, dass jede Begegnung mit Nichtchristen gemieden wird, sondern Orte und Gesellschaften, wo Sünde stattfindet.

 

Götzendienst im Alltag

Wie stark der Alltag vom Götzendienst in der Zeit der ersten Gemeinden war, machen mehrere Stellen des Neuen Testaments deutlich:

Nachdem Paulus in Thessalonich das Evangelium verkündigt hatte und aufgrund von Verfolgung weitergezogen war, reiste er über Beröa nach Athen. Paulus kam alleine nach Athen und war erschüttert von den zahllosen Götterstatuen und Altären, die er sah. Er begann, das Evangelium in der Synagoge und auf dem Markt zu predigen. Man griff ihn und führte ihn auf den Areopag, einen hohen Felsen in Athen, der dem griechischen Kriegsgott Ares geweiht war. Hier traf sich der oberste Rat der Stadt, um Verwaltungs- und Regierungspflichten auszuführen und Gericht auszuübenzu üben. Auch religiöse Fragen klärte man auf dem Areopag. Hier knüpfte Paulus an die Verehrung eines unbekannten Gottes an und brachte den Athenern so die frohe Botschaft. Eine Stadt voll von Götzenbildern hörte das Evangelium.

Durch die Verkündigung des Paulus in Ephesus bei seiner dritten Missionsreise hörten alle Menschen in Kleinasien das Evangelium. Ephesus war für den Tempel der Artemis, der zu den sieben Weltwundern der Antike gehörte, berühmt. Viele Menschen kamen zum Glauben und das Geschäft der Silberschmiede, die silberne Tempel der Artemis herstellten, brach ein. Der wirtschaftliche Erfolg und Wohlstand der Kunsthandwerker standen in Gefahr. Viele Menschen lebten finanziell vom Götzendienst. Aus der Empörung der Kunsthandwerker über die Verkündigung von Paulus entstand ein Aufruhr, der die ganze Stadt erfasste.

Weiter können wir in dem ersten Korintherbrief lesen, dass man selbst das Fleisch oft zuerst Götzen opferte, bevor man es auf dem Markt verkaufte.

Der Götzendienst war zur Zeit der ersten Gemeinden im Alltag der Menschen fest verankert. Überall war es offensichtlich, dass Menschen Götzen anbeteten, dienten und Verehrung entgegenbrachten. Die Bekehrung von den Götzen zu Gott, die in Thessalonich passierte, hatte also sichtbare Folgen. Genauso wie damals ist auch heute diese Bekehrung unumgänglich für jeden Nachfolger Christi.

 

Echte Bekehrung stellt die Beziehung zu Gott wieder her und hat so in allen unseren Lebensbereichen Einfluss und zieht Veränderung nach sich. Bildquelle: AdobeStock_170699962 @ mathisa

 

Heutiger Götzendienst

Ganz allgemein nennt die Bibel etwas als Götzen, auf das man anstelle des lebendigen Gottes sein Vertrauen und seine Hoffnung setzt. Es sind Dinge, die man als Gott verehrt, obwohl sie kein Gott sind. Götzen sind das, was zwischen uns und Gott steht und für das man mehr Zeit einräumt als für die Beziehung zu Gott. Dinge, die man nicht bereit ist abzulegen, auch wenn sie einen in der Beziehung zu Gott hindern. Man kann sagen, dass die äußere Form des Götzendienstes sich im Vergleich zu früher verändert hat, jedoch ist sie im Kern gleich geblieben.

Heutzutage findet man in der westlichen Welt nur wenige Menschen, die sich vor Statuen niederwerfen und doch ist Götzendienst auch in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Das Ziel des Menschen ist Selbstverwirklichung. Heute soll einem niemand vorschreiben können, wie man zu leben hat; kein Mensch und erst recht kein Gott. Selbstbestimmung ist das, was unsere Zeit bestimmt. Der Mensch ist heute sein eigener Gott.

 

Bekehrung zum lebendigen und wahren Gott

Es braucht eine Bekehrung von den Götzen zu Gott hin. Das beschreibt eine viel tiefere Umkehr als ein bloßes Befolgen von Regeln. Es geht um das Verhältnis zu Gott. Es betrifft den Menschen in seinem Kern und ist nicht nur Nebensache als weiterer Aspekt unseres Lebens. Es geht nicht darum, dass man neben Beruf, Hobbys, Familie, Freunde auch noch eine Religion ausübt und dabei hoffentlich die christliche.

Echte Bekehrung stellt zum einen die Beziehung zu Gott wieder her und hat dann in allen unseren Lebensbereichen Einfluss und zieht Veränderung nach sich. Im Zentrum des nach dem Bilde Gottes geschaffenen Menschen steht die Beziehung zu Gott. Es geht bei einer Bekehrung also um die Beziehung zu dem „lebendigen und wahren Gott“. Die Beziehung zu Gott ist durch den Sündenfall nicht einfach nur verloren gegangen. Es ist nicht wie etwas, das fehlt, aber ohne trotzdem weitergeht, sondern viel mehr noch. Sie ist verfälscht. Das ist der Ursprung der unaufhörlichen Suche der Menschen in Religionen, der Verehrung von Götzen und der Entartung des Menschen.

 

Der Mensch kann ohne Gott nicht leben. Notwendigerweise macht der Mensch, der Gott nicht mehr kennt, etwas anderes zu seinem Gott. Auch Menschen, die von sich behaupten, an keinen Gott zu glauben, sind davon betroffen. Das Leben im konsequenten Relativismus ist unmöglich. Der Mensch braucht etwas Absolutes. Eine geschöpfliche Größe, ein selbstgemachtes Ideal wird zum Absolut gemacht und dadurch zum Götzen. Es wird etwas als Gott behandelt, was doch in Wirklichkeit nicht Gott ist. Das macht die Bekehrung eines Menschen so besonders. Es ist das rettende Wunder in dem Leben eines Menschen, wenn Gott ihm die Befreiung von seinen Götzen und die Rückkehr zu Ihm selbst schenkt. Das ist die Bekehrung, die jeder Mensch braucht.

Echte Bekehrung befreit den Menschen auch von dem besonderen Götzen der meisten Menschen, dem „Ich“. Paulus schreibt in seinem zweiten Brief an Timotheus von den Menschen der letzten Zeit und was diese kennzeichnet. Ein Punkt ist, dass sie das Vergnügen mehr lieben als Gott. Der Mensch macht sich zu seinem eigenen Götzen. Von den Thessalonichern hingegen heißt es, dass sie sich zu Gott bekehrten, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen (vgl. 1.Thess 1,9). Was hier mit „dienen“ übersetzt wird, meint im Ursprünglichen den Stand eines Sklaven. Einen Sklaven, der Leib und Seele, Zeit und Besitz, Kraft und Gaben seinem Herrn zur völligen Verfügung stellt. Das ist, was echte Bekehrung auslöst. Es stellt die Beziehung zu Gott wieder her, löst den Menschen von allen Götzen und bewirkt, dass man sich in den Dienst für Gott stellt.

 

Die Verehrung von Götzen betraf alle Lebensbereiche der Menschen in Thessalonich. Doch sie bekehrten sich und erlebten das Wunder der Rettung. Auch wenn sich heute die äußere Form des Götzendienstes verändert hat, ist es nichts anderes, was die Menschen brauchen: eine echte Bekehrung, die die Beziehung zu Gott wiederherstellt und bewirkt, dass Menschen sich Gott zur Verfügung stellen. Eine Bekehrung von den Götzen zu Gott, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.

 

Elias Zellmer

Gemeinde Bielefeld

 

 

Literatur

[1] Richter, H. Skript Kirchengeschichte 1. Bibelschule-Stephanus

[2] Boor, W. (2018). Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher. Wuppertaler Studienbibel. SCM R. Brockhaus