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Seit dem Auftreten Johannes des Täufers spricht die Bibel immer wieder vom Reich Gottes. Das Evangelium, das die Apostel Jesu verkündigten, handelte vom Reich Gottes. Und Jesus selbst forderte Seine Nachfolger auf, zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten (vgl. Mt 6,33). Aber was ist das Reich Gottes und wo nimmt es seinen Anfang?
Gott allein ist Regent
Die oben genannten Worte aus der Bergpredigt beinhalten die wichtigste Aussage Jesu Christi über das neutestamentliche Leben der Kinder Gottes. Hier treffen wir auf den Begriff des „Reiches Gottes“, über welches Jesus sagt, dass man danach suchen soll. Das führt uns unmittelbar zu weiteren Fragen: Was ist das Reich Gottes? Warum soll man, und wie kann man es suchen?
Die Bibel lehrt uns, dass mit dem Reich Gottes die Herrschaft und Regierung Gottes gemeint ist. Außerdem meint das Reich Gottes den Ort bzw. das Territorium, welches Ihm gehört und sich Ihm unterordnet. Es ist zwar klar, dass Ihm alles gehört und Er alles regiert. Gottes Wort sagt: „Auf ewig, o HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln; deine Treue währt von Geschlecht zu Geschlecht! Du hast die Erde gegründet, und sie steht; nach deinen Bestimmungen stehen sie noch heute; denn alles muss dir dienen!“ (Ps 119,89-91) und: „Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45).
Aber wenn es in der Heiligen Schrift – und besonders im Neuen Testament – um das Reich Gottes geht, will uns Gottes Wort etwas völlig anderes sagen. Im Gegensatz zur allgemeinen Herrschaft Gottes über das ganze Universum gebraucht die Bibel den Begriff des Reiches Gottes als konkrete Beschreibung der Regierung des Herrn zwischen und über bestimmten Menschen.
Während es in Psalm 103,19 um die allgemeine, alles umfassende Allmacht Gottes geht, mit welcher der Schöpfer über alles herrscht, beschreibt Matthäus 6,10 („Dein Reich komme“ usw.) eine solche Regierung des Herrn, in welcher jeder einzelne Mensch seinen Gott als Heiland, Herrn und König liebt und Ihm freiwillig, gern und fröhlich dient. Apostel Paulus sagt darüber: „Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erklungen; nicht nur in Mazedonien und Achaja, sondern überall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass wir es nicht nötig haben, davon zu reden. Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, und um seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten“ (1.Thess 1,8-10).
Bei manchen Bibelstellen, das betrifft vor allem das Matthäus-Evangelium, lesen wir statt Reich Gottes die Worte „Himmelreich“ oder „Reich der Himmel“. Beim Vergleich der parallelen Bibeltexte, bei denen diese verschiedenen Ausdrücke gebraucht werden, erkennt man, dass es sich hier um Synonyme handelt. Das Wort „Himmelreich“ unterstreicht lediglich die Autorität des Himmlischen – das, was oben ist, was Gott gehört, was den Himmel als Sein Zentrum hat und von oben, vom Himmel kommt. Es ist das Über-Irdische. Der Begriff des Reiches Gottes dagegen spricht klar davon, dass die Herrschaft dem Gott der Bibel gehört, dem Schöpfer der Himmel und der Erde, dem Heiligen Israels allein.
Jeder einzelne Mensch in Gottes Reich liebt seinen Gott und Heiland.
Der Dienst für den König der Könige erfolgt freiwillig, froh und gern.
Ohne Gottes Herrschaft leben wir im Schrecken
Im Grunde spricht die Heilige Schrift vom Reich Gottes von Anfang an. Nach dem Sündenfall versucht der Teil der Menschheit, der in Sünden, Untugend und Laster bleibt, sich die ganze Natur und auch Menschen zu unterwerfen, zu versklaven und über sie zu herrschen. Das führt zu immer neueren Arten von Gewalttätigkeit, Ungerechtigkeit und anderen bösen Dingen. Diese Gewalt zeigt sich von Sklaverei jeglicher Art bis hin zur Gründung irdischer Staaten. Überall sieht man die Brutalität der Mächtigen dieser Welt über Menschen, die schutzlos, schwächer und ärmer sind und sich nicht verteidigen können. Das alles war für eine große Menge von Menschen die Ursache vieler Leiden und Schmerzen.
Weil es aber heißt, „die Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin, dass auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,20-21), so wird klar, dass die ganze Hoffnung, das Vertrauen darauf und die Sicherheit des kommenden, vom Schöpfer verheißenen Sieges über all das, was den Menschen Bosheit, Leiden und die ganzen sich bis heute zeigenden Qualen bringt, mit dem Erscheinen und Erstarken des Reiches Gottes in der Welt zusammenhängen.
Der Prophet Jesaja sagt darüber Folgendes: „Siehe, ein König wird in Gerechtigkeit regieren, und Fürsten werden gemäß dem Recht herrschen; und ein Mann wird sein wie ein Bergungsort vor dem Wind und wie ein Schutz vor dem Unwetter, wie Wasserbäche in einer dürren Gegend, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in einem erschöpften Land. Sie werden nichts Böses tun, noch verderbt handeln auf dem ganzen Berg meines Heiligtums; denn die Erde wird erfüllt sein von der Erkenntnis des HERRN, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Jes 32,1‑2; 11,9). Das sagte der Heilige Geist über den in der Zukunft verheißenen, endgültigen Sieg der Güte Gottes über alle Kräfte des Bösen und über jedes Reich der Welt mit all seiner inhärenten (d.h. nicht getrennt voneinander denkbaren) Ungerechtigkeit, Brutalität und Gewalttätigkeit.
Dieser Sieg und Triumph des Reiches Gottes ist von Anfang an versprochen und verbunden mit dem Kommen des Erlösers und Messias, des Versöhners und Ruhebringers, Königs und Herrschers der ganzen Welt (vgl. 1.Mo 49,10-11).
Gott hörte niemals auf, uns zu suchen
Das Alte Testament zeigt äußerst deutlich all die Vorbereitungen Gottes für Sein kommendes Reich auf unserer Erde. Weil die Menschheit nach dem Sündenfall immer wieder und ständig gegen den Herrn und Seinen Willen rebellierte, begann unser Schöpfer Seine Arbeit mit wenigen Menschen (genauer gesagt, mit einer Person – Abraham). Abraham, der zuerst Abram hieß, glaubte Gott und wurde dadurch zu Gottes Freund, zum Vater des Glaubens und Vater mehrerer Völker (vgl. Röm 4,11-12.16-17). Das waren der Beginn und die ersten Grundsteine des Reiches Gottes in der geschaffenen Welt.
So hat unser Schöpfer und Herr im Angesichte Abrahams und seiner Nachkömmlinge auf unserer Erde Sein Reich gegründet. „Als nun Abram 99 Jahre alt war, erschien ihm der HERR und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige. Wandle vor mir und sei untadelig! Und ich will meinen Bund schließen zwischen mir und dir und will dich über alle Maßen mehren! Da fiel Abram auf sein Angesicht. Und Gott redete weiter mit ihm und sprach: Siehe, ich bin der, welcher im Bund mit dir steht; und du sollst ein Vater vieler Völker werden. Und dein Same soll werden wie der Staub der Erde, und nach Westen, Osten, Norden und Süden sollst du dich ausbreiten; und in dir und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (1.Mo 17,1-4;28,14).
Der von Gott versprochene Christus ist der Begründer des Himmelreiches.
Gott offenbart Sich auf vielerlei Weise
Alle diese Stellen zeigen uns, dass der Herr ein Volk (das hebräische) erwählte und annahm, um Sein Reich auf der Erde zu gründen und zu befestigen. Auf dieses Volk begann Gott Seine ganze Gnadenarbeit zu konzentrieren (vgl. Am 3,1-2). Der Schöpfer wollte auf diese Weise mit dem hebräischen Volk eine ganz besondere Gemeinschaft haben, es gemäß Seiner erhabenen und wunderbaren Art lehren und leiten und dadurch der ganzen Welt Sein Wesen und Sich Selbst offenbaren. Um Israel auf diese Aufgabe vorzubereiten, sandte Gott Richter, Propheten und andere Diener, durch die Er dem auserwählten Volk Seine Gebote, Wege und die wahre Anbetung offenbarte.
Und dennoch, „weil nämlich das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn es unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht, und kann es auch nicht“ (Röm 8,7), konnte kein Mensch und kein Volk dem Herrn dabei helfen, das Reich Gottes auf der Erde zu gründen, zu entwickeln und zu befestigen. Aber der Herr ließ von Seinen Zielen, die Er schon vor Grundlegung der Welt gefasst hatte, nicht ab. „Was dem Gesetz unmöglich war – weil es durch das Fleisch kraftlos war –, das tat Gott, indem er seinen Sohn sandte in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8,3).
Alles, was der Herr Seinem auserwählten Volk – und im Grunde der gesamten Menschheit – durch die heiligen Propheten versprochen hat, wollte Er in Zukunft sicher zur Erfüllung bringen. Was für die in Sünden versenkten Menschen unmöglich war, das sollte gemäß Gottes Plan und Seiner Prophetien ein Mann Gottes schaffen. Nämlich der König, der von Gott kommen und das Reich Gottes auf der Erde gründen sollte. Als Mensch sollte Er aus Israel, vom Stamm Juda, kommen. „Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Ruhebringer kommt, und ihm gehört der Gehorsam der Völker“ (1.Mo 49,10). Er sollte Israels Ehre und Licht für alle Völker werden (vgl. Lk 2,29-32). Dann sollte das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens kommen. Die zum Krieg vorbereiteten Waffen sollten zu Arbeitswerkzeugen umgeschmiedet werden. Die Raubtiere würden keine anderen Tiere mehr töten und fressen. „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Heidenvölker fragen nach dem Wurzelspross Isais, der als Banner für die Völker dasteht; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein“ (Jes 11,10).
Dann wird das gesamte Leben unter die Herrschaft Gottes kommen, sich Seinem rechtschaffenen Willen, Seinen gerechten Geboten und Seiner Liebe gegenüber anderen unterordnen. Und in der gesamten biblischen Geschichte kann man sehen (und lesen), dass diejenigen, die in Gottesfurcht und Gottvertrauen auf der Erde vor ihrem Herrn gewandelt sind, alle beständig von der Erwartung auf das Kommen dieses verheißenen Reiches Gottes erfüllt waren. In der Reihe dieser Menschen treffen wir zum Beispiel den Priester Zacharias mit seiner Frau Elisabeth, die Propheten Simeon und Hanna, Nikodemus, Joseph von Arimathia und viele andere.
Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen
Als die Zeit des ersten Kommens Jesu immer näher rückte, sprachen die Israeliten viel von der Erwartung und jeder hatte seine Meinung dazu. Das ging einher mit dem Nachdenken über die Beziehungen zwischen Gott und den Menschen, die in diesem kommenden Reich entstehen und existieren sollten. Dazu gehörten Themen wie:
- Was erwartet die Menschen im kommenden Reich Gottes?
- Wie kann ein Mensch in die Gemeinschaft derjenigen kommen, deren Leben sich unter Gottes Regierung befindet?
- Was bedeutet es für den Menschen, dass er zwischen denen lebt, die – wie er – von Gott für das Reich Gottes auserwählt sind?
- Wie soll jeder leben und handeln, dass er Gott am besten als Herrn und König dienen kann?
- Welche Hierarchie gibt es in der Gesellschaft derer, die Gott als ihrem König dienen?
Menschen, die mit solcherlei Hoffnungen und Erwartungen auf das Gottes Reich lebten, hatten natürlich große Fragen über ihre eigene Vorbereitung zum Eintritt ins und das Leben im Reich, auf welches sie so eifrig gewartet hatten. Das wirkte sich auch auf ihr gegenwärtiges Leben aus, wie einer ihrer Rabbiner noch vor Christus schrieb: „[Gott spricht:] Da ihr meine Herrschaft über euch anerkannt habt, so nehmt auch Meine Gebote an und erfüllt sie!“
Zuletzt redete Gott durch Seinen Sohn
Eine absolut neue Epoche in der Frage des Reiches Gottes brach im Neuen Testament an. Johannes der Täufer trat in der Wüste Judäas auf und predigte: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“ (Mt 3,1-2). Er sagte auch, dass nach ihm ein Mann kommen würde, der unbeschreiblich größer wäre als er selbst. Er war der von Gott versprochene Christus, der das Reich Gottes begründen und in ganz Judäa und auf der ganzen Erde mächtig verbreiten, und selbst der König und Herrscher dieses Reiches sein würde (vgl. auch Jes 9,5-6). „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen“ (Gal 4,4-5).
Das war der Anfang und auch die Voraussetzung der Gründung des Reiches Gottes auf dieser Erde. Jesus Christus, welcher der wahre Sohn Gottes und „Herr über alle“ (vgl. Apg 10,36) ist, hat es dadurch begründet, dass Er Sich die Gemeinde Gottes mit Seinem eigenen Blut erworben hat (vgl. Apg 20,28) und „hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13).
Das alles war erfüllt von himmlischer Herrlichkeit (vgl. Joh 1,14). Sie war aber von solcher Art, dass weder Engel noch Menschen es sich je hätten vorstellen können (vgl. Je. 53,1-2). Das Kommen des versprochenen Messias sollte überraschend und unerwartet geschehen, so kündigte es unser Gott und Schöpfer mehrere Jahrhunderte vorher an. „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst. Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, dass er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun!“ (Jes 9,5-6).
Das Reich von anderer Art
Der Sohn Gottes kam – anders als erwartet – in der Erniedrigung eines Knechtes und der Schwachheit der menschlichen Gestalt in unsere Mitte, obwohl in Ihm die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnte (vgl. Kol 2,9). Er diente den Menschen sanftmütig und demütig, um uns zu erretten, zu belehren und zum Leben im zukünftigen, ewigen Reich der Gerechtigkeit vorzubereiten (vgl. 2.Petr 3,13; 1.Joh 3,1-3). Und genauso offenbarte der Heiland den an Ihn glaubenden Menschen, dass das Reich Gottes nicht so kommen würde, „dass man es beobachten könnte. Man wird nicht sagen: Siehe hier!, oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk 17,20-21).
Natürlich hoffen die Gläubigen, die ihren Heiland lieben, auf Ihn und warten auf Sein zweites Kommen, bei dem Er Seine Gemeinde in die ewigen Wohnungen heimholt. „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2.Petr 3,13). Aber bei Seinem ersten Kommen, als der Sohn Gottes Fleisch geworden ist, „um die Sünden vieler auf sich zu nehmen“ (Hebr 9,28), offenbarte unser Heiland das Reich Gottes in dieser Welt. Er tat es ganz unmerklich – ganz so, wie es Seinem Wesen entspricht – ohne irdische Pracht, Glanz und Ansehen, sondern so, wie Er in Knechtsgestalt und menschlicher Erniedrigung auf unserer Erde erschien, und dennoch in himmlischer Herrlichkeit und Heiligkeit.
„das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lukas 17,21)
Gott will uns verwandeln
Mit der Art Seines Erscheinens zeigte unser Herr und Heiland Seinen Nachfolgern den wesentlichen Sinn des Himmelreiches. Das war auch das Allerwichtigste, das Gott in den Bewohnern Seines Reiches sehen will. Denn Gottes Ziel für Seine Kinder ist, dass wir „dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet […] werden“ (Röm 8,29). Das ist der Grund, weshalb jeder Christ nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit trachten soll (vgl. Mt 6,33). Davon sprach unser Heiland in Seiner Bergpredigt: „Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit, die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!“ (Mt 5,20). Der Herr fordert von Seinen Erlösten keine äußerliche, „gesetzliche“ Heiligkeit und Gerechtigkeit (wie es das mosaische Gesetz verlangte), sondern unsere beständige Suche nach der absoluten Verwandlung in das Bild des Sohnes Gottes! „Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn“ (2.Kor 3,18).
Es ist bemerkenswert, dass hier – wie übrigens an fast jeder Bibelstelle des Neuen Testamentes über das gottgefällige Leben – an die erste Stelle nicht unsere Bemühungen um eine richtige und geistliche Lebensführung gesetzt werden (obwohl diese auch nicht ausgeschlossen sind), sondern unsere Suche nach dem Herrn. Und das ist wiederum stark und unzertrennlich mit dem Trachten nach dem Reich Gottes verwoben. Das hängt damit zusammen, dass uns die Befreiung von der Sklaverei unter die Sünde nur Jesus Christus bescheren kann. Deshalb benötigen wir den Glauben an Ihn, eine echte Buße und die beständige Entwicklung unserer Beziehung zu Ihm und unsere Erkenntnis Seiner Wege und Seines heiligen Namens. Die Buße, eine Veränderung unseres Lebenswegs und unsere Einstellung unserem Herrn und Gott gegenüber, äußert sich aber gleichermaßen in sämtlichen Lebenssphären, „um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten“ (Lk 1,17).
Die Tür in das Reich Gottes ist die Buße und der Glaube an das Evangelium.
Der neue Weg
Das erste in dieser Reihe, womit alles andere beginnt, ist die echte Buße, der Glaube an das Evangelium und an den Tod unseres Erretters am Kreuz auf Golgatha, und an Seine Auferstehung von den Toten. Dies ist die einzige Tür, die jede Seele ins Reich Gottes führt (vgl. Lk 13,3; Röm 10,8-11; 1.Kor 1,18-25; 2,1-4). Wenn der Mensch dann in der Erkenntnis Seines heiligen Namens und Seiner Gnade wächst, wird er mehr und mehr verstehen, was Gott vorbereitet hat und für seine Errettung tut. Dann versteht er, wie er mit Glauben und Tat auf die Wirkung Seiner Gnade an uns antworten soll. Dadurch verändert sich unser Leben in geistlicher Weise vollständig. Jesus kommt mittels unseres Glaubens in unser Herz und Gott errettet uns aus der Herrschaft der Finsternis und versetzt uns „in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13).
Dann folgt auch das Trachten nach der Gerechtigkeit (vgl. Mt 6,33). Das möchte unser Schöpfer und Herr in Seinem Volk unbedingt sehen. Das bedeutet aber keinesfalls eine selbstgemachte Gerechtigkeit, sondern die vollkommene Abhängigkeit von Gott und Seiner Gnade (vgl. Mt 5,3), Zerbrochenheit des Geistes (V. 4), Sanftmut (V. 5), Hunger und Durst nach Gerechtigkeit (V. 6) und ein ständiges Leben für den Herrn Jesus. „Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist“ (2.Kor 5,14-15).
Eine solche Glaubenshaltung und Erkenntnis über unser Leben im Reiche Gottes, das unser Herr und Heiland unsichtbar vom Himmel auf die Erde gebracht hat, befreit uns einerseits von verschiedenen Anfechtungen in Bezug auf Gesetzlichkeit und beschert jedem die gnadenvolle Möglichkeit, Gott und Seine Gnade zu suchen. Dadurch können wir Ihm näher kommen und erst dadurch von den eigenen Problemen, Lastern und der Ungeistlichkeit befreit werden, um so in Sein Ebenbild verwandelt zu werden. Auf der anderen Seite gibt es jedem das Verständnis und die Fähigkeit, Gott und den Herrn Jesus in Geist und Wahrheit ohne Irrtümer und Fehler zu dienen und anzubeten. „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist; wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und auch von den Menschen geschätzt“ (Röm 14,17-18).
Möge der Herr jeden segnen, dass wir alle in der Gnade Gottes und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus wachsen!
Richard Zimmermann
Gemeinde Bremen