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Beunruhigende Nachrichten um uns herum. Eine Krise folgt der nächsten und wir machen uns unsere Gedanken. Wird sich die weltweite Lage weiter zuspitzen oder ist das vielleicht sogar der Anfang vom Ende? Doch statt über zeitliche Aspekte zu grübeln, ist Wachsamkeit wichtiger denn je. Dann können wir mit dem Psalmisten sagen: „Der HERR ist für mich, ich fürchte mich nicht; was kann ein Mensch mir antun?“ (Ps 118,6).
Zeitenwende
In einer Regierungserklärung sprach Bundeskanzler Olaf Scholz mit Bezug auf den Ukraine-Krieg von einer „Zeitenwende“. Dieser Begriff bringt zum Ausdruck, dass die Welt danach nicht mehr dieselbe ist wie zuvor. Das Undenkbare ist eingetreten – in Europa gibt es wieder Krieg. Die Folgen bleiben nicht aus. Rüstungsausgaben werden massiv erhöht, die Preise am Energiemarkt steigen in astronomische Höhen. Die hohe Inflationsrate hat gestiegene Kosten in fast allen Lebensbereichen zur Folge. Eine Wirtschaftskrise droht und eine Entspannung ist nicht in Sicht.
Dieser neue, allumfassende Wendepunkt kommt zu einer Zeit, die ohnehin durch diverse Krisen und Notstände gekennzeichnet ist. Die Corona-Pandemie stürzte die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession. Das persönliche Leben war und ist für viele Menschen auch heute noch verändert, stark eingeschränkt und gefährdet. Und der weltweite Klimawandel bedroht – wenn auch teils unbemerkt – zunehmend die Sicherheit und den Frieden in der Welt.
Angesichts dieser Konstellation von Problemen und Gefahren kann tatsächlich von einer „Zeitenwende“ gesprochen werden, die eine stetig steigende Verunsicherung und Besorgnis der Menschen zur Folge hat.
Nicht der Zeitpunkt ist entscheidend
Das alles darf jedoch nicht verwundern, denn Jesus selbst kündigte eine Zeitenwende an: „Und Jesus trat hinaus und ging vom Tempel hinweg. Und seine Jünger kamen herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Jesus aber sprach zu Ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird!“ (Mt 24,1-2). Das Ende des Tempels, der Anfang der Wehen, die große Bedrängnis, das Kommen des Menschensohnes.
Natürlich sorgten all diese Ankündigungen bei den Jüngern für Beunruhigung. Allerdings taten sie das Richtige, als sie mit ihren Sorgen zu Jesus kamen. „Als er aber auf dem Ölberg saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, dass euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen“ (Mt 24,3-5).
An der Antwort Christi fällt uns etwas auf. Er geht nicht auf den zeitlichen Aspekt ein. Er nennt den Jüngern keinen konkreten Zeitpunkt, wann die angekündigten Ereignisse geschehen sollen. Stattdessen spricht Jesus als Erstes eine deutliche Warnung davor aus, verführt zu werden. Und nur wenig später mahnt Er sie auch zur Wachsamkeit. So sieht es der Plan Gottes vor.
Die Frage nach der Zeit ist für uns nicht entscheidend. Es gibt keine Möglichkeit, um irgendetwas herumzukommen, indem man einen bestimmten Zeitpunkt abpasst. Wir müssen durch das hindurchgehen, was Gott in Seiner Souveränität und Weisheit für unser Leben bestimmt hat. Jeder Mensch in seiner Epoche und in seinem Leben, ganz gleich, ob durch schwere oder weniger schwere Zeiten.
Alle Dinge geschehen nach Gottes Plan
Viele Menschen um uns herum beschäftigen sich mit den verschiedensten Fragen. Wird sich der Krieg noch mehr ausweiten? Besteht die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung? Und führt Gott die Gläubigen möglicherweise heraus in ein anderes Land? Würden wir diese Fragen heute Jesus stellen können, wie es die Jünger einst taten, wie würde wohl Seine Antwort ausfallen? Anders als zur damaligen Zeit? Nein, sicherlich nicht.
Gott lässt immer genau so viel in der Welt zu, wie es Sein Plan vorsieht. Und sofort drängt sich die Frage auf: Ist dieser schreckliche Krieg etwa Seine Absicht? Ganz im Gegenteil – Gottes Wille ist, dass alle Menschen gerettet werden. Doch die Menschheit will von Gott nichts mehr wissen. Sie entfernt sich immer weiter von Gott. Und dieser Zustand öffnet die Schleusen für Neid, Betrug, Hass und Mord. Jesus spricht: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören; habt acht, erschreckt nicht; denn dies alles muss geschehen; aber es ist noch nicht das Ende“ (Mt 24,6).
All diese Dinge müssen geschehen und es soll uns nicht einmal erschrecken. Denn die Seinen, die Ihm treu sind, dürfen wissen, dass Er sie durch alle Schwierigkeiten hindurchführen wird. Deshalb würde Seine Antwort auch heute noch genauso lauten wie damals zu den Jüngern: „Habt acht, dass euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen“ (Mt 24,4-5). „So wacht nun, da ihr nicht wisst, in welcher Stunde euer HERR kommt!“ (Mt 24,42).
Gott bewahrt Sein Volk zu jeder Zeit
Das Wundersame ist, dass all diese Ereignisse und Entwicklungen auf der Erde so von Gott gelenkt werden, dass sie für die Kinder Gottes zur Prüfung und Bewährung, gleichzeitig aber zur Bestrafung für die Gottlosen dienen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür sind die Katastrophen im Zusammenhang mit dem Auszug des israelitischen Volkes aus dem Land Ägypten. Wir kennen die unglaubliche Situation während der siebten Plage:
„Nur im Land Gosen, wo die Kinder Israels waren, hagelte es nicht“ (2.Mo 9,26). Auch bei der neunten Plage traf das Leid alle Menschen, nur die Israeliten nicht: „Da streckte Mose seine Hand zum Himmel aus. Und es kam eine dichte Finsternis im ganzen Land Ägypten, drei Tage lang, sodass während drei Tagen niemand den anderen sehen konnte, noch jemand von seinem Platz aufstehen konnte. Aber alle Kinder Israels hatten Licht in ihren Wohnungen“ (2.Mo 10,22-23).
Es war so eindrücklich, dass etwas Übernatürliches geschah, dass den Menschen ganz unheimlich wurde: „Da sprachen die Knechte des Pharaos zu ihm: Wie lange soll uns dieser zum Fallstrick sein? Lass die Leute ziehen, damit sie dem HERRN, ihrem Gott, dienen; merkst du noch nicht, dass Ägypten zugrunde geht?“ (2.Mo 10,7). Gott machte einen Unterschied zwischen den Völkern in Seinem Handeln.
Bei der zehnten und schrecklichsten Plage konnte es deutlicher nicht sein. Erneut blieben alle Israeliten, die dem Wort Gottes gehorsam gewesen waren, verschont: „Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh, und will an allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht vollziehen, ich, der HERR. Und das Blut soll euch zum Zeichen dienen an euren Häusern, in denen ihr seid. Und wenn ich das Blut sehe, dann werde ich verschonend an euch vorübergehen; und es wird euch keine Plage zu eurem Verderben treffen, wenn ich das Land Ägypten schlagen werde“ (2.Mo 12,12-13).
Allein Gott, unser Herr, steuert alle Vorkommnisse und Geschehnisse auf der ganzen Welt. Wie es zu Zeiten Moses war, so ist es auch mit uns heute.
Josefs Leben aber Gottes Pläne
Das Leben von Josef ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Gott in Seinem Handeln verschiedene Wege gleichzeitig verfolgt, die letztlich gleich in mehrerer Hinsicht zum Segen führen. Auf persönlicher Ebene prüfte Gott Josef auf seine Treue Ihm gegenüber. Gleichzeitig bereitete Er durch dieselben Handlungen einen Ausweg aus der Hungersnot für Israel vor.
Wir wollen Gottes Handeln in Josefs Leben gemeinsam analysieren. „Israel aber hatte Joseph lieber als alle seine Söhne, weil er ihn in seinem Alter bekommen hatte; und er hatte ihm einen bunten Leibrock machen lassen. Als nun seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder, hassten sie ihn und wollten ihn nicht mehr mit dem Friedensgruß grüßen“ (1.Mo 37,3-4). Die Brüder spürten, dass ihr Vater einen Unterschied zwischen ihnen und Josef machte. Und das machte ihnen zu schaffen.
Zu allem Überfluss erzählte ihnen der kleine Bruder auch noch unbeschwert von seinem Traum, in dem Gott ihm einen Einblick in die Zukunft gewährte: „Joseph aber hatte einen Traum und verkündete ihn seinen Brüdern; da hassten sie ihn noch mehr. Er sprach nämlich zu ihnen: Hört doch, was für einen Traum ich gehabt habe: Siehe wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen; und siehe, eure Garben stellten sich ringsumher und warfen sich vor meiner Garbe nieder!“ (1.Mo 37,5-7).
Das war zu viel für seine Brüder. Ihre Herzen verhärteten sich dermaßen, dass sie sogar bereit waren, ihn zu ermorden: „Als sie ihn nun von ferne sahen, ehe er in ihre Nähe kam, beschlossen sie, ihn heimlich umzubringen. Und sie sprachen zueinander: Seht, da kommt der Träumer daher! Und nun kommt und lasst uns ihn töten und in eine Zisterne werfen und sagen, ein böses Tier habe ihn gefressen; dann wollen wir sehen, was aus seinen Träumen wird“ (1.Mo 37,18-20). Diese Situation ist ein Musterbeispiel für die bekannte Redewendung „Der Mensch denkt, doch Gott lenkt!“.
Gott hatte auch einen Plan mit Josef – und zwar lange vor den Brüdern: „Als Ruben dies hörte, rettete er ihn aus ihren Händen, indem er sprach: Wir wollen ihn nicht ums Leben bringen! Und weiter sprach Ruben zu ihnen: Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Zisterne dort in der Wüste, aber legt nicht Hand an ihn! Er wollte ihn aber aus ihrer Hand erretten und ihn wieder zu seinem Vater bringen“ (1.Mo 37,21-22).
Ruben machte einen Plan. Dieser war sehr edel, doch nach Gottes Plan sollte es anders kommen: „Darauf setzten sie sich nieder, um zu essen. Als sie aber ihre Augen hoben und sich umsahen, siehe, da kam eine Karawane von Ismaelitern von Gilead daher, deren Kamele trugen Tragakanth, Balsam und Ladanum, und sie zogen hinab, um es nach Ägypten zu bringen. Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was gewinnen wir damit, dass wir unseren Bruder töten und sein Blut verbergen? Kommt, wir wollen ihn den Ismaelitern verkaufen und nicht selbst Hand an ihn legen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch! Und seine Brüder stimmten zu“ (1.Mo 37,25-27).
Trotz dieser sehr schwierigen und für Joseph unverständlichen Situationen, sehen wir immer wieder, dass Gott Joseph niemals verließ. Im Gegenteil, Er segnete ihn: „Und der HERR war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang; und so durfte er im Haus seines ägyptischen Herrn bleiben“ (1.Mo 39,2).
Die Wege Gottes führen neben allen Segnungen aber auch immer wieder durch Prüfungen. Auch Joseph blieb, nun wo es ihm sehr gut ging, nicht ungeprüft: „Es geschah aber nach diesen Begebenheiten, dass die Frau seines Herrn ihre Augen auf Joseph warf und zu ihm sprach: Lege dich zu mir! Er aber weigerte sich und sprach zu der Frau seines Herrn: Siehe, mein Herr verlässt sich auf mich und kümmert sich um nichts, was im Haus vorgeht, und hat alles in meine Hand gegeben, was ihm gehört; es ist niemand größer in diesem Haus als ich, und es gibt nichts, das er mir vorenthalten hätte, ausgenommen dich, weil du seine Frau bist! Wie sollte ich nun eine so große Missetat begehen und gegen Gott sündigen? Und obwohl sie ihn Tag für Tag zuredete, hörte er doch nicht auf sie, dass er sich zu ihr gelegt oder sich an ihr vergangen hätte“ (1.Mo 39,7-10).
Wir wissen, wie es weiterging. Die Frau beschuldigte Joseph der schlimmsten Vergehen und er wurde verhaftet. Diese Wendung scheint verwirrend und ungerecht zu sein. Obwohl Joseph gegenüber seinem Hausherrn und Gott Treue bewies, stürzte er ab und wurde in den Kerker geworfen. Die Lage war menschlich gesehen hoffnungslos. Unter normalen Umständen sollte er sein Gefängnis nie wieder verlassen.
Doch hier bewies Joseph erneut seine Treue. Er ließ keine Bitterkeit gegen Gott zu. Die Zuneigung seinem Herrn und Gott gegenüber war sogar so groß, dass der Herr Wunder durch Joseph wirken konnte. Mit Gottes Hilfe konnte Joseph die Träume des Bäckers und des Mundschenks des Pharaos deuten und die Vorhersagen erfüllten sich nach drei Tagen. Doch wieder musste Joseph sich nach diesem Lichtblick in Geduld üben und Treue beweisen.
Noch zwei lange Jahre fristete er sein junges Leben im Gefängnis, bis Gott auch dem Pharao einen besonderen Traum schickte. Endlich erinnerte sich der Mundschenk an sein Versprechen und berichtete seinem Herrn von dem ungewöhnlichen Mann im Verlies: „Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen. Und sie entließen ihn schnell aus dem Loch. Er aber ließ sich scheren und wechselte seine Kleider und ging zum Pharao hinein. Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich habe einen Traum gehabt, aber es kann ihn niemand deuten; nun habe ich über dich vernommen, dass du einen Traum zu deuten vermagst, wenn du ihn hörst“ (1.Mo 41,14-15).
Auch in diesem Fall schenkte Gott die Deutung des Traumes. Der mächtige Herrscher war von der Weisheit Josephs überwältigt: „Diese Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Knechten gut. Und der Pharao sprach zu seinen Knechten: Können wir einen Mann finden wie diesen, in dem der Geist Gottes ist? Und der Pharao sprach zu Joseph: Nachdem Gott dir dies alles mitgeteilt hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du!“ (1.Mo 41,37-40).
So wurde Joseph nach seiner Bewährung wieder für seine Geduld und unbeirrbare Treue belohnt. Er wurde hoch erhoben, zum zweiten Mann im Reich, direkt nach dem Pharao. Im Römerbrief bringt der Apostel Paulus diesen wunderbaren Zusammenhang zwischen Trübsal, Prüfung und Belohnung auf den Punkt: „Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, dass die Bedrängnis standhaftes Ausharren bewirkt, das standhafte Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden“ (Röm 5,3-5).
Es kam genauso, wie Joseph es vorhergesagt hatte. Die ersten sieben Jahre waren fruchtbar und voller Segen für Land und Menschen. Nach dieser Zeit des Überflusses brach plötzlich die Katastrophe herein. Die Felder brachten keine Ernte mehr ein und ganz Ägypten geriet in eine Hungersnot. Nur die königlichen Vorratskammern waren voll: „Und als die Hungersnot im ganzen Land herrschte, öffnete Joseph alle Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide; denn die Hungersnot nahm überhand im Land Ägypten. Und alle Welt kam nach Ägypten, um bei Joseph Korn zu kaufen; denn es herrschte große Hungersnot auf der ganzen Erde“ (1.Mo 41,56-57).
Doch die Hungersnot beschränkte sich nicht allein auf Ägypten. Alle benachbarten Länder litten ebenso Not. Auch Josephs Brüder reisten nach Ägypten, um Korn für ihre Familien zu kaufen. Nicht im Traum hätten sie daran gedacht, hier auf ihren totgeglaubten Bruder zu treffen:
„Da konnte sich Joseph nicht länger bezwingen vor allen, die um ihn herstanden, und er rief: Lasst jedermann von mir hinausgehen! Und es stand kein Mensch bei ihm, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Und er weinte laut, sodass die Ägypter und das Haus des Pharao es hörten. Und Joseph sprach zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch? Aber seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so bestürzt waren sie vor ihm. Da sprach Joseph zu seinen Brüdern: Tretet doch her zu mir! Als sie nun näher kamen, sprach er zu ihnen: Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt!“ (1.Mo 45,1-4).
Nachdem Joseph sich seinen Brüdern offenbart hatte, ließ er seinen Vater Jakob und dessen ganzen Stamm mit allem Hab und Gut zu sich nach Ägypten kommen: „Da spannte Joseph seinen Wagen an und fuhr seinem Vater Israel nach Gosen entgegen. Und als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seinem Hals. Und Israel sprach zu Joseph: Nun will ich gerne sterben, nachdem ich dein Angesichte geschaut habe und sehe, dass du noch lebst!“ (1.Mo 46,29-30).
Abraham unterordnet sich Gottes Wegen
Ein weiteres Beispiel dafür, dass Gottes Plan sich stets erfüllt und dem Gottesfürchtigen gleichzeitig zum Segen dient, sehen wir im Leben Abrahams. Nachdem Abraham von Gott geprüft worden war, sprach er eine Verheißung aus: „Und der Engel des HERRN rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu, und er sprach: Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der HERR: Weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, nicht verschont hast, darum will ich dich reichlich segnen und deinen Samen mächtig mehren, wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres; und dein Same soll das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen, und in deinem Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorsam warst!“ (1.Mo 22,15-18).
Diese überaus großartige Verheißung wurde über Generationen weitergegeben. Über Isaak und Jakob ging sie an die Stammväter der zwölf Stämme Israels und von dort immer weiter. Und in die Erfüllung Seiner Verheißung webte Gott zahlreiche Einzelschicksale hinein. Als es schien, dass die Verheißung niemals in Erfüllung gehen konnte, weil aller Leben von einer Hungersnot bedroht war, gebrauchte Gott Joseph für den nächsten Schritt Seines Planes und prüfte gleichzeitig seine Treue. Wie würden wir über die Geschehnisse in Josephs Leben denken, wenn uns nicht bekannt wäre, wie die Geschichte am Ende für ihn ausging?
Ich denke, wir hätten große Probleme damit, all die scheinbaren Rückschläge in seinem Leben als Teil eines unfehlbaren Planes anzunehmen. Das hat damit zu tun, dass es uns schwerfällt zu verstehen, dass unser Denken und unsere Logik nicht das Maß der Dinge sind: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jes 55,8-9).
Gottes Plan geht immer in Erfüllung
Die Bibel hält noch viele weitere eindrucksvolle Beispiele für die Führung Gottes bereit. Deshalb ist die Kenntnis der biblischen Geschichten auch so wichtig für uns, damit wir Gottes unsichtbare, schützende Hand kennenlernen. Aus dem Leben vieler treuer Männer Gottes können wir lernen, Seine Führung auch in unserem Leben zu erkennen. Ganz egal, an welcher Stelle wir uns Gottes Handlungen anschauen, wir werden niemals einen Fall finden, wo Gott jemanden vergessen hätte oder zu spät gekommen wäre.
Was mag Maria nur darüber gedacht haben, als ihr Bruder im Sterben lag und Jesus einfach nicht rechtzeitig eintraf: „Als aber Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie zu seinen Füßen nieder und sprach zu ihm: HERR, wenn du hier gewesen wärst, mein Bruder wäre nicht gestorben!“ (Joh 11,32). Ja, es ist gut möglich, dass es in dem Falle so gewesen wäre. Aber Gott hatte etwas anderes vor und Jesus dankte Seinem Vater dafür, dass Er den Menschensohn verherrlichen ließ. Daran hat sich bis heute nichts geändert: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit!“ (Hebr 13,8).
Auf jedem Teil der Erde und in jeder Situation des Lebens, ob nun Hungersnot, Krankheit oder Krieg – Gottes Verheißungen behalten immer ihre volle Wirksamkeit. Deshalb gilt der Ratschlag des Apostels Paulus auch für uns: „So werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat!“ (Hebr 10,35). In den meisten Fällen können wir es nicht verstehen, warum etwas geschieht oder warum manche Dinge sich in einer bestimmten Weise entwickeln.
Doch gerade dann ist es umso wichtiger, unser Vertrauen auf Gott zu werfen. Keiner von uns weiß, wann das Kommen Christi sein wird: „Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein mein Vater“ (Mt 24,36). Was wir aber genau wissen, ist, dass all das, was in der Welt um uns herum geschieht, Gottes lautes Reden zu uns ist. Gott lässt so einiges auf der Erde zu. Einerseits, um Sein Gericht an den Ungerechten zu vollziehen, gleichzeitig aber auch, um Seine Auserwählten zu läutern: „Damit die Bewährung eures Glaubens der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi“ (1.Petr 1,7).
Die Geschehnisse um uns herum sind ein Weckruf an die Seinen, die eigene Position gegenüber dem Herrn richtig auszurichten: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht“ (1.Petr 2,9).
Wir gehören nicht uns selbst. Wir sind Gottes Eigentum und müssen heilig sein, weil auch Er heilig ist und nichts Unreines in den Himmel eingeht. Darum ermahnte Jesus die Jünger einmal zu wachen. Und wachen ist mehr, als nur nicht zu schlafen. Wachen bedeutet, aufmerksam zu sein, aufzupassen und nichts Unreines einzulassen.
Wachen tut Not
Leider liegt es in der sündigen Natur des Menschen, dass das Wachen nicht durchgehend ernst genommen wird, solange die Not nicht vor der Tür steht. Nur selten haben Kinder Gottes ihre wahre Stärke und Festigkeit in ruhigen und unbeschwerten Zeiten gefunden. Unter schwierigen und widrigen Umständen jedoch haben sie sich stets Gott genähert. Damit nicht erst schwere Zeiten kommen müssen, bevor wir wachsam werden, ist uns Hiob ein gutes Beispiel:
„Seine Söhne aber pflegten einander zu besuchen und ein festliches Mahl zu bereiten, jeder in seinem Haus und an seinem Tag; und sie sandten hin und luden auch ihre drei Schwestern ein, um mit ihnen zu essen und zu trinken. Wenn dann die Tage des Festmahls zu Ende waren, ließ Hiob sie holen und heiligte sie; er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar für jeden von ihnen; denn Hiob sagte sich: Vielleicht könnten meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt haben! So machte es Hiob allezeit“ (Hiob 1,4-5).
Hiob war das Verhältnis zu Gott zu jeder Zeit wichtiger als alles andere. Entsprechend waren sein Trachten und Wandeln nach Reinheit und Lauterkeit ausgerichtet. So hatte er auch in dem schweren Abschnitt seines Lebens die Kraft, sein Vertrauen auf Gott nicht aufzugeben. Möge der Herr auch uns dazu verhelfen, in dieser Zeit zu wachen, die Zeit auszukaufen und bereit zu sein, auch schwere Zeiten gemeinsam mit Ihm zu gehen.
Alexander Kerbs
Gemeinde Sottrum