Der Jünger Jesu, der nicht schweigt

/, Ausgabe 2 | 2023/Der Jünger Jesu, der nicht schweigt
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Der Jünger Jesu, der nicht schweigt

2023-07-15T11:42:36+02:0028. Juni 2023|

Die Heilige Schrift macht uns deutlich, dass Gott etliche zu den fünf Diensten in der Gemeinde beruft (vgl. Eph 4,11). Dazu gehört auch das Amt des Evangelisten. Es ist einfach zu glauben, dass ausschließlich diese Menschen das Wort Gottes von der Errettung verkündigen sollen. Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Bibelstellen (vgl. Mt 28,19), die jeden von uns dazu aufrufen, unseren Mitmenschen das Reich Gottes zu verkündigen. Dabei erleben wir die Kämpfe in uns selbst und von außen. In alledem werden wir zu treuen Nachahmern vieler Christen, die den Weg durch die Gnade Gottes bereits zuvor gegangen sind und Gott mit ihrem Leben die Ehre gebracht haben (vgl. Mt 5,11-12).

 

In der Reihe mit Propheten, Aposteln und Jüngern

Für die Verkündigung des Reiches Gottes hat Jesus zuerst die zwölf Apostel erwählt und losgesandt (vgl. Lk 9,1). Danach sandte Er weitere 70 Jünger aus (vgl. Lk 10,1). Schließlich erging Sein Befehl an alle, die Ihm nachfolgten (vgl. Mt 28,19). Es wird erkennbar, dass wir alle mit den Aposteln und den Jüngern zur Verkündigung des Reiches Gottes berufen sind. „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen! Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind“ (Mt 5,11-12).

 

An dieser Stelle der Bergpredigt sagt Jesus, dass die Propheten dieselben Schwierigkeiten bei der Verkündigung des Wortes erlebten, die wir heute auch erleben. Auch sie stehen in der Reihe der Verkündiger des Wortes mit den Aposteln und uns.

 

Unmöglich zu schweigen

Die Seligpreisungen beschreiben das Leben eines Christen, eines Schülers in seinem Alltag. Um Jesu Willen verfolgt zu werden, kann man nur dann, wenn es auch bekannt ist, dass man Christ ist. Auch die weiteren Worte Jesu aus der Bergpredigt über das Salz der Erde und das Licht der Welt stellen klar, dass wir von Jesus dazu berufen sind, eine Wirkung in unserem Umfeld auszuüben, bzw., dass Jesus in unserem Leben, unserem sozialen Umfeld offenbar werden soll. „So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,16).

 

Unsere guten Taten sollen nicht uns zugeschrieben werden, sondern dem Vater. Du bist ein guter Mensch – kann mir ein Kollege auf der Arbeit sagen, aber wie wird dann die zuvor erwähnte Bibelstelle wahr, wenn er nicht weiß, was mich dazu bewegt hat, Gutes zu tun? Es ist eigentlich die wunderbare Liebe Jesu, die in meinem Leben die guten Taten vollbringt.

 

Auch Apostel Paulus schildert das Problem des Schweigens in seinem Brief an die Römer. „Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen Verkündiger?“ (Röm 10,14).

 

Auch für die Menschen in unserer privaten Umgebung, in der Schule oder auf der Arbeit starb Jesus am Kreuz. Gottes Liebe ist darin auch für sie offen. Das bedeutet notwendigerweise, dass, obwohl es von Gott ausgewählte Evangelisten in der Gemeinde gibt, Jesus uns alle dazu berufen hat, an diesem Werk teilzuhaben und an dem Ort, an den wir gestellt sind, Seine Herrlichkeit zu verkündigen. Und zwar so, dass die Menschen um uns herum den Vater verherrlichen.

 

Es ist nicht immer leicht

Man könnte meinen, dass wir auf einen leichten und geebneten Weg treffen würden, wenn es doch der Wille Gottes ist, den wir ausführen sollen. Es ist ja Sein Wille, den Er in uns ausführt. Aber die Geschichte des Apostel Paulus auf seiner ersten Missionsreise (vgl. Apg 13+14) berichtet etwas anderes.

 

Obgleich die Mission von dem Heiligen Geist angeleitet ist, folgt auf jeden Erfolg ein Widerstand, bis der geistliche Kampf soweit entfacht ist, dass es um Leben und Tod gehen kann. Zuerst in Zypern, wo Apostel Paulus Elymas, dem Zauberer, widerstehen musste, danach folgten die weiteren Städte Kleinasiens, die er zur Verkündigung des Reiches Gottes besuchte: Antiochien in Pisidien, Ikonium, Lystra und Derbe.

In Antiochien war die Verkündigung am ersten Sabbat mit Erfolg gekrönt, doch gleich am nächsten Sabbat wurden sie aus dem Gebiet vertrieben, weil sie auf die Missgunst neidischer Widersacher stießen.

Ikonium – ein ähnliches Ereignis, doch am Ende gab es noch zusätzlich den Versuch, Paulus und Barnabas zu steinigen, wonach sie aus der Stadt flohen.

Lystra – zuerst ein sehr großer Erfolg, doch dann wurde Paulus gesteinigt und aus der Stadt geschleift. Als seine Jünger ihn umringten, stand er auf und ging zurück in die Stadt. Schließlich predigte er in Derbe, wo eine große Zahl an Jüngern zum Glauben kam, danach der Rückweg durch all diese Städte an seinen Heimatort. Dabei ging es Paulus darum, den Jüngern die Erkenntnis zu verdeutlichen, dass es auf dem Weg in das Reich Gottes auch Widerstand und Schwierigkeiten geben wird. „Dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und sagten ihnen, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apg 14,22).

 

Der Herr ist der Sieger geblieben und Paulus hat diesen Sieg in seinem menschlichen Körper ausgeführt und seinem Herrn die Ehre gebracht, indem er hinging, wohin er gesandt wurde und tat, was ihm auferlegt wurde. Aber es war nicht leicht. Im 2. Korintherbrief schreibt Paulus, dass es Situationen gab, wo er nicht mehr hoffte, am Leben zu bleiben, sondern sich ganz dem Herrn übergab.

 

Denn wir wollen euch, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über unsere Bedrängnis, die uns in der Provinz Asia widerfahren ist, dass wir übermäßig schwer zu tragen hatten, über unser Vermögen hinaus, sodass wir selbst am Leben verzweifelten; ja, wir hatten in uns selbst schon das Todesurteil, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt“ (2.Kor 1,8-9).

 

Demnach war der Apostel Paulus um des Namens Jesu willen Konfrontationen unterschiedlichster Natur ausgesetzt, die ihm weit mehr abverlangten, als er menschlich betrachtet bewältigen konnte. Wenngleich wir nicht Apostel Paulus sind und unsere heutigen Herausforderungen oft bei Weitem nicht an die Bedrängnisse, die Paulus erlebte, heranreichen, erleben wir dieselben Anfechtungen der geistlichen Welt, wenn auch in geringerem Maße und erfahren dieselben inneren Kämpfe wie er.

 

Da gibt es beispielsweise den Kollegen, der mich am liebsten zum Atheismus „bekehren“ möchte. An allem Übel in der Welt sei allein die Religion schuld und er sucht immer wieder nach Anlässen, seine Position zu vertreten. Als Christ werde ich schon Mal zur Zielscheibe seines Grolls gegen Gott. Das ist weder angenehm, noch einfach. Doch wie verhalte ich mich in dieser Situation?

 

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Nicht mein Wille, sondern dein Wille, Herr

„Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren und sprach: Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Weiche von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich!“ (Mt 16,22-23).

 

Petrus wollte, dass Jesus am Leben blieb und sich selbst schonte. Dieses Wollen aber kam nicht von Gott und verführte Petrus. Es war ein teuflischer Gedanke, um Jesu Auftrag noch schwerer zu machen, sogar zu vereiteln.

 

Heutzutage ist es nicht anders. Es kommen immer wieder Gedanken, die unser Leben für Jesus schwer oder unmöglich machen. Diese kommen von innen, aber auch von außen, doch die Quelle bleibt die Gleiche. Wichtig ist, das zu bemerken und sich selbst immer wieder an die Wahrheit zu halten – nicht mein Wille Vater, sondern Dein Wille geschehe.

 

Für die Verkündigung muss Folgendes berücksichtigt werden:

-  Jesus ist für den Menschen, mit dem wir reden, gestorben (vgl. Röm 5,8).

-  Es ist wichtiger, im Gespräch in der Liebe zu bleiben, als das letzte Wort zu behalten (vgl. 1.Kor 13,1-3).

-  Es sollte eine Verbindung über Berührungspunkte zu unserem Gegenüber aufgebaut werden (vgl. Joh 4,7-26).

-  Gleichzeitig muss an der vollen Wahrheit Jesu festgehalten werden (vgl. 1.Kor 1,23).

 

Den Schlüssel, um im Willen Gottes zu bleiben, finden wir in den Worten Jesu: „Denn wer aber sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer es aber verliert um meinetwillen, der wird es finden“ (Mt 16,25).

 

Überwinden im Namen Jesu

„Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Joh 16,33).

 

Wir sind nicht allein in alledem, was unseren Alltag und unsere Mitmenschen betrifft. Es waren vor uns schon viele andere; Propheten, Apostel, Jünger, die Jesus mit ihrem Leben verherrlicht haben. Wir sind nicht allein, denn Jesus hat überwunden und wir sind Seine Nachfolger. Nicht allein, denn der Beistand, der Heilige Geist, wohnt in uns und tröstet uns in unseren Erlebnissen und unterweist uns. Und vielleicht ist nicht sofort alles so, wie es sein sollte, doch Jesus wird uns lehren, formen und erziehen, sodass Sein Name gepriesen wird, wir aber mit der Tröstung Seines Heiligen Geistes vor Seinem Angesicht mit Freude stehen dürfen.

 

„Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod!“ (Offb 12,11).

 

Oleg Braun

Gemeinde Burgdorf