Der Mensch ist als Krönung der Schöpfung im Bild Gottes geschaffen und mit einzigartigen Gaben, Fähigkeiten und Verantwortung ausgestattet. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung der Gottesebenbildlichkeit, die Verantwortung des Menschen und den Weg zu seiner Wiederherstellung durch Jesus Christus. „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1.Mo 1,27).
Von Anbeginn trägt der Mensch eine tief verwurzelte Neigung in sich, im Leben etwas zu erreichen. Welche Ziele oder Meilensteine Teil dieser menschlichen Pläne sind, ist sehr individuell und zeigt sich meist erst im Laufe des Lebens. Besonders in christlich geprägten Elternhäusern wird Kindern schon früh vermittelt, worauf es im Leben letztendlich wirklich ankommt. Nämlich in der Gemeinschaft mit Gott zu leben. Gleichzeitig stehen wir unter dem Einfluss dieser gegenwärtigen Zeit und unserem sozialen Umfeld. Das kann uns auf diesem Weg von unserem Ziel ablenken, beeinflussen, aufhalten oder gar verführen.
Die Schöpfungsgeschichte lehrt uns, wie Gott Seinen Plan verfolgte und entgegengesetzt einiger menschlicher Denkweisen in voller Perfektion vollendete. Er erschuf die Welt und alles, was sich darin befindet, in vollkommener Weisheit und Schönheit. Als Höhepunkt der Schöpfung bildete Er den Menschen, über den es heißt: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1.Mo 1,26). Das Werk Gottes war nicht einfach zufällig oder beliebig. Gott betrachtete Sein Werk und sprach: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1.Mo 1,31). Viele Jahre später bezeugt König David Gottes Herrlichkeit und würdigt den Menschen als Gottes Schöpfung: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt“ (Ps 8,6). Zum Herrn über die Schöpfung hat Er ihn gemacht und selbst Kinder und Säuglinge mit Macht ausgestattet.
Geschaffen nach Gottes Bild: Vorrecht und Auftrag
Im Bilde Gottes geschaffen zu sein, ist ein unvergleichliches Vorrecht gegenüber aller übrigen Schöpfung. Dieses Privileg zeigt sich durch Gaben oder Fähigkeiten, die Gott dem Menschen verliehen hat. Wenn wir auf unsere Kinder schauen, erkennen wir in ihren Handlungen, ihrem Verhalten oder ihrer Sprache oft uns selbst. Uns wird bewusst, welches Bild wir von uns und besonders von Gott an unsere Kinder weitergeben.
Tatsächlich fällt es uns häufig schwer, unser eigenes Spiegelbild zu akzeptieren, weil wir unsere Unvollkommenheiten wahrnehmen und an uns selbst Defizite entdecken. Gott ist unser vollkommenes Vorbild und das ursprüngliche Original. Er wusste, wie der Mensch sein würde, und wünscht sich ein Bild zu sehen, welches Ihm gleich ist. Als Mann und Frau erschuf Er sie nach Seinem Bild und gab dem Menschen einen besonderen Stellenwert. Schon in der Ansprache Gottes an die Schöpfung erkennen wir etwas Besonderes. Nachdem Er alle Lebewesen geschaffen hatte, sprach Gott: „Seid fruchtbar und mehret euch“ (1.Mo 1,28). Dabei ist keine persönliche Anrede erkennbar – im Gegensatz zur direkten Anrede Gottes an den Menschen: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch“ (1.Mo 1,28).
Beziehungsfähigkeit als göttliche Gabe
Auch in den darauffolgenden Versen im ersten Buch Mose, Kapitel 1 sehen wir Dialoge zwischen Gott und den Menschen. Diese Besonderheit zeigt, dass der Mensch beziehungsfähig ist und über die Fähigkeit verfügt, auf vielfältige und besondere Weise zu kommunizieren – was ihn innerhalb der Schöpfung einzigartig macht. Beziehungsfähigkeit ist eine besondere Gabe des Menschen – nicht nur für die Partnerschaft, sondern auch für Familie und das gesamte soziale Umfeld.Diese Gabe umfasst für jeden Menschen mindestens zwei Ebenen.
Zum einen geht es um den Blick auf sich selbst, nämlich die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen wahrzunehmen und Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. Die zweite Ebene besteht darin, sich in andere hineinzuversetzen, eine Situation nachzuvollziehen und entsprechend zu reagieren. Damit der Mensch angemessen reagieren kann, hat Gott ihm Kommunikationsfähigkeit, Empathie und die Fähigkeit zur Konfliktlösung gegeben. Menschen können ihre Gedanken und Gefühle klar ausdrücken. Auch schwierige oder ungewöhnliche Situationen werden sowohl durch eigenes Nachdenken als auch durch den kommunikativen Austausch gelöst.
Menschen können außerdem aktiv zuhören, Fragen stellen, Gefühle und Emotionen wahrnehmen und die Grenzen anderer erkennen. Sie können Gefühle entwickeln, Vertrauen aufbauen, Zusagen einhalten, vertrauliche Informationen respektieren und sich gegenseitig unterstützen. Für eine gute Beziehungsfähigkeit können Menschen sich einen individuellen „Werkzeugkasten“ entwickeln, aus dem sie nach Bedarf das passende Werkzeug benutzen können. Auch in der Gott-Mensch-Beziehung ist eine angepasste, individuelle Handlung Gottes am Menschen am Beispiel der Versuchung erkennbar: „Gott aber ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt“ (1.Kor 10,13). Hier erkennen wir, dass Gott individuell handelt. Er kennt jeden einzelnen Menschen und seine Schwächen, überfordert ihn nicht, sondern formt und entwickelt ihn.
Moral und Verantwortung des Menschen
In der Beziehungsfähigkeit hat die Moral eine herausragende Bedeutung. Die Moral ist das praktische Regelwerk unseres Handelns. Sie entwickelt sich kulturell durch das Zusammenleben in einer Gemeinschaft oder individuell durch Erziehung, Erfahrung und Überzeugung und basiert auf Wertevorstellungen, Geboten und Regeln. Hierbei müssen wir unbedingt unterscheiden zwischen humanistischer Moral: ‚Was ist gut für mich persönlich?‘, und biblischer Moral: ‚Was entspricht dem Willen Gottes?‘.
Im Folgenden betrachten wir die Beziehungsfähigkeit in Bezug zur biblischen Moral. Gott hat Seinem Volk die zehn Gebote als Weisung und Richtschnur gegeben, die sowohl in der Beziehung Mensch zu Mensch als auch in der Beziehung Mensch zu Gott gelten. Im Neuen Testament werden die zehn Gebote zusammengefasst und der Mensch zum Handeln aufgefordert: „Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst“ (5.Mo 6,5).
In der Bergpredigt greift Jesus diesen Gedanken auf und lehrt eine Moral, die über reine Pflichterfüllung hinausgeht. Sogar die Feinde sollen wir lieben und für sie bitten. Auch Paulus mahnt zur Brüderlichkeit, zur moralisch göttlichen Zwischenmenschlichkeit: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2). Keine andere Schöpfung ist mit solchen Eigenschaften ausgestattet, um Weisungen durch die Beziehungsfähigkeit umzusetzen, als allein der Mensch – das Ebenbild Gottes.
Der Mensch – Geschaffen für die Ewigkeit
In der Schöpfungsgeschichte erkennen wir ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier. Während alle Lebewesen aus Erde und Wasser hervorgebracht wurden, formte Gott den Menschen eigenständig und blies ihm Seinen Lebenshauch hinein. „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase; und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen“ (1.Mo 2,7). Diese persönliche Handlung Gottes am Menschen kann einerseits als Krönung Seiner Schöpfung verstanden werden, vor allem aber macht sie die Abhängigkeit des Menschen von seinem Schöpfer deutlich: „Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder zu Staub“ (Ps 104,29).
In der Abhängigkeit von unserem Schöpfer ist es umso wichtiger, Leib, Seele und Geist zu bewahren, denn Gott hat uns nicht einfach als Lebewesen erschaffen, sondern Ihm ähnlich gemacht. Darum spricht Paulus: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch ganz, und euer Geist samt Seele und Leib werde unversehrt bewahrt zur Ankunft unseres Herrn Jesus Christus“ (1.Thess 5,23). Für Paulus war es nicht nur wichtig, um die Bewahrung des Leibes zu bitten, sondern vorrangig um die Bewahrung von Geist und Seele. Der Leib ist uns für eine Zeit gegeben und unterliegt der Vergänglichkeit. „Denn wir wissen, wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel“ (2.Kor 5,1).
In Kapitel 5 des zweiten Korintherbriefs lesen wir außerdem von der Sehnsucht nach der himmlischen Heimat. Egal, wie wir unser Leben gestalten oder woran wir festhalten, letztlich müssen wir erkennen, dass alles in dieser Welt vergänglich ist. Im Inneren des Menschen, in Seele und Geist, gibt es ein Sehnen nach etwas Ewigem. Menschen, die Jesus Christus im Herzen tragen, sind sich dieser tiefen Sehnsucht bewusst. Sie wissen, dass ihre Bestimmung über das Irdische hinausreicht.
König Salomo besaß viele Güter und hatte großen Ruhm, Ehre und Reichtum erlangt. Doch all das erfüllte ihn nicht gänzlich, drum sagte er: „Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit; auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Pred 3,11). Auch in einer weiteren Situation wird deutlich, dass die Menschen Sehnsucht in ihren Herzen tragen, nach Seelenruhe suchen und dabei auch ihre eigenen Interessen verteidigen.
Paulus besucht die Stadt Athen und gerät dort in ein Streitgespräch mit einigen Epikureern und Stoikern. Diese vertraten philosophische Interessen und suchten nach „Ataraxie“, der „Seelen-Ruhe“. Paulus nutzte die Gelegenheit, um von dem unbekannten Gott zu sprechen, verkündigte ihnen das Evangelium und rief sie dazu auf, Gott zu suchen: „Damit sie Gott suchen sollten, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und tatsächlich ist er nicht ferne von einem jeden unter uns“ (Apg 17,27). Die Sehnsucht nach und die Gewissheit von der Ewigkeit ist dem Menschen – im Unterschied zu aller anderen Schöpfung – als Zeichen seiner Gottesähnlichkeit gegeben.
Freier Wille und Lebensschutz im Licht der Ebenbildlichkeit Gottes
Einzigartig ist dem Menschen auch die Fähigkeit der persönlichen Entscheidung. Der Mensch handelt nicht instinktiv wie ein Tier. Gott hat ihm die Fähigkeit verliehen, zu denken und Situationen bewusst einzuordnen. Dadurch ist er in der Lage, sein Verhalten zu reflektieren und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Das sind Eigenschaften, die kein anderes Lebewesen erhalten hat. Hiob unterstreicht diesen Gedanken folgendermaßen: „Aber der Geist ist es in den Menschen und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht“ (Hiob 32,8).
Gott hat dem Menschen einen freien Willen gegeben. Er kann weder von seinem Schöpfer noch von anderen Menschen zu etwas gezwungen werden. Diese Überzeugung kann so stark sein, dass sie selbst durch Drohungen oder den Tod nicht erschüttert werden konnte, wie etwa bei unseren Glaubensbrüdern in früheren Zeiten der Verfolgung oder den Glaubenshelden aus Hebräer 11. Selbst Gott zwingt dem Menschen nichts auf. Er ist Liebe, und Liebe schließt Zwang aus. Er ruft den Menschen zum Glauben und zur Umkehr auf und steht klopfend an der Tür des Herzens.
Die Entscheidung für oder gegen Gott muss jeder Mensch persönlich treffen. Abraham stellte seinen Neffen Lot einst vor eine wichtige Entscheidung. Josua hatte seine eigene bereits getroffen und forderte das Volk Israel auf, ebenfalls zu wählen: „Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt“ (Jos 24,15). Auch heute dürfen wir entscheiden, ob wir Gott dienen oder uns von Ihm abwenden und fern von Gott rebellisch leben wollen.
Auch wenn wir heute viele persönliche Entscheidungen treffen können, haben wir in der Ebenbildlichkeit Gottes eine ganz besondere Schutzfunktion erhalten, auf die wir als Menschen keinen Einfluss haben. Es geht um das Leben, welches Gott uns gegeben hat. Das Gebot Gottes: „Du sollst nicht töten“ (2.Mo 20,13) gilt nicht nur für Gläubige, sondern ist auch ein grundlegender Bestandteil aller Menschenrechte weltweit. Staaten dürfen Menschen nicht willkürlich töten. Sie erlassen Gesetze zum Schutz des Lebens, und selbst in Kriegszeiten gelten besondere Regelungen, um das Leben zu schützen.
Das Recht auf Leben gilt für alle Menschen, unabhängig davon, ob sie krank oder weniger leistungsfähig sind. Dies ist eine besondere Schutzfunktion und Ehre im Vergleich zu anderen Geschöpfen und beruht auch auf der Ebenbildlichkeit Gottes. Aus diesem Grund überlässt Gott dem Menschen die eigene Wahl des Geburts- und Todestags nicht und verurteilt den Freitod, da das Leben Gott gehört, wie Hiob sagt: „Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen“ (Hiob 1,21).
Die Verantwortung des Menschen als Abbild Gottes
Im Bilde Gottes geschaffen zu sein, beinhaltet nicht nur das Privileg von besonderen Gaben, sondern auch eine besondere Verantwortung. Schon vor der Erschaffung des Menschen plante Gott eine Verantwortung für ihn und übertrug ihm Macht und Herrschaft über alle Lebewesen. „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht“ (1.Mo 1,26).
Die Macht und Herrschaft des Menschen sind nicht unbegrenzt, sondern erstrecken sich über den Himmel, das Wasser und die Erde. Und wenn wir das Gewürm mitberücksichtigen, sogar teilweise unter der Erde. Für die damalige Zeit war dies in Bezug auf Technik und Fortbewegungsmittel ein unvorstellbar großer Geltungsbereich. Damit aber nicht genug. Gott ließ den Menschen sogar an Seiner Schöpfung teilhaben. Wir lesen, dass Gott alle Tiere vor den Menschen brachte, damit er sie betrachten und benennen konnte.
Der Mensch wurde dieser Aufgabe gerecht und tat, was Gott ihm anvertraut hatte. Dabei zeigt sich Gottes Handeln und Seine Fürsorge für den Menschen. Er hat ihn mit Gaben und Fähigkeiten ausgestattet, gab ihm aber keine unerfüllbaren Aufgaben. Gott hat den Menschen weder minderwertig geschaffen noch ihn überfordert. Er schuf ihn nach seinem Ebenbild. Damit der Mensch Freude hat und in Gemeinschaft mit Gott leben kann.
Das Gleichnis von den Talenten unterstreicht die Tatsache, dass Gott keinen Menschen überfordert und bei Erfüllung seiner anvertrauten Gaben reich belohnt: „Recht so, du guter und treuer Knecht; geh ein in die Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21). Beim Gleichnis der Talente zeigt sich mit der Verantwortung auch die Unumgänglichkeit der zukünftigen Rechenschaft. Wir lesen von dem Herrn, der verreiste und Talente nach Tüchtigkeit oder Fähigkeit an seine Knechte verteilte. Jeder erhielt unterschiedlich viel, und nach einiger Zeit kehrte der Herr zurück, um das Anvertraute zu prüfen.
Das Handeln und Reden der Knechte ist bemerkenswert. Während zwei Knechte ihr anvertrautes Gut verdoppeln konnten, vergrub der dritte Knecht sein Talent. Bei der Rechenschaft vor seinem Herrn sagt er: „Ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast“ (Mt 25,24). An diesem Beispiel zeigt sich, dass der Herr die Rechenschaft nicht für die Person selbst verlangte, sondern für das Gut, das ihm anvertraut worden war. Die Herrschaft über die Natur hat Gott dem Menschen anvertraut.
Durch den Sündenfall befindet sie sich nun in knechtischer Vergänglichkeit und harrt ängstlich auf die Offenbarung der Kinder Gottes, wie Paulus an die Römer im achten Kapitel schreibt. Nach dem Wort Gottes wird jeder Mensch für alles Falsche und jede ungenutzte Möglichkeit, Gott zu dienen, Rechenschaft ablegen müssen: „So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben“ (Röm 14,12). Gott wollte in Seiner Fürsorge nicht nur eine Gott-Mensch-Beziehung führen, sondern durchdachte auch die Möglichkeit für eine zwischenmenschliche Beziehung, in dem Er eine Hilfe für Adam schuf. Eine Beziehung, nicht beschränkt auf die Unterstützung, sondern um gemeinschaftlich den Plan Gottes zu erfüllen: „Seid fruchtbar und mehret euch“ (1.Mo 1,28).
Wir lesen in der Bibel, dass Gott dieser menschlichen Beziehung, zwischen Ehemann und Ehefrau, ganz besonderen Segen verheißt und ihnen eine große Verantwortung auferlegt. Gott legt einen besonderen Wert auf diese Beziehung und verwendet sie sogar als Ebenbild für Seine eigene Beziehung. Die Gemeinde Christi auf dieser Erde als Braut und Jesus Christus als den Bräutigam.
In den Briefen an die Epheser und in den Petrus-Briefen lesen wir, dass Gott sich Seine Gemeinde durch das Wasserbad im Wort gereinigt hat und nicht mit vergänglichem Silber und Gold, sondern mit Seinem teuren Blut erkauft hat. Für die Beziehung zu Seiner Gemeinde hat Christus Unbeschreibliches geleistet. Auch wir sollen an dieser Beziehung festhalten und die Verantwortung in der uns anvertrauten Rolle wahrnehmen.
Der Sündenfall und seine Folgen
Gott setzte den Menschen in das Paradies. An einen Ort, an dem Leid, Schmerz und Tod keinen Platz hatten, sondern wo vollkommene Harmonie herrschte. Einen perfekten Ort für die Augen und das Herz, an dem der schuldlose Mensch in Gemeinschaft mit Gott verweilen sollte. Gott erschuf im Paradies alles zum Wohlergehen des Menschen und gab ihm dann ein Gebot. Mit diesem Gebot nannte er auch die Konsequenzen. Der Mensch hatte nun die Wahl, im anvertrauten Gehorsam nach Gottes Gebot zu leben oder sich für den Weg des rebellischen Zweifelns zu entscheiden.
Beeinflusst durch die Schlange, dem Satan, entschied sich der Mensch für den Ungehorsam und verlor dadurch die Beziehung zu seinem Schöpfer. Das Ereignis im Garten Eden macht uns heute deutlich, dass der Mensch eine gewisse Freiheit besitzt. Er kann diese Freiheit entweder nutzen, um Christus zu gehorchen, oder um nach selbstsüchtigen Wünschen in dieser Welt zu leben. Letzteres führte zur Trennung von Gott und zum Verlust der Gottesähnlichkeit: „Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie merkten, dass sie nackt waren; da flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze“ (1.Mo 3,7).
Adam und Eva erkannten plötzlich, dass sie nackt waren. Es zeigt das Bewusstsein des Menschen und seine Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Durch diese Erkenntnis verlor der Mensch seine Unschuld und einen Teil seiner Freiheit, da er fortan selbst wählen musste, statt frei unter Gottes Führung zu handeln. Gott sprach: „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns und weiß, was gut und böse ist“ (1.Mo 3,22). Aus menschlicher Sicht könnte man meinen, dass der Mensch dadurch vollkommener und wertvoller geworden sei.
Das Wort Gottes gibt darauf eine Antwort: „Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“ (Röm 5,12). Durch die eine Übertretung von Gottes Gebot im Garten Eden kamen Sünde und Tod in die Welt, und bis heute haften sie jedem Menschen an. Auch Apostel Paulus schreibt: „Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Röm 7,19).
Selbst wenn der Mensch sich für das Gute entscheidet, kann er es nicht vollständig tun, weil die Sünde im Fleisch wohnt. Durch das Gesetz wurde die Sünde noch deutlicher, und sie belastet den Menschen bis ins Innerste. Wie Apostel Paulus klagt: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“ (Röm 7,24).
Vor der Sintflut blickte der HERR auf die Menschen und stellte fest: „Da sah der HERR, dass die Bosheit der Menschen groß war auf Erden und alles Trachten der Gedanken ihres Herzens nur böse war allezeit“ (1.Mo 6,5). Seit der Sintflut hat sich Gottes Sicht dazu nicht verändert: „Das Trachten und Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (1. Mo 8,21).
Auch heute bleibt der Mensch in seiner gefallenen Natur gefangen. Er entfremdet sich von Gott und strebt nach einem selbstständigen, unabhängigen Leben, das sich keiner göttlichen Autorität unterwerfen oder sich etwas vorschreiben lassen will. Die Abkehr von Gott, dem Schöpfer, führt den Menschen früher oder später in ein sinn- und zielloses Leben, wie Salomo es oft thematisiert und im Buch der Prediger aufzeigt. Durch die Sünde zerstört der Mensch sich selbst und wird seiner besonderen schöpferischen Stellung nicht gerecht.
Apostel Paulus benennt den Grund und deutet auf ihr Ende hin: „Denn obwohl sie Gott kannten, haben sie ihn nicht als Gott geehrt noch gedankt, sondern sie sind verfallen in ihren Gedanken ins Nichtige, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Indem sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit dem Bild eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden Tiere“ (Röm 1,21-23).
Durch den Sündenfall kam es zur Trennung zwischen Gott und Mensch. Die Gemeinschaft zerbrach, die Gottesähnlichkeit, d.h. die Herrlichkeit des Menschen, ging verloren, und Gott griff ein: „Nun aber, dass er seine Hand nicht ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe“ (1.Mo 3,22). Das Vertrauen war zerstört. Gott zog die Konsequenz, verwies die Menschen aus dem Paradies und stellte die Cherubim als Wächter zum Baum des Lebens auf.
Die Wiederherstellung der Gottesähnlichkeit durch Christus
„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1.Mo 1,27). Am Plan Gottes dürfen wir nicht zweifeln. Auch wenn durch den Sündenfall das Bild der Gottesähnlichkeit, also die Herrlichkeit des Menschen, verloren ging, blieb die Ebenbildlichkeit des Menschen zu Gott erhalten.
Da Gott sich nach Gemeinschaft mit dem Menschen sehnt, sandte Er Seinen einzigen Sohn Jesus Christus auf die Erde, um für die Sünden der Menschheit zu sterben und das Bild der Gottesähnlichkeit wiederherzustellen. Kein Mensch hat Gott jemals gesehen, aber Apostel Paulus zeugt, erfüllt vom Heiligen Geist, von Jesus Christus und sagt: „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15).
Außerdem schreibt Paulus an die Korinther und Hebräer über die Herrlichkeit Christi, das helle Licht des Evangeliums, welches als Ebenbild Gottes in die Welt gekommen ist. Dieser Christus ist das Ebenbild von Gottes Herrlichkeit und Seinem Wesen, der die Reinigung von den Sünden dieser Welt vollbracht hat. Dem Bild Gottes konnte der Mensch allein nicht gerecht werden, doch durch Jesus Christus können wir verwandelt werden und die Gottesähnlichkeit wiedererlangen.
Dazu sind für den Menschen folgende Schritte nötig:
- Jesus Christus im Glauben annehmen: Noch nicht alle Menschen haben Ihn erkannt, viele sind verstockt und noch verblendet. Doch Christus hat sich offenbart, Gott bewies Seine Liebe zu den Menschen, und wir dürfen im Glauben darauf schauen. „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HERRN wie in einem Spiegel“ (2.Kor 3,18).
- Jesus Christus anziehen und den alten Menschen ablegen: Mit Christus auferstehen bedeutet, die Irdischen Dinge zu unterlassen, nach himmlischen Dingen zu streben und unseren Charakter Christus anzupassen. „Ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn geschaffen hat“ (Kol 3,9-10).
- Jesus Christus mehr erkennen und Ihm dienen: Gott hat uns durch die Erkenntnis alles zum Leben geschenkt, damit wir Ihm in Frömmigkeit dienen können. Unser Ziel muss sein, in den christlichen Tugenden zu wachsen, um so in das ewige Reich zu gelangen. „Durch sie sind uns die köstlichen und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil habt an der göttlichen Natur“ (2.Petr 1,4).
Schon in der Schöpfungsgeschichte wird das besondere Privileg des Menschen gegenüber der Natur deutlich. Gott erschuf den Menschen zur Gemeinschaft und hat ihn dafür bestimmt. Noch privilegierter ist das Kind Gottes, das Gott auserwählt und vorbestimmt hat, dem Bild Seines Sohnes gleich zu sein. Darum lasst uns allen Fleiß daransetzen, in unserem Leben Jesus Christus ähnlicher zu werden und nach Vollkommenheit zu streben: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Mt 5,48).
Eduard Dirks
Gemeinde Tostedt