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„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!“ (1.Joh 3,1/ LUT). Es ist wunderbar zu wissen, dass wir als Kinder des Höchsten aus aller Welt zu Seiner großen Familie gehören. Durch die Liebe in Christus dürfen wir einander die Hand reichen – sei es geistlich oder materiell. Zusammen mit einigen Brüdern aus der Gemeinde in Cloppenburg begaben wir uns daher auf eine Reise nach Kirgisien, um die Geschwister vor Ort zu besuchen und sie geistlich und finanziell zu unterstützen.
Reiseziel
Unsere Reise begann am 04. März 2022. Ich freute mich, zehn Tage in der Gemeinschaft meiner Brüder Viktor Folz, Waldemar Maier, Nikolai Wall, Viktor Witt und Jakob Wassiljew verbringen zu dürfen. Unser Ziel war unter anderem, die Gemeinden zu Themen wie Gemeindearbeit, Werkzeuge der Gemeinde, Evangelisation der Gemeinde und Familie zu belehren. Wir erlebten, dass diese Belehrungen nicht nur den Geschwistern vor Ort zum Segen wurden, sondern auch uns. Aber auch durch Predigten und einfache Gemeinschaft konnten wir uns gegenseitig ermutigen und erbauen.
Ein weiteres Ziel war die finanzielle Unterstützung der Gemeinden in Kirgisien und Kasachstan, sowie der Pastoren und Missionare, die hingebungsvoll weite Strecken zurücklegen, um die Gemeinden zu betreuen. Einige Gemeinden haben Reha-Zentren, in denen Menschen Befreiung von ihren Süchten erleben und ein neues Leben mit Jesus Christus beginnen dürfen.
Gemeindebesuche
Die Belehrungen fanden in der Gemeinde Bischkek statt, wo wir zu jeder Zeit die Gastfreundschaft unserer Geschwister spürten. Aber auch Gemeinden wie Karabalta, Sokuluk, Belowodsk, Grigorievka und Tokmak besuchten wir und dienten vor Ort mit Gottes Wort.
In Tokmak fand am 08. März 2022 das Jugendtreffen von Kirgisien und Kasachstan statt.
Bei diesem besonderen Gottesdienst sahen wir das Wirken des Heiligen Geistes. Zu Beginn des Gottesdienstes war der Versammlung ein Gesicht gezeigt, wie sich weiße Tauben als Zeichen des Heiligen Geistes auf die Jugendlichen im Saal setzten. Daraufhin bveschlossen die verantwortlichen Brüder, parallel zum Jugendtreffen eine Ringstunde durchzuführen. Viele Jugendliche taten Buße und zehn junge Menschen wurden mit dem heiligen Geist getauft. Die Ehre dafür gebührt Gott!
Die Gemeinden und die Gottesdienste in Kirgisien sind unseren sehr ähnlich. Allerdings ist das Land zu 87% muslimisch geprägt. In den 90er Jahren gab es keinen Club und kein Gemeinschaftshaus in der Stadt Karabalta, in dem das Evangelium nicht gepredigt wurde, sagte uns der leitende Bischoff Vladimir Matvejev. Das änderte sich jedoch ab dem Jahr 2000. Die Auflagen wurden allmählich strenger, sodass man das Evangelium heutzutage nirgends außer im eigenen Gemeindehaus mehr predigen darf.
Fragt man jemanden, ob er sich bekehren möchte, kann dies als Vergehen geahndet und als Straftat verfolgt werden. Deshalb verkündigen die Geschwister in Kirgisien auf eine andere Art und Weise das Evangelium. Dies tun sie, indem sie den Menschen in Jesu Namen materiellen oder praktischen Beistand leisten. Wenn die Menschen aufgrund der Hilfe, die sie von der Gemeinde empfangen, Interesse zeigen und neugierig werden, laden die Geschwister sie in die Gottesdienste ein, bei denen sie das Evangelium hören können.
Ein bewegendes Zeugnis
In einer Gemeinde in Kirgisien lernte ich einen Bruder kennen, der mir daraufhin sein Zeugnis erzählte: Der Bruder hieß Ruslan (Name geändert) und war ein echter Kirgise. Die Eltern Ruslans sind dem Islam, aber auch dem Schamanismus, ergeben. Als Ruslan 13 Jahre alt war, hörte er das erste Mal von dem Gott der Bibel. Als sein älterer Bruder einmal von einem Sanatorium zurückgekommen war, hatte er eine christliche Zeitschrift mit nach Hause gebracht. Als Ruslan dann in die Schule ging, die damals von Muslimen gegründet wurde, um die Islamische Lehre an die Schüler weiterzugeben, beschäftigte er sich viel mit dem Koran, wie etliche andere in seinem Land. Als 17-jähriger wurde er eines Tages zu einem Gottesdienst eingeladen. Er nahm die Einladung an und war fasziniert davon, wie ernsthaft die Geschwister beteten. Es wurde zur Umkehr zugerufen und Ruslan tat Buße.
Von diesem Tag an besuchte er ständig die Gemeinde, las die Bibel und ließ sich kurze Zeit später taufen. Er wusste damals noch nicht, welche Probleme seine Eltern ihm machen würden. Nach seiner Wassertaufe fingen diese an. Seine Mutter versuchte einmal, den damaligen Pastor der Gemeinde mit einem Messer zu attackieren und umzubringen. Sie suchte im Haus nach Bibeln oder anderen christlichen Zeitschriften, um diese zu verbrennen.
Einmal lieh sich Ruslan bei einem anderen Bruder eine Bibel, um sie zu lesen und vergaß sie unter seinem Kissen. Seine Mutter fand diese und verbrannte sie. Ein weiteres Mal kam seine Mutter zum Gemeindehaus, um die Scheiben einzuschlagen und den Geschwistern, die sich dort versammelten, Schaden zuzufügen. Die Brüder versteckten Ruslan in einem Raum, um ihn vor seiner Mutter zu schützen. Als sie in das Gemeindehaus eintrat, vergaß sie plötzlich völlig, was sie eigentlich vorhatte. Später erzählte die Mutter ihrem Sohn, dass sie versucht habe, von außen alles zu zerstören, es ihr aber nicht gelang. Sie kam zu dem Entschluss, dass das Gebäude verzaubert sei.
Als Ruslan mit dem Heiligen Geist getauft wurde, versuchte sein betrunkener Vater ihn mit einem Messer zu töten. Weil es ihm nicht gelang, schlug er ihn und warf ihn aus dem Haus.
Für die Kirgisen ist es eine Schande, ein Christ zu sein und genau deshalb versuchten die Eltern alles, um ihren Sohn mit Gewalt umzustimmen und seinen Glauben an Jesus zu verleugnen.
Nach einiger Zeit wurde Ruslan auch noch nierenkrank und musste in ein Krankenhaus. Müde von den ständigen Attacken seiner Eltern und den Diskriminierungen seiner Mitschüler an der Hochschule beschloss er dort, nach drei Jahren als Chris vorerst nicht mehr in die Kirche zu gehen. So lebte er ein weltliches Leben, bis er wieder mit derselben Krankheit im Krankenhaus lag und Bruder David Peters ihn besuchte. Er machte ihm keine Vorwürfe, dass er die Gemeinde verlassen hatte, sondern lud ihn zum Gebet ein und machte ihm Mut zurückzukommen. „Er ist ein großartiger Mensch“, sagte Ruslan, als er mir erzählte, wie Bruder David ihm die christliche Ethik beibrachte und ihm bereits früh am Morgen im Gebet beistand. Durch Gottes Gnade wurde Ruslan wieder in die Gemeinde aufgenommen.
Ein Jahr später heiratete er eine Kirgisin mit dem Namen Dinara (Name geändert). Da Ruslan der Jüngste in der Familie war, musste er sich, nach dem Brauch der Kirgisen, um die Eltern kümmern. Deshalb zog er mit seiner Frau wieder zu seinen Eltern. Inmitten dieser schwierigen Verhältnisse gebar Dinara ihr erstes Kind.
Einige Zeit später begann Ruslans Nichte, sich für den christlichen Glauben zu interessieren. Dinara schenkte ihr ein christliches Traktat. Sie las dieses, bis sie dann spät abends einschlief. Als die Frauen im Haus das Schriftstück bei der schlafenden Nichte fanden, fingen sie an, Dinara zu schlagen und zu würgen. Sie konnte mit ihrem Baby auf dem Arm entkommen. Ruslan und Dinara entschieden sich, woanders hinzuziehen, um solchen Anfeindungen aus dem Weg zu gehen. Doch endlich, nach vielen Jahren des Kontaktabbruchs nehmen sie wieder Kontakt mit den Eltern auf und können ihnen so ein Licht sein, damit auch sie eines Tages hoffentlich zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Mittlerweile hat das Paar trotz negativer Prognosen verschiedener Ärzte vier Kinder.
Als ich dieses Zeugnis hörte, stellte ich aufs Neue erstaunt fest, wie der Heilige Geist, unabhängig von Herkunft oder Erziehung, im Leben der Christen aller Welt wirkt. Als wir uns mit den Geschwistern aus Kirgisien, als Kinder des Allerhöchsten, hinknieten und zu unserem Vater im Himmel beteten, war das für mich persönlich der Höhepunkt dieser Reise. Denn Jesus sprach in seinem hohepriesterlichen Gebet: „Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst“ (Joh 17,22-23). Durch diese Einheit als große Familie Gottes möchte Jesus Seine Gemeinde bauen. Ja, die Familie Gottes in Einheit verbunden mit unserem himmlischen Vater durch Jesus Christus das ist die Stärke in dieser schwierigen Zeit.
Wir danken dem Herrn für den Schutz und die vielen segensreichen Stunden auf unserer Reise.
Vitali Müller,
Gemeinde Cloppenburg
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