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Schwierigkeiten und Segen in der zweiten Ehe
„Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Nur Güte und Gnade werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Haus des HERRN immerdar“ (Ps 23,1.6).
Der Herr führt uns durch dieses Leben, wie Er es will, denn nur Er allein weiß, was gut für uns ist. Wir möchten von der Gnade unseres geliebten Herrn und Erlösers Jesus Christus zeugen. Bereits zwölf Jahre lang leben wir in zweiter Ehe in Frieden, Harmonie und Liebe. Und das allein durch die Gnade Gottes, denn eine Wiederheirat ist keine leichte Sache. Gerne möchten wir von unserer Geschichte berichten, um euch im Glauben an unseren Herrn zu ermutigen.
Unsere ersten Ehen
Wir, Anatoli und Olga Janzen, sind seit einigen Jahren glücklich und gesegnet verheiratet. Das Glück kam jedoch nicht von alleine. Wir mussten unser Leben reflektieren und lernen, mit dem neuen Ehepartner zusammenzuleben, ohne Vergleiche aus der Vergangenheit zu ziehen.
Anatoli: „In meiner ersten Ehe lebte ich 32 Jahre lang mit meiner Frau Lilia zusammen, die mir zwölf wunderschöne Kinder schenkte. Zwanzig Jahre unseres gemeinsamen Lebens lebten wir in der Ukraine in der Stadt Kramatorsk. Es waren sehr schöne Jahre unserer geistlichen Ausbildung. Zusammen lernten wir, Gott in Treue und Demut zu dienen.
Als der Vorhang der mächtigen kommunistischen Macht fiel, kam die Glaubensfreiheit, für die unsere Großväter und Väter gekämpft und gelitten hatten. Eine Menschenflut strömte in die Kirchen. Tausende von Menschen bekamen geistlichen Hunger. Sie hatten das starke Verlangen, etwas von Gott zu erfahren und Ihn zu erleben.
Diese Freiheit brachte jedoch auch andere Möglichkeiten mit sich. Die Grenzen wurden geöffnet und viele Deutsche, die in der Sowjetunion lebten, durften nach Deutschland ausreisen. Sehr viele von ihnen waren gläubige Menschen. Im Jahr 1994 siedelte auch ich mit meiner Familie nach Deutschland über. Unsere Verwandten lebten bereits hier. Wir kamen nach Zweibrücken, wo wir uns der dortigen Gemeinde anschlossen und viele Jahre Gott dienen durften.
Unerwartet kam ein schlimmes Unglück in unser Haus. Meine geliebte Frau wurde todkrank. Etwa zwei Jahren vergingen im Gebet und im Kampf um ihre Gesundheit. Am 17. Juni 2006 rief mich einer meiner Söhne an, um mir die freudige Nachricht zu überbringen, dass wir einen Enkel bekommen hatten. Ich freute mich sehr darüber, doch leider musste ich ihm gerade an diesem Tag die traurige Nachricht überbringen, dass unsere liebe Ehefrau und Mutter heimgegangen war.“
Olga: „Gott segnete mich reichlich. Ich lebte ein ruhiges und erfülltes Leben. Ich hatte eine Arbeitsstelle, einen liebenden Ehemann und eine wunderschöne Tochter. Gemeinsam kamen wir zum Glauben an Gott und vertrauten unser Leben Ihm an. Wir versuchten, Seine Gebote zu halten, denn wir liebten unseren Erlöser sehr.
Im 28. Jahr unserer Ehe klopfte plötzlich die Trauer an unsere Haustür. Der Herr nahm meinen Ehemann mit in die himmlische Wohnung. Die Trauer änderte über Nacht alle meine Pläne und Hoffnungen. Ich wusste nicht, wie ich weiterleben sollte und was ich weiter mit mir anfangen sollte. Nur eins wusste ich fest: Mein Gott würde mich nicht verlassen! Ich hielt mich an Seinen Händen fest und legte alle Hoffnung auf Ihn.“
Die Zeit der Einsamkeit
Anatoli: „Obwohl ich noch drei unverheiratete Kinder im Hause hatte, begann ich nach etwa anderthalb Jahren, eine Einsamkeit in mir zu spüren. Meine Kinder waren oft mit anderen Jugendlichen unterwegs, sodass ich viel allein zu Hause war. Ich konnte keine Ruhe finden und wusste nicht wohin mit mir. Eines Tages beschloss ich, Gott zu bitten, dass Er meinen weiteren Lebensweg segnet, weil ich selbst nicht wusste, was ich tun sollte. Auch was Wiederheirat zu bedeuten hat, verstand ich damals noch nicht.“
Liebt die Ehefrau oder den Ehemann aus der ersten Ehe, denn wenn sie nicht gegangen wären, hättet ihr einander nicht. Dient einer dem anderen und seid glücklich miteinander in der zweiten Ehe, die der Heiland euch geschenkt hat. (Anatoli)
Olga: „Nach dem Tod meines Ehemannes ließen die Schmerzen nur langsam nach. Mit der Zeit ging das Leben weiter. Ich musste auch durch diesen trüben Teil meines Lebens hindurchgehen. Ich war oft sehr einsam und betete ernsthaft zu Gott, dass er mich unterstützt. Ich wollte weiterhin in Seiner Schule unterrichtet werden, damit ich Ihm bis zum Ende meines Lebens treu sein konnte. Obwohl meine Tochter mit ihrem Ehemann und ihren Kindern bei mir wohnte, fühlte sich mein Haus stets leer an. Sie umsorgten mich zwar, damit ich mich nicht einsam fühlte und meinen Ehemann nicht so schmerzhaft vermisste. Doch sehnte ich mich nach der Wärme und Liebe eines Mannes, wie ich diese früher hatte. Noch mehr sehnte ich mich nach Gottes Liebe.“
Der Segen der Kinder
Anatoli: „Nach der Beerdigung meiner Frau waren wir gemeinsam mit unserer Familie beisammen. Ganz unerwartet sagte meine älteste Tochter zu mir: ‚Papa, wir Kinder wollen dir gerne etwas wünschen. Mit fünfundfünfzig Jahren bist du noch viel zu jung, um allein zu bleiben. Zu deinem nächsten Geburtstag wünschen wir dir, dass du wieder heiratest. Unsererseits versprechen wir dir, dass wir die Frau, die du heiratest, Mama nennen werden.‘
Um des Anstands willen bedankte ich mich bei meinen Kindern, dass sie mich diesbezüglich segneten. Jedoch war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, wie wichtig es ist, einen solchen Segen der Kinder zu erhalten. Denn ohne ihn kann man keinen Erfolg in der zweiten Ehe erwarten.
Ich möchte etwas voraus greifen: Als ich eine klare Antwort vom Herrn bekam, dass ich Olga, meine zweite Frau, heiraten soll, habe ich mit meinen Kindern gesprochen und ihnen erzählt, dass ich Schwester Olga heiraten möchte. Meine Kinder waren einstimmig bereit, mit mir zusammen dafür zu beten. Wir alle warteten als Familie auf eine Antwort von Gott. Die Kinder beteten, dass ich eine Frau bekommen sollte, die sie Mutter nennen konnten. Das war eine sehr gesegnete Zeit, in der wir als Familie noch näher zueinander kamen. Ich bin meinen Kindern sehr dankbar für ihren Segen und ihre Unterstützung. Dadurch stand die Ehe mit Olga unter Gottes Segen und wir konnten ein erfülltes Leben beginnen.“
Olga: „Nachdem Anatoli und ich uns kennengelernt hatten und er mir einen Heiratsantrag gemacht hatte, erzählte ich meiner Tochter Natascha davon und bat sie um Rat. Sie unterstütze mich zwar in meinem Wunsch, noch einmal zu heiraten, meinte jedoch, sie wolle Anatoli erst einmal kennen lernen. Diese Möglichkeit bot sich sehr bald an. Als Anatoli mich eines Tages anrief, ging meine Tochter ans Telefon. Er fragte sie sofort, ob sie von ihm wisse und wie sie zu seinem Antrag stehe. Als meine Tochter ihm sagte, dass sie ihn gar nicht kenne, schlug ihr Anatoli ein Treffen vor, um sich gegenseitig kennenzulernen. Man traf sich kurz darauf bei einem Bekannten und alle wurden schnell Freunde. Von da an hatte ich das Vertrauen meiner Tochter in dieser Sache. Das gab mir Mut, den Schritt zu wagen und den Antrag anzunehmen.“
Vom Kennenlernen zum Antrag
Anatoli: „Ich betete bereits einige Zeit zu Gott, dass Er meinen weiteren Lebensweg lenken möge. Ich fragte auch bezüglich der Wiederheirat nach Seinem Willen. Eines Tages bot mir mein Bruder und sein Neffe, der die Gemeinde in der Stadt Irslingen besucht, an, ihn zu besuchen und gleichzeitig eine Schwester zu treffen, die ebenfalls verwitwet ist. Ich nahm die Einladung an und fuhr am Sonntag nach dem Gottesdienst mit meinem Bruder und seiner Frau zu deren Neffen nach Irslingen. Dort war auch Olga eingeladen.
Herr, ich weiß, dies wird kein leichter Teil meines Lebens sein. Ich weiß auch, dass die Liebe allein bei dir ist. Bitte gib mir mehr von deiner Liebe, damit meine Frau mit mir glücklich wird. (Anatoli)
Das Treffen war für mich eine große Herausforderung: Es war mir sehr peinlich, alleine in ihre Richtung zu schauen. Es war mir durchaus bewusst, dass ich solch eine große Familie habe und die ganze Last der Fürsorge und Aufmerksamkeit auf ihren Schultern liegen würde. Ich muss peinlicherweise gestehen, dass ich die Aufgabe, sie kennenzulernen, an diesem Abend nicht erfüllte. Nach dem Abendessen versteckte ich mich, indem ich mit den Enkelkindern meines Bruders auf seinem großen Grundstück spielte. Abends beteten wir gemeinsam und sangen einige christliche Lieder. Danach fuhren wir alle wieder auseinander.
Einige Monate später wurde ich wieder zu meinem Neffen eingeladen. Auch Olga erhielt eine versteckte Einladung. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich dort sein würde. Dieses Mal war ich mutiger und das Treffen dadurch erfolgreicher. Wir saßen am Tisch und ich fragte sie, wie es ihr nach dem Tode ihres Ehemannes erging. Olga erzählte mir über ihre Trauer und ihre Gefühle. Sie erzählte, wie es ihr erging, nachdem sie ihren geliebten Mann verloren hatte, mit dem sie achtundzwanzig Jahre lang in Liebe und Harmonie zusammengelebt hatte. Auch von ihrer Tochter Natascha erzählte sie. Olga berichtete uns auch, wie sie und ihr Mann zehn Jahren zuvor zum Glauben gekommen waren und Mitglieder der Gemeinde in Irslingen wurden.
An diesem Abend sprachen wir über vieles. Als ich an der Reihe war und erzählte, dass auch ich verwitwet bin, war Olga sehr überrascht. Sie hatte nicht gewusst, warum sie an diesem Tag eigentlich eingeladen war. Sie fühlte sich ein wenig unwohl, als ich von mir erzählte. Hier möchte ich ehrlich sagen, dass es mir an diesem Abend sehr gefiel, dass Olga ein so offener Mensch ist. Seitdem sind wir zwölf Jahre verheiratet. Ihre Offenheit bewundere ich seitdem immer wieder aufs Neue.
Von diesem Abend an betete ich sehr ernsthaft zu Gott, um Seinen Willen zu erfahren. Ich stellte eine Not vor Gott, so wie ich es auch vor meiner ersten Ehe in der Jugendzeit gemacht hatte. Nicht lange danach erhielt ich die Antwort von Gott, ich sollte nur Ihm vertrauen und Er würde mich auf dem neuen und lebendigen Weg führen. Als ich diese Antwort bekam, beschloss ich sofort zu handeln. Ich rief den Pastor an und bat ihn, mit Schwester Olga zu sprechen und ihr von mir einen Heiratsantrag zu machen. Solange ich auf die Antwort wartete, betete ich mit meiner ganzen Familie dafür.“
Die Stunde der Entscheidung
Anatoli: „Einige Tage später rief ich Schwester Olga an und bot ihr an, alle ihre Fragen an mich zu beantworten. Wir unterhielten uns über Themen wie unsere Familien, unsere Kinder und Verwandten und auch über unsere Lebensanschauungen. Wir sprachen in der Folgezeit noch oft miteinander, jedoch sagte sie am Ende jedes Telefonats, dass ich bitte nicht beleidigt sein sollte, falls sie den Antrag doch ablehnen würde. Ich versicherte ihr, dass das ihr Recht sei und hoffte doch gleichzeitig, dass es nicht passieren würde.“
Olga: „Es verging einige Zeit, nachdem mein Mann nicht mehr da war. Irgendwann sprach mein Pastor mich an und sagte mir, dass ich einen Heiratsantrag von Bruder Anatoli bekommen hatte. Zunächst reagierte ich negativ und auch meine Entscheidung war vorerst negativ. Aber der Herr wirkte in meinem Herzen. Ich betete inbrünstig und bat um Antwort vom Herrn, denn mir war die Verantwortung bewusst. Angst und Besorgnis begleiteten mich. Gleichzeitig spürte ich einen tiefen Frieden in meinem Herzen. In mir kamen viele Fragen auf: Würde ich imstande sein, eine so große Familie anzunehmen? Würde ich ihnen das geben können, was sie benötigen, nachdem sie den Verlust ihrer Mutter durchgemacht hatten. Meine Sorge war nicht, dass ich mich mit Anatoli nicht verstehen würde, denn ich hatte bereits langjährige Eheerfahrung. Ich sehnte mich ja schließlich nach Liebe und Wärme. Vor allem nach Gottes Liebe.
Ich verbrachte viele schlaflose Nächte im Gebet und Nachdenken. Wir hatten uns bis dahin nur zwei Mal getroffen und auch meine Tochter Natascha kannte Anatoli noch nicht. Ihre Meinung war aber sowohl für mich als auch für ihn sehr wichtig. Anatoli bekam Weisheit von Gott und lud uns alle zu seinem Neffen Slavik zum Kennenlernen und Austauschen ein. An diesem Abend wurden wir alle Freunde und dies war eine große Bestätigung für mich.
Nach einigen Tagen teilte ich meinem Pastor meine Antwort mit und stimmte zu. Seit zwölf Jahren sind wir nun verheiratet und haben eine wunderbare Familie. Ich liebe meinen Mann aufrichtig. Ich bekomme viel Wärme von ihm und ich bemühe mich, ihm eine gute Gehilfin zu sein. Wir sind glücklich zusammen. Gott sei Dank dafür!“
Liebe opfert sich selbst für das Wohl des Anderen. Vergleicht euch nicht mit den ehemaligen Ehepartnern. Nehmt euch gegenseitig so an, wie ihr seid. (Anatoli)
Die Unterstützung unserer Freunde
Anatoli: „Durch die Gnade Gottes darf ich viele treue Freunde haben, die mich auf dem Weg der Nachfolge unterstützen. Sie machten sich große Sorgen um mich und beteten viel für meine Ehe mit Olga. Bruder Alexander Konradi war zu diesem Zeitpunkt Mitglied unserer Gemeinde. Er war mein Heiratsvermittler und unterstütze mich sehr, denn er war denselben Weg gegangen und befand sich in zweiter Ehe. Er war glücklich mit seiner Frau Valentina verheiratet, die eine wahre Freundin meiner Olga war und ist. Auch nach dem Tod von Bruder Alexander Konradi verlor Valentina nicht das Gleichgewicht und sie ist auch heute noch eine treue Dienerin für viele Schwestern der Gemeinde in Zweibrücken.
Einige Freunde, die noch meine erste Frau kannten und über mehrere Jahre Familienfreunde waren, waren sehr daran interessiert, wie es mir und Olga nun in unserer zweiten Ehe geht. Viele fragten mich vorsichtig, ob alles in Ordnung sei. Sie wussten über die Gefahr, dass man oft etwas beschämt ist, wenn man das zweite Mal geheiratet hat. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass auch mich deswegen über lange Zeit eine gewisse Schüchternheit vor meinen Freunden begleitete. Es war mir vor ihnen ein wenig peinlich, dass nun eine andere Frau neben mir steht. Zugleich wurde mir auch bewusst, dass mich diese Schüchternheit oft von meiner Frau wegstieß und dass sie die das sehr verletzte. Als ich das in einem Gespräch mit meinem guten Freund verstand, schmerzte es mir sehr. Ich arbeitete viel daran und nun wurde mit Gottes Hilfe auch diese Hürde überwunden.
Eine zweite Ehe einzugehen, ist eine besondere Herausforderung. Ich musste erst lernen, wie ich vor Gott und meiner neuen Familie richtig zu handeln habe. (Olga)
Olga: „Eine zweite Ehe einzugehen, ist eine besondere Herausforderung. Ich musste erst lernen, wie ich vor Gott und meiner neuen Familie richtig zu handeln habe. Hinzu kam für mich noch ein Gemeindewechsel. Glücklicherweise nahmen mich die Geschwister auf, als wäre ich immer eine von ihnen gewesen. Ich lernte aufrichtige Schwestern kennen, die mich bis heute unterstützen. Ich bin vor allem Schwester Valentina Konradi sehr dankbar, bei der ich mir immer Rat holen konnte. Sie ist eine sehr erfahrene und weise Frau, die mich immer richtig belehrte, was meine zweite Ehe anging. Sie lehrte mich, niemals zu murren und alles mit Geduld zu ertragen. Ich wusste das immer sehr zu schätzen, denn ich wusste, dass sie aus eigener Erfahrung sprach.“
Die Schwierigkeiten einer Wiederheirat: Unsere Ratschläge
Anatoli: „Wir heirateten am 10. Mai 2008. Meine Absicht war es, so bescheiden wie möglich zu feiern, denn ich dachte, dass die zweite Ehe nicht so ein großer Grund zum Feiern ist wie die Erste. Zum Glück waren unsere Kinder in dieser Hinsicht weiser als ich und setzten sich durch. Sie bereiteten uns eine richtige Hochzeitsfeier mit reichem Vortragsprogramm und vielen Gästen vor. Außerdem waren sie unsere Zeugen vor Gott, dass wir einander versprachen, uns treu zu sein, unsere Eltern zu ehren und sie Mama und Papa zu nennen (ich hatte damals nur noch die Mutter). Olga versprach, meine Kinder anzunehmen wie ihre eigenen und ich versprach, ihre Tochter als meine eigene anzunehmen. Heute haben wir eine große glückliche Familie mit dreizehn Kindern, fünfundfünfzig Enkelkindern und einer Urenkelin.
Nach der Feier kamen jedoch auch Schwierigkeiten. Einige haben wir bereits erwähnt. Es waren noch viele andere.“
An erster Stelle steht die Liebe zu den Kindern, die in jedem Alter Wärme, Fürsorge, Aufmerksamkeit und die Liebe einer Mutter benötigen. Sonst fühlen sie sich immer fremd in der Familie. (Olga)
Olga: „Was ich hier mit meinen lieben Schwestern, die ein zweites Mal heirateten möchten, teilen will, sind die häufigsten Schwierigkeiten, mit denen eine Frau in ihrer zweiten Ehe konfrontiert wird. An erster Stelle steht die Liebe zu den Kindern, die in jedem Alter Wärme, Fürsorge, Aufmerksamkeit und die Liebe einer Mutter benötigen. Sonst fühlen sie sich immer fremd in der Familie. Die Liebe ist eine göttliche Eigenschaft. Sie kann deshalb niemanden müde machen. Lasst uns diese Liebe an die Kinder weitergeben. Nur dadurch können wir ihre wahren Freunde werden und ein echtes Vertrauen zu ihnen aufbauen. Für mich war klar, dass das eigene „Ich“ sterben muss, wenn ich als Frau in ein fremdes Haus komme, um dort eine Mutter und Ehefrau zu sein. Man muss Liebe und Wärme in dieses Haus hineinbringen und man hat kein Recht, die Kinder zu verletzen. Man muss alles das, was mit dem neuen Ehemann zu tun hat, lieben und schätzen, insbesondere seine Kinder.
Anfangs plagten mich große Sorgen. Ich war sogar eifersüchtig auf Anatolis erste Ehefrau. Aber Gott gab mir letzten Endes die Kraft, die Frau, die vor mir war, liebzugewinnen, denn sie schenkte mir so viele wunderbare Kinder und einen wunderbaren Ehemann. Das ist mein Rat an euch: Gewinnt die Frau, die vor euch war und euch die Möglichkeit gab, nach ihr in die Familie zu kommen, lieb. Es wird euch damit viel leichter gehen und es wird leichter, eure neue Situation zu verstehen und zu akzeptieren.
Ich selbst betete viel dafür, bis Gott mir einen Traum gab. Ich sah ein weißes Zimmer mit weißen Möbeln. In das Zimmer kam Lilia, Anatolis erste Ehefrau. Ich stand neben der Kommode und sie bot mir an, die Möbel zu kaufen. Ich antwortete, ich hätte kein Geld. Sie meinte, es würde nicht viel kosten. Dann fragte ich sie, warum sie ginge und mich alleine lies. Sie antwortete mir, weil sie wüsste, wem sie es anvertrauen würde und dass ich es schaffen würde. Als ich aufwachte, war dies eine klare Antwort für mich. Von da an fiel mir vieles leichter, denn ich wusste, was für eine Mission ich zu erfüllen hatte. Ich bin auch unseren Kindern für ihre allseitige Unterstützung und Liebe sehr dankbar.
Eine Wiederheirat ist ein großes Opfer. Man muss sich demütigen. Es ist nicht so wie in der ersten Ehe. Jeder hat bereits eine eigene Meinung, eigene Vorstellungen und seine Lebensansichten. Ich musste vieles ändern. Oft kämpfte ich mit dem Gefühl, beleidigt zu sein, denn mir kam es vor, als nähmen mich die Familienmitglieder nur als zweite Frau wahr. Mir schien es, als mache ich alles falsch. Viele Menschen beobachteten uns und glaubten nicht, dass wir glücklich miteinander sein konnten. Es gab Fälle, in denen sogar unsere Kinder gegen mich aufgehetzt wurden. Gott sei Dank waren die Kinder weise und lehnten diese Anfeindungen ab. Meine Familie gab mir die Kraft, all diesen Schwierigkeiten widerstehen zu können.“
Anatoli: „Eine zweite oder dritte christliche Ehe ist immer noch eine Ehe und deswegen soll sie auf den biblischen Prinzipien aufgebaut sein. Nur dann kann man auf Segen und Erfolg in der Ehe hoffen. Oft wird nicht berücksichtigt, dass eine christliche Ehe auf der Bibel basiert und nicht vom Alter abhängt. Das Geheimnis aus dem Brief an die Epheser Kapitel 5,31 gilt für alle, Jung und Alt. Oft ist die Absicht der zweiten Ehe nicht mehr so rein und auf Demut basiert wie in der ersten Ehe. Oft beruht eine zweite Ehe nicht auf wahrer Liebe, sondern auf Selbstliebe und Egoismus. Man hört dann beispielsweise, dass die Kinder nicht akzeptiert werden und dass das eigene Leben wichtiger sei.
Die Erstheirat wird sehr ernst genommen. Die Geschwister werden während der gesamten Vorbereitungszeit intensiv belehrt, um sicher zu sein, dass sie zusammenpassen, sich lieben und dem Herrn treu dienen. Das ist die Grundlage für jede Ehe. Auf die Wiederheirat müssen die Geschwister auch sorgfältig vorbereitet werden. Auch die Wiederheirat muss mit dem Einverständnis der Eltern und sogar mit dem Einverständnis der Kinder beider Partner geschehen. Wenn die Kinder nicht einwilligen, müssen die Diener der Gemeinde mit ihnen sprechen, sie unterweisen und dafür beten. Wenn man merkt, dass einem die Liebe fehlt, dann nehme man sich so viel Zeit, bis man diese bei Gott erbeten hat.
Auch die Wiederheirat muss mit dem Einverständnis der Eltern und sogar mit dem Einverständnis der Kinder beider Partner geschehen. (Anatoli)
Wir hoffen, dass unser Zeugnis jemanden ermutigt und hilft, den Willen Gottes richtig zu verstehen und zu erfüllen. Wir wünschen uns sehr, dass unsere Geschwister auch in der zweiten Ehe fröhlich und gesegnet sind.“
Anatoli und Olga Janzen
Gemeinde Zweibrücken