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Eine Mutter berichtet von Gottes wunderbarer Fürsorge
Zu Beginn dieser Geschichte sind Julia und Nico Kleinschmidt Eltern von fünf Kindern und erwarten ihr sechstes Kind. Im Folgenden berichtet Julia von den großen und besonderen Herausforderungen, die sie mit ihrer Familie durch die Frühgeburten zweier Söhne erlebte. Doch vor allem soll dies ein Zeugnis für Gottes wunderbaren Trost und Seine Fürsorge sein.
Ein schlechtes Gefühl
Bis zum 10. Mai 2020 verlief meine Schwangerschaft gut und es gab keinerlei Komplikationen. An diesem Sonntag, an dem auch Muttertag war, änderte sich jedoch alles. Gleich morgens merkte ich, dass ich mein Kind nicht wie gewohnt spürte. Sehr aufmerksam wartete ich auf Bewegungen meines Kindes und freute mich, als ich schließlich sanfte Bewegungen wahrnahm. Nach diesem bewegten Tag stellte ich abends wieder fest, dass mein Kind ungewöhnlich ruhig war.
Kurze Zeit später spürte ich mein Kind treten. Mein Mann und ich kamen beide zu dem Entschluss, dass es einfach ein anstrengender Tag gewesen war. In der Nacht wachte ich auf, da ich in regelmäßigen Abständen Wehen spürte. Da ich noch neun Wochen Schwangerschaft vor mir hatte, dachte ich, ich könnte einfach etwas abwarten und die Wehen würden nachlassen. Doch mein Mann bestand darauf, dass wir ins Krankenhaus fahren sollten.
Im Krankenhaus schloss man mich sofort an das CTG an. Die Hebamme rannte hin und her, die Ärzte telefonierten. Ich verstand nicht, was los war und erfuhr, dass sie Herztöne des Kindes stark abfielen und es unserem Kind nicht gut ging. Zur Prüfung der Sauerstoffversorgung schickte man mich in ein anderes Zimmer.
Als kurz darauf eine starke Blutung einsetzte, hieß es sofort: Notkaiserschnitt! Innerhalb weniger Sekunden hielt der Arzt mir die Narkosemaske hin. In diesem Moment war mir egal, wer sich noch im OP Raum befand: Ich betete laut im Geist.
Überlebenskampf
Am 11. Mai 2020 um 03:16 Uhr in der 31. Schwangerschaftswoche kam unser Sohn Finn mit einem Gewicht von 1240 Gramm und 39 Zentimetern auf die Welt. Als die Ärzte ihn holten, war er regungslos, apathisch und schlapp. Ab diesem Moment begann eine Zeit, die unser Leben veränderte. Unser kleines Baby war ganz verkabelt. Das Gesicht war wegen der Schläuche kaum erkennbar. Ein kaum erträglicher Anblick.
Am vierten Lebenstag sagten mir die Ärzte, Finn hätte eine Hirnblutung erlitten. Am fünften Tag erfuhr ich, dass er auch einen Herzfehler hatte. Für mich brach eine Welt zusammen und schreckliche Gedanken kreisten mir durch den Kopf. „Herr, warum mein Kind, warum passiert uns sowas?“
Durch die Hirnblutung entwickelte sich ein Hydrocephalus, ein Wasserkopf. Das Hirnwasser floß nicht selbstständig ab und staute sich im Hirn. Der Kopf wurde immer größer. Es kam zu Erbrechen und Augenwegrollen. Am 19. Lebenstag bekam Finn durch eine Operation ein kleines Kathetersystem ins Hirn, über welches Hirnwasser punktiert wurde.
Auf Gebetshänden getragen
In dieser Zeit beteten viele Geschwister für uns und unsere Not. Am Tag der Operation bekam ich eine Nachricht von einer Schwester, dass im Gebetskreis bezüglich unserer Not prophezeit wurde: „Der Herr ist nahe, die Hilfe eilt!“ Mir kamen die Tränen und ich wusste, mein Kind liegt in Gottes Hand. Und tatsächlich – die Operation ist gut verlaufen! Preis sei dem Herrn!
Die tägliche Punktion über den Katheter war sehr risikoreich. Jeden Tag besuchte ich unseren Sohn für ein paar Stunden auf der Intensivstation und durfte beobachten, wie der Herr unseren Sohn beschützte.
Eine lehrreiche Zeit
Nach ungefähr einem Monat beschlossen die Ärzte, eine Shuntanlage zu legen, über welche das Hirnwasser selbstständig abfloß. Diese Zeit war nicht einfach für mich. Aufgrund der Corona Pandemie musste ich alle Operationsgespräche allein bewältigen. Doch der Herr sah meine Tränen und stand mir immer zur Seite. Er trug mich durch diese Zeit. Ich betete zum Herrn: „Herr, nicht wie ich will, sondern wie du willst. Dein Wille geschehe!“
In dieser Zeit auf der Intensivstation sah und erlebte ich sehr viel. Ich sah verzweifelte Eltern, deren Kinder jeden Tag ums Überleben kämpften. Ich hörte ständig Alarmgeräusche, weil die Sauerstoffsättigung im Blut geringer wurde. Eltern, die Hilfe bei Psychologen suchten und Frühchen, die es nach langem Leiden doch nicht schafften.
Auf die Frage, ob die Erkrankung meines Sohnes eine Behinderung sei, sagte ein Oberneurochirurg, dass sein Zustand nicht spurlos an ihm vorbeigehen würde. Das waren harte Worte, doch ich wusste: Gott hat das letzte Wort. Auch mir bot eine Psychologin ihre Hilfe an. Sie fragte mich, wie ich die Situation bewältigte. Da erhielt ich die Möglichkeit, von Gott zu zeugen. Davon, dass ich es ohne Seine Kraft nicht schaffen würde.
In dieser Zeit lernte ich, dankbar zu sein. Dankbar für die Krankheit unseres Sohnes. Früher war diese Krankheit ein Todesurteil und mir wurde bewusst, dass das Schicksal vieler Leute schlimmer war als unseres.
Endlich zu Hause
Nach 76 Tagen brachten wir unseren Sohn endlich nach Hause. Doch es war keine leichte Umstellung, denn Finn war auf Medikamente angewiesen und musste über eine Sonde ernährt werden. Regelmäßig mussten wir zu Kontrollen ins Krankenhaus, weil der Kopf weiterhin wuchs. Nach seiner dritten Operation schien alles gut zu laufen, er entwickelte sich gut und war ein fröhlicher und lebendiger Junge.
Doch eine regelmäßige Kontrolle offenbarte, dass die Hirnventrikel im Kopf durch das gestaute Wasser immer größer wurden und unser Sohn zum vierten Mal operiert werden musste. Diese Operation war mit vielen Risiken verbunden. Wir machten uns große Sorgen. Doch der Herr segnete auch diese Operation.
Heute ist Finn zwei Jahre alt, entwickelt sich gut und ist ein Segen in unserem Haus. Die Ärzte und Physiotherapeuten sind der Meinung, Finn hätte Glück gehabt. Doch wir wissen, es war kein Glück. Es war ganz allein Gottes Gnade an unserem Kind. Dem Herrn sei die Ehre.
Neues Warten
Voller Freude erwarteten wir unser siebtes Kind. Natürlich war ich sehr besorgt über die bevorstehende Zeit. Doch ich erinnerte mich daran, dass ich einen lebendigen Gott habe, der Berge versetzen kann. Ich betete und vertraute alles dem Herrn an.
Dennoch kam alles anders, als erhofft. Am 20.01.2022 spürte ich im Laufe des Vormittags, dass ich Wehen hatte. Als es nicht besser wurde, brachte mein Mann mich ins Krankenhaus. Die Untersuchungen zeigten zwar, dass es dem Baby gut ging, doch trotz aller Maßnahmen ließen die Wehen nicht nach. Die Geburt unseres Babys konnte nicht aufgehalten werden.
So kam unser Sohn Sam in der 25. Schwangerschaftswoche mit 985 Gramm als extremes Frühchen zur Welt. Er war so winzig, doch vollkommen. Wir sahen ihn, so wie er war: Ein Wunder, ein Geschenk des Himmels.
Erneut herausgefordert
Da ich positiv auf Corona getestet worden war, durfte ich das Kind nicht sehen. Allein und isoliert von der Außenwelt lag ich im Krankenzimmer und weinte bitterlich. „Herr, warum?“ Ich hatte doch gebetet und auf Gott vertraut. Viele Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Würde es wieder eine Hirnblutung sein? Das würde ich nicht verkraften. Doch in dieser Zeit bekam ich auch viele Nachrichten und Ermutigungen von Geschwistern aus der Gemeinde. Ich wusste, dass für meine Not gebetet wurde. Was für ein Privileg! Ein Oberarzt besuchte mich und sagte, dass mein Sohn in einem guten Zustand sei. Das beruhigte mich sehr.
Am ersten Tag reichte meinem Sohn die Beatmungsmaske. Doch am zweiten Lebenstag musste er durch einen Schlauch in der Luftröhre intubiert werden. Eine Intubation bringt auf Dauer gesundheitliche Risiken mit sich. Über eine Webcam konnte ich Sam rund um die Uhr beobachten. Dieser Anblick war sehr schmerzhaft. Verkabelt lag er da. Wie gut hätte er es im Mutterleib gehabt, doch jetzt musste er alleine kämpfen. Allein? Nein, mein Sohn war nicht allein. Der Herr war bei ihm. In dieser Zeit bekam ich eine kurze, aber eindrucksvolle Prophetie, die mich sehr ermutigte: „Ich werde dieses Kind auf meinen Händen durchtragen!“
Gott wirkt
Am fünften Tag durfte ich endlich mein Kind sehen. Mit gemischten Gefühlen ging ich auf die Intensivstation. Ich wusste genau, dass eine lange, ungewisse Zeit auf mich zukam.
Nach vier Tagen Intubation konnte unser Sohn ohne Probleme nur mit Beatmungsmaske atmen. Jeden Tag staunte ich über die wunderbare Führung Gottes und wie gut die Atmung unseres Sohnes trotz seiner unreifen Lunge war. Während um mich herum so viel Leid passierte, so viele Eltern um ihre Kinder weinten, bekam ich jeden Tag im Krankenhaus gute und erfreuliche Nachrichten zu hören. Ist das nicht die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus?
Sam hatte sehr gute Messwerte seiner grundlegenden Körperfunktionen. Er konnte seine Körpertemperatur sehr gut halten und die Temperatur im Inkubator konnte gesenkt werden. Nach sieben Wochen wurde Sam von der Intensivstation entlassen und weiter auf der normalen Kinderstation betreut.
Ein Gott der Wunder
Etwa drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin durften wir unseren Sohn nach fast 11 Wochen im Krankenhaus nach Hause bringen. Heute ist er ein vollständig gesunder Junge ohne Einschränkungen. Mein Herz jubelt vor Freude, wenn ich ihn anschaue.
Mit diesem Zeugnis möchte ich dem Herrn die Ehre geben. Wir haben einen großen und lebendigen Gott, der Wunder tut! Preis sei dem Herrn.
Zeugnis von Julia Kleinschmidt aus der Gemeinde Irslingen/Neukirch