Ein Leben im Dienst für den Herrn – Aus dem Leben von Paul Moser

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Ein Leben im Dienst für den Herrn – Aus dem Leben von Paul Moser

2024-04-22T16:55:46+02:0022. April 2024|

In der letzten Ausgabe berichtete Bruder Paul Moser, Gemeindeleiter von Papenburg, wie der Herr ihn zum Dienst berufen hat. Es folgt nun eine Fortsetzung mit Zeugnissen über das Wirken Gottes in seinem Leben.

 

Meine Bibel

In der Sowjetunion war es fast unmöglich, an christliche Literatur zu kommen, insbesondere an eine Bibel. Der Besitz von Bibeln aus dem Ausland war sogar strafbar, da man als Spion verdächtigt wurde. Abschreiben und Auswendiglernen waren deshalb gängige Methoden, um die biblischen Texte zu vervielfältigen. Die Rarität der Bibel steigerte unseren Hunger nach dem Wort Gottes.

Wenn ich zu meinem Glauben befragt wurde, wusste ich nicht immer eine Antwort, weil mir die Erkenntnis fehlte. Während meiner Militärzeit lernte ich deshalb, was es bedeutete, alle Zeit zu beten. Dies war wichtig, da man mitten in der Nacht zum Verhör in die Sonderabteilung gerufen werden konnte. Ohne die Erfüllung des Heiligen Geistes und Gottes Beistand hätte ich diese Zeit nicht überstehen können.

Als ich damals einberufen wurde, bekam ich ein kleines Johannesevangelium im Hemdtaschenformat, welches mit Paraffin (Wachs) überzogen war, um es vor Feuchtigkeit zu schützen. Es war mein ganzer Schatz. Meine erste Bibel bekam ich erst nach dem Militär.

 

Hier wuchs Bruder Paul Moser auf. Das Bild zeigt die Straße seines Wohnorts nach einer Schneeverwehung.

 

Die Taube

Vor meiner Einberufung wurde mir eine Vision gezeigt, in der hohe Wellen auf mich zukamen, doch Gott versprach, treu zu bleiben und Seinen Schutz über mich zu stellen. Der Heilige Geist sprach: „Ich werde dir meinen Weg zeigen. Du wirst es mit geistlichen Augen sehen.“ Ich verstand, dass Gott mich mit dem Heiligen Geist taufen würde. Die Erfüllung dieses Wortes erlebte ich bald darauf.

Während meiner Militärzeit wurde ich von einer Militäreinheit zur anderen versetzt und kam so nach Tscheljabinsk. Dort arbeitete ich bei einer Firma als Soldat. Grundsätzlich durften wir Soldaten uns nicht von der Einheit entfernen und uns ohne Genehmigung in der Umgebung aufhalten. Dies hätte eine Verhaftung zur Folge. Mein Chef, welcher ein Jude war und gewisse Beziehungen hatte, stellte mir einen Schein aus, wodurch ich die Genehmigung erhielt, mich rund um dir Uhr in der Stadt aufzuhalten. Ich nutzte dies oft abends aus, um die Gemeinde zu besuchen. In Tscheljabinsk lernte ich eine christliche Familie kennen, welche mich liebevoll aufnahm. Für die Eltern der Familie Buller war ich wie ein Sohn. Ich nannte sie sogar Papa und Mama. Gleich zu Anfang sagte ich ihnen voller Überzeugung, dass ich hier mit dem Heiligen Geist getauft würde, weil Gott es mir versprochen hatte.

Auch wenn ich nicht immer daran dachte, war ich doch erfüllt von der inneren Gewissheit, dass Gott mir diese Verheißung gegeben hatte.

Kurz darauf fuhr ich gemeinsam mit einem Sohn der Bullers weg, um mit der Jugend einige Gemeindearbeiten zu erledigen. Dort trafen wir auf einige Brüder, die zu Besuch waren und uns zum Gebet einluden. Unter den Brüdern war Paul Stepanowitsch Egorenko, der Älteste Bischof der Nordregion und ein Ältester von Tscheljabinsk. Es waren nicht viele Geschwister da, doch in diesem Gebet taufte Gott durch die Handauflegung von Bruder Paul Egorenko einige Jugendliche und mich mit dem Heiligen Geist. Wir wurden mit einer unbeschreiblichen Kraft und Freude erfüllt.

Nach diesem herrlichen Abend, an dem Gott Seine Verheißung an mir erfüllt hatte, machten wir uns wieder auf den Weg nach Tscheljabinsk. Auf unserem Rückweg gingen wir zur Post, denn ich wollte unbedingt ein Telegramm nach Hause aufzusetzen. Die Frau vom Postamt wollte es mir ausreden, eine so unwichtig scheinende Nachricht teuer zu versenden, doch ich ließ meinen Eltern auf schnellstem Weg ausrichten: Ich habe vom Vater eine Taube bekommen.

 

Die Eltern und der jüngste Bruder (Mitte) besuchen Paul während seines Militärdienstes

 

Opfer an Weihnachten

Ich war bereits seit 6 Monaten im Militär. Im Dezember kam mein Oberster und bot mir und meinem Kollegen an, die Küche der Soldaten zu reparieren. Als Belohnung durften wir dann zu Neujahr nach Hause fahren. Das war eine Freude. Ja, wer will schon nicht nach Hause fahren! Allerdings mussten wir diese Arbeit in unserer Freizeit verrichten. Als die ganze Arbeit endlich erledigt war, meldeten wir uns beim Obersten. Es war am frühen Morgen des 26. Dezember. Wir bekamen die Zusage und durften uns schon feierlich anziehen. Dann sollten wir die Tickets und die Verpflegung bekommen, um den Heimweg anzutreten.

Nachdem mein Kollege die Tickets und alles Nötige bekommen hatte, rief er mich voller Freude zum Obersten. Ich betrat den Raum und der Oberste sagte zu mir: „Wir haben ganz vergessen, dass Sie den Schwur nicht geleistet haben. Aber kein Problem, hier ist das Journal. Sie brauchen nur zu unterschreiben und dann können Sie fahren.“ Ich lächelte ihn an und sagte: „Wissen Sie, in der weißen Armee war es so, dass ein Offizier sein Wort hielt, wenn er etwas versprach. Aber in der Roten Armee habe ich schon daran gezweifelt, dass ihr das einhaltet. Ich werde nicht unterschreiben.“ Ich drehte mich um und verließ den Raum. Mein Freund fragte mich, was los sei. Ich erklärte ihm, dass ich die Erlaubnis nicht bekommen hatte. Verständnislos sah er mich an und ich erklärte ihm den Ausgang des Gesprächs. Wütend sagte mein Freund: „Ich geh und werfe ihnen das alles ins Gesicht.“ Ich sagte: „Nein, dann werden wir beide nicht fahren dürfen. Fahre du in Frieden nach Hause.“

Die Zeit im Militär prägte mich und zeigte mir, dass auch der Körper seine Grenzen hat. Gott ließ geistliche, aber auch körperliche Attacken zu. Doch in allem durfte ich Gottes gütige Hand über mir sehen. Nachdem ich meine Militärzeit beendet hatte, durfte ich wieder nach Hause kommen und am Gemeindeleben teilhaben.

 

Vom Gewalttäter zum Gläubigen

Auch wenn wir ständig in Gefahr lebten, durften wir vielfach erleben, dass Gottes Hand nie zu kurz ist und vollkommene Liebe die Furcht wahrhaftig austreibt. Ein Erlebnis zeigt, dass Gott gerade in den dunkelsten Stunden unseres Lebens einen Plan verfolgt, welcher erstaunlich ist. Eines Abends, es war schon dunkel, befand sich eine Schwester auf dem Heimweg. Sie betete im Heiligen Geist und merkte plötzlich, dass sie verfolgt wurde. Sofort versuchte sie wegzurennen und betete noch inniger, doch der Mann holte auf und stieß sie zu Boden. Sie wusste nicht warum, aber kurze Zeit später ließ er wieder von ihr ab, sodass sie entkommen konnte.

Sie traf diesen Mann wieder und erfuhr, auf welche wunderbare Art und Weise Gott in diesem Moment Seine Hand über sie gehalten hatte. Ihr Verfolger war ein Häftling, welcher zu der Zeit auf Freigang war. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Menschen überfiel. Doch als er diese Schwester zu Boden stieß, hörte er plötzlich eine Stimme, die sagte: „Wenn du meine Tochter angreifst, werde ich dich richten!“ Erschrocken sah er sich nach dem Sprecher um, konnte jedoch niemanden entdecken. Er wollte sich wieder seinem Opfer zuwenden, da erklang die Stimme ein zweites Mal. Erschrocken und verstört ließ er sie daraufhin laufen. So etwas hatte er noch nie erlebt.

In ihm erwachte der Wunsch zu erfahren, was das für ein Mädchen sei, das eine unsichtbare Macht zu schützen schien. Er verfolgte sie und kam so zu den Gläubigen. Dort erkannte er Jesus und fand Gnade und Vergebung für seine Sünden.

 

Gottes Engel

Gott schützte uns auf vielfältige Art und Weise. Einmal, als ich während eines Aufenthalts in Moskau eine Versammlung im Wald besuchte, schickte Bruder Ivan Fedotov einen Bruder und mich aus, um nach Polizisten Ausschau zu halten. Tatsächlich trafen wir nicht weit entfernt zwei Polizisten mit einem Hund. Rasch versteckten wir uns hinter einem Busch und hörten noch, wie einer einen Funkspruch durchgab: „Wir sind gerade hier im Quadrat – es ist alles still. “ Dabei waren wir nur wenige Meter entfernt und hörten überdeutlich den Gesang der Gemeinde. Gott verschloss die Ohren der Männer und des Hundes, um Sein Volk zu beschützen.

Eine Schwester war Näherin und nähte für die Frauen der oberen Schicht in der Stadt. Einmal kam eine von den obersten Frauen und sagte: „Galina Ivanowna – wo waren Sie denn? Mein Mann wollte gestern zu Besuch kommen. Als er an Ihr Haus fuhr, sah er ein großes Schloss an Ihrer Tür. Wo haben Sie so ein Schloss herbekommen?“ Später erzählte uns diese Schwester, dass gerade an diesem Abend in ihrem Haus Brüder zu Besuch waren und eine Brüderversammlung stattfand. Die Spitzel suchten nach ihnen. Die Haustür war von außen gut zu sehen. Gott zeigte ihnen jedoch ein großes Schloss an der Tür und hielt an diesem Abend Seinen Schutz über die Versammlung.

 

Dafür sei dem Herrn die Ehre!

 

Bearbeitet von Tina Pazer (Gemeinde Speyer) nach einem Interview mit Bruder Paul Moser