Podcast: Download (Duration: 9:23 — 6.4MB)
„Warum kannst du nur so ruhig bleiben?“ – Hast du schon mal diese Frage gestellt bekommen? Menschen tendieren schnell dazu, sich aufzuregen. Wenn du aber in kritischen Situationen Ruhe bewahren kannst, stichst du aus der Menge heraus. In diesem Artikel erfährst du, was die Ursache und die Auswirkungen des inneren Friedens ist.
Es gab eine Situation in meiner Kindheit, an die ich mich noch gut erinnern kann. Es war Sonntagmorgen und ich hatte keine Lust auf den Gottesdienst. Lustlos betrat ich unser Gemeindehaus und sah, dass Bruder Jakob Wiebe bei uns zu Gast war. Seine Atmosphäre, die ihn umgab, strahlte einen unglaublichen Frieden aus, sodass meine schlechte Laune verschwand und ich mich zu freuen begann. Für mich war Bruder Jakob Wiebe ein Mensch, in dessen Herzen Frieden wohnt, was jedoch nicht selbstverständlich ist. In der Bibel finden wir einige Personen, in denen deutlich der Frieden Gottes im Herzen wohnte.
Mose – Der demütigste Mensch auf Erden
Ein wunderbares Beispiel ist Mose. Gott führte sein Volk Israel aus Ägypten hinaus. Sie konnten deutlich das Wirken Gottes sehen. Trotzdem murrte das Volk Israel immer wieder gegen den Herrn und Mose.
Als Mose auf dem Berg Sinai die zwei Tafeln des Zeugnisses empfing, betete das Volk das goldene Kalb an. Wir können daraufhin Gottes Reaktion sehen: „Weiter sagte der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. Und nun lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und ich sie vernichte! Dich aber will ich zu einer großen Nation machen.“ (2. Mose 32, 9-10)
Ist das nicht ein verlockendes Angebot? Mose hatte bereits einiges mit dem Volk durchmachen müssen, stetig begleitet von ihrem ständigen Murren. Endlich müsste er sie nicht mehr ertragen und könnte einen Neuanfang erleben. Aber nein, so ist Mose nicht! Ganz im Gegenteil: „Mose jedoch flehte den HERRN, seinen Gott, an und sagte: Wozu, HERR, entbrennt dein Zorn gegen dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast? (…) Lass ab von der Glut deines Zornes und lass dich das Unheil gereuen, das du über dein Volk bringen willst! (…) Da gereute den HERRN das Unheil, von dem er gesagt hatte, er werde es seinem Volk antun.“ (2. Mose 32, 11-14)
In seiner Reaktion auf das angedrohte Gericht Gottes zeigt sich der tiefe innere Frieden Moses. Jeder Mensch, ohne Frieden im Herzen, hätte sich das Gericht Gottes herbei gewünscht. Gott sieht das Herz Moses, den inliegenden Frieden und die Bereitschaft das Volk Israel weiterzutragen. Daraufhin gereut dem Herrn das Unheil, welches er noch zuvor angedroht hat.
Mose muss das Volk wirklich weiter tragen. Vielleicht könnte man meinen, dass Mose es später bereut, dass er für das Volk Israel eingetreten ist. Aber selbst als das Volk wieder murrte und mit der Steinigung drohten, nachdem die 12 Kundschafter aus dem Land Kanaan zurückgekehrt sind, stellte sich Mose in den Riss zwischen Gott und dem Volk Israel und verhindert damit erneut die Vernichtung des Volkes. (4. Mose 14, 17-20)
Mose hat also trotz seines langen schweren Dienstes seinen inneren Frieden nicht verloren. Insbesondere ist er noch immer bereit, das Volk zu tragen, sodass Gott sich erbarmen lässt. Was ist aber die Ursache für den inneren Frieden bei Mose?
Die Ursache des Friedens bei Mose
Die Ursache des Friedens ist in Moses Charakter zu finden. Sein Charakter ist von seiner tiefen Demut und Sanftmut gekennzeichnet. Dies wird besonders deutlich in der Schriftstelle: „Der Mann Mose aber war sehr demütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren.“(4. Mose 12,3)
Mose lebte in ständiger Gemeinschaft mit Gott, sodass er durch die beständige Nähe mit Gottes Frieden erfüllt war. Diese Nähe wird in 2. Mose 33, 11 deutlich. Dort steht geschrieben, dass Mose mit dem Herrn von Angesicht zu Angesicht sprach, wie ein Mann mit seinem Freund redete.
Wie wunderbar ist es, wenn wir lernen können, mit Gott wirklich wie mit einem Freund zu sprechen!
Dadurch hat Mose ein festes Herz entwickeln können. Durch ein festes Herz können wir den Frieden bewahren: „Einem festen Herzen bewahrst du den Frieden, den Frieden, weil es auf dich vertraut.“ (Jes. 26,3 / Schlachter 2000)
Die Auswirkung des inneren Friedens Moses auf andere
Obwohl das Volk Israel immer wieder am Murren waren, konnten sie jedoch nicht ohne Mose. Sie haben verstanden, dass er in einer wirklichen Beziehung zu dem Herrn steht, was ihn zu einem der größten Anführer des Volkes Israel in der Geschichte macht. Die größte Auswirkung des inneren Friedens ist aber sicherlich, dass Gott ihn deswegen für das Volk Israel gebrauchen konnte. Ein Mensch ohne Frieden im Herzen hätte diese gewaltige und schwierige Aufgabe niemals durchführen können.
Ein weiteres Beispiel, indem wir deutlich die Auswirkung des inneren Friedens sehen können, finden wir im Neuen Testament.
Paulus und Silas – Frieden bewahren selbst in unmöglichen Situationen
Paulus und Silas waren auf Missionsreise und kamen in die Stadt Philippi. Dort sind sie wegen der Verkündigung des Evangeliums und aufgrund falscher Zeugen misshandelt und in das Gefängnis geworfen worden. Eigentlich hatten Paulus und Silas allen Grund mürrisch zu sein. Sie haben schließlich Gott gedient und das Evangelium verkündigt und nun sind sie sogar gegen das Gesetz misshandelt und ins Gefängnis geworfen worden.
Wie würdest du in so einer Situation handeln? Würdest du vielleicht Gott beschuldigen und nach dem Warum fragen?
Paulus und Silas sind jedoch anders: „Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobsangen Gott; und die Gefangenen hörten ihnen zu.“ (Apg. 16,25) Welch eine Reaktion! Durch diese Reaktion zeigt sich deutlich, dass bei Paulus und Silas Frieden im Herzen wohnte! Was ist aber die Ursache des Friedens bei den Beiden?
Die Ursache des Friedens bei Paulus und Silas
Paulus und Silas waren beide mit dem Heiligen Geist erfüllt. Die Frucht davon erfüllt zu sein mit dem Heiligen Geist ist u.a. ein tiefer innerer Frieden, den nur der Geist Gottes schenken kann. (Gal. 5,2) Beide haben zudem bereits viel mit Gott erlebt. Paulus selbst berichtet in seinen Briefen, dass er sehr oft wegen der Verkündigung des Evangeliums misshandelt worden ist. Die Erfahrung, mit Gott zu leben, hilft einem dabei, Frieden zu bewahren. Hier zeigt sich auch wieder die Folge eines festen Herzens. Die Erfahrung und das Gottvertrauen lässt unser Herz fest werden und dann kann Gott bei uns im Herzen Frieden bewahren.
Wie hat sich der innere Frieden auf andere ausgewirkt?
Durch das Gebet, sowie dem Lobgesang von Paulus und Silas haben die anderen Gefangenen im Gefängnis ihnen zugehört. Welche Gedanken den beiden dabei wohl durch den Kopf gegangen sind? Es saßen bestimmt auch wirkliche Straftäter im Gefängnis, die bestimmt erstaunt darüber waren, dass Paulus und Silas im Gefängnis singen können, obwohl sie unschuldig im Gefängnis saßen. Das verschaffte Paulus und Silas eine solche Autorität, dass keiner die Chance nutzte und nach dem Erdbeben floh.
Der Kerkermeister war durch dieses Handeln so berührt, dass er Paulus und Silas, obwohl sie seine Gefangenen waren, mit „Ihr Herren“ (vgl. Apg.16,30) ansprach und wissen wollte, wie er gerettet werden konnte. Der tiefe innere Frieden entwickelte eine solche Kraft, dass der Kerkermeister und seine ganze Familie gläubig wurden und Paulus und Silas schnell wieder frei kamen.
Was können wir daraus für heute lernen?
Durch den Frieden, den wir bei Mose sehen, können wir lernen, dass ein tiefer innerer Frieden hilft Gott zu verstehen. Innerer Frieden befähigt uns dazu, unseren Auftrag weiter auszuführen, auch wenn es aussichtslos erscheint und andere bereits längst aufgegeben hätten.
Durch Paulus und Silas können wir lernen, dass Frieden bewahren mehr bewirkt als zu murren. Hätten sie über ihre Situation gemurrt, dann wären sie wahrscheinlich nicht so schnell frei gekommen und des Weiteren hätten sich die Herzen nicht für das Evangelium geöffnet. Wir können lernen, dass es sehr wichtig ist, erfüllt mit dem Heiligen Geist zu sein, da wir es sonst nicht schaffen, in kritischen Situationen Frieden zu bewahren.
Lieber Leser, vielleicht bekommen wir selber die friedvolle Ausstrahlung von uns nicht mit. Ich denke, Bruder Jakob Wiebe hat mich als Kind damals im Gottesdienst nicht wahrgenommen. Aber ich habe sofort gespürt, dass in diesem Bruder der Friede Gottes wohnt und dies hat meine schlechte Laune sofort verändert, sodass mein Herz für Gottes Botschaft in dem Gottesdienst geöffnet wurde.
Ich hoffe, lieber Leser, du siehst, dass in diesem tiefen Frieden eine gewaltige Kraft ruht und wir diesen Frieden besitzen, wenn wir in Gemeinschaft mit Gott stehen.
Stefan Bloch, Gemeinde Bielefeld
Bibelstellen sind, wenn nicht anders angegeben, der Elberfelder Bibel Übersetzung entnommen.