Ein weiser Leiter

  • Befähige andere Leiter, Gottes Wort weiterzugeben. Bildquelle: AdobeStock_145197183 @ Andrey-Popov

Ein weiser Leiter

2021-09-08T19:03:03+02:0030. August 2021|

Der weltbekannte Evangelist Billy Graham sagte einmal: „Einen der ersten Verse der Schrift, die man mir auswendig zu lernen empfohlen hat, war 2.Timotheus Kapitel 2, Vers 2: „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren“ (LUT 84). Das ist ein wunderbares Prinzip für die Ausbreitung des Evangeliums und dem Wachstum der Gemeinde.

 

Die Königsaufgabe eines weisen Leiters besteht darin, neue Leiter hervorzubringen. Alles fällt und steht mit ihnen. Wenn er keine neuen Leiter hervorbringt, geht er einfach mit Menschen spazieren. Ein guter Leiter kann ansprechende Predigten an der Kanzel halten, er kann gute Rhetorik anwenden, ein wunderbares Charisma aufweisen, einen anziehenden Charakter besitzen, aber ein weiser Leiter wird sich dazu noch multiplizieren. Der Dienst wird wachsen und weitergeführt, auch wenn es ihn nicht mehr geben wird.

 

Lieber Leser, darf ich dich fragen, was die Frucht eines Schafes ist? Ohne groß zu überlegen, antworten die meisten Menschen, dass es Wolle, Fleisch, Fell usw. sei. Aber ist die Antwort wirklich richtig? Die Frucht eines Schafes ist ein weiteres Schaf.

 

Was ist die wahre Frucht eines Apfelbaums? Auch hier denken die Menschen sofort an den Apfel. Aber die wahre Frucht eines Apfelbaums ist nicht der Apfel, sondern ein weiterer Apfelbaum.

 

1. Die Not der Zeit erkennen

Was wäre, wenn sich ein einzigartiges Tier nicht mehr vermehren würde? Die Antwort ist einfach: diese Tierart würde aussterben. Genauso ist es mit den Pflanzen. Wie öde wäre heute die Welt, die Gott mit viel Kreativität geschaffen hat, wenn der Aspekt der Multiplikation nicht funktionieren würde. Der Mensch, die Krönung Gottes, darf bis heute seine Bestimmung leben, weil immer wieder weitere Kinder geboren werden. Was wäre heute mit unseren Gemeinden, wenn es in der Vergangenheit nicht weise Leiter gegeben hätte?

 

Es gibt einen aussagekräftigen Gedanken, den ich hier weitergeben möchte: „Willst du etwas pflanzen, das einen Sommer dauert, so pflanze Blumen! Willst du etwas pflanzen, das ein Leben dauert, so pflanze Bäume! Willst du etwas pflanzen, das eine Ewigkeit dauert, so pflanze eine Gemeinde!“

 

Die Gemeinde ist ein hervorragender Gedanke Gottes und diese baut Er mit Seinen Kindern. Natürlich ist es schade, wenn eine Tier- oder Pflanzenart ausstirbt, aber wie viel mehr Schmerz bereitet es einem, wenn man sieht, wie jährlich Kirchen in unserem Land geschlossen werden. Menschen wollen mit Gott nicht viel zu tun haben. Jede Woche wird eine Kirche in Deutschland geschlossen oder in eine Sporthalle, ein Museum, eine Bibliothek usw. umgestaltet.  Es gibt Menschen, die die Not der Zeit einfach zur Kenntnis nehmen und es gibt auch weise Leiter, die etwas verändern wollen. Sie wollen in die Gemeinde investieren. Die wahre Frucht einer Gemeinde ist eine weitere Gemeinde.

 

2. Der göttliche und menschliche Anteil beim Bauen

Vielleicht möchte schon jemand Christus zitieren, wo Er zu Seinen Jüngern sagte: „[ICH will] meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18/ LUT 84). Es entsteht der Gedanke, dass Er sie schon bauen wird und wir uns da nicht einzumischen brauchen. Ja, Christus ist das Haupt und die Gemeinde sind die Glieder. Jesus gebraucht Seine Kinder zum Bau Seiner Gemeinde.

 

Apostel Paulus wandte sich an die Gemeinde in Korinth und sagte: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Gedeihen gegeben“ (1.Kor 3,6). Wenn wir diesen Gedanken analysieren, so sehen wir gewisse Resultate des Dienstes. Der Mensch hatte seinen Anteil darin. Paulus (Mensch) pflanzte, Apollos (Mensch) bewässerte und Gott gab das Gedeihen (Wachstum und Multiplikation). Wir kommen zur folgenden Schlussfolgerung: Gottes Multiplikation erfolgt als Reaktion auf das menschliche Handeln. Wenn wir nicht bereit sind, unseren Teil zu tun, gibt es kein Wachstum und keine Multiplikation.

 

Gott ist ein wunderbarer Multiplikator. Er kennt keine Grenzen. Er macht aus wenig viel. Er füllte mit einem Krug Öl unzählig viele weitere Krüge im Hause der Witwe (vgl. 2.Kön 4,1-7). Die Speisung der 5.000 Menschen geschah mit nur 5 Broten und 2 Fischen (vgl. Mt 14,13-21). Diese Multiplikation vollbrachte Gott aber mithilfe von Menschenhänden.

 

Der Preis des Dienens ist hoch und nicht jeder möchte diesen Preis zahlen. Jakob wollte Rahel gerne heiraten und er zahlte dafür einen hohen Preis. Er gibt uns einen kleinen Einblick über seine Mühe: „Diese 20 Jahre bin ich bei dir gewesen; deine Mutterschafe und Ziegen wurden nie ihrer Jungen beraubt, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen! Was zerrissen wurde, habe ich dir nicht gebracht; ich musste es ersetzen, du hast es von meiner Hand gefordert, ob es bei Tag oder bei Nacht geraubt war. Es ging mir so: Am Tag verschmachtete ich vor Hitze und in der Nacht vor Frost, und der Schlaf floh von meinen Augen“ (1.Mo 31,38-40).

 

Jesus war als vollkommener Leiter bereit, dreieinhalb Jahre Seines Lebens aufzuopfern, um in zwölf weitere Leiter zu investieren. Paulus war bereit, Tag und Nacht im Riss für andere Leiter zu stehen. Man kommt zu einem Fazit: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Lieber Leser, bist du bereit, ein weiser Leiter zu sein, um in andere zu investieren?

 

3. Wege aus der Sackgasse

Weil Jesus ein vollkommener Leiter ist und die göttliche Weisheit besitzt, wollen wir bei Ihm lernen, wie Er die Multiplikation der Leiterschaft lebte:

 

JESUS BETET

Wenn wir uns das Leben Jesu näher anschauen, so werden wir feststellen, dass Er Sich vor jeder wichtigen Entscheidung Zeit fürs Gebet nahm – sei es bei Seiner Taufe, der Versuchung, bei Seinem Dienst usw. Die Auswahl der Jünger war für Ihn eine schwere Entscheidung, sodass Er die ganze Nacht im Gebet verbrachte (vgl. Lk 6,12-16). Anschließend erging der Ruf des Meisters an unterschiedliche junge Männer: „Folget mir nach“ und dieser wurde als ein Ruf Gottes angenommen. Es gab ihrerseits keinen Widerstand.

 

Als Jesus einmal mit Seinen Jüngern unterwegs war, empfand Er einen tiefen Schmerz, als Er das hilflose Volk um Sich sah. Sie waren wie die verirrten Schafe ohne Hirten. Christus öffnete Seinen Mund und sagte: „Die Ernte ist groß, aber es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende!“ (Mt 9,37-38). Die Not der Zeit war groß und Er zeigte ihnen einen Schlüssel, um aus der Sackgasse herauszukommen. Der Schlüssel liegt in der verborgenen Gebetskammer.

 

JESUS RÜSTET AUS

Deutschland hat ein gutes Ausbildungssystem für Lehrlinge entwickelt. Andere Länder beneiden unser Land, weil man viel für die jungen Leute tut. Man schmunzelt sogar über einige Berufe wie Schornsteinfeger oder Bäckereifachverkäuferin und fragt sich, was man alles in drei Jahren Ausbildung lernen soll. Einen Schornstein zu putzen oder ein Brötchen zu verkaufen, benötigt so viel Kenntnis. Die Devise des Landes lautet: „Ausbildung ist teuer, keine Ausbildung ist noch teurer.“

 

Jesus stattete Seine Jünger mit Vollmacht aus (vgl. Mt 10,1). Sie sollten Macht über unreine Geister haben, sie sollten für Kranke beten, damit diese gesund werden. Er begleitete, motivierte und korrigierte sie dreieinhalb Jahre lang. Die meiste Zeit Seines Dienstes verbrachte Er mit ihnen.

 

JESUS SENDET AUS

Wie gut eine Ausbildung auch nicht sei, irgendwann ist sie zu Ende. Entweder besteht man die Prüfung und darf als Ausgelernter seinen Beruf selbstständig bestreiten oder man fällt in der Prüfung durch und sucht sich etwas anderes. Auch bei Jesus bestand nicht jeder die Ausbildung, trotz vieler Chancen. Judas versagte bei einer entscheidenden Prüfung.

 

Jesus sandte Seine Jünger zu zweit aus und gab ihnen konkrete Anweisungen (vgl. Mt 10,5-15). Sie sollten das Gelernte in die Tat umsetzen und somit das Reich Gottes ausweiten. Sie würden im Dienst nicht nur Segen, sondern auch Enttäuschung und Ablehnung erleben. Die harte Schule Jesu hat die Jünger soweit reif gemacht, dass sie sogar bereit waren, wie ihr Meister in den Tod zu gehen, anstatt sich vom Glauben abzusagen.

 

Wir hatten im Vorstand einen Bruder, der für die Gemeindeneugründung brannte. Er brachte dieses Anliegen immer wieder zum Ausdruck. Wir beteten mehrmals zusammen dafür. Er besuchte die umliegenden Gemeinden und bat Gott, uns die Augen dafür zu öffnen. Drei Jahre lang schien es so, als ob es keine Veränderungen gäbe. Doch dann ergab sich die Möglichkeit, ein Gebäude im Rohbauzustand zu kaufen. Das Gebäude wurde von der Gemeinde errichtet und heute feiert man dort bereits seit vier Jahren Gottesdienste.

 

4. Mögliche Gefahren bei falschen Motiven

Wenn man nur große Zahlen vor Augen hat und wie man diese innerhalb von kurzer Zeit erreichen kann, kann das gewisse Gefahren mit sich bringen. Es können unbekehrte Menschen zu Mitgliedern werden und auch unreife Leiter wichtige Positionen bekleiden.

 

Schlussgedanke: Lieber Leser, wenn du ein Leiter in der Gemeinde bist, unabhängig in welchem Dienstbereich, so investiere in neue Leiter. Jede Geburt bringt Schmerz und Entbehrung mit sich, danach aber die große Freude und Glück. Paulus gibt einen weisen Rat an Timotheus: „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren“ (2.Tim 2,2/ LUT 84). Wenn jeder Gläubige diesem Muster folgen würde, könnte die Gemeinde die Welt mit dem Evangelium innerhalb einer Generation erreichen! Investiere so lange in andere, bis derjenige soweit Reife bekommt, um andere auszubilden. Lasst uns in Menschen investieren, damit es morgen mehr Christen und Gemeinden gibt.

 

Wilhelm Lenz
Gemeinde Venne