Einer, den die Gnade Gottes fand

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  • Familie Duttenhöfer mit ihren 7 Kindern

Einer, den die Gnade Gottes fand

2022-02-04T23:38:15+01:002. September 2021|

Wie Gott einer müden Seele Hoffnung schenkt

Ich wurde 1976 in Kasachstan in einer ungläubigen Familie geboren. Bis ich etwa zwölf Jahre alt war, lebten wir in Tadschikistan. Schon früh wurde ich „von der Straße erzogen“ und begann zu rauchen. Mein Gewissen, die Stimme Gottes, warnte mich. Doch ich überwand die Stimme und rauchte weiter. Bald zogen wir nach Deutschland.

 

Eine schwierige Zeit

In Deutschland fand ich kaum Anschluss in der Gesellschaft. Das Leben in Russland hatte mich sehr geprägt und ich kam in der Schule nicht zurecht. Später wurde ich auf ein Internat geschickt, wo ich begann, harmlosere Drogen wie Haschisch sowie Alkohol zu konsumieren. Zuhause nahm ich dann auch härtere Drogen wie Heroin ein. Aufgrund meiner Lebensweise konnte ich die Schule nicht mehr besuchen. Schließlich landete ich im Jugendgefängnis.

 

Dort kam ich zum ersten Mal mit dem Wort Gottes in Berührung. Jemand schenkte mir ein Neues Testament und das Buch „Vergib mir Natascha“. In diesem Buch geht es um einen jungen Kommunisten, der durch den starken Glauben einer jungen Christin selbst zum Glauben findet. Im Gefängnis ist es unüblich, dass Insassen weinen. Wer weint, gilt als Schwächling. Aber als ich das Buch las, weinte ich so sehr, dass ich mich unter der Bettdecke verstecken musste. Ich war sehr getroffen vom Leid der verfolgten Christen. Damals verstand ich es noch nicht, aber vielleicht wurde der erste Same des Wortes Gottes in mir gesät.

 

Als ich entlassen wurde, nahm ich etwa sechs Monate keine Drogen ein. Ich dachte, ich würde es alleine schaffen, aber ich fing wieder an. Diesmal wurde es schlimmer und sehr bald kam ich wieder ins Gefängnis. Danach bemühte ich mich, aus eigener Kraft eine Drogentherapie abzuschließen, aber ich schaffte es nicht und wurde rausgeschmissen.

 

Die Fürbitte der Eltern

Einmal wäre ich beinahe an einer Überdosis gestorben, hätte mein Hund nicht lauthals gekläfft und meine Eltern auf mich aufmerksam gemacht. Ein paar Tage später wurde der Hund überfahren. Heute ist mir klar, dass selbst dieser kleine Hund vom lebendigen Gott für meine Lebensrettung genutzt wurde.

 

Meine Eltern erkannten, dass weder ich noch sie, und auch nicht die Drogentherapie mir helfen konnten. Sie trafen auf Gläubige, die ihnen rieten, sich an eine Kirchengemeinde zu wenden. Von dort würde Hilfe kommen. So kam mein Vater in die Gemeinde und erzählte von seinem Problem. Man sagte ihm, wenn er seinem Sohn helfen wolle, müsse er zuerst zu Gott kommen. Dann könne er Ihn für seinen Sohn und seine Familie bitten und Gott würde Gnade erweisen.

Mein Vater wollte mir natürlich helfen und fragte, wie er zu Gott kommen könne. Ihm wurde erklärt, dass er Buße tun müsse und er war sofort bereit dazu. So bekehrte sich mein Vater um meinetwillen, aber dies diente auch seiner Errettung. Ebenso bekehrte sich meine Mutter. Beide nahmen die Wassertaufe an und beteten für mich.

Eduard und Viktoria Duttenhöfer

Am tiefsten Punkt des Lebens

Es folgte eine Zeit, in der es mir sehr schlecht ging. Meine Eltern baten Viktor Ernst, unseren Pastor, für mich zu beten. Er tat es, aber drei Tage später wurde ich verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das verstand ich überhaupt nicht und war sehr wütend auf Gott. Ich glaubte zwar an Ihn, aber ich erwartete, dass ich nach dem Gebet sofort frei werden würde. Stattdessen ließ Gott zu, dass man mich ins Gefängnis warf. Doch genau das war meine Rettung, denn dort begegnete ich Gott.

 

Die Gefängnisleitung nahm sich vor, mich zu erziehen. Ich musste die meiste Zeit meines Aufenthalts in der Absonderungszelle verbringen. Doch diese Erziehungsmethode brachte nicht viel. Ich nahm weiterhin möglichst viele Drogen. So eine Abhängigkeit kann den Menschen in den Tod führen. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass die Hölle schon hier auf Erden anfängt, wenn man Gott nicht in seinem Leben hat – ich habe die Hölle auf Erden erlebt. Ich konnte es nicht abwarten, dass die Zeit vergeht. Ständig war ich auf der Suche nach Drogen. Und dann saß ich ganz alleine in der Isolation, selbst auf den Hof durfte ich nur getrennt von allen anderen gehen.

 

Als ich wieder einmal in die Zelle gesperrt wurde, stand ich da und dachte über mein Leben nach. In dem Moment lief mein ganzes Leben wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich erkannte, dass es seit meinem 15. Lebensjahr keinen einzigen Tag gegeben hatte, an dem ich einen Sinn im Leben gesehen hätte. Schockiert erkannte ich, dass mein ganzes Leben nur aus Chaos bestand. Mein Leben flog freudlos dahin, es war sinnlos und leer.

 

Dann erinnerte ich mich an meine Kindheit, als ich ungefähr sechs Jahre alt war. Damals träumte ich davon, einmal einen guten Beruf und eine Familie mit Kindern zu haben. Und jetzt stand ich mit 29 Jahren hier, die Hälfte meines Lebens war vergangen. Ich hatte nichts außer der Abhängigkeit und dem bedrückenden Gefängnisleben erreicht. Es war mir alles zu viel. In diesem Moment hatte ich keine Perspektive und sah auch keinen Sinn mehr darin weiterzuleben, wenn sich nichts ändern würde.

 

Und dann schrie ich in meinem Inneren, dort in der Zelle, zu Gott. Ich betete, wenn es Ihn, den lebendigen Gott, von dem meine Eltern und auch Bruder Viktor mir erzählt hatten, tatsächlich gibt, so solle Er mir helfen. Ich wollte und konnte so nicht mehr weiterleben. Zuerst änderte sich nichts. Aber dann bekam ich einen ungewohnten Drang, die Bibel zu lesen. Ich bat die Wärter um eine Bibel und begann beim ersten Buch Mose. Anfangs war es kaum verständlich, aber ich hatte in der Absonderung viel Zeit, ich las bei Tag und Nacht. Nachts las ich bis zum frühen Morgen, ging dann zum Hofgang, schlief etwas, um danach weiterzulesen.

 

Heute verstehe ich, dass dieser Drang in mir Gottes Wirkung war. Dieses Verlangen nach dem Wort war nicht natürlich, sondern das Ergebnis der Fürbitte der Gemeinde und meiner Eltern.

 

Nach zwei Monaten kam ich zum Buch Jesaja. Hier bekam ich die erste persönliche Offenbarung von Gott. Er sprach im Geist zu mir, es war mir wie eine Erleuchtung. Bis dahin hatte ich die Bibel wie ein historisches Buch gelesen, das für mich verschlossen blieb. Doch als ich die Offenbarung bekam, war es, als ginge mir ein Licht auf. Ich erkannte, dass die Bibel in meinen Händen das absolut wahre Wort Gottes ist.

Da verstand ich, was für einen Schatz ich in den Händen hielt. Auf einmal sah ich, dass es noch Hoffnung für mich gab und mein Leben sich noch ändern konnte. Ich wollte alles über diesen Gott erfahren, von dem in der Bibel geschrieben steht. Für mich war das eine große Freude. Ich las weiter und Gott begann, sich mir durch die Bibel zu offenbaren.

 

Eine besondere Begegnung

Schließlich besuchte Er mich durch seine Güte und Gnade im Gefängnis. Eines Nachts wandte ich mich wie gewohnt im Gebet zu Jesus. Ich bat Ihn, dass eine Erweckung in mir stattfinden und ich Gott mehr verstehen könnte.

Plötzlich spürte ich die Gemeinschaft Gottes. Auf einmal erinnerte ich mich an die schlechten Taten meiner Kindheit. Ich schämte mich vor Jesus und bat Ihn immer wieder um Vergebung, bis ich eine gewaltige Freude verspürte. Ich verstand, dass mir vergeben war, es ging mir so gut! Es war, als würden Vögel in mir singen. Dann kamen wieder und wieder Erinnerungen an meine Sünden. Ich bat erneut um Vergebung und verspürte die Wärme Gottes. So ging es die ganze Nacht.

 

Es kam die Zeit, als Gott mir durch Sein Wort die Taufe im Heiligen Geist offenbarte. Ich betete im Gefängnis zwei Monate lang dafür und Gott taufte mich. Das war ein wunderbares Erlebnis, weil meine Herzenshärte weggenommen wurde. Am nächsten Morgen begegnete ich den Wärtern und war bereit, sie zu umarmen. Ich war mit so einer Liebe erfüllt, dass ich in ihnen nicht mehr die Wärter sah, denen ich früher die Schuld für mein Unglück gegeben hatte. Jetzt sah ich, dass sie Jesus brauchten und wollte ihnen nur noch von Ihm erzählen. Diese große Veränderung kam durch den Heiligen Geist.

 

Ein neues Leben in Christus

Nach meiner Entlassung kam ich in ein Rehabilitationszentrum in der Ukraine und nach drei Monaten schloss ich die christliche Therapie ab. Weitere drei Monate half ich dort, dann kehrte ich nach Deutschland zurück. Im Jahr 2008 nahm ich die Wassertaufe an und heiratete schließlich.

 

Heute bin ich ein glücklicher Ehemann und habe sieben gesunde Kinder, was nach einer solchen Drogenabhängigkeit keine Selbstverständlichkeit ist. Es ist allein die Herrlichkeit Gottes. Meine Lage war hoffnungslos, doch heute habe ich eine Perspektive. Ich lebte in Depressionen, heute erfreue ich mich an Gottes Gegenwart. Früher konnte ich nicht einmal arbeiten gehen, heute übernehme ich die Verantwortung für meine ganze Familie.

 

Gott setzte mich als Diener und Jugendleiter in unserer Gemeinde ein und ich kann wieder und wieder bezeugen: Ich bin Jesus so dankbar, dass Er mich gerettet hat. Ihm sei die Ehre.

 

Jasmin Izoita
Gemeinde Irslingen