EVANGELISIEREN – von Jesus und Johannes lernen

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EVANGELISIEREN – von Jesus und Johannes lernen

2023-06-28T13:54:03+02:0028. Juni 2023|

In vielen christlichen Kreisen hören wir heute: „Evangelisation, das ist unsere Pflicht!“ Sicher. Doch können wir einfach hinausgehen und das Evangelium in die Welt hinausrufen? Gott hatte nur einen Sohn. Diesen machte Er zum Verkündiger des Evangeliums. Lasst uns gemeinsam in die Predigt der ersten Evangelisten hineinhören. Lerne von Jesus und Johannes!

 

Verkündigung von Johannes und Jesus – der Charakter ihrer Predigt

Matthäus 3,2 lässt uns in den Klang der Predigt von Johannes hineinhören. Er beginnt mit folgenden Worten: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“ Als er etwas später viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: „Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße!“ (Lk 3,7-8).

Jesus predigte mit dem gleichen Ernst. Auffällig ist, dass Jesus mit den gleichen Worten zu predigen beginnt wie Johannes der Täufer. Die ersten Predigtworte Jesu lesen wir in Matthäus 4,17: „Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

Immer wieder können wir in den Evangelien feststellen, dass Jesus in Seiner Verkündigung, genau wie Johannes, keinen Halt davor machte, scharf zurechtzuweisen. Die Wahrheiten Gottes wurden zunächst durch Johannes und später von Jesus unverblümt und unmissverständlich verkündet. Jesus und Johannes predigten das Evangelium mit würdigem Ernst!

 

Wir haben nur so viel Vollmacht vor Menschen, wie wir Echtheit vor Gott besitzen.

 

Predigten Jesus und Johannes aus eigenem Antrieb?

Sowohl Jesus als auch Johannes bekamen die Aufgabe der Verkündigung direkt von Gott. Matthäus 3,3 zeigt uns, dass Gott noch zu Zeiten des Propheten Jesaja über Johannes voraussagte: „Und er ist der, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat und gesprochen: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste.“

 

Jesaja sprach auch Prophetien über den Dienst Jesu: „Auf dass erfüllet würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: »Das Land Sebulon und das Land Naphtali, am Weg des Meeres, jenseits des Jordans und das heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und die saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen“ (Mt 4,14-16).

Wir stellen fest, dass Jesus und Johannes einen klaren Auftrag zur Verkündigung hatten. Sogar die Botschaft ihrer Predigt wurde prophetisch vorhergesagt.

 

Ein ähnliches Bild finden wir in Hesekiel: „Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen. Wenn ich dem Gottlosen sage: Du musst des Todes sterben!, und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen Wesen hüte, auf dass lebendig bleibe: so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern“ (Hes 3,17-18).

 

Gott forderte Hesekiel dazu auf, zu den Gottlosen zu sprechen und sie zu warnen. Doch was sollte der Inhalt der Verkündigung sein? Er spricht in Vers 17: „Du sollst aus meinem Mund das Wort hören.“ Und fährt dann in Vers 18 fort: Wenn du Hesekiel mich nun zum Gottlosen Volk sagen hörst: Du musst des Todes sterben – dann, erst sollst du das den Gottlosen sagen. Jesus wiederholt diesen Gedanken: „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat“ (Joh 5,30). Dieser Dienst, diese Predigt, diese Verkündigung nach dem Willen Gottes ist eine gesegnete und fruchtbare Verkündigung.

 

Welcher Methoden bedienten sich Jesus und Johannes?

Johannes ging in die Wüste, um zu predigen. Er predigte eine Predigt des herannahenden Gerichtes Gottes über den, der keine rechtschaffene Frucht der Buße zeigt. In Matthäus 3,10 lesen wir: „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Johannes erfüllte einfach das Wort, das prophetisch über ihn gesprochen worden war.

 

Bei Jesus können wir beobachten, dass Er keine Predigt vorbereiten musste, um das Evangelium zu verkündigen. Er lebte das Evangelium! Er wuchs und nahm an Weisheit und Gnade bei Gott und Menschen zu. Er betete viel. Das war Seine Vorbereitung.

 

Das Ergebnis: Heilung der Kranken, Vergebung der Sünden, Abwendung von Steinigung, mächtige Lehren, Austreibung von bösen Geistern, Prophetische Reden u.v.m. Mit anderen Worten, Gott bestätigte die Verkündigung auf übernatürliche Weise.

 

An der Verkündigung durch Jesus wird klar, wie notwendig die göttliche Befähigung für die Verkündigung ist. Für eine göttliche Botschaft braucht es eine göttliche Befähigung!

Der Heilige Geist, den Jesus verheißen hat, erfüllt diese Aufgabe. Wenn Jesus sagt: „Ich kann von mir aus nichts tun“, wie viel mehr wir. Kennen wir den Heiligen Geist schon als Geist, der Zeugnis gibt? Jesus sagt in Johannes 15,26: „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir.“

 

Ohne das mächtige Wirken Gottes wäre die Predigt Jesu keineswegs denkbar. Die Verkündigung des Evangeliums ohne Auftrag und Wirken des Geistes Gottes ist keine biblische Methode.

 

Auffällig ist, dass Jesus sich nicht nur einer Methode bedient. Er predigt am Ufer, in der Synagoge, bei Zöllnern und Sündern zu Tisch oder unterwegs und beim Ausruhen am Brunnen.

 

Später lesen wir, dass die Jünger diesen Dienst im selben Geist fortführten: „Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgenden Zeichen“ (Mk 16,20). Heute laden wir häufig Menschen in die Gemeinden oder zu Versammlungen ein. Die ersten Christen sind jedoch, genau wie Jesus, hinausgegangen. Jemand sagte einmal im Zusammenhang mit Evangelisation: „Keiner kommt, wenn keiner geht.“

 

Das Evangelium polarisiert

Ein hiesiger Evangelist sagte einmal: „Wenn man nach einer Evangelisation mindestens eine dieser Fragen nicht mit einem „Ja” beantworten kann, dann war es keine richtige Evangelisation.“ Er führte weiter aus: „Die Fragen sind diese: Hat sich jemand bekehrt? Oder, hat sich jemand beschwert?“

 

Leonard Ravenhill sagte: „Wenn Jesus dieselbe Botschaft wie heutige Prediger gebracht hätte, wäre er niemals gekreuzigt worden.“

 

Menschen reagierten in der Bibel auf zweierlei Arten, wenn sie unter die Verkündigung kamen. Entweder sie waren bußfertig und wurden von ihrem Gewissen überführt oder sie standen der Botschaft ablehnend und feindselig gegenüber. Diese Haltung erwartet jede klare Verkündigung.

 

Auf eine entstehende Verfolgung bei der ersten Verkündigung antwortete die Gemeinde mit einem Gebet, welches wir in Apostelgeschichte 4,29 finden. Sie baten nicht um den Schutz Gottes oder um eine Abwendung der Verfolgung, sondern sie baten: „Gib deinen Knechten, mit aller Freudigkeit zu reden dein Wort.“ Widerstand war niemals ein Grund aufzuhören. Vielmehr wurde der Eifer größer, je größer die Verfolgung wurde.

 

Predige das Evangelium mit würdigem Ernst!

 

Was ist wichtiger, das Leben oder die Verkündigung?

„Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes“ (Apg 20,24/ LU17).

 

John Allen Chau wurde von Nordsentinelesen am 17. November 2018 im Alter von 26 Jahren umgebracht. Er hatte versucht, diesem Stamm das Evangelium zu verkünden. Ein paar Tage vor seinem Tod schrieb er in sein Tagebuch: „Ihr denkt vielleicht, ich sei verrückt, aber ich denke, es ist es wert, diesen Menschen Jesus zu verkündigen.“ Für Paulus war es auch klar, dass das Leben nicht der Rede wert ist. Um die Verkündigung des Evangeliums, darum geht es im Leben eines Christen.

 

Welche Gefahren oder Probleme gibt es bei der Verkündigung? Wähle die richtigen Begriffe

Jesus und Johannes sprachen hauptsächlich zu den Juden. Begriffe wie Sünde, Buße, Umkehr usw. waren ihnen geläufig. Die Menschen besaßen bereits einen Glauben, wenn auch einen traditionellen. Der moderne Mensch kann mit alten Begriffen wie Sünde und Buße kaum noch etwas anfangen. Hier brauchen wir heute bei der Verkündigung Klarheit und Weisheit von Gott. Ein Prediger sagte in diesem Zusammenhang: „Ich werde das Wort Sünde nicht nennen, wenn ich keine Zeit habe, es ordentlich zu erklären.“

Wir stellen fest, dass uns schon die Begriffe vor Herausforderungen stellen. Dazu kommt noch folgende Tatsache: Wenn vor 50 Jahren jeder Deutsche noch grob wusste, wer Jesus ist und die biblischen Begebenheiten grob kannte, wissen die jungen Menschen heute nichts mehr von Jesus. Wir müssen bei der Predigt des Evangeliums praktisch bei „Null“ beginnen.

 

Verweichlichung der Botschaft

Eine weitere Gefahr in der heutigen Zeit ist die, den Menschen ein schwaches, nicht ehrliches Evangelium zu predigen. Die westliche Welt sieht den Glauben des Einzelnen als Privatsache an. Ein Hineinreden in diesen Bereich verletzt die Gefühle. Jeder darf frei sein, in dem, was er glaubt.  Über Sünde wird wenig gesprochen. Die positiven Seiten des Evangeliums werden hervorgehoben und der alte, sündige Mensch nicht mehr verurteilt. Das Evangelium steht so in der Gefahr, zur hohlen Propaganda zu verkommen und nicht mehr zu retten.

 

Der Mensch wird nicht mehr als verloren und sündig bezeichnet. Er ist bereits gut und soll nur noch Jesus in sein Leben aufnehmen und dann ist er perfekt. Das war jedoch niemals die Predigt von Jesus und Johannes.

 

Jeder Mensch muss durch Buße Vergebung der Sünden erleben. Bildquelle: AdobeStock_325092112 @ Alexander-Ozerov

 

Weglassen von Tatsachen

Man hört heute selten bei der Verkündigung Worte über das nahende Gericht. Über die Hölle spricht man nicht. Man soll den Menschen keine Angst einjagen. Ist das richtig?

 

Jesus und Johannes sprachen klar über Himmel, Hölle und das nahende Gericht Gottes. Charles H. Mackintosh schreibt: „Es ist die große Aufgabe des Evangelisten, auf die dunklen Berge von Sünde und Irrtum zu steigen, um in die Posaune des Evangeliums zu stoßen und die Schafe zusammenzurufen.“ Charles H. Spurgeon sagte: „Wir nehmen dem Evangelium die Kraft, wenn wir ihm seine Strafdrohung nehmen.“ Der Evangelist Ole Hallesby sagte einmal am Ende seiner Andacht im Radio: „Es kann durchaus sein, dass sie heute Abend wie immer zu Bett gehen und einschlafen – und in der Hölle aufwachen“ (siehe hierzu auch Lk 16,23).

Im zweiten Brief an die Korinther lesen wir: „Denn wir sind nicht, wie die vielen, die das Wort Gottes verfälschen; sondern als aus Lauterkeit und als aus Gott reden wir vor Gott in Christo“ (2.Kor 2,17).

 

Fragliche Missionsmethoden

Nirgends in der Bibel können wir finden, dass es die Aufgabe der Gemeinde ist, den Menschen Unterhaltung zu bieten. Sollten wir das Evangelium „attraktiver” machen, um mehr Bekehrungen zu erleben? Vance Havner sagte einmal: „Wir sind hier, um zu predigen, dass die Sünde schwarz, die Hölle heiß, das Gericht unausweichlich, die Ewigkeit lang und die Errettung aus Gnade ist.“ Weiter sagt er: „Unsere Mission ist es nicht, die Botschaft angenehm zu machen, sondern verfügbar. Wir sollten nicht darauf achten, dass die Menschen sie mögen, sondern sie erhalten.“

 

Widerstand war niemals ein Grund aufzuhören. Vielmehr wurde der Eifer größer, je größer die Verfolgung wurde.

 

Ohne Erkenntnis ist Eifer schädlich (vgl. Spr 19,2)

Die Bibel warnt uns, dass selbst bei einem Eifer für eine gute Sache Fehler passieren können. Eifer schützt nicht vor Fehlern. Gerade bei so einer heiligen Aufgabe wie der Verkündigung des Evangeliums sollten die Methoden einer strengen Prüfung durch das Wort Gottes unterzogen werden. Nicht alle Missionsmethoden sollten so einfach mit der Aussage Jesu aus Markus 9,40 gerechtfertigt werden: „Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.“ Beachte, diese Aussage trifft Jesus über Menschen, die böse Geister in Seinem Namen ausgetrieben haben.

Paulus wird später vor Menschen warnen, die sich als Apostel Christi ausgeben: „Denn solche sind falsche Apostel und trügliche Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes“ (2.Kor 11,13-14).

 

Das Ziel der Verkündigung

Um die Menschen mit der Botschaft des Evangeliums zu erreichen, braucht es verschiedene Herangehensweisen und Methoden. Eines bleibt aber gleich. Jeder Mensch muss durch Buße Vergebung der Sünden erleben. Mit Gott versöhnt muss dieser umkehren von seinem bösen Weg und in die Nachfolge Christi geführt werden. Diese Jünger sind Glieder Seines Leibes und machen weitere Menschen zu Jüngern.

 

Gottes Kraft in der Verkündigung heute

Oswald Chambers sagte: „Wenn ich das Richtige predige, es aber nicht lebe, verbreite ich eine Unwahrheit über Gott.“ Evangelisieren bedeutet nicht immer nur „Predigt im Saal“. Vielmehr ist wahre Evangelisation ein Lebensstil, ein tägliches Zeugnisgeben, ein einfaches Führen von Menschen zum Herrn.

 

C. H. Mackintosh sagte dazu: „Das ist eine Form der Evangelisation, nach der man heute suchen kann. Das einfache Aufsuchen des Nächsten und Hinbringen zu Jesus. Ich fürchte, dass so etwas bei uns kaum vorhanden ist. Beim Stichwort „Evangelisation” denkt man an große organisierte Menschenansammlungen und Predigten. Dabei ist es der einfache Dienst der Liebe am Einzelnen, der die meisten Menschen zu Christus führt.“

 

Wer nun an Christi statt rufen möchte: „Lasset euch versöhnen mit Gott“, muss demnach auch die Ausrüstung Christi besitzen. Lasst uns noch einmal daran denken, was der Antrieb und die Kraft der Verkündigung bei Jesus war. Er betete, fastete, war Seinem Vater gehorsam und lebte das Evangelium.

 

Jemand sagte einmal treffend: „Wir haben nur so viel Vollmacht vor Menschen, wie wir Echtheit vor Gott besitzen.“

 

Fakten, die aufrütteln!

Nirgendwo gibt es einen höheren Prozentsatz (52 %) an Atheisten als in Ostdeutschland (Studie University Chicago 2012). 81% aller Hindus, Muslime und Buddhisten haben noch nie einen Christen getroffen. Die Gruppe der „Namens­christen“ wird immer größer.

In Deutschland treten immer mehr Menschen aus der Landeskirche aus. Jeden Tag sterben etwa 150.000 Menschen und gehen in irgendeine Ewigkeit. Herr Hilf uns, diesen heiligen Auftrag der Verkündigung des Evangeliums treu und kraftvoll zu erfüllen.

 

Michael Akulenko

Gemeinde Speyer/Schwegenheim

 

Bibelzitate folgen, wenn nicht anders gekennzeichnet, der Übersetzung von Martin Luther (rev. 1984).