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Nicht erst seit Corona beobachtet man unter Christen ein Abrutschen in verschiedene Lehren und Irrtümer: Da schaut sich jemand einen christlichen Youtube-Kanal an und bekommt Zweifel an der Lehre über die Taufe mit dem Heiligen Geist. Ein anderer lernt im Studium die Bibelkritik kennen und kann dem biblischen Schöpfungsbericht nicht mehr vertrauen. Man hört sogar unter Christen eine teilweise erbitterte Diskussion darüber, ob die Erde eine Scheibe sei...
Diese unterschiedlichen Beispiele haben alle die gleiche, gravierende Auswirkung: Anstatt uns auf das Wort Gottes und Seine Kraft zu konzentrieren und so unseren Glauben zu erbauen, verheddern wir uns in Zwietracht und Streit. Als wiedergeborene Christen sollten wir die Zeichen der Zeit erkennen und uns stärker denn je auf das Evangelium und die Wahrheit Christi besinnen! Im Grunde genommen wissen wir das alle auch. Wie kommt es dennoch zu solchen Verschiebungen unter langjährigen und ernsthaften Christen?
Rationalismus – Vertrauen auf den eigenen Verstand
Sprüche 3,5 führt uns zu einer wesentlichen Ursache: „Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ In jedem der genannten Fälle versucht der Mensch seine Verunsicherungen und Schwierigkeiten mithilfe seines Verstands sofort zu lösen, anstatt sich im Glauben dem Herrn anzuvertrauen und zu warten, bis Er die Wahrheit ans Licht bringt!
Das liegt einerseits daran, dass leider für immer mehr Christen „Glauben“ nicht mehr die Bedeutung einer täglichen, vertrauensvollen, treuen und bedingungslosen Nachfolge hat, sondern eher als geistliches Mittel zur Stillung unserer selbstsüchtigen Bedürfnisse begriffen wird. Man merkt das beispielsweise, wenn wir einander dazu ermutigen, bei einem persönlichen Anliegen nur „ganz fest daran“ zu glauben oder wenn man hört, wie jemand „für etwas“ glaubt, was er anstrebt.
So verwandelt sich der Glaube in eine Art positives Denken, in einen „Glauben an den eigenen Glauben“. Wenn aber Jesus Jairus auffordert: „Fürchte dich nicht, glaube nur“ (Mk 5,36), dann erwartet Er kein starkes Festhalten an der eigenen Vorstellungskraft, sondern Er sagt schlicht und ergreifend: „Vertraue Mir!“
Zum anderen hat sich bei einigen der Eindruck durchgesetzt, Wissen sei höher als Glauben, wie in dem weltlichen Sprichwort „Glauben heißt nicht wissen“ vorgetäuscht wird. Möglicherweise ist der Name Immanuel Kant nur wenigen ein Begriff, doch leider hat seine Philosophie in vielen Herzen Einzug gefunden. Sie lautet kurzgefasst: „Baue auf deinen eigenen Verstand.“ Genau das ist der Fehler des modernen, aufgeklärten Denkens. Jeder meint, sein eigener Verstand reiche völlig aus, sämtliche Belange des Lebens ausreichend zu verstehen und richtig zu beurteilen.
Damit wird die eigene Vernunft zum Richter über Wahrheit oder Irrtum erhoben. Das ist übermütig und oberflächlich. Man meint, sich mit den wenigen Informationen, die man hat, bereits ein hinreichendes Urteil bilden zu können; überdies werden diese Informationen überhaupt nicht geprüft. Preisgekrönte Wissenschaftler ihres Fachgebiets fällen nur mit größter Vorsicht ein Urteil über Geschehnisse, während unsereins (teils ohne jeden fachlichen Hintergrund) den totalen „Durchblick“ hat und seine Mitmenschen verächtlich belächelt: „Die Leute merken immer noch nichts“ oder „Sie sind noch immer nicht aufgewacht“.
In der Tat können wir von Welt und Gesellschaft nicht erwarten, dass sie uns immer die Wahrheit bringen. Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit ist die Gemeinde. Aber leider beobachtet man solche Verhaltensmuster zunehmend auch hier. Manch einer behauptet beispielsweise, die Gemeindeältesten hätten jahrzehntelang falsch gelehrt, ohne die Geschichte unserer Gemeindebewegung und die Hintergründe, die zu einer bestimmten Lehre oder Praxis geführt haben, zu kennen! Wieder einmal ist es das persönliche Vernunfturteil, das über Wahrheit oder Irrtum entscheiden soll.
Dabei geht es vielen Kritikern in der Gemeinde wie in der Gesellschaft gar nicht so sehr um die Wahrheit. Vielmehr ist es eine (vielleicht unbewusste) Rebellion gegen „die da oben“. Leider verbreiten gerade Christen viele Scheinwahrheiten, die sich gegen Obrigkeit, Forschung oder Medizin richten. Die Oberflächlichkeit, mit der das geschieht, ist erschreckend.
Als ich an Krebs erkrankte, wollte man mich in einer Gemeinschaft vor Ärzten warnen. Das Argument war, die meisten Menschen würden in Krankenhäusern sterben. Allgemeines Erstaunen in der Runde. Bis ich einwenden musste, die meisten Toten gäbe es auf dem Friedhof, man möge doch bitte die Kirche im Dorf lassen. Immer wieder begegnet man dieser Kombination aus Misstrauen gegenüber Autoritäten und einer naiven Gutgläubigkeit gegenüber jedem abweichenden „Wissen“. Jedes Mal meinen die Menschen dabei, aufgrund ihrer Vernunft zu urteilen.
Auch der Verstand basiert – auf Glauben!
Sicher gebraucht Gott auch unsere Vernunft. Er fordert uns sogar zu vernünftigem Gottesdienst auf (vgl. Spr 13,16; Röm 12,1). Die Bibel zeigt aber deutlich, dass Glauben die Vernunft bei Weitem übersteigt (vgl. Phi 4,7). Glauben ist radikal ehrlicher: Wer sich auf seinen Verstand verlässt, bildet sich ein, selbst klug genug zu sein und über ein umfassendes Wissen zu verfügen, um die Dinge richtig zu beurteilen. Dabei basiert jegliche Vernunftentscheidung letztlich auf Vertrauen.
Wohl niemand von uns hat den Umfang der Erde oder die Lichtgeschwindigkeit gemessen, trotzdem vertrauen wir den einschlägigen Spezialisten auf diesen Fachgebieten. Die wenigsten von uns prüfen oder korrigieren gar die Karten eines Navigationsgeräts vor der Benutzung. Trotzdem verlassen wir uns auf dessen Angaben. Wir berechnen Preise oder Materialgrößen vor dem Einkauf anhand eines Taschenrechners, den wir nicht selbst programmiert haben. Wir bilden uns ein, es seien unsere eigenen Vernunftentscheidungen, aber sie basieren zum allergrößten Teil auf Vertrauen.
Deshalb ist Glauben größer als Wissen: Wir machen uns von vornherein bewusst, dass wir für unsere Erkenntnis jemandem Vertrauen. Und wir wählen den Anker unseres Vertrauens bewusst aus; für uns als Christen ist es der Herr selbst und der Heilige Geist, der durch Gottes Wort zu uns spricht. Gerade heutzutage dürfte mittlerweile jedem klar geworden sein, wie leicht eine Scheinrealität vorgetäuscht werden kann.
Wer im Internet einmal Opfer betrügerischer Krimineller geworden ist, merkt erst im Nachhinein, dass ihm all seine Kenntnisse und sein Verstand in dem Fall nichts genutzt haben – der Betrug war einfach zu gut gemacht! Ein Verkaufsbetrug fliegt meist schnell auf, spätestens, wenn die Ware zwar bezahlt, aber nicht geliefert wurde. Mit Betrug in geistigen oder geistlichen Dingen verhält es sich häufig komplizierter. Umso wichtiger ist es, den Anker richtig zu setzen und dargebotenes „Wissen“ zu prüfen.
Die Quelle ist entscheidend!
Die Bibel zeigt uns, dass die Wahrheit kein Konzept ist, sondern eine Person: Christus höchstpersönlich! Wir sehen hier wieder, wie eng jegliche Erkenntnis an Beziehung und Vertrauen gebunden ist – und an die Quelle! Nicht umsonst erfolgt bei jeder seriösen Informationsprüfung zunächst eine Überprüfung der Quelle: Ist die Quelle ernst zu nehmen und vertrauenswürdig? Was hat sie zu diesem Thema oder zu anderen Themen schon gesagt? Was sagen andere Autoritäten über diese Quelle?
Für geistliche Belange heißt das unter anderem, dass wir dem Vater der Lüge unter keinen Umständen trauen können! So ist es egal, wie einleuchtend eine Information erscheint, die von esoterischen oder okkulten Quellen (Heilpraktikern, Hypnotiseuren usw.) vorgetragen wird. So eine Quelle allein wird niemals genügen, um der Information vertrauen zu können, weil man der Quelle selbst nicht trauen kann!
Wir bilden uns ein, unsere Entscheidungen beruhen auf unserer eigenen Vernunft, aber sie basieren zum allergrößten Teil auf Vertrauen.
Leider erlebt man häufig eine naive Faktengläubigkeit. Je mehr Informationen man hat, desto besser meint man urteilen zu können. Man häuft begierig möglichst viel „Wissen“ aus allen erdenklichen Quellen auf, ohne auch nur einen Gedanken an das „Woher“ zu verschwenden. Das Ergebnis so einer Haltung sieht man beispielhaft an Eva: Die Schlange kam auf sie zu mit „neuen Erkenntnissen“, mit neuem Wissen, welches dem widersprach, was Eva bereits kannte.
Welche Chance hatte Eva zu unterscheiden, ob sie möglicherweise betrogen wurde? Sie hätte sich die Frage stellen sollen, wem sie mehr vertraute – einem fremden Tier oder ihrem Ehemann, der Schlange oder dem Schöpfer des Universums. Apostel Paulus weist in dieselbe Richtung, wenn er im zweiten Timotheusbrief schreibt: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast“ (2.Tim 3,14).
Wenn der Glaube unseren Verstand herausfordert
Besonders wichtig ist das Vertrauen auf Gott dann, wenn über längere Strecken unser Verstand der Offenbarung Gottes nicht entsprechen kann! Viele Jahrhunderte lang haben die Weisen dieser Welt über 2.Petrus 3,10 und das dort beschriebene Vergehen des Universums mit großem Krachen gelacht; heute lacht niemand mehr. Dabei haben die Erkenntnis-Revolutionen der letzten Jahrhunderte allein in der Physik gezeigt, wie schnell als sicher geltende Befunde der Wissenschaft plötzlich in ganz neuem Licht stehen.
Natürlich möchte der Verstand erst einmal streiken, wenn das uns erreichende Licht der Sterne – doch messbar – bereits viele Millionen Jahre hinter sich gebracht hat! Kann man dann immer noch der göttlichen Offenbarung trauen, dass die Erde in nur sechs Tagen erschaffen wurde? Ja, warum eigentlich nicht? Schon seit Einstein mussten sich die Physiker an den Gedanken gewöhnen, dass die Zeit nicht überall gleichzeitig und mit gleicher Geschwindigkeit verläuft. Warum also sollte Gott die Erde nicht in sechs „normalen“ Tagen erschaffen haben, während in derselben Zeit an entfernten Stellen des Universums sehr viel mehr Zeit verging?
Warum überhaupt gehen wir so fest davon aus, dass zum Schöpfungszeitpunkt alle Naturgesetzte bereits genau in der Weise galten wie heute? Wer sich ernsthaft mit den aktuellen Erkenntnissen der Physik befasst, wird schon bald die Begrenztheit unseres Wissens erkennen. Deshalb lohnt es sich umso mehr, sein Vertrauen ganz auf die göttliche Offenbarung zu setzen! Viele Tausend Jahre biblischer Geschichte haben gezeigt, dass dies immer noch der sicherste Weg ist!
Aber kann mein Pastor nicht auch irren?
Nun kann es aber doch tatsächlich vorkommen, dass sich konkrete Menschen und sogar Autoritäten in unserem Umfeld, unserer Familie oder unserer Gemeinde irren – zumindest scheinbar. Wie geht man in so einem Fall biblisch vor? Apostel Petrus empfiehlt uns auch in so einer Situation – den Glauben! In 1.Petrus 5,1-9 zeigt er, dass alle unsere Hirten selbst wiederum einen Erzhirten haben – Christus. Im Vertrauen auf Ihn sollen wir uns unter unsere Hirten demütigen. Nicht wir sollen die Ältesten weiden, sondern die Ältesten uns.
Wenn wir vermeintliche oder tatsächliche Fehler entdecken, sollen wir uns unter Gott demütigen und Seine Zeit abwarten. Ja, vielleicht gibt es tatsächlich Fehler, aber Gott benutzt diese Fehler, führt uns durch diese Situationen, lehrt uns Geduld und bringt uns geistlich zur Reife! Machen wir uns Sorgen, welchen Schaden andere Seelen durch solche Irrtümer nehmen? Wir sollen diese Sorge auf Gott werfen und nüchtern und wachsam sein: Der Teufel möchte uns gerade in dieser Sache als brüllender Löwe verschlingen! Ihm müssen wir widerstehen, indem wir fest in Demut und Glauben an Gott festhalten!
„Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten, aber Gott wartet auf Sie am Boden des Glases.“ (Werner Heisenberg, deutscher Physiker und Nobelpreisträger)
Viele Christen, die zurzeit keine große Verantwortung tragen, unterschätzen auch die Verantwortung und die geistlichen Herausforderungen, denen unsere Ältesten und Leiter ausgesetzt sind. Es ist leicht, die Leitenden von der Zuhörerbank aus zu kritisieren und genau zu wissen, wie man es besser macht. Spätestens, wenn sie selbst in verantwortliche Position geraten, merken viele, dass die so einfach erscheinenden Ideen sich in der Praxis nicht so leicht umsetzen lassen.
In der Verantwortung vor Gott merken sie dann (hoffentlich), dass sie nicht einfach irgendwelche Lehren oder Prinzipien in der Gemeinde durchsetzen können, nur weil ihnen diese so gerecht, heilig und gut erscheinen, solange sie keinen festen biblischen Grund dafür haben. Und sogar die notwendigen, biblisch geforderten Praktiken lassen sich auch nicht von oben herab kommandieren, sondern müssen in viel Geduld und Sanftmut gegenüber den Mitchristen, mit viel Gebet anerzogen und kultiviert werden.

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Vertrauen, dass es Gott ist, der die Gemeinde führt
Zusätzlich müssen wir in Bezug auf die Lehre und Praktiken der Gemeinde auch Demut vor Gott haben und unsere Wurzeln kennen. Kein Kind sucht sich seine Eltern aus, es ist Gottes Entscheidung. Wenn ich in eine Gemeinde „hineingeboren“ wurde (sei es leiblich oder geistlich), bin ich zunächst auch mit der Lehre und Praxis dieser Gemeinde verbunden. Wir sollten die eigenen Seelsorger und die eigene Gemeinde nicht verachten, indem wir uns selbst nur als Opfer einer mangelhaften Umgebung betrachten.
Stattdessen sollen wir unseren gesunden Anteil in das Wachstum unserer Gemeinde einbringen. Wenn wir irgendeine Lehre oder Praxis der Gemeinde nicht verstehen oder eine andere Erkenntnis dazu zu haben meinen, lasst uns doch zuerst auf unsere eigenen Ältesten und Seelsorger zugehen und nachfragen. Vielleicht haben wir einfach irgendetwas falsch verstanden. Ein stumpfes „Wo steht das denn geschrieben?“ oder „Ist das nicht bloß eine Tradition aus Russland?“ reichen hier nicht aus!
Gott hat unsere Bewegung oder Gemeinde, unsere Seelsorger oder Ältesten bzw. ihre Vorgänger einen ganz bestimmten Weg hindurchgeführt und sie dabei eine Menge gelehrt. Auch sie haben jahrzehntelang die Bibel gelesen und haben ihre Erkenntnisse durch Gottes Handeln in ihrem Leben bestätigt gesehen!
Haben wir uns die Mühe gemacht herauszufinden, unter welchen Umständen, mit welchen Abwägungen und Begründungen bestimmte Entwicklungen damals so entschieden worden sind, deren Auswirkungen wir bis heute in unserer Praxis und Lehre sehen? Und das Ganze in einer Zeit der Verfolgung, in der unsere Brüder zwar wenig Raum für Entfaltung bekamen, aber umso stärker Gott hingegeben und opferbereit waren und deshalb auch Gottes Führung erlebten! Sogar Dinge, die tatsächlich „nur“ Traditionen sind und mit keiner Schriftstelle wortwörtlich zu begründen sind, haben ihren Ursprung und Sinn.
Oft entsprechen sie der Schrift nicht dem Buchstaben nach, sondern dem Geist nach; jedenfalls haben sie auch jetzt noch einen geistlichen Wert! Anstatt hier „das Kind mit dem Bade auszuschütten“ und alle unliebsamen Traditionen „mangels Schriftbeweis“ zu verwerfen (und so auch den damit einhergehenden Segen), sollten wir uns auf die Suche nach den Ursprüngen machen, nach den dahinterstehenden geistlichen Werten, um sie in unsere heutige Praxis „zu retten“ und für unser Leben anzuwenden! So eine Spurensuche kann anstrengend sein, aber viele wertvolle Juwelen zutage fördern.
Wir sollten an Gott glauben und verstehen: Er hat mich in diese Gemeinde gepflanzt und Er weiß auch wozu! Deshalb ist es wichtig, dass wir in geistlichen Belangen zuerst die Obhut der eigenen Gemeinde suchen! Wir sollten nicht unsere Gemeinde anhand der Lehren anderer Quellen überprüfen, sondern umgekehrt abweichende Lehren von den Hirten unserer Gemeinde bewerten und einordnen lassen.
Sogar in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ich mich tatsächlich in einer irrenden Gemeinde befinde, wird Gott einen Weg finden, mich in eine wahre Gemeinde zu leiten, wenn ich mich Ihm in Demut unterordne und Seine Prinzipien der geistlichen Elternschaft und Kindschaft bewahre.
Gemeinde Gottes ist nicht virtuell!
Natürlich können wir es in der heutigen Zeit nicht mehr vermeiden, geistliche Speise auch von außerhalb unserer eigenen Gemeinde zu bekommen. Früher waren es Bücher, später Kassetten und CDs, heute sind es möglicherweise Links zu einschlägigen Erklärvideos geistlicher Themen, die junge Leute untereinander teilen.
Die Gefahr besteht einerseits in der unfassbaren Menge der neuen Medien und andererseits in dem unreflektierten Umgang damit. Nur weil das, was ich irgendwo gesehen oder in einem Buch gelesen habe, mir plausibler erscheint als die Lehre und Praxis meiner Gemeinde, muss es nicht zwangsläufig richtiger sein! Andernfalls würden wir wieder nur nach dem eigenen Verstand urteilen.
Wenn allerdings früher eine Kassette oder CD weitergereicht wurde, gab es dazu fast immer eine Empfehlung oder Bewertung, im Zweifel wurde der Pastor gefragt. In jedem Fall gab es einen Austausch über das Gehörte unter den Geschwistern und notwendigerweise auch eine Beurteilung. Diese Möglichkeit der Einordnung wird heute sehr stark vernachlässigt. Sicher tauscht man sich über die digital verbreiteten Inhalte aus, wenn auch nur teilweise. Es bleiben aber vor allem junge Menschen oft allein unter sich, ganz ohne die Erfahrung und Einordnung der Älteren. Wenn man die Ermahnung der Schrift bedenkt, dass nur gereifte Christen zu einer kritischen Überprüfung geistlicher Speise fähig sind, ist diese Entwicklung gefährlich.
Es lohnt sich, sein Vertrauen ganz auf die göttliche Offenbarung zu setzen! Viele Tausend Jahre biblischer Geschichte haben gezeigt, dass dies immer noch der sicherste Weg ist!
Dadurch, und durch die Einbahnstraßen-Kommunikation des Internets, geht verloren, was eine echte Gemeinde ausmacht: Das Miteinander von Jung und Alt und der echte Austausch über das Wort Gottes mit einer Vertiefung und Prüfung durch das praktische Leben! Oberflächlich betrachtet scheinen die neuen Medien eine Vielzahl an Gemeinschaft und Möglichkeiten für Reaktionen zu bieten. Bei genauerem Hinsehen merkt man aber, dass zwischen Empfängern und „Machern“ der christlichen Inhalte nur sehr selten ein wirklicher, inhaltlicher Austausch stattfindet; die Reaktionen beschränken sich überwiegend auf Anerkennung oder Ablehnung.
Manche der Anbieter vermeiden es sogar ganz gezielt, einer konkreten Gemeinde oder irgendwelchen Ältesten untergeordnet zu sein, um „unabhängig zu bleiben“ – sagen sie. So aber funktioniert Gemeinde Gottes nicht! Wir brauchen einander und den gegenseitigen Austausch! Wir brauchen die geistliche Obhut durch Älteste, Hirten und Lehrer! Wir dürfen die eigene Gemeinde nicht verachten und begeistert den verschiedenen, autonomen Führern im Internet folgen, nur weil dort alles so einleuchtend erklärt wird, in schicker Aufmachung und mit schönen Bildchen.
Wenn die Themen, die dort besprochen werden, wirklich so wichtig sind, warum sollten wir nicht damit auf unsere Jugendleiter oder Ältesten zugehen und sie nicht bitten, diese Themen mit uns zusammen auf biblischer Grundlage zu erarbeiten? Oder vertrauen wir nicht darauf, dass Gott auch den Dienern unserer Gemeinde genügend Weisheit dafür geben kann?
Lasst uns glauben!
Geschwister, mögen wir uns davor hüten, auf den eigenen Verstand zu bauen! Lasst uns stattdessen auf Gott vertrauen! Glaube ist mehr als Wissen! Wenn wir Gott wirklich glauben, sind wir bereit, Ihm auch dann demütig zu folgen, wenn wir den Weg nicht sehen oder verstehen können. Aus der Beziehung zu Gott folgt das Vertrauen in die Beziehung zu der Gemeinde, in welche Gott uns gestellt hat. Lasst uns im Glauben an Gott festhalten und warten, bis Er die Wahrheit ans Licht bringt; Er kommt damit nicht zu spät!
Johannes Nazarov
Gemeinde Lappenstuhl