Flutkatastrophe: Die Seelische Notlage nach der Flutkatastrophe

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  • Kirche in Altenburg

Flutkatastrophe: Die Seelische Notlage nach der Flutkatastrophe

2021-11-09T16:30:57+01:0018. Oktober 2021|

Ein Zeugenbericht

Am 17.07.2021, also zwei Tage nach der schrecklichen Flutkatastrophe, wurden mehrere freiwillige Helfer nach Antweiler beordert, um den Menschen dort zu helfen, ihre Häuser von Schlamm, Dreck und allerhand Sperrmüll zu befreien. Als einige junge Männer von der Mission Stephanus in eines der Häuser kamen, um anzupacken, trafen sie auf eine völlig entmutigte und hoffnungslos aussehende Hausbesitzerin. Sie erzählte, dass die Flut ihren gesamten Keller ruiniert habe und sie selber noch gar nicht die Kraft hatte, in den Keller zu gehen, um sich den Schaden überhaupt anzusehen.

Ohne viele Worte zu verlieren, machten sich die Helfer an die Arbeit. Gegen Abend, als die Aufräumarbeiten eingestellt waren und man sich für die Rückfahrt fertig machte, kam es zu einem eindrücklichen Gespräch mit der zutiefst deprimierten Frau.

 

Sie erzählte davon, wie sie in den letzten Jahren viele Schicksalsschläge erleiden musste, angefangen davon, dass ihr Mann verstarb und noch einige tragische Vorfälle mehr. Als dann zu allem Überfluss auch noch die Flut kam, spielte sie mit dem Gedanken, ihr Leben zu beenden. Alles was einmal einen Sinn hatte, hatte seine Bedeutung verloren. Und so dachte sie darüber nach, auf welche Weise sie sich das Leben nehmen konnte.

Als dann am Morgen plötzlich die jungen Männer vor der Tür standen und voller Tatkraft ans Werk gingen, ja vor allem, als innerhalb eines Tages der Keller und auch die Außenanlage aufgeräumt war, bekam sie wieder Mut zum Leben.

 

Als die Helfer dieses Zeugnis hörten, erzählten sie der Hausbesitzerin von dem Sinn des Lebens. Sie konnten freimütig davon berichten, dass Jesus Christus selbst sie liebe und ermutigten sie dazu, Ihn näher kennenzulernen.

 

Menschen in Not

Viele der Flutopfer haben in einem Augenblick alles verloren, was sie besaßen. Häuser, Ersparnisse, das gesamte Hab und Gut und sogar Angehörige. Was bleibt, sind traumatische Erinnerungen an die tosenden, alles mit sich reißenden Wassermassen, an den letzten Schrei eines vermissten Kindes oder an die verzweifelt hilfesuchenden Blicke ertrinkender Menschen, denen man nicht helfen konnte.

Die Betroffenen dieser Katastrophe suchen Trost und irgendeinen Halt, um nicht gänzlich in Depression und Mutlosigkeit zu verfallen. Es ist auffällig, dass gerade Menschen, die kein Glaubensfundament besitzen und nicht im christlichen Glauben verankert sind, es besonders schwer haben, all die schrecklichen Dinge zu verarbeiten.

 

Beten für die Flutopfer

Im Mai dieses Jahres war in einer Gemeinde in Süddeutschland bei einem Jugendgottesdienst eine interessante Vision gezeigt worden. Die Vision zeigte das Fundament eines Hauses, welches mit Sand und Erde zugeschüttet war. Arbeiter schaufelten dieses Fundament frei und während sie das taten, beteten sie für unerrettete Seelen. Diese Vision, die auf die Flutkatastrophe hindeutete, wurde zwei Monate später Realität. Wir dürfen erleben, dass viele gläubige Menschen durch ihre tatkräftige Unterstützung mit Schaufel und Besen, aber auch durch Gebet und Gesang vielen Flutopfern helfen konnten.

Wenn Menschen mit echter Anteilnahme und der Liebe Christi das Leid der Geschädigten mitzutragen bereit sind, wirkt sich das heilend auf die traumatisierten Menschen aus. In schwierigen Situationen wie in dieser Katastrophe sind die betroffenen Menschen eher bereit, den Helfern zuzuhören, denn es sind Helfer der ersten Stunde.

 

Fazit

Verweigere keine Wohltat dem, welchem sie zukommt, wenn es in der Macht deiner Hände liegt, sie zu erweisen!“ (Spr 3,27).

Es bleibt festzuhalten, dass es über die praktische Hilfe im Katastrophengebiet unzählige Möglichkeiten gab, aktiv von Jesus Christus zu zeugen – manchmal auch mit Worten. Diese stille Evangelisation scheint zurzeit eine der wirksamsten Methoden zu sein, um Jesus Christus zu verkündigen.

 

Walter Gesswein,
Gemeinde Speyer