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Ebenso wie unser Leib Nahrung zum Leben benötigt, so braucht auch unser innerer Mensch tagtäglich aufs Neue Speise. Diese geistliche Speise ist das Wort Gottes. Wenn wir etwas genauer über unseren inneren Menschen, also unser wahres Ich, nachdenken, so fällt uns auf, dass wir diesen nicht nur mit Nahrung versorgen sollten, sondern auch mit Kleidung. Hast du darüber schon einmal nachgedacht?
Das Sprichwort sagt: „Man empfängt nach dem Gewand und scheidet nach dem Verstand.“ Insbesondere wenn wir einem Menschen zum allerersten Mal begegnen, trifft dies sicherlich zu. Wir schauen auf das Äußere der Person und ordnen sie in Sekundenschnelle einer bestimmten Kategorie zu. Ob gepflegt oder unordentlich, für den Anlass passend oder ungeeignet - die Kleidung sorgt bei uns Menschen für den berühmten „ersten Eindruck“. Wenn jemand in Arbeitsbekleidung im Gottesdienst erscheint, wird er damit sicher für irritierte Blicke sorgen.
Für uns Menschen sind diese Äußerlichkeiten sehr wichtig. Wir haben je nach Anlass unterschiedliche Kleidung. Zum Arbeiten, für zu Hause, für den Gottesdienst und sogar zum Schlafen. Für Gott dagegen gibt es im Prinzip keinen Unterschied, ob es sich nun um Arbeitsbekleidung oder Festtagskleidung handelt. All dies trifft auf unseren äußeren Menschen zu.
Ich möchte unseren Blick nun jedoch auf die Bekleidung unseres inneren Menschen lenken. Es ist nämlich möglich, dass wir äußerlich sehr schön und angemessen vor unseren Mitmenschen erscheinen, gleichzeitig vor Gott aber in einem völlig desolaten Zustand dastehen. Als Adam und Eva noch im Paradies lebten, waren sie unbekleidet und schämten sich dafür nicht. Nach ihrem Sündenfall war ihre Blöße jedoch das erste, was die beiden plötzlich bemerkten. Nachdem sie die verbotene Frucht gegessen hatten und Gott nach Adam rief, antwortete dieser: „Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich“ (1.Mo 3,10). Der vormals für sie normale Zustand wurde ihnen zur Schande, so dass sie sich mit Kleidung aus Blättern bedeckten.
Es ist möglich, dass wir äußerlich sehr schön und angemessen vor unseren Mitmenschen erscheinen, gleichzeitig vor Gott aber in einem völlig desolaten Zustand dastehen.
Wenn wir sündigen, ähnelt unser Verhalten dem von Adam und Eva nach deren Sündenfall. Wir fangen an, uns vor dem Antlitz Gottes zu verstecken, weil die Schande uns bedrückt und die Furcht vor seinem Blick uns überrollt.
Ich möchte dazu ein Beispiel aus unserem Gemeindeleben bringen. In einem unserer Gottesdienste fingen geistliche Gaben an zu wirken und zu manch einem erging durch die Gefäße ein Wort von Gott. Währenddessen versteckten sich einige geistlich schwach gewordene Jugendliche in einem anderen Zimmer, um dort das Ende des Gottesdienstes abzuwarten. Aber Gott hatte sie in ihrer geistlichen Blöße auch dort gesehen. Durch ein Gefäß sprach er die Gruppe direkt an: „Kommt heraus, ich sehe euch auch dort. Wenn ihr nicht Buße tut, wird eure Blöße vor allen offenkundig werden.“ In Furcht kamen sie raus, taten vor Gott Buße und flehten um Gnade.
Schauen wir, was das Wort Gottes zu diesem Thema sagt und lesen dazu aus dem zweiten Brief des Paulus an die Korinther: „Sofern wir bekleidet und nicht unbekleidet erfunden werden“ (2.Kor 5,3). An einer anderen Stelle finden wir diese Worte: „Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts! - und du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt. Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst!“ (Offb 3,17-18). Gott spricht hier nicht zu Menschen, die Ihn nicht kennen und nicht an Ihn glauben. Dieses Wort ist an die Gemeinde gerichtet. Es ist genauer an die Engel der Gemeinde gerichtet, mit anderen Worten an die Diener der Gemeinde.
Wenn ich mir vorstelle, dass dieses Wort zu mir als Diener unserer Gemeinde gerichtet wäre. Was hätte der Herr in meinem Fall wohl zu sagen? Was würde der Herr in deinem Fall sagen? Gott bewertete den Zustand der Gemeinde in Laodizea ganz anders als sie selbst. Er empfand sie als nackt und riet ihnen dazu, weiße Kleidung bei Ihm zu kaufen.
Als wir erstmals zu Gott kamen, hat Er unseren inneren Menschen von Neuem geboren. Im Geiste bekamen wir ein neues Leben. Der Heilige Geist zog in unser Herz ein, aber unser Leib blieb so wie er war. Es blieben der gleiche Charakter, die gleichen Neigungen und Schwächen. Der Leib will gut essen, viel schlafen und generell ein möglichst komfortables Leben führen. Der neugeborene Geist im Inneren hat jedoch ebenfalls Bedürfnisse. Und wenn wir uns um seine Bedürfnisse keine Gedanken machen und keine Sorge dafür tragen, vor dem Herrn geistlich angezogen zu erscheinen, wird Er unsere Blöße sehen. Diese Blöße kann in den verschiedensten Erscheinungsformen zum Ausdruck kommen. Ob Lästerung, Stolz oder Reizbarkeit - die geistliche Blöße tritt stets als Abwesenheit der Frucht des Geistes auf.
Gott wendet sich an Sein Volk, an Seine Gemeinde: „Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluss.“ Vielleicht sagen auch wir: „Wir haben ein herrliches Gemeindehaus, eine großartige Akustik, schöne Musik, den Chorgesang und sogar ein oder mehrere Orchester. Wir haben häufig und regelmäßig Gottesdienste und beten auch in den Versammlungen, sogar in anderen Sprachen.“ Doch uns muss klarwerden: Das alles ist nicht ausreichend, um sich vor dem Herrn in einem angemessenen Zustand zu befinden! Das Wort Gottes sagt deutlich, dass wir alle zum Gericht erscheinen müssen.
Alle werden sich für ihren Wandel vor Gott verantworten müssen. Wenn wir nun einmal zu Ihm sagen werden: „Seitdem ich die Wassertaufe angenommen habe, habe ich niemanden mehr belogen, nicht ein einziges Mal geraucht, keinen Alkohol getrunken und habe meinen Ehepartner nicht betrogen.“ Ob Gott uns dafür wohl loben wird? Er wird sagen: „Das alles hast du von mir bekommen. Ich habe dich von der Sünde befreit und dich mit dem Heiligen Geist getauft. Ich habe dir einen vernünftigen Verstand und die Fähigkeiten gegeben, Mir zu dienen.“ Das alles wird zu wenig sein, um uns vor dem Angesicht Gottes rechtfertigen zu können. Aus diesem Grund ermahnt uns der Apostel Paulus, dass wir angezogen und nicht nackt sein sollen.
Neben der Sorge um die Nahrung für unseren inneren Menschen müssen wir uns also auch um Kleidung kümmern. Was aber ist das für eine Kleidung, um die wir uns so sehr sorgen sollen? Wenn wir unseren Kleiderschrank zu Hause öffnen, haben wir in der Regel eine große Auswahl an Kleidung. Manchmal kommt es vor, dass wir mit unserer teuren und schönen Kleidung voreinander prahlen. Mit welcher Kleidung können wir uns aber vor Gott loben? Mit welchen Kleidungsstücken kann unser geistlicher Kleiderschrank gefüllt sein, damit wir etwas herausholen und anziehen können?
Geistliche Blöße tritt stets als Abwesenheit der Frucht des Geistes auf.
Nach dem Sündenfall sah Gott die Nacktheit von Adam und Eva und machte für sie Kleider anstelle der Blätter, mit denen sie versucht hatten, sich zu bedecken. Es wird deutlich, dass hierfür Opfer gebracht werden mussten. Gott musste Tiere töten, um für die beiden Menschen Kleider machen zu können. Welche Kleidung gibt Gott uns? Im Buch des Propheten Jesaja stehen folgende Worte: „Ich freue mich sehr in dem Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, wie ein Bräutigam sich den priesterlichen Kopfschmuck anlegt und wie eine Braut sich mit ihrem Geschmeide schmückt“ (Jes 61,10). Hier spricht der Prophet über die Kleidung, die Gott uns gibt. Er nennt sie: „Kleider des Heils, Mantel der Gerechtigkeit, priesterlicher Kopfschmuck des Bräutigams und das Geschmeide der Braut.“
Auch Hiob schreibt über Kleidung, die er angezogen hat: „Die Gerechtigkeit, die ich angelegt hatte, bekleidete mich; als Talar und Turban diente mir mein Recht“ (Hiob 29,14). Hiob bekleidete sich mit der Wahrheit. Als er die Wahrheit in seinem Leben sprach und in der Wahrheit wandelte, sahen es die Menschen und auch Gott. Beim Richten von schwierigen Fragen benannte er schwarzes als schwarz und weißes als weiß. Solch ein aufrichtiges Gericht umhüllte ihn wie ein Gewand. Anders gesagt, er war in allem ehrlich, und das nannte er seine geistliche Kleidung. Wenn wir in der Offenbarung über die Gemeinde lesen, stehen da folgende Worte: „Und es wurde ihr gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, rein und glänzend; denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen“ (Offb 19,8).
Adam und Eva kleidete Gott mit Kleidung aus Leder. Uns aber hat Gott mit der Gerechtigkeit der Heiligen angetan. Er sah unsere geistliche Nacktheit, unsere sündigen Neigungen, die in den Gliedern unseres Leibes leben. Gott sandte Jesus zu uns auf die Erde, durch dessen aufopfernden Tod wir Gerechtigkeit bekommen können. Jetzt schaut Gott durch die Gerechtigkeit Seines Sohnes auf uns. Gott sei Dank! Das sind wunderbare Kleider, die unsere geistliche Nacktheit bedecken.
Gott hat uns mit der Gerechtigkeit der Heiligen angetan. Er sah unsere geistliche Nacktheit und sandte Jesus, durch dessen aufopfernden Tod wir Gerechtigkeit bekommen können. Jetzt schaut Gott durch die Gerechtigkeit Seines Sohnes auf uns.
Wenn wir im Glauben und in der Wahrheit Jesu Christi leben, bedeckt dies alle unsere Fehler und geistliche Blöße. In diesem Fall sieht Gott uns als angezogen an. Unabhängig davon, ob ich einen feinen Anzug trage oder in meiner Arbeitsbekleidung stecke - wenn ich gerecht lebe und alle meine Lebensfragen ehrlich vor Gott kläre, dann werde ich vor dem Herrn als angezogen angesehen werden.
Im Kolosserbrief vergrößert Paulus unseren „geistlichen Kleiderschrank“. Er zeigt uns, womit wir uns auch noch kleiden sollen: „So zieht nun als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr“ (Kol 3,12-13).
Hiermit erhalten wir eine wesentlich größere Vielfalt in unserer geistlichen Kleidung. Wenn wir Werke der Barmherzigkeit tun, ist das eine wunderbare Bekleidung. Sich in Güte und Demut zu hüllen und Sanftmut und Geduld zu zeigen, das ist das, was unseren geistlichen Menschen bekleidet. Über alledem kann man freimütig sagen, dass die feierlichste geistliche Kleidung die Liebe ist. Wenn wir unsere Nächsten, Fremde und unsere Feinde lieben, ist das die beste Kleidung, in der wir vor Gott wandeln können. Lasst uns heute prüfen, ob und womit wir unseren inneren Menschen bekleidet haben, damit wir vor dem Herrn nicht nackt erscheinen. Gott möge uns in diesem helfen!
Die feierlichste geistliche Kleidung ist die Liebe.
Andreas Babi
Bischof aus Kriwoj Rog, Ukraine
aus Slowa Christianina 2019/2