Podcast: Download (Duration: 26:55 — 18.5MB)
Wenn wir heute unsere heranwachsenden Kinder fragen, ob sie Christen sind, werden glücklicherweise viele diese Frage mit „Ja“ beantworten. Es gibt tatsächlich viele Menschen um uns herum, die sich Christen nennen. Doch nur wenige bekennen sich zu Christus. Deshalb möchte ich heute jedem Leser dieselbe Frage etwas anders stellen: „Gehörst du zu Christus?“
Bei dieser Fragestellung müssen wir bewusst unsere Zugehörigkeit klären. Auf welcher Seite befindest du dich? Hast du dich auf Christi Seite gestellt? Woran kann man deine Zugehörigkeit zu Christus erkennen? Und wie attraktiv ist Jesu Ruf zur Nachfolge eigentlich?
Jesus nachfolgen, ja! Aber, unter welchen Bedingungen?
Jesus wählte zwölf Männer aus, Seine Jünger, und forderte sie zur Nachfolge auf. Sie machten mit Jesus besondere Erfahrungen. In jeder beliebigen Notsituation hatte Jesus einen Ausweg. Er bewahrte sie im Sturm, Er versorgte sie mit Nahrung, Er heilte viele Kranke – darunter auch die Schwiegermutter von Petrus. Die Jünger brauchten nur mit Jesus zu sein, dann ging es ihnen sehr gut. Sie hatten Jesus als den Christus erkannt. Für sie war Er der Messias, der Retter = die Hoffnung auf Befreiung (vgl. Lk 24,21).
Die Jünger wollten unbedingt Nachfolger Jesu sein. Für Petrus konnte es keinen anderen Weg geben. Er fragte Jesus: „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ (Joh 6,68). Und Jesus versteckte die Nachfolgebedingungen nicht, wie es heute in vielen Verträgen der Fall ist, wo die Vertragsbedingungen recht klein abgedruckt werden. Jesus sprach offen mit Seinen Jüngern über die Risiken, die Kosten und den wenig attraktiven Ruf der Christusnachfolge – das Kreuz. Er sprach davon, dass Er verworfen und getötet werden müsse und nach drei Tagen auferstehen werde (vgl. Mk 8,31-38 und Mt 16,21-26).
Diese offene Ankündigung zerstörte alle Vorstellungen von Petrus. Er sah in Jesus den Hoffnungsträger. Jesus dagegen sprach über Leiden, Verwerfung, Tod und Auferstehung. Petrus nahm Jesus beiseite und widersprach Ihm, indem er auf Ihn einredete: „Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht!“ (Mt 16,22). Jesus dagegen wies Petrus scharf ab, weil dieser keine göttlichen Gedanken hatte, sondern nach menschenweise urteilte. Zu den Jüngern gewandt sagte Jesus: „Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ (Mk 8,34). Das sind die entscheidenden Bedingungen, die Jesus Seinen Jüngern aufzeigt: Selbstverleugnung und Kreuzaufnahme.
Wer sein Kreuz trug, der kam nicht wieder!
„Sein Kreuz auf sich nehmen“ – Was bedeutet das?
Fast allen Christen ist bewusst, dass sie in der Nachfolge Jesu ihr Kreuz tragen müssen. Allerdings können die Vorstellungen darüber, was das bedeutet, sehr unterschiedlich sein. Hinzu kommt, dass Jesus von der täglichen Kreuzaufnahme spricht (vgl. Lk 9,23). Es geht hierbei also nicht um die Annahme oder Akzeptanz persönlicher Schicksalsschläge, wie z.B. Krankheiten, besonders schwierige Lebensumstände oder ähnliches. Auch wenn diese Schicksalsschläge umgangssprachlich manchmal als „mein Kreuz“ bezeichnet werden.
Wenn die genannten Lebensumstände von uns einmal angenommen worden sind, lernen wir Menschen, mit den Besonderheiten in unserem Leben umzugehen. Bei der täglichen Kreuzaufnahme, von welcher Jesus spricht, geht es um das Sterben. Zu der Zeit Jesu wusste jeder: Wer sein Kreuz trug, der kam nicht wieder! Er hatte sein Todesurteil auf seinem Rücken. Nachdem Jesus zum Tod verurteilt worden war und abgeführt wurde, war es für jeden Beobachter der Ereignisse klar ersichtlich: Dieser Mann geht seinen letzten Weg, weil er sein Kreuz auf dem Rücken trägt. Und er wird schon bald an seinem Kreuz hingerichtet werden.
Der Apostel Johannes berichtet: „Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt“ (Joh 9,17). Die anderen Evangelisten berichten davon, dass Simon von Kyrene beim Vorübergehen ergriffen und gezwungen wurde, Jesus das Kreuz nachzutragen (vgl. Mt 7,32; Mk 15,21; Lk 23,26).
Wie kann ein Christusnachfolger täglich sein Kreuz tragen?
Beim eigenen Kreuz geht es um das Sterben des in uns wohnenden Egoismus = der selbstsüchtigen Natur. Wir Menschen kämpfen naturgemäß bis zuletzt ums Überleben, um jeden Atemzug und um jede kleinste Möglichkeit, sich zu retten. Dieser Kampf zeichnet sich auch ganz besonders in unserem geistlichen Leben ab.
Das sehen wir, wenn Christen versuchen, mit eigener Anstrengung gut genug vor Gott zu werden. Ja, selbst ein Fasten und Kasteien der eigenen Seele wird nichts bringen, wenn der Mensch dabei heimlich in seinem Inneren hoch von sich denkt (vgl. Jes 58,3-6). Solche Menschen rechtfertigen sich mit viel Fleiß, strenger Disziplin und guten Werken. Dabei verdrängen sie, dass siegreiches Leben erst durch das Kreuz möglich wird. Für unseren Alltag bedeutet das, täglich auf den Versuch zu verzichten, durch eigenes Bemühen vor Gott gerecht zu werden. Unser „ICH“ muss jeden Tag aufs Neue vor Gott kapitulieren (= sich selbst aufgeben).
Das ist ein tägliches Eingeständnis: Ich komme ohne Gott nicht zurecht, ich brauche Jesus.
1. Von Christus abhängig leben
Genau dies war Jesu Botschaft beim Gleichnis vom Weinstock und den Reben in Johannes 15. Dort lesen wir: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5). Es geht hierbei nicht bloß darum, hin und wieder allein zu beten oder die Bibel zu lesen, es geht bei diesem Gleichnis um ständige Abhängigkeit von Jesus Christus.
Wenn eine Rebe erst einmal von dem Weinstock abgetrennt ist, dann ist dieses Zweiglein nicht mehr in der Lage, Frucht zu tragen. Vielmehr ist so ein Zweig durch die Trennung vom Weinstock zum Vertrocknen verurteilt. Eine Rebe ist abhängig vom Weinstock – ein Christ ist abhängig von Christus. Jesus sagt: „Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; und solche sammelt man und wirft sie ins Feuer, und sie brennen“ (Joh 15,6).
Wenn jemand meint, er könne aus eigener Kraft und mit viel Fleiß und Anstrengung etwas erreichen, dann zeigt dies sein starkes Ego und gleichzeitig auch, dass der Mensch unabhängig von Gott lebt. Alle seine Anstrengungen sind letztendlich zum Scheitern verurteilt. Weiter sagt Jesus: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet“ (Joh 15,7-8).
Abhängigkeit von Jesus bedeutet „in Jesus“, in Seinem Willen und in Seinem Wort zu bleiben. Das ist die Quelle unseres Lebens: Eng angebunden zu sein an Christus durch Wort und Gebet. So werden wir in der Erkenntnis Jesu wachsen und ein fruchtbares Leben führen können.
Siegreiches Leben wird erst durch das Kreuz möglich.
2. Tägliches Schuldbewusstsein vor Gott
Bei diesem Gedanken wird sich mancher Leser die Frage nach dem Warum stellen. Von unseren Kindern würden wir sogar die Aussage hören: „Ich habe doch gar nichts (Schlechtes) gemacht! Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“ Paulus schrieb an die Korinther: „Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet“ (1.Kor 4,4/ LUT). Apostel Paulus hatte erkannt und eingesehen, dass in ihm – also in seinem Fleisch – nichts Gutes wohnt (vgl. Röm 7,18).
Auch wenn Paulus bereits ein echter Christusnachfolger war, ein Apostel, und hohe Offenbarungen von Gott empfangen hatte, schreibt er an seinen Jünger Timotheus, dass er der größte aller Sünder ist – nicht war, sondern ist (vgl. 1.Tim 1,15). Und dass Christus Seine Barmherzigkeit in geduldigem Ertragen (Langmut) am Beispiel des Paulus zeigt.
Apostel Johannes schreibt in seinem ersten Brief vom Leben im Licht Gottes und der Sündenvergebung: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1.Joh 1,5-7).
Als erstes müssen wir in diesem Text verstehen: Gott ist vollkommen frei von jeglicher Finsternis, Gott ist Licht! Wenn Menschen sagen, dass sie Gemeinschaft mit Gott haben, jedoch in ihrem praktischen Lebenswandel ohne Einsicht der Sünde, unaufrichtig und unbußfertig sind, dann wandeln sie in der Finsternis. Wer im Licht wandelt, der sucht Gemeinschaft mit der Gemeinde, lässt sich von Gottes Wort ermahnen, lässt sich vom Heiligen Geist überführen, kommt zur Einsicht und tut Buße.
Dadurch erfährt er Reinigung durch das Blut Jesu Christi. Weiter schreibt Johannes: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1.Joh 1,8-9). Wir lernen, dass wir täglich Einsicht über unsere Unvollkommenheit haben müssen und täglich Reinigung durch Jesu Blut brauchen.

Wie eine Rebe vom Weinstock abhängig ist, so sind auch wir auf Christus angewiesen. Bildquelle: AdobeStock @ Thierry RYO
3. Bereitschaft, den Mitmenschen zu vergeben
Zum täglichen Kreuztragen eines Christusnachfolgers gehört neben der Abhängigkeit von Christus und dem Schuldbewusstsein vor Gott unbedingt auch die Vergebensbereitschaft gegenüber Mitmenschen. Nachdem Jesus Christus schreckliche Pein gelitten hatte und auf brutale Weise gedemütigt worden war, trug Er Sein Kreuz und wurde daran aufgerichtet. Am Kreuz hängend wandte Er Sich zu Seinem Vater im Himmel mit den Worten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34).
Jesus richtete in Seiner Bergpredigt nicht bloß Worte der Belehrung an die Menschen, indem Er sagte: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen“ (Mt 5,44), nein, Er setzte diese Voraussetzung zur Sohnschaft des Vaters im Himmel in die Tat um. Er selbst war bei Seinem Vater Fürsprecher für Seine Peiniger geworden.
Nach genau diesem Vorbild haben auch andere Glaubensmänner gelebt. Als Beispiel sei hier der Diakon Stephanus genannt. Auch er vergab seinen Peinigern, die ihn steinigten, und betete für sie: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apg 7,60).
Als Jesus in der Bergpredigt über das Beten lehrte, hob Er die Vergebung besonders hervor und nannte sie als Bedingung für Vergebung beim Vater im Himmel (vgl. Mt 6,14-15). Vergebung nur mit Worten auszusprechen, ist an dieser Stelle jedoch nicht genug. Vergebung bedeutet, darauf zu verzichten, den Mitmenschen zu beschuldigen und damit auf das eigene Recht zu verzichten. Das ist Gnade, die vom Kreuz ausgeht. Paulus ermahnt in seinem Brief an die Kolosser: „Vergebt einander, [...] gleichwie Christus euch vergeben hat“ (Kol 3,13).
Vergebung bedeutet den Verzicht des eigenen Rechts und die gleichzeitige Aufgabe der Beschuldigung der Mitmenschen.
Christus lebt in mir
Am Leben des Apostels Paulus können wir die drei vorher genannten Punkte deutlich erkennen. Er fasst seine Christusnachfolge in Galater 2,20 so zusammen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Wenn Paulus davon schreibt, dass er mit Christus gekreuzigt ist, dann lasst uns auch daran denken, wie er sich von allen seinen menschlichen Vorzügen und Errungenschaften distanziert. Seine Zugehörigkeit durch Abstammung, seine hervorragende Bildung, sein makelloses Ansehen in der Gesellschaft – all dies waren besondere Vorzüge und erstrebenswert in den Augen der Menschen (vgl. Phil 3,5-8).
Aber um Jesu Christi Willen büßte er diese Vorzüge ein und erachtete es für Schaden und Dreck. Er wollte viel lieber die Kraft der Auferstehung erleben und Gemeinschaft mit den Leiden Christi haben. Paulus hatte die Gnade des Kreuzes Christi durch den Glauben an den Sohn Gottes erlebt und war eine neue Schöpfung in Christus geworden.
Im Brief an die Hebräer ruft er sogar dazu auf: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und seine Schmach tragen!“ (Hebr 13,13). Das »Lager« (vgl. die Wüstenwanderung) ist ein Bild der Volksgemeinschaft Israels. Den schmählichen Ausschluss aus dieser Gemeinschaft (vgl. 4.Mo 5,1-4) mussten die Hebräer auf sich nehmen, wenn sie sich ganz zu Jesus Christus bekannten. Genauso werden auch wir, die wir Christus nachfolgen, dazu aufgefordert, uns nicht dem Lauf der Welt anzupassen (vgl. Röm 12,2 und Gal 1,4), sondern uns von der Welt und dem weltlichen bzw. irdischen Denken abzusondern (vgl. 2.Kor 6,14-18).
Paulus ruft uns zum „Anderssein“ auf. Anders als die Welt. Das hat zur Folge, dass man nicht verstanden und nicht akzeptiert oder auch ausgegrenzt und ausgelacht wird. So ist es unserem Herrn Jesus Christus ergangen. Paulus hatte erkannt, welch gewaltigen Preis Christus für ihn bezahlte und war bereit, alle Errungenschaften in der Gesellschaft und seine Karriere einzubüßen um Jesu Willen. Deshalb konnte er von sich behaupten: Jetzt lebe nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir. An die Philipper schrieb Paulus ermahnende Worte, dass sie so gesinnt sein sollten, wie Christus es auch war. Für den Apostel bedeutete der innewohnende Christus eine Sinnesänderung Christus Jesus gemäß.
Wie sah die Gesinnung Christi aus?
In Philipper 2,5-8 lesen wir: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.“
Wir dürfen hieraus erkennen, dass Christus die Herrlichkeit des Himmels und Seine göttliche Gestalt nicht wie erbeuteten Reichtum fest hielt. Er war bereit, den Himmel zu verlassen, Knechtsgestalt anzunehmen, auf der Erde verstoßen und gedemütigt zu werden und gehorsam zu sein bis zum bitteren Tod am Kreuz. Das ist ein unbeschreiblich gewaltiger Verzicht, auf den Sich der Herr Jesus einließ. Paulus beschreibt diesen Verzicht so: „Denn ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, obwohl er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2.Kor 8,9).
Bewusster Verzicht und Kreuzaufnahme zeichnen Christi Gesinnung aus. Christus verzichtete und nahm das Kreuz an, damit die Menschheit eine Chance auf die Wiederherstellung der durch den Sündenfall zerbrochenen Gemeinschaft mit Gott bekommt. Die Gnade Jesu bestand darin, sich selbstlos aufzugeben und den Menschen zu dienen – arm zu werden, um andere reich zu machen. Paulus schreibt an die Römer, dass Christus nicht an Sich selbst Gefallen hatte, sondern die gegen Gott gerichteten Schmähungen an Sich selbst erfahren hat (vgl. Röm 15,3).
Jesus selbst ruft Seinen Nachfolgern zu: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Sanftmut bedeutet: Böses, das zu Unrecht geschieht, ertragen zu können, ohne sich selbst zu verteidigen bzw. auf eigenes Recht zu bestehen. Dazu lesen wir das Zeugnis des Petrus über seinen Herrn in 1.Petrus 2,23: „Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder, als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet.“
Eine demütige Herzenshaltung dagegen zeigt sich in der Bereitschaft, Entscheidungen eines anderen anzunehmen, die man selbst gerne anders hätte, und sich dem Willen des anderen zu beugen. Diese Herzenshaltung wird bei Jesus sehr deutlich sichtbar, als Er im Garten Gethsemane zum himmlischen Vater flehte (vgl. Mt 26,39).

Christi Gesinnung zeichnet sich durch den bewussten Verzicht und die Aufnahme des Kreuzes aus. Bildquelle: AdobeStock @ Wirestock
Das Wort vom Kreuz – Torheit oder Gotteskraft?
Diese christliche und göttliche Gesinnung steht dem Sinnen und Trachten dieser Welt völlig entgegen. In der Gesellschaft um uns herum werden die Ellenbogen ausgefahren. Bei der weltlichen Gesinnung geht es um Durchsetzungsvermögen, Selbstbehauptung, Egoismus und eitle Ehre bzw. Ansehen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Apostel Paulus schreibt: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft“ (1.Kor 1,18).
Für Menschen, die Gott nicht erkannt haben und nicht erkennen wollen, erscheint die Botschaft des Kreuzes unsinnig. In ihren Augen ist es total unvernünftig, auf das eigene Recht zu verzichten, geschweige denn auch noch sich selbst zu verleugnen oder sein Kreuz auf sich zu nehmen. Menschen leben ohne Gott, weil sie unabhängig sein wollen. Sie haben kein Schuldbewusstsein vor Gott und ermangeln der Bereitschaft, sowohl um Vergebung zu bitten als auch anderen Menschen zu vergeben.
Die weltliche Gesinnung will das echte Kreuz nicht annehmen, weil Einsicht über das „Verlorengehen ohne Gott“ fehlt. Paulus schreibt mit Bedauern in Philipper 3,18-19 von irdischer Gesinnung, die zur Feindschaft des Kreuzes Christi führt: „Denn viele wandeln, wie ich euch oft gesagt habe und jetzt auch weinend sage, als Feinde des Kreuzes des Christus; ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott ist der Bauch, sie rühmen sich ihrer Schande, sie sind irdisch gesinnt.“
Das Problem dieser Menschen ist, dass sie egoistisch leben und sich selbst dienen. Diese irdische Gesinnung, ganz gleich, ob der Mensch sich Christ nennt oder nicht, steht der Gnade des Kreuzes völlig entgegen. Wer dagegen erkannt hat, dass er getrennt von Gott dem ewigen Tod ausgeliefert ist, für den ist die Botschaft des Kreuzes zu einer göttlichen Kraft geworden.
Es ist die Kraft der Vergebung und Wiederherstellung. Es ist die Kraft des Verzichts auf menschliche Vorteile. Es ist die Kraft, Unrecht zu ertragen. Um diese Kraft zu erleben, braucht man Einsicht darüber, dass man sündig ist und dass man aus eigener Kraft keine Sühne (= Wiedergutmachung der Schuld) erwirken kann. Es braucht Einsicht darüber, dass nur Jesus Christus allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und somit das einzige vollkommene Sühnopfer, das unsere Schuld endgültig wegnimmt und uns frei macht vom bösen Gewissen (vgl. Hebr 10).
Gehörst du zu Christus?
Diese Frage möchte ich an dieser Stelle wieder aufgreifen. Es geht nicht bloß darum, regelmäßig die Gottesdienste zu besuchen, den Zehnten zu geben, die Bibel zu lesen und täglich zu beten. Dabei sei angemerkt, dass die genannten Dinge sich unbedingt in der Christusnachfolge zeigen müssen.
Vielmehr geht es darum, ob das Kreuz von Golgatha für dich Kraft und Leben geworden ist. Ob du bereit bist, dein ichbezogenes Denken und Handeln aufzugeben und dich in deinem ganzen Wesen von Gott verändern zu lassen, damit Christi Charakterzüge immer mehr Gestalt in dir annehmen (vgl. Eph 4,23). In diesem Sinne ist Selbstverleugnung bzw. sein Kreuz auf sich zu nehmen wunderbare Gnade Jesu Christi.
In Galater 5,24 beantwortet Paulus diese Frage so: „Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten.“
Anatoli Kramm
Gemeinde Lappenstuhl