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Die meisten Menschen auf dieser Erde wissen, dass Gott Geist ist. Er ist demnach allgegenwärtig und sieht jeden Menschen immer und überall. Dennoch stellen wir Gott besonders in schwierigen Lebenssituationen folgende Fragen: „Gott, wo warst du? Warum ist das passiert? Wie konntest du das zulassen? Warum trifft es MICH?“
Auch ich habe diese Fragen zum Herrn geschrien, als ich meinen leblosen 4-jährigen Sohn in den Händen hielt und die ganze Welt für mich zusammenbrach. Ich fragte mich: „Wie kann mein Gott dieses große Leid zulassen? Warum hat Er es nicht verhindert?“ In großen Herausforderungen oder schweren Schicksalsschlägen wird der Mensch in seiner Beziehung zu Gott geprüft. Aber wie erlangen wir die richtige Gotteserkenntnis, die uns in schwierigen Zeiten, die richtigen Aussagen und Entscheidungen fällen lässt? Im Buch Hiob haben wir eine klare Gegenüberstellung von einem Mann Gottes und seiner Ehefrau sowie seinen Freunden, die mit menschlichen Ansichten urteilen.
Hiobs Treue in Zeiten von Freude
Zuerst müssen wir uns Hiob als Person anschauen. Gleich am Anfang erfahren wir wichtige Eigenschaften, die Hiob auszeichneten. Er war fromm, rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse (vgl. Hiob 1,1). Die Entscheidung, Gott treu zu folgen und zu dienen, hatte höchste Priorität in seinem Leben.
Hiob verstand, dass er als Mensch menschliche und fleischliche Begierden hatte. Um seine Nachfolge nicht zu gefährden, schloss Hiob mit Gott einen Bund und richtete seinen Weg, seine Tätigkeiten und alle Bedürfnisse seines Lebens immer ehrlich und treu aus (vgl. Hiob 31,1-16).
Eine weitere wichtige Seite beschreibt Hiob als Ehemann und Vater. Gott segnete Hiob und seine Frau mit sieben Söhnen und drei Töchtern (vgl. Hiob 1,2). Seine Kinder waren bereits erwachsen und lebten in ihren eigenen Häusern und feierten eigene Feste. Doch Hiob war sich seiner Verantwortung bewusst und trug Sorge um die Heiligkeit seiner Familie. Jedes Mal, wenn sie feierten, war es ihm wichtig, für sie zu beten und sie zu heiligen. Allein die Tatsache, dass sie gesündigt haben könnten, reichte ihm aus, sich Zeit für Gebet und Opfer zu nehmen, denn Heiligkeit im Wandel vor Gott galt nicht nur für ihn, sondern für seine ganze Familie (vgl. Hiob 1,5).
Wir sehen anhand dieser Bibelstellen, dass Hiob auch in Zeiten der Freude ein entschiedener Nachfolger Gottes war. Von diesem Weg der Gerechtigkeit konnte ihn keiner abbringen und alles in seinem Leben – seine persönlichen Wünsche, seine Familie, sein Geschäft und seine Stellung in der Gesellschaft – mussten sich der Nachfolge Gottes unterordnen.
Selbst im Leid versündigte sich Hiob nicht an Gott, sondern gab Ihm die Ehre.
Hiobs Treue im Leid
Echte Nachfolge zeichnet sich nicht nur in guten Tagen aus, sondern gerade in Zeiten der Not und des Leids. Hiob musste sich im Leid einer sehr harten und schweren Prüfung unterziehen. Eine schreckliche Meldung löste die vorherige ab. Die Sabäer fielen ins Land ein und stahlen alle Rinder, Eselinnen und Gespanne von Hiob. Feuer vom Himmel verzehrte Schafe und Knechte und die Chaldäer stahlen alle Kamele. Nach dem materiellen Verlust kam eine noch schrecklichere Nachricht: Seine Kinder waren bei einer Feier im Hause des ältesten Bruders durch einen Sturm unter seinem Haus begraben worden.
Wie würden wir bei solch schrecklichen Ereignissen in unserem Leben reagieren?
Hiob empfand riesigen Schmerz, scherte sein Haupt, zerriss seine Kleider und betete Gott an. An dieser Stelle sehen wir, dass sich auch Leid im Leben von Hiob seiner Nachfolge Gottes unterordnen musste. Sein Leben mit Gott führte zu einem richtigen Gottesbild und einem richtigen Gottesverständnis.
Die Gotteserkenntnis von Hiob basierte nämlich auf folgenden Punkten:
- Alles, was ich habe, kommt von dem Herrn.
- Der Herr darf frei entscheiden, was er mir gibt oder nimmt.
- Ich stehe unter dem Willen des Höchsten.
Diese tiefe Beziehung zu Gott, die Hiob vor seinem Leid aufbaute, wird vor allem in dieser Aussage deutlich: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hiob 1,21). Selbst im Leid versündigte sich Hiob nicht an Gott und gab Ihm die Ehre.
Seine engste Vertraute wird Gott untreu – Hiob bleibt dennoch treu
Das Leid im Leben Hiobs nahm kein Ende. Nach den schrecklichen Meldungen überfiel ihn persönlich eine furchtbare Krankheit und sein gesamter Körper wurde von bösen Geschwüren übersät.
Zu den großen Schmerzen im Herzen und am Körper kam eine große Einsamkeit über Hiob. Seine Ehefrau, mit der er zehn Kinder großgezogen hatte und die ihm bis zum Tod treu bleiben und ihn unterstützen sollte, ließ ihn im Stich. Anstatt ihm beizustehen und Gott treu zu bleiben, wandte sie sich vom gemeinsamen Weg ab und forderte ihn auf: „Fluche Gott und stirb!“ (Hiob 2,9).
Wie schmerzhaft müssen diese Worte für Hiob in der schwierigsten Phase seines Lebens geklungen haben. Doch auch hier blieb Hiob Gott treu und hörte nicht auf seine Ehefrau. Sein Glaube an Gott stand auch über seiner Ehefrau – immer noch an erster Stelle. Er ermahnte seine Ehefrau: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,10). Damit zeigte Hiob ihr auf, dass Treue in jeder Lebenssituation wichtig ist, auch wenn es gerade nicht so läuft, wie man es sich wünscht.
Hiob hat in seinem Leben verstanden, wer Gott ist und wer er als Mensch ist.
Hiobs Treue im Schmerz
Hiob hatte so gewaltige Schmerzen, dass sein gesamtes Weltbild erschüttert wurde. Er wünschte sich sogar, nie geboren worden zu sein. In dieser Phase des Schmerzes stellte Hiob sich die Frage: „Warum starb ich nicht gleich bei der Geburt, kam nicht um, sobald ich aus dem Mutterschoß hervorging?“ (Hiob 3,11). Welchen Sinn kann ein Leben so voller Leid und Schmerzen haben? Aber auch hier versteht Hiob, dass auch die Summe seiner Gerechtigkeit ihn nicht dazu berechtigt, Gott Fragen zu stellen bzw. seine Souveränität anzuzweifeln.
Gott ist Herr und was er tut, kann ein Mensch niemals vollständig verstehen. Gott selbst zeigt Hiob Seine Größe, Seine Reichweite, Seine Macht und stellt damit klar, dass der Mensch das Handeln Gottes niemals wird begreifen können. Gott sieht alle Dinge aus einer Perspektive, die wir uns nicht einmal vorstellen können. Das erkennt Hiob und ordnet sich Gottes Autorität unter.
Hiobs Freunde
In seinem Leid bekommt Hiob Besuch von seinen drei Freunden. Ihr Ziel ist es, Hiob zu trösten und ihm ihr Beileid auszusprechen. Als sie Hiob jedoch erblicken, verschlägt es ihnen die Sprache. Der fürchterliche Anblick von Hiob in seinem Leid sitzt so tief, dass sie sieben Tage kein Wort sprechen und nur neben Hiob sitzen können. Erst dann haben sie den Mut, zu ihm zu sprechen. Durch die Reden seiner Freunde sehen wir, dass Gott ihnen nicht fremd war und sie durchaus an Gott geglaubt haben. Jedoch finden wir einen gewaltigen Unterschied in ihrer Gottesvorstellung zu der von Hiob. Wir lesen in Hiob 8,2: „Wie lange willst du solche Reden führen, [wie lange] sollen die Worte deines Mundes wie heftiger Wind sein?“
Das Gottesbild in den Augen der Freunde war folgendes:
- Gott sieht alles, Gott ist gerecht!
- Strafe ist immer eine Folge von Sünde.
- Die Kinder von Hiob haben gesündigt – deswegen sind sie tot.
- Hiob hat gesündigt – deswegen leidet er.
Die Freunde machten einen entscheidenden Fehler. Sie maßten sich an, Gott genau zu kennen und Sein Handeln auf dieser Erde beschreiben zu können. Somit erkannten sie Gott Seine Souveränität ab und meinten, Ihn aus menschlicher Logik heraus beschreiben zu können.
Sehr oft handeln wir genau so in unserem Leben. Wir glauben aufgrund unserer Logik oder unseres Bibelverständnisses Gottes Entscheidungen schon fast vorhersagen zu können. Doch Gott wird in Seiner Souveränität niemals so handeln, wie wir uns das vorstellen oder es für richtig halten, denn Seine Wege werden niemals unseren Wegen gleichen.
Hiobs Gotteserkenntnis
Hiob hat in seinem Leben verstanden, wer Gott ist und wer er als Mensch ist. Seine Beziehung zu Gott basierte auf der Erkenntnis, dass Gott keine Fehler macht. Dies lässt seine Aussage in Hiob 19,25-27 erkennen: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben. Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los, Gott schauen; ja, ich selbst werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen, ohne [ihm] fremd zu sein. Danach sehnt sich mein Herz in mir!“
Egal wie groß das Leid oder wie stark das Missverständnis aus unserer Sicht ist, was Gott tut, ist richtig und hat einen Sinn in unserem Leben. Auch wenn Regierungen, Ärzte, Freunde oder sogar Familie sich von uns abwenden, dürfen wir wissen, dass Gott immer das letzte Wort hat. Trotz seines gesamten Leids war sich Hiob bewusst, dass er in seinem Erlöser Heilsgewissheit hatte, die ihm nichts in dieser Welt nehmen konnte. Seine größte Liebe galt seinem Heiland und wurde stets von der tiefen Sehnsucht begleitet, Ihn zu schauen und bei Ihm zu sein.
Hiobs Treue zu dem Herrn zahlte sich zudem aus. Der Herr segnete ihn und schenkte ihm wieder Kinder, Besitz und ein langes Leben. Nach 140 Jahren starb Hiob schließlich.
Schlussfolgerung
Gott, wo bist du? Diese Frage haben wir am Anfang dieses Artikels gestellt. Sehr häufig verlieren Menschen im Leid ihre Verbindung zu Gott. Aber wir sollen wissen, dass Gott uns gerade im Leid so nahe ist.
Sehr häufig machen wir Menschen genau denselben Fehler wie die Freunde Hiobs. Wir versuchen, Gott zu erklären und zu begreifen. In unser Gottesbild passt kein Leid hinein. Gott liebt uns doch und möchte nur Gutes für uns. Das ist absolut wahr. Gott hat nur Gutes für uns im Sinn und tut auch nur Gutes für uns. In unserem kleinen Bild mag die aktuelle Situation schlecht für uns aussehen, in Gottes Gesamtbild ist es aber das Richtige und Beste, was dir und mir passieren musste. Es war Sein Wille und Sein Wille ist das Beste für unser Leben.
Lasst uns deswegen Gott vertrauen, Ihm für Seine Führung danken und Ihm vertrauensvoll folgen, Ihn lieben und voller Sehnsucht auf die Ewigkeit warten, in der wir Gottes Herrlichkeit sehen werden.
Jakob Wassiljew
Gemeinde Cloppenburg