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Ruft Jesus uns in die Nachfolge, so macht Er keine Späße. Er streckt dir Seinen Arm entgegen. Dann ist deine Antwort gefragt. Du darfst wählen. Den einen ruft Jesus Christus bereits früh im Leben in die Nachfolge, dem anderen begegnet Er erst später. Wie Jesus mich fand und rettete, will ich dir, lieber Leser, anhand meines Lebenszeugnisses mitteilen.
Sehnsucht sucht Erfüllung
Am 17. Oktober 1991 wurde ich, Alexander Sperling, in dem russischen Dorf Solnzewka, nahe der Stadt Issilkul, in der Oblast Omsk in Russland geboren. Meine ursprüngliche Familie entschied sich, mich nach der Geburt zur Adoption freizugeben. Eine russlanddeutsche Familie nahm mich auf. Als ich elf Monate alt war, siedelten wir nach Deutschland über, wo ich behütet aufwachsen durfte. Meine Eltern waren sehr fürsorglich und haben mir alles gegeben, was ich brauchte. Meine Mutter war schon damals gläubig, mein Vater hingegen nicht. Aber er war sehr offen und wohlwollend gegenüber dem christlichen Glauben eingestellt.
Als meine Eltern mir im Alter von ungefähr sechs Jahren mitteilten, dass ich adoptiert worden bin, habe ich es eigentlich ganz gut aufnehmen können. Schon damals fühlte ich aber, obwohl mir meine Eltern nichts zu wünschen übrigließen, ein Loch im Herzen. Etwas fehlte mir, wonach ich mich tief im Innern sehnte.
Halbe Sache – ganze Katastrophe
Der Besuch der Kirche mit meiner Mutter war für mich als Kind immer langweilig, trotzdem traf ich mit 17 Jahren die Entscheidung, Gott nachfolgen zu wollen. Da mir mein Verstand sagte: „Es muss einen Gott geben. Du brauchst Vergebung und die Bibel ist wahr.“ Es war eine Entscheidung nach dem Verstand, aber keine Herzensentscheidung. Mein Gottesbild diktierte mir, dass ich nach meiner formalen Buße keine Fehler mehr machen durfte und alle Regeln der Gemeinde einhalten musste, um in das Himmelreich zu kommen. Dem wurde ich natürlich nicht gerecht und sah schließlich auch keinen Sinn mehr, es weiter zu versuchen.
Mit etwa 19 Jahren wollte ich dann meinen eigenen Weg gehen und nach meinen Regeln leben – ohne Gott. Zur gleichen Zeit begann ich eine Ausbildung und lernte sofort neue Freunde außerhalb der Kirche kennen. Der Kontakt zu Partys und Drogen war also nicht mehr weit.
Der Stich der Giftschlange
Sehr schnell begann ich, alles auszuprobieren, was die Welt zu bieten hat und fing somit auch an, regelmäßig leichte Drogen zu konsumieren. Ich lebte nur noch in den Tag hinein und verschwendete kaum noch einen Gedanken an Gott, obwohl meine Mutter immer wieder versuchte, mich auf Gott hinzuweisen. Sie betete ständig für mich. Trotzdem kam der Zeitpunkt, wo ich sogar meine selbst gestellten Regeln, keine harten Drogen zu konsumieren, übertrat.
Die harten Drogen gaben mir überraschenderweise das Gefühl, endlich das gefunden zu haben, was ich mein Leben lang gesucht hatte. Meine innere Leere schien gefüllt zu sein. Dieser Zustand hielt aber nicht lange an und ich wurde schnell physisch und psychisch abhängig. Mein Leben fing an, sich im Kreis zu drehen und das Schattental, in das ich hinabging, wurde allmählich dunkler.
Ohne Netz und doppelten Boden
Nach mittlerweile vier Jahren andauernder Drogensucht ereignete sich etwas Verheerendes, was ich wohl niemals in meinem Leben vergessen werde: Ich bereitete in meinem Zimmer alles vor, um meine Drogen konsumieren zu können. Ich machte mir leise Musik an. So leise, damit sie nicht aus meinem Zimmer herausschallte und meine Eltern plötzlich in mein Zimmer kämen, um mich zu bitten, sie leiser zu machen.
Dieses Mal lief es aber nicht wie geplant. Die Dosis war zu hoch. Das Ergebnis war eine Überdosis! Ich wachte irgendwann auf der Intensivstation auf und wusste nicht, was passiert war. Meine Mutter erzählte mir, wie sie von der Spätschicht nach Hause gekommen war, aus meinem Zimmer laut Musik schallte, sie deswegen direkt in mein Zimmer ging und mich schließlich auf dem Boden fand: blau angelaufen, Schaum kam aus dem Mund, keine Atmung. Sie fing an, mich wiederzubeleben und den Notarzt anzurufen, der mich dann reanimierte und später ins künstliche Koma versetzte.
Während all dieser Zeit betete meine Mutter für mich. Sie betete vor dem Ereignis, währenddessen und danach. Im Krankenhaus wurde ein Schaden am Herzen festgestellt, der durch die Überdosis herbeigeführt worden war. Ich sollte einen Herzschrittmacher bekommen. Der Arzt sagte: „Hätten Ihre Eltern nur zwei Minuten später angefangen, Sie wiederzubeleben, wären Sie gestorben.“
Was mich wunderte, war, dass meine Musik derart laut gewesen sein soll, dass meine Mutter direkt in mein Zimmer geeilt war. Ich war mir damals und bin mir heute noch immer zu 100% sicher, sie leise eingestellt zu haben. Schnell wurde mir klar, dass Gott eingegriffen und mir gewaltige Gnade erwiesen hatte, wo ich mich doch von Ihm abgewandt hatte. Am Tag der geplanten Überweisung in die Herzklinik, wo ich meinen Herzschrittmacher bekommen sollte, kam der Arzt überrascht zu mir. Die Auffälligkeiten am Herzen waren weg. Eine Erklärung dafür hatte er nicht und ich konnte entlassen werden.
Wieder Gottes Gnade – das war mir klar. Umso mehr hätte mich verwundern sollen, dass meine erste Reaktion auf den geplanten Herzschrittmacher war: „Wie soll ich damit nur weiter konsumieren können?“ So tief war mein Gefangensein in der Sucht. Ein zwiespältiger Zustand.
„Stehenbleiben! Widerstand ist zwecklos!“
Aus dem Krankenhaus entlassen dauerte es nicht lange und ich fing wieder an, harte Drogen zu konsumieren. Meine Eltern litten sehr unter meiner Sucht und wollten mich unter Tränen zu ihrem Selbstschutz rausschmeißen, da sie es nicht mehr ertragen konnten, mich so zu sehen. So verzweifelt hatte ich meine Eltern bis dahin noch nicht gesehen und ich versprach ihnen, eine Entgiftung zu machen.
Nach sehr vielen kalten Entzügen, die alle nichts brachten, war es der erste Versuch, mir professionelle Hilfe zu holen. Ich ging in die Entgiftungsklinik und direkt danach in eine staatliche Therapieeinrichtung. Es waren sieben Monate, in denen ich nichts konsumierte. Aber am Tag der Entlassung wurde ich direkt wieder rückfällig. Meine Lage schien aussichtslos. Die Drogen lagen wie schwere Ketten um mein Herz und allmählich schnürten sie sich enger. Selbsthass und Sinnlosigkeit standen mir stets vor Augen und mein Loch im Herzen wurde immer größer.
Mein Vater, der nicht mehr weiterwusste, unterbreitete mir ein Angebot: keine Drogen mehr und er würde einen Kredit von 100.000€ aufnehmen und mir das Geld geben. Nach einem Jahr Abstinenz würde ich das Geld bekommen. Aber sogar das schaffte ich nicht. Ich war gebunden.
Damaskus!
Ich musste raus aus der Sucht! Knapp neun Jahre quälte ich mich schon. So startete ich wieder einen kalten Entzug in meiner Wohnung. Zwei Tage litt ich nun schon. Mein Körper schrie vor Schmerzen und meine Seele war leer. In diesem Moment standen plötzlich meine Eltern vor der Tür und sahen mich in einem schrecklichen Zustand. Sie nahmen mich zu sich nach Hause und brachten mich noch am selben Tag in eine Entgiftungsklinik.
Aber auch der Entzug in der Klinik war dieses Mal schrecklich und schwer, dass ich zu meiner Mutter sagte: „Wenn es so weiter geht, spring ich noch vor den Zug. Ich halte das nicht mehr aus! Oder ich werde wieder rückfällig und akzeptiere mein Leben als Junkie.“ Ich hatte mich selbst aufgegeben. Gott sah in diesem Moment meinen Zustand. Davon bin ich überzeugt, denn Er griff ein. Er bewegte meine Tante dazu, meiner Mutter von einem christlichen Rehazentrum aus Lahr zu erzählen.
Sieg durchs Blut
Ich ließ mich auf die Rehabilitation ein und sagte zu Gott: „Kein Mensch konnte mir helfen. Wenn du mir hilfst, dann ist es gut. Wenn aber nicht, dann ist es für mich auch in Ordnung und ich werde weiter als Drogensüchtiger leben.“ Am 10. Juli 2020 brachten mich meine Eltern in das Rehazentrum „Betesda“ der Gemeinde Lahr. Die Leiter und Mitbewohner waren alle sehr nett und freundlich zu mir. Ich sah in ihnen etwas Besonderes, was ich nicht hatte, aber haben wollte – den Frieden Gottes, wie sich später herausstellen sollte. Es dauerte nicht lange und ich lernte den wahren Gott kennen, den gnädigen und liebevollen Gott.
Am 21. Juli 2020 entschied ich mich, mein Leben Jesus Christus zu übergeben. Es war eine Herzensentscheidung. Der Herr ließ nicht auf sich warten und kam in mein Leben. An diesem Tag kam Frieden in meine Familie und Gott machte mich frei von Drogen. Er vergab mir all meine Sünden. Meine innere Leere wurde gefüllt mit dem Frieden und der Liebe Gottes und meine Suche hatte ein Ende.
Seit diesem Tag brauche ich mich nicht mehr anzustrengen, keine Drogen zu konsumieren, weil Jesus diesen Kampf für mich schon gewonnen hat. Am 6. September 2020 durfte ich einen Bund mit dem Herrn schließen und meine Entscheidung, Ihm nachzufolgen, durch die Wassertaufe bekräftigen.
Es vergingen weitere elf Tage und ich habe in einem Gebet die Geistestaufe erleben dürfen: der Herr taufte mich im Heiligen Geist, wie Er in Seinem Wort verheißen hat. Und auch wenn ich jetzt sündigen sollte, weiß ich doch, dass ich einen Fürsprecher habe, der treu und gerecht ist und mir immer wieder vergibt, wenn ich meine Schuld vor Ihm bekenne. Ich lebe aus Gnade und aus Gnade ist mir vergeben. Und meine Anstrengungen können dem nichts hinzutun.
Am Ende möchte ich noch etwas loswerden. Nichts kann die Kraft der Sünde bändigen: keine Eigenmotivation, keine 100.000€, nicht der Wunsch der Eltern, einfach nichts auf dieser Erde. Nur Jesu Blut allein ist dazu fähig. Liebe Geschwister, lasst uns das Werk der Erlösung Jesu in würdiger Weise wertschätzen. Denn es steht geschrieben:
„Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus als eines makellosen und unbefleckten Lammes“ (1.Petr 1,18-19).
Alexander Sperling
Gemeinde Lahr