Neue Hoffnung für Indien

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Neue Hoffnung für Indien

2020-09-11T21:35:46+02:0011. September 2020|

Ein Bericht über die Reise nach Koch-Bihar

Koch Bihar ist ein Ort mit etwa 77.000 Einwohnern im Norden des indischen Bundesstaates Westbengalen. 1952 waren norwegische Missionare unter der Leitung von Herrn Olav Hodne vor Ort, um die dortige Schul- und Gemeindearbeit zu erweitern. Nach dem Unabhängigkeitskampf für Bangladesch strömten hunderttausende Flüchtlinge aus Bangladesch nach Koch Bihar.

1964 sah Frau Brit Hodne unter den Flüchtlingen viele blinde Kinder, die bettelten. Daraufhin eröffnete sie mit ihrem Mann ein Heim mit einer Schule für blinde Menschen. Anfang der 80er Jahre kehrte das Missionarsehepaar nach Norwegen zurück, um dort den Ruhestand zu verbringen. Die Schule wurde an den heimischen Leiter übergeben, der ebenfalls blind ist.

Anfangs lief alles gut. Aber mit der Zeit wurde die Unterstützung aus dem Ausland weniger. Aus dieser Not heraus lieh das Heim von indischen Unternehmern Geld, was leider nicht zurückgezahlt werden konnte. Da keine weitere finanzielle Hilfe kam, musste das Heim geschlossen und die Kinder nach Hause zu ihren Eltern geschickt werden.

Als Raj, der Sohn des ehemaligen Heimleiters, erwachsen wurde, rief er die Schule wieder ins Leben. Raj suchte die Sponsoren in Norwegen auf. Das Ehepaar Hodne war bereits verstorben, aber die anderen Missionare halfen mit. In Norwegen lernte er auch die Weißrussin Svetlana Savchuk kennen, die er später heiratete. Im Heim leben nun 82 Kinder im Alter von 5 bis 20 Jahren.

Während einer Missionsreise Anfang 2018 verbrachten wir drei Tage in diesem Heim in Indien. Wir sahen die Not, die maroden Gebäude, die kaputten Dächer. Daraufhin entbrannte in uns das Verlangen zu helfen. Wir finanzierten zuerst die Sanierung der Decken und Dächer, dann die Anschaffung von Computern, es folgten Toiletten und aktuell kommen neue Böden in die Schlafzimmer.

Dieses Jahr kam die berüchtigte Krise durch das Corona-Virus, wodurch die Kinder nach Hause geschickt werden mussten. Nur die Kinder, die in ihrer Familie nicht versorgt werden können, dürfen im Heim bleiben. Für diese Kinder und ihre Familien werden Lebensmittel benötigt, sowie für all die armen Menschen im Ort.

In Indien sind die Lebensverhältnisse anders als in Deutschland. Dort kann kein Vorrat eingekauft werden. Das Geld reicht immer nur für einen Tag, da die Menschen als Tagelöhner arbeiten und kein Monatsgehalt bekommen. Die Lehrer und die restlichen Schüler, die im Heim sind, verpacken und verteilen an alle Bedürftigen im Ort Lebensmittel. Benötigt werden ganz besonders Babynahrung und Vitamine für Schwangere. Täglich stehen Frauen schon sehr früh am Heimgebäude an, um wenigstens etwas Reis zu bekommen. Seit dem 25. März herrscht Ausgangssperre und bis vor kurzem gab es keinen Kranken mit Covid 19 im Heim. Nun aber kehren viele Arbeiter zu ihrem Wohnort zurück und brachten das Virus mit. Dieses breitet sich nun wie ein Lauffeuer aus.

Am 20. Mai fegte ein Zyklon, ein großer Wind mit starkem Regen, über das Land und zerstörte viele Unterkünfte. Dazu gab es eine Invasion von Heuschrecken, die die ganze Ernte auffraßen. Es ist erschütternd, was die Region durchmachen muss.

„Kali“ (wörtlich: die Schwarze) ist im Hinduismus eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung. Sie wird in Indien sehr verehrt. Dieses Jahr wollten wir eine Evangelisation durchführen und Schulungen über die Christenlehre geben, aber leider hat die Coronakrise diese Arbeit verhindert. Wir hoffen, dass sich die Lage bald normalisiert und wir unsere Vorhaben umsetzen können.

Wir beten, dass Gott hilft, den Anforderungen gerecht zu werden. Für Kranke und Blinde ist es hart, den Abstand einzuhalten, Masken tragen zu müssen und keine Gemeinschaft haben zu dürfen.

Ein großes Dankeschön an alle, die uns unterstützt haben und auch weiterhin unterstützen. Wir hoffen auf eine baldige Entspannung der Lage. Betet für die Menschen vor Ort, für das Land und für uns.

 

Alexander Gruslak,
CDH-Stephanus

 

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