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Noch fünf Wochen bis zum erwarteten Geburtstermin und bis jetzt lief alles wie bei meinen bisherigen vier Schwangerschaften. Eines Morgens ging es jedoch plötzlich los. Mein Mann war bereits auf der Arbeit und die Kinder hatten gerade Herbstferien.
Ich beugte sofort meine Knie und betete um Schutz für die kommenden Stunden, sowie die Gesundheit unseres Kindes. Dabei wusste ich ganz genau, dass Gott allein den Zeitpunkt der Geburt kannte und ich Ihm vertrauen konnte, auch wenn ich selber sehr überrascht und erschrocken war.
Der Heilige Geist leitet und organisiert
Ich rief meinen Mann an, um ihn über die aktuelle Situation zu informieren, da ich in diesem Zustand schnell ins Krankenhaus musste. Bereits während des Telefongesprächs erkannten wir Gottes Führung. Mein Mann sagte: „Wir können froh sein, dass du mich erreicht hast. Heute bin ich im Atomkraftwerk, wo absolutes Handyverbot gilt. Das Handy lag im Auto. Ich musste zum Auto zurück, um etwas zu holen. Wäre ich nicht zurückgekommen, hättest du mich lange nicht erreichen können.“ Ehre sei dem Herrn, dass Er auch die kleinen stillen Gebete hört.
Als wir unsere vier Kinder untergebracht hatten, fuhren wir ins Krankenhaus. Dort angekommen, begannen die Untersuchungen. Man klärte mich darüber auf, dass die Geburt mithilfe von Medikamenten eingeleitet würde, sollten bis zum nächsten Tag keine eigenen Wehen einsetzen. Davor hatte ich bisher immer etwas Angst. Außerdem erklärte man uns, dass Kinderärzte das Neugeborene nach der Geburt untersuchen würden und es anschließend für einige Tage auf die Kinderstation käme.
„Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer, bewährt in Nöten.“ (Ps 46,2)
Der Herr gibt Ruhe
In dieser Zeit begleitete mich eine innere Ruhe, da ich mir sicher war, dass Gott alles in Seinen Händen hält. Mir wurde ein Zimmer nahe der Geburtsstation zugeteilt und mein Mann und ich konnten die Möglichkeit nutzen, in Ruhe für alles zu beten.
Aufgrund der verschärften Coronasituation durfte er nur eine kleine Weile bei mir bleiben. Dann musste mein Mann das Krankenhaus wieder verlassen und erst wieder zu mir kommen, wenn die Geburtswehen einsetzten. Ab diesem Zeitpunkt begann für mich eine Zeit des anhaltenden Gebetes und der innigen Gemeinschaft mit Gott.
Ich suchte jede sich mir bietende Möglichkeit zum Gebet. Meistens fand ich sie im Bad des Krankenzimmers, wo ich ungestört mit Gott sein konnte. Ich nahm bis tief in die Nacht so ziemlich alle gesunden Vorschläge an, um möglichst eigene Wehen zu bekommen. Bald verstand ich jedoch, dass Gottes Weg ein anderer war.
Die Geburt am nächsten Tag
Morgens gegen 7 Uhr musste ich die ersten Medikamente einnehmen, die etwa eine Stunde später die ersten Wehen auslösten. Die ganze Zeit über ließ ich im Gebet nicht nach, dabei konnte ich Gottes Gegenwart deutlich spüren. Ich spürte keinen großen Unterschied zu natürlichen Wehen und dafür war ich Gott sehr dankbar. Auch da zeigte Gott mir, dass Er die ganze Zeit bei mir ist und das Gebet seiner Kinder hört. Man gestattete mir, meinen Mann früher als geplant anzurufen, sodass er bei mir sein konnte. Gott sei Dank dafür. Das Einnehmen der Medikamente leitete nun auch die Geburt ein.
Die Geburt verlief sehr gut und ohne Komplikation. Ich gebar ein Mädchen, dem wir den Namen Rahel gaben. Nachdem wir noch etwas Zeit mit unserem Mädchen verbringen durften, nahmen wie angekündigt Ärzte sie mit auf die Kinderstation, um sie genauer zu untersuchen. Als ich mich kurze Zeit später etwas erholt hatte, ging ich auf die Kinderstation, um nach unserer Tochter zu sehen. Die Ärzte waren sehr zufrieden mit ihr und sie schien recht stabil zu sein. Voller Dankbarkeit ging ich auf mein Zimmer zurück, um mich etwas auszuruhen.
Auf der Intensivstation
Einige Stunden später erreichte mich der Anruf, dass Rahel in Atemnot geraten sei und man sie auf die Intensivstation für Neugeborene verlegt hatte. Ihr wurde eine Atemhilfe angelegt, da sie allein nicht atmen konnte. Sofort eilte ich betend zu ihr und fand sie völlig verkabelt und an sämtliche Geräte angeschlossen vor. Die Ärzte erklärten mir, dass sie am nächsten Tag prüfen wollten, ob sie bereits wieder ohne Atemhilfe atmen könne. Tatsächlich wurde es am nächsten Tag besser und man verlegte sie drei Tage später wieder zurück auf die Kinderstation. Ich durfte auf ein kleines Kinderbett neben ihr ins Zimmer ziehen.
Gegen Abend fiel mir auf, dass sie immer schläfriger wurde und kaum Reaktionen zeigte. Zu ihrer Atmung kam ein Röcheln hinzu. Dies kam mir seltsam vor, deshalb alarmierte ich die Schwestern, die nach ihr sahen. Sie richteten ihr Köpfchen immer wieder gerade und massierten ihre Handflächen, doch da die Monitore keine starken Auffälligkeiten zeigten, wurde auch nichts weiter unternommen.
„Kommt her zu mir alle, ich will euch Ruhe geben“
Ich wurde unruhig und spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Doch ich war dankbar, dass ich all meine Sorgen bei unserem himmlischen Vater ablegen konnte. Für mich wurde der Vers aus Matthäus 11,28 in dieser Zeit sehr lebendig: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken.“
Im Laufe des frühen Morgens wurde die Atmung meiner Tochter immer rasselnder, sie schlief die ganze Zeit und die Sauerstoffsättigung auf den Monitoren meldete regelmäßigen Abfall. Mich wunderte, dass niemand von den Schwestern kam, um nach ihr zu sehen. Schließlich war ich so besorgt, dass ich sie selbst rief. Die Frühschwester kam und legte wieder ihr Köpfchen zurecht.
Als ich nachfragte, weshalb sich ihr Atem so stöhnend anhörte, meinte sie lediglich, dass sie Bauchschmerzen haben könnte. Sie verabreichte Rahel bestimmte Medikamente, um die Bauchschmerzen zu lindern. In diesem Moment kam ich mir sehr hilflos vor, da meine Bedenken über den Zustand meines Kindes völlig ignoriert wurden. Ich blieb durchgehend am Bettchen der Kleinen und flehte zu Gott, dass doch alles gut werden würde.
Rahel gab kaum Reaktionen und die Monitore zeigten weiterhin einen starken Sauerstoffsättigungsabfall an. Doch auch nach mehrmaligem Nachfragen wurde dies weiterhin ignoriert. Nun sah ich, wie sich ihre Hautfarbe veränderte und ihr Körper blau wurde. Ich rief um Hilfe und hörte währenddessen, dass viele Personen den Gang entlang rannten und in mein Zimmer kamen, da ihr Zustand auf den Monitoren endlich nicht mehr unbemerkt blieb. Man holte sie wieder zu sich und brachte sie sofort auf die Intensivstation, wo ihr wieder die Atemmaske angelegt wurde.
In dieser Zeit beteten unsere Familien und die Gemeinde bereits für ihren gesundheitlichen Zustand. Rahel bekam starke Medikamente, da die Ärzte nun von einer Hirnhautentzündung ausgingen. Als sie etwas stabiler war, konnte man durch einen Eingriff Hirnwasser entnehmen und eine Hirnhautentzündung konnte, Gott sei Dank, ausgeschlossen werden. Das Blutbild zeigte jedoch eine klare Blutvergiftung und somit konnten die starken Medikamente klar auf eine Vergiftung umgestellt werden.
Gott schenkte mir erneut eine tiefe Ruhe in dieser Situation. Dankbar war ich Gott dafür, dass ich immer wieder alles vor Seinen Thron bringen konnte. Erst als die Oberärztin mir sagte, dass unsere Rahel in einem äußerst kritischen Zustand sei, wurde mir die Situation unserer Tochter richtig bewusst.
Der Herr sorgt für Seine Kinder
Wir verbrachten insgesamt zwei Wochen in der Klinik und immer wieder gab es Komplikationen oder neue Befunde. Oft war ich niedergeschlagen, aber unser Gott ist ein großer, gütiger Gott. Trotz ihrer Leiden schenkte Gott unserer Rahel immer wieder ein Lächeln oder sogar ein lautes Lachen. Durch dieses Lachen schenkte Gott mir Trost und zusätzliche Kraft.
Ein weiters Wunder war, dass ich für zehn Tage mit einer Schwester aus unserer Gemeinde das Krankenzimmer teilen durfte. Ihre Tochter lag ebenfalls auf der Kinderstation. Wir durften einander erbauen, wir konnten frei beten und uns durch geistliche Lieder stärken.
Nach zwei Wochen verließ ich das Krankenhaus mit einer völlig gesunden Tochter. Gott allein sei der Dank dafür. In dieser Zeit zeigte Gott mir deutlich, dass Er jedes Gebet hört und nicht unbeachtet lässt. Mein Glaube und die Gewissheit, dass ich nie allein bin, wurden durch dieses Erlebnis gestärkt.
Einige Wochen zuvor hatte Gott mir durch eine Prophetie gesagt, dass Er Wunder an mir tun würde, um meinen Glauben zu stärken. Genau das konnte ich durch die Geburt meiner Tochter erleben. Nur dem Herrn allein sei die ganze Ehre dafür, dass Er dieses Wunder an unserer Tochter getan hat. Was ich besonders lernen konnte war, dass Gott alles unter Kontrolle hält und uns niemals mit unseren Sorgen allein lässt. „Denn die Augen des Herrn durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist“ (2.Chr 16,9).
Beate Dachtler
Gemeinde Speyer