„Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn“ (2.Kor 3,18).
In der modernen Übersetzung der Bibel klingt diese Schriftstelle wie folgt: "Wir alle aber, ohne unser Angesicht mit einem Gewand zu bedecken, sehen wie in einem Spiegel den Glanz der Herrlichkeit des Herrn, und werden verklärt, werden ihm ähnlich und leuchten in immer hellerer Herrlichkeit, das geschieht durch den Herrn" [direkt aus dem russischen übersetzt].
Auf dem Berg Sinai gab Gott Mose das Gesetz. Als Mose vom Berg herabstieg, strahlte sein Antlitz wegen der großen Herrlichkeit, die Gott durch dieses Gesetz verliehen hatte. Das Antlitz des Moses erstrahlte so sehr, dass er, wenn er das Gesetz erklären, das heißt, zum Volk sprechen musste, ein Gewand über sein Antlitz legte, weil das Volk den Glanz nicht ertragen konnte. Das ist schwer vorstellbar, aber das Volk sah den Glanz der Herrlichkeit Gottes, der sich im Gesetz offenbarte. Dieser Glanz der Herrlichkeit des Herrn hält bis heute an, sonst würden die Menschen aufhören, es zu lesen, zu zitieren und überhaupt darüber nachzudenken.
Allerdings ist es heute nicht mehr so wie damals, denn jetzt herrscht ein anderer Glanz der Herrlichkeit Gottes. Es ist der Glanz der Herrlichkeit Jesu Christi und Seines Wirkens. Und dieser Glanz ist so herrlich, dass der Dienst im Gesetz nicht mehr als so herrlich erscheint. Es ist, als gäbe es zwei Schichten des Strahlens: Die erste Schicht ist das Gesetz, die zweite ist Christus. Und zwischen diesen Schichten wird über uns gesprochen, über unsere Teilhabe am Glanz der Herrlichkeit Gottes. Diese Worte sind: „Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.“
Das heißt, auf irgendeine Weise spiegeln wir diesen Glanz der Herrlichkeit Gottes wider, verändern uns und werden Ihm immer ähnlicher. Seine Herrlichkeit in uns durch Jesus Christus kommt von Ihm selbst und muss allezeit in uns wachsen. Was ist das für ein Glanz der Herrlichkeit Jesu Christi in einem Gläubigen?
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Wenn Jesus Christus in das Leben eines Menschen tritt, erscheint die große Herrlichkeit Gottes. Dass diese Herrlichkeit wächst, ist fortan das Ziel unseres Lebens. Und am Anfang scheint es, dass unser ganzes Leben zu diesem Wachstum beitragen wird.
Als ich ein junger Gläubiger war, verstand ich aus der Heiligen Schrift, dass die Hauptwährung des Himmelreiches die Liebe ist, und ich begann, um diese Liebe zu beten. Ich erwartete, dass Gott zu gegebener Zeit irgendwie mein Herz öffnen und mit einer Flut von Liebe erfüllen würde. Das Herz würde schmelzen, es würde heiß werden, die Kälte würde verschwinden und ich würde in der Lage sein, alle Menschen zu lieben. Stattdessen verengte sich mein Leben und die Leute begannen, mich seltsam kalt zu behandeln. Die Umstände waren für die Liebe überhaupt nicht förderlich. Im Gegenteil, es wurde in der Familie und im Umfeld ziemlich schwierig. Und am Ende hat mir der Herr durch einen (gläubigen) Mann, der leider viele Fehler in mir fand, eine weitere Last auferlegt.
Ich kam an einen Punkt, an dem ich einfach zu Gott schrie, weil alles um mich herum überhaupt nicht zuträglich für meine Liebe war. Und in diesem Moment hörte ich Gott zu mir sagen: „Du wolltest das Lieben lernen, Ich gebe dir diese Gelegenheit. Sieh, alles steht dir offen: Liebe die Gemeinde, die Menschen und jeden einzelnen Menschen. Widme diesen deine Zeit und Energie.“ Lieber Leser, denke nicht, dass ich das Wort Gottes mit Freuden empfing. Es war ziemlich schwer für mich in diesem Moment. Mir wurde klar, dass es nicht nur schwierig ist, geistige Stärke, Rechtschaffenheit und Selbstlosigkeit zu finden, sondern auch, diese zu bewahren.
Es war mir, als stellte Gott mich vor die Wahl: Wähle, was stärker ist – den Glauben und die Liebe oder die äußeren Umstände. Der Glaube prüft den Sinn meines Lebens. Und das wurde durch eine sehr ernste Herausforderung auf die Probe gestellt, die im Leben oft vorkommt. Wenn du lieben lernen willst, dann liebe in diesen Umständen und eben diese Menschen. Und plötzlich offenbarte sich mir meine "Abneigung", die sich durch die gegebenen Umstände "gebildet" hatte. Eben unter solchen Umständen muss der Mensch die Wahl treffen, was ihn leiten soll – dass Innerliche oder das Äußerliche.
Wenn der Glanz der Herrlichkeit Gottes mich leitet, werde ich auf diese Herrlichkeit schauen und von ihr verwandelt werden und sie wird mein innerer Besitz werden. Oder ich gehe, wie alle Menschen, mit der Strömung des Lebens, die mich nicht zur Herrlichkeit Gottes führt. Diese oder ähnliche Umstände werden von Gott geschaffen und Er sieht, wie der Mensch diesen begegnet.
Tatsächlich hat der Mensch die Wahl zwischen zwei Wegen: Entweder verwandelt er sein ganzes Leben in eine innere Errungenschaft und verwandelt sich in Jesu Ebenbild. Oder er vernachlässigt den inneren Kampf und verliert die Möglichkeit, etwas anzunehmen, was Gott für ihn vorbereitet hat.
Es ist notwendig zu verstehen und zu akzeptieren, dass es Gott selbst ist, der dem Menschen ein Umfeld von Menschen, Freunden, Feinden oder Gemeinde zuweist. Er bereitet einen Augenblick vor, dass jeder von uns, der auf die Herrlichkeit Gottes schaut, sich für diese Herrlichkeit entscheiden wird. Damit ich mich inmitten meiner Schwäche (ob ich nun an meine Fähigkeiten glaube oder nicht) doch für Gottes Kraft entscheide.
Inmitten von Umständen, in denen ich keine Zeit habe, mit Gott zu sprechen, muss ich immer noch verstehen, dass das Gespräch mit Ihm die oberste Priorität ist. In einer Situation, in der es so schwer ist zu lieben und oder wenn mir Unrecht widerfährt und ich beweisen will, dass ich Recht habe, muss ich mich für Gott entscheiden. Und in erster Linie ist es für mich selbst notwendig, aber es wird auch anderen dienen.
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Gott fragt, wie wir vor Ihm stehen. Es klingt wie eine Herausforderung. Gott möchte wissen, wie wir den Umständen begegnen und hierauf bezieht sich die Passage: „Wir alle aber […] [schauen] die Herrlichkeit des Herrn […] wie in einem Spiegel.“ Was auch immer die Umstände sein mögen, diese Worte haben sich nicht geändert. Wir alle wissen sehr gut, dass wir sanftmütig und still sein müssen und nicht nur Freunde, sondern auch die Feinde lieben müssen. Das wissen wir, auch wenn die Umstände herausfordernd sind.
In einer schwierigen Situation möchte ich mich nicht damit beschäftigen, was der Glanz der Herrlichkeit Gottes für mich bedeutet, wichtig erscheint allein die Frage, wer an dieser Situation schuld ist. Aber ich weiß aus dem Wort Gottes, dass man vor allem in sich selbst gehen muss. Es ist, als würde Gott sagen: Das ist die Situation, du kannst dich auf dem Weg der inneren Errungenschaften bewegen. Ein Mensch, der die Gelegenheit verpasst, Gottes Herrlichkeit unter schwierigen Umständen zu sehen und widerzuspiegeln, verliert auf lange Sicht etwas sehr Wichtiges. Die momentane Befriedigung des eigenen Ehrgeizes (die Beschäftigung mit dem eigenen Ego) verhindert die Möglichkeit zur Erlangung der Herrlichkeit Gottes. Das heißt, es gibt keine Bewegung in Richtung des ewigen Lebens, das nicht vergänglich ist.
Welch große Verluste erleiden wir in unserem Leben, wenn wir sagen: „Nun, ich bin eben so, ich kann nicht anders.“ Die Person stimmt zu, dass es notwendig ist, sich zu ändern, aber nicht jetzt und nicht in diesem Fall. Aber ein Mensch kann sein Leben nur im Kampf in einen geistigen Sieg verwandeln! Der Sieg ist nicht das Ergebnis eines ruhigen Lebens. Wenn ich am Strand liege, was für einen Sieg kann es dann geben? Wirst du so die Faulheit überwinden und verlässt den Strand und kommst nie wieder zurück? Es ist gut in der Sonne, es ist warm, das Meer plätschert, die Brise weht. Sieg erringt der Mensch jedoch in einem Kampf: Du musst ins Leben eintauchen und es wird eine Art Kampf geben, du kannst nicht ohne Hindernisse gewinnen.
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Unsere Aufgabe ist es, die Umstände des Lebens in den Glanz der Herrlichkeit Gottes zu verwandeln. Der geistliche Sieg ist immer mit der Wahl des Menschen selbst verbunden. Die größten geistlichen Siege werden errungen, wenn Gott weit weg zu sein scheint.
König David sagt in Psalm 61,3: „Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, da mein Herz verschmachtet: Führe du mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist!“
Meine Frage ist: Glaubst du, das Gott ihn aufgerichtet hat? David war der Mann, der Goliath besiegte, der keine Angst vor dem Löwen hatte, der auf dem Schlachtfeld siegte, der als Erster in die Schlacht zog. Aber er kannte die Hauptsache – man muss immer den Sieg über den inneren Menschen erringen.
Ein Gläubiger ist jemand, der auf die Herrlichkeit Gottes schaut und die große Kühnheit hat, diese Herrlichkeit zu beanspruchen. Und je mehr Siege in inneren Kämpfen errungen werden, desto mehr muss die Herrlichkeit Gottes sichtbar werden. Der Glanz der Herrlichkeit Gottes vergrößert und stärkt den Menschen. Während er über seinen inneren Menschen triumphiert, geht er von Herrlichkeit zu Herrlichkeit und leuchtet immer heller.
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Man sollte nicht zu dem Schluss kommen, dass der Sieg über sich selbst von der Person selbst abhängt – denn der Herr tut es, der Herr gibt den Sieg. Der Herr braucht Kinder, die Seine Entscheidung annehmen und der innere Mensch wird den Sieg erringen, denn das Reich Gottes wird durch Gewalt an sich gerissen in den gegebenen äußeren Umständen. Man muss Ihm vollkommen vertrauen, Ihn sehen und nach dem Glanz der Herrlichkeit des Herrn dürsten.
Wir werden in sein Ebenbild verwandelt. Um Sein Ebenbild sein, müssen wir von Ihm lernen. Christus ist das Ziel unseres Lebens, ein Glanz, der stärker ist als der Glanz des Gesetzes. Gott ist nicht jemand, mit dem man einfach so reden kann, um etwas zu bekommen. Das ist nicht jemand, der irgendwo im Himmel anwesend ist und von dort aus etwas Gutes sendet (natürlich kann es auch ein schlechtes sein, aber man muss sich Ihm nähern und mehr beten, damit Er Gutes sendet).
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Einst kam das Gesetz nach Israel und seit etwa 4.000 Jahren lesen die Menschen die Bibel. Es ist eine solche Kraft im Gesetz, dass der Glanz des Gesetzes, als Christus kam, noch immer erhalten blieb. Diese Ausstrahlung hat die Bibel noch heute und es ist unmöglich, auf dieses Buch zu verzichten. Aber die Herrlichkeit Jesu Christi besteht darin, dass einst ein paar Jünger das Wort empfingen. Dieses Wort hat sich über die ganze Erde verbreitet, es besiegte das Volk, eroberte die Zivilisation. Dieses Wort bewegte sich und überwand. Durch die Schrecken dieses Lebens hindurch blieben die Menschen gläubig und konnten unter den schwierigsten Umständen lieben.
Christus hat den Menschen Seine Herrlichkeit anvertraut. Und die Frage ist nicht, was wir von Christus erwarten, die Frage ist, was Christus von jedem von uns erwartet. Wie steht es um das Strahlen bei mir, wie steht es bei mir, dass ich die Prüfungen würdig bestehe? Wir sind Gott gegenüber dafür verantwortlich, wie wir uns mit Gottes Herrlichkeit erfüllen.
Es ist schwer, sich Gottes Gericht vorzustellen, vielleicht werden nur einfachste Fragen gestellt oder vielleicht wird Gott auch fragen, wie ich mich in Bezug auf Gottes Herrlichkeit verhalten habe. Wie ich daran gearbeitet habe, diese Herrlichkeit in mir wachsen zu lassen. Wir sind Gott gegenüber rechenschaftspflichtig, wie wir Gottes Erwartungen erfüllen. Für jede Minute werden wir Rechenschaft ablegen.
Unsere Begierden vergehen nicht mit dem Alter, die Seele bleibt dieselbe. Wünsche haben sowohl Jung als auch Alt, die Frage ist nur, was man sich wünscht. In 1. Mose 5 werden die Namen und Daten der ersten Menschen auf der Erde aufgelistet. Beachte, dass der Herr nicht nur die Lebensjahre angab. Er markierte jede Person mit Namen und neben dem Namen steht geschrieben: Alle Tage seines Lebens waren so und so viel. Gott schaute auf jeden Tag, den sie lebten! Gott schaut auf jeden Tag, den wir leben!
Jede einzelne Situation erfordert eine entsprechende Reaktion und ob sie zum Ruhm oder zur Schande beiträgt, hängt von meiner und deiner Wahl ab. Jeder von uns muss jeden Tag seines Lebens wertschätzen. Denn es war Gott in Seiner großen Macht, der dich und mich erschaffen hat. Er ist es, der deine Familie oder deinen Stand als Alleinstehender erschaffen hat, ebenso bestimmte Umstände – jede Situation ist absolut einzigartig. Es ist alles nur für dich oder mich gedacht. Es ist für dich oder mich geschaffen. Und es ist unmöglich, das zu tun, was eine andere Person an meiner Stelle tun würde. Weil jedem eine andere Situation begegnet. Und Gott erwartet von mir, dass ich in dieser einzigartigen Situation ein einzigartiger Mensch bleibe, als einzigartig unter allen Menschen, die auf der Erde wandeln.
Der Herr kennt unser Inneres und der Herr sagt heute, dass wir unsere Herzen reinigen und uns Ihm nähern sollen. Gott wünscht sich, dass Er der Herrscher deines und meines Herzens sei und dass die Sünde dort nicht herrsche. Dass Er durch dich und mich verherrlicht wird, lieber Freund. Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Er will jeden von uns auf einen unerreichbaren Berg führen und Gott helfe uns, nichts von dem zu verlieren, was Gott für diejenigen vorbereitet hat, die Ihn lieben! Gepriesen sei Jesus Christus! Gepriesen sei der Name unseres Herrn.
Leonid Odessky
Tel Aviv