Russische Seite: Die Gabe des Vorstehers

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Russische Seite: Die Gabe des Vorstehers

2023-11-30T12:14:34+01:0030. November 2023|

„Wer vorsteht, tue es mit Eifer“ (Röm 12,8).

Vorsteher, Leiter, Führer – diese Worte haben eine tiefe Wichtigkeit, die sich nicht so ohne weiteres erschließt. Im Griechischen wird die Gabe des Vorstehens als "vorausgehen" oder "vor anderen stehen" definiert. Bei dieser Gabe geht es also um die Fähigkeit vorauszugehen. Nicht nur vorangehen, sondern in der Lage sein, vorauszuschauen.

 

Es liegt in der Natur des Menschen, über andere herrschen zu wollen und die Kontrolle zu übernehmen. Aber in der Kirche ist das nicht so, die Kirche besteht hauptsächlich aus einfachen Menschen und die Gabe findet man recht selten [Anm. d. Red.: Leider hat die Geschichte gezeigt, dass es auch in der Kirche Machtmissbrauch gibt]. Deshalb ist es so wichtig, dass wir diejenigen schätzen, die die Gabe zu führen haben.

Die Gabe Gottes ist immer mit einer bestimmten Person verknüpft. Hinter jeder Gabe stehen persönliche Erlebnisse, irgendein Kampf und eine Formung, gefolgt von Reife und vielleicht sogar Alter. Man beachte, wie achtungsvoll Apostel Paulus schreibt: „Wenn wir einen Dienst haben [so geschehe er] im Dienen“ (Röm 12,7). Das ist doch ein Gebot!

Wenn wir über die Gabe des Vorstehens sprechen, stößt sie am häufigsten auf irgendeinen inneren Widerstand. Und zwar nicht nur bei demjenigen, der die Leitung hat, sondern auch bei den Untergeordneten. Warum sollte jemand ein Leiter sein und ich ein Untergebener? Warum gelingt es jemandem zu leiten und mir nicht? Aber wenn es eine Gabe ist, wird Gottes Gnade das schon richten. Es gibt noch ein weiteres "aber": Wer die Leitung hat, muss eifrig sein.

 

Die Aufgabe des Vorstehers ist es, den Bedürftigen zu helfen.

 

„Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet und war mächtig in Worten und in Werken“ (Apg 7,22). Die Erlangung von Weisheit ist keine leichte Sache. Es erfordert ernsthafte Selbstdisziplin und eine enorme innere Anstrengung. Außerdem war Mose sehr aufbrausend und brennend in seinem Wunsch, sein Volk zu befreien. Das Ergebnis war, dass er aus Ägypten floh. Er war so sehr von der ägyptischen Kultur durchdrungen, dass er, als er sich im Stamm seiner zukünftigen Frau wiederfand, als Ägypter gesehen wurde. Er trug zerschlissene und offenkundig nicht königliche Kleidung, aber man sah in ihm einen Ägypter. Und darin liegt eine gewisse Art von Lob. Während andere Männer die Frauen am Brunnen verjagten, setzte er sich für sie ein. Es war beeindruckend. Da stand ein Mann mit hohen moralischen Werten vor ihnen. Es war offensichtlich: Hier war er, Mose, kultiviert, wohlerzogen, intelligent und das zeigte sich eindeutig nicht in seinem materiellen Wohlstand.

Er war 40 Jahre alt und die nächsten 40 Jahre hütete er die Schafe seines Schwiegervaters. Das nächste Mal begegnen wir Mose in der Bibel, als er 80 Jahre alt ist. Und er hütete immer noch Schafe, die nicht ihm gehörten, was nicht gerade beeindruckend wirkt. Da erscheint ihm Gott und er hat keine Zweifel, dass es Gott ist. „Diesen Mose, den sie verwarfen, indem sie sprachen: Wer hat dich zum Obersten und Richter eingesetzt? — diesen sandte Gott als Obersten und Erlöser durch die Hand des Engels, der ihm im Busch erschienen war“ (Apg 7,35).

Gott sagte zu ihm: „Geh hin, ich will dich nach Ägypten senden.“ Nahm Mose das Wort gerne an? Der Gesetzgeber, der Richter, der Heerführer, der Denker, der Mann, der die fünf Bücher der Tora schrieb, antwortete Gott, Er soll jemand anderen schicken. Ich möchte auf die Verantwortung hinweisen, die sich auf den Schultern eines leitenden Menschen legt. Mose erkannte, dass diese Last nicht nur auf seinen Schultern, sondern auch im Herzen getragen werden musste. Und er begann, an seinen eigenen Fähigkeiten zu zweifeln.

„Es geschah aber, als er unterwegs in der Herberge war, da trat ihm der Herr entgegen und wollte ihn töten“ (2.Mo 4,24). Gott war es wichtig, Mose zwischen Leben und Tod zu stellen, damit er und seine Frau verstanden, welche Entscheidung sie zu treffen hatten. Wenn du denkst, dass es leicht ist, ein Vorsteher zu sein, dass Führen einfach ist und dass man keine besondere Begabung braucht, dann schau dir das Gebet von Mose an (vgl. Psalm 89) und wie er seinen Dienst verstand. Lies diesen Psalm, um die Probleme derjenigen zu verstehen, die Leiter sind und die Gabe des Vorstehens haben.

 

Moses Wort war sehr geschätzt, er wurde um Rat gefragt. Als Führer half er dem Volk auf eine sehr interessante Weise. Er führte es. So wird das Ziel des Führenden deutlich. Er soll denen helfen, die ihn brauchen. Aber wovon wird er selbst geleitet? Durch die Tatsache, dass er ein Arbeiter ist, hilft er den Menschen. Ich möchte die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass wir nicht von einem Vorsteher als solchem sprechen, sondern von einem Vorsteher mit der Gabe des Dienens. Und das ist nicht jemand, der auf irgendeinem Thron sitzt, um sich über andere zu erheben. Er ist kein Herrscher oder Gebieter, sondern ein Ausführender des Willens Gottes. Ein Musterbeispiel dafür ist Gideon, der mutige und gerechte Richter Israels. „Da sprachen die Männer Israels zu Gideon: Herrsche über uns, du und dein Sohn und der Sohn deines Sohnes, weil du uns aus der Hand der Midianiter errettet hast! Aber Gideon sprach zu ihnen: Ich will nicht über euch herrschen, mein Sohn soll auch nicht über euch herrschen; der Herr soll über euch herrschen!“ (Ri 8,22-23).

Ein Vorsteher in der Gemeinde hat die Aufgabe, durch seine Verwaltung die Durchführung aller Dienste der Gemeinde zu erleichtern, d. h. die leitende Funktion über die Glieder der Gemeinde auszuüben. Aber wenn es nur einen Amtsträger in der Gemeinde gibt, der diese Gabe hat, ist das zu wenig. Es ist gut, wenn mehrere Brüder in der Gemeinde die gleiche Gabe haben und der Vorsteher sich auf den Rat der Brüder für manche Situationen stützen kann.

 

Ein Vorsteher der Gemeinde ist kein Herrscher oder Gebieter, sondern ein Ausführender des Willens Gottes.

 

Können Frauen Vorsteher sein? Schauen wir uns die Königin Esther und ihren Ratgeber Mordechai an. Als Königin hatte sie nicht die Absicht, eine Leiterin zu werden; sie hatte eine ganz andere Aufgabe. Sie stand mutig im Riss für ihr Volk, das von einem bösartigen Mann vernichtet werden sollte. Um ihre Aufgaben zu erfüllen, hörte sie weiterhin auf den Rat von Mordechai.

„Und Debora, eine Prophetin, die Frau Lapidots, richtete Israel zu jener Zeit. […] Und die Kinder Israels kamen zu ihr hinauf vor Gericht“ (Ri 4,4-5). Debora war eine Frau, eine "Mutter Israels", die hoch angesehen war. Hatte sie eine Neigung zum Herrschen? Im Namen des Herrn rief sie als Prophetin Barak auf, das Volk anzuführen. Doch Barak stellte sich freiwillig unter ihre Führung und beschränkte sich auf die Rolle des Befehlshabers. Und obwohl Barak ein Mann war, der nicht immer Verantwortung übernahm, versuchte Debora, ihm diese Verantwortung zu übergeben.

Das Bild von Deborah hat sich in Israel lange erhalten. Die weibliche Premierministerin Israels, Golda Meir, war äußerst einflussreich, erfolgreich und beliebt. Man erzählte sich, dass man bei Sitzungen beobachten konnte, wie die beratenden Männer um sie herumsaßen, während sie nähte oder stickte, als ob sie betonen wollte, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hatte, die nicht für eine Frau vorgesehen war. Sie strebte an, der biblischen Figur Deborah zu ähneln.

Die Vorgesetzte, der ich begegnete und unter der ich arbeitete, hatte mit dieser Position viele Probleme. Es liegt in der Natur einer Frau, weiblich und sanft zu sein. „Freundliche Unterweisung ist auf ihrer Zunge" (Spr 31,26). Und das war es! Befehlen, austeilen, leiten, niederdrücken; das sind keine weiblichen Eigenschaften. Auch in der Gemeinde gibt es herrische Frauen [Anm. d. Red.: … und auch herrische Männer], denke ich. Die Frage ist nur, ob das eine Gabe Gottes ist oder ob wir uns demütigen und erkennen müssen, was die wirkliche Gabe ist.

 

Diejenigen, die nicht nur die Gabe der Leitung haben, sondern deren Gabe von der Gemeinde auch anerkannt wird, haben die Verantwortung, durch Unterstützung der Leitung und wirksamen Rat der Gemeinde zu helfen, das Ziel nicht nur zu verstehen, sondern es auch zu erreichen. So wie es die großen Diener des Alten und Neuen Testaments taten, die kolossale Entscheidungen trafen, von denen später das Schicksal der Menschheit abhing.

Apostel Petrus war ein einfacher Mann, der im Vergleich zu Mose eine kleine Anzahl von Menschen leitete, aber im Vergleich zu uns war es eine riesige Gemeinde mit zehntausend Menschen. Bevor er zum Haus des Kornelius ging, zeigte ihm Gott auf dem Dach des Hauses, in dem er betete, eine Vision: „Und eine Stimme sprach […] zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein“ (Apg 10,15). Es mag für uns seltsam sein, aber auf diesem Dach begann die Geschichte der Gemeinde. Nach der Vision auf dem Dach sandte Gott Petrus zu einem römischen Hauptmann, der gläubig wurde und dem die Hand der Gemeinschaft gereicht wurde. Der Hauptmann wurde getauft und in die Familie Gottes aufgenommen, was bis dahin Menschen aus anderen Nationen verwehrt war.

Petrus traf eine Entscheidung, die später enorme Auswirkungen auf die Schicksale der Völker hatte. Doch es gab auch Zeiten, in denen er schwach wurde. Daraufhin ermahnte ihn Paulus, in Übereinstimmung mit der Wahrheit zu handeln. Das zeigt, dass es eine sehr ernste Aufgabe ist, die Gemeinde so zu leiten, wie Gott es verlangt.

Es fällt uns heute vielleicht schwer, diesen Kampf zu verstehen, aber es Wirklichkeit. Es war eine Entscheidung, die getroffen werden musste: Gesetz oder Gnade? Sollte er zu den Heiden gehen oder nicht? Und glücklicherweise trafen die Apostel die richtige Entscheidung. Manchmal scheint es eine Kleinigkeit zu sein zu entscheiden, zum Hauptmann zu gehen oder nicht. Aber vieles hing von der Vision und der Analyse dessen ab, was sie sahen, und von der Entscheidung, die getroffen wurde. Die von Petrus getroffene Entscheidung blieb über Jahrhunderte hinweg bestehen. Er brachte sie in den Rat der Apostel, der Ältesten und Kirchenältesten ein. Und seither wurde nie wieder darüber diskutiert.

Wir sollten für die Diener beten. Für die, die führen, die den Weg bestimmen, und ihren Rat und ihre Meinung schätzen. Das bedeutet nicht, dass wir alles eins zu eins übernehmen müssen, aber es ist sehr wichtig für uns, ihre Meinung zu schätzen.

 

Der Beweis für eine echte Gabe ist, dass man sich um das Werk Gottes sorgt.

 

Wie beginnt der Dienst einer Führungsperson? Davids Dienst begann mit seinem Sieg über Goliath. Warum hat er mit dem Riesen Goliath gekämpft? Weil er vor Eifer um das Haus des Herrn verzehrt war. Er sagte: „Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspieß; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen“ (1.Sam 17,45).

Zu Nehemias Zeiten konnte eine Stadt ohne Mauern keine Stadt sein, weil sie vor Feinden ungeschützt war. Nehemia erhielt als verantwortlicher Leiter von Gott den Auftrag, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen. Er war nicht arm, er gehörte zu den einflussreichen Persönlichkeiten, die in Babylon eine ziemlich hohe Position innehatten. Aber er weinte, betete, fastete und trauerte mehrere Tage darüber, dass die Stadt Jerusalem „in Trümmern [lag] und ihre Tore vom Feuer verzehrt [waren]“ (Neh 2,3).

Der Beweis für eine echte Gabe ist, dass man sich um das Werk Gottes sorgt. Ein Werk, an dem auch er sich beteiligen musste. Es mag sein, dass Gott Nehemia noch nicht genau offenbart hatte, was er tun sollte. Aber das ist der Punkt, an dem der Eifer für den Dienst bereits beginnt.

Wichtig war, dass Nehemia die Probleme verstand und erkannte, was getan werden musste, um sie zu lösen; er war kein Schriftgelehrter, der nur betete und fastete und sonst nichts tat. Nehemia bat den König, seine Stellung verlassen zu dürfen und machte sich auf den weiten Weg von Babylon nach Jerusalem. Nachdem er dort drei Tage verbracht hatte, sah er sich um, schätzte den Umfang der Arbeit ein und skizzierte die Aufgaben. Und bei alledem erkannte Nehemia die Aufgabe, die Gott ihm aufgetragen hatte. „Die Vorsteher aber wussten nicht, wo ich hingegangen war und was ich gemacht hatte; denn ich hatte bis dahin den Juden und den Priestern, auch den Vornehmsten und den Vorstehern und den anderen, die an dem Werk arbeiteten, nichts gesagt“ (Neh 2,16).

Nehemia spürte deutlich, was Gott ihm aufs Herz legte, und verstand es. Ein Leiter arbeitet nicht mit Objekten, die nur in seinem Kopf existieren. Zuallererst ist ein Leiter eine Person, die mit Menschen arbeitet und Menschen sind verschieden. Und es ist notwendig, nicht diejenigen zu leiten, die in seinen Gedanken sind, sondern die Gott ihm anvertraut.

Nehemia war ein solcher Leiter, der wusste, wann und was er sagen musste, welche Worte anspornten und stärkten, und wann es besser war zu schweigen. Nachdem er die Umgebung erkundet hatte, erzählte er den wenigen Männern, die bei ihm waren, von der gütigen Hand Gottes und von den Worten des Königs, die er gesprochen hatte. Und sie sagten: „Wir wollen uns aufmachen und bauen! Und sie stärkten ihre Hände zu dem guten Werk“ (Neh 2,18).

 

Ich möchte noch auf einen anderen Gesichtspunkt hinweisen, der den Vorstehern innewohnt. Es ist das Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Aus welchem Grund auch immer, etwas muss jetzt getan werden, und nicht, weil morgen keine Zeit dafür ist.

Nehemia war nicht nur in der Lage, die ihm zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte richtig einzusetzen, sondern er konnte auch genau berechnen, welches Material er in welcher Menge benötigte. Er verstand es, die notwendigen Dokumente zu verfassen. Er setzte die Arbeiter richtig ein, gab ihnen alles, was sie brauchten, und jeder beschäftigte sich mit der Erfüllung der ihm anvertrauten Aufgabe. Das heißt, es gab einen festen Plan im Kopf des Leiters. Alle Mitarbeiter des Werkes Gottes waren von einer gewissen Inspiration erfüllt, die von ihrem Leiter auf sie übertragen wurde. Er inspirierte sie nicht für eine Minute oder ein paar Tage, sondern dazu, ihre Aufgabe zu erfüllen.

 

Der Vorsteher ist ein Mensch wie jeder andere, er braucht die Unterstützung und die Gebete des Volkes.

 

Und dann begannen manche, Komplotte zu schmieden. In diesem Gebiet gab es einen eigenen Herrscher, der vom König von Babylon eingesetzt worden war. Es handelte sich nicht um einen großen Aufstand, aber sie schmiedeten einen Plan, um Böses anzurichten. Sie verlangten ein Treffen mit Nehemia. Nehemia antwortete ihnen: „Ich habe ein großes Werk zu verrichten, darum kann ich nicht hinabkommen. Warum sollte das Werk stillstehen, wenn ich es ruhen lasse und zu euch hinabkomme?“ (Neh 6,3). Nehemia hatte den Eindruck, dass Gott ihn mit etwas Wichtigerem betraut hatte als mit so trivialen Dingen wie einer kleinen Streitigkeit.

Bei jeder Aufgabe gibt es immer jemanden, der mehr und jemanden, der weniger erfolgreich ist. Deshalb muss derjenige, der die Verantwortung trägt, einen Gerechtigkeitssinn haben. Als es "ein großes Murren im Volk" gab, hörte Nehemia denen zu, die beleidigt waren. Sein Herz war empört und er tadelte die Vornehmen streng, denn sie hatten alle ein gemeinsames Werk zu verrichten. Er berief eine große Versammlung ein und forderte sie auf, so zu handeln, dass nicht einige litten und andere profitierten. Wenn es um eine gemeinsame Sache geht, muss ein Gleichgewicht der Gerechtigkeit gewahrt werden. Eine sehr wichtige Eigenschaft eines Vorstehers ist es, einfühlsam und gerecht zu sein.

Nehemia selbst war kein armer Mann, d.h. er war nicht nur mit Macht, sondern auch mit Reichtum gesegnet. Er achtete darauf, anderen nichts aufzubürden und er sorgte dafür, dass andere das nicht taten.

Einmal sagte mir eine Schwester, ich solle andere nicht daran hindern, mir zu dienen. Ich dachte, sobald du anfängst, andere nicht daran zu hindern, dir zu dienen, wirst du schnell hochmütig und für das Werk Gottes völlig unbrauchbar werden. Wo immer ich konnte, wollte ich wie Nehemia dem Volk Gottes nicht zur Last fallen. Wo immer es möglich war, wollte ich ein Diener Gottes sein, das heißt, ein Diener der Gerechtigkeit.

Schließlich möchte ich noch sagen, dass ein Vorsteher, der die Gabe des Dienstes hat, nicht an der Autorität festhält. Er muss die Arbeit tun, die Gott ihm aufgetragen hat. Als die Mauern Jerusalems gebaut wurden, stellte Nehemia die Dienste der Priester und Leviten wieder her, einen jeden in seine Arbeit, organisierte die Arbeit der anderen, gab Anweisungen und überließ ihnen diese Autorität.

Ein weiteres Beispiel für eine weise Leiterschaft ist David. Als er alt wurde und sah, was sich zwischen seinen Söhnen abspielte, erkannte er, dass er die Situation nicht auf sich beruhen lassen konnte. Er machte Salomo zum König, solange er noch lebte, und nutzte seine Autorität, Stärke und Macht. Er trat zur Seite und kümmerte sich um die Aufgabe, die Gott ihm aufs Herz gelegt hatte. Während König Salomo noch schwach und gebrechlich war, versammelte er die Ältesten und setzte sie ein, um dem König bei der Führung des Volkes zu helfen.

 

Ein Vorsteher ist ein Mensch wie jeder andere, er braucht die Unterstützung und die Gebete der Menschen. Denn eine Person, die die Gabe des Vorstehens hat, muss aufmerksam sein, Menschen erkennen, die für die Aufgabe geeignet sind, und in der Lage sein, ihnen ein konkretes Ziel zu setzen. Wenn am Steuer des Schiffes ein Kapitän mit pessimistischem Blick steht, ist es wahrscheinlich, dass die Mannschaft anfängt zu murmeln und zu zweifeln, ob sie womöglich an den falschen Ort gesegelt sind? Deshalb muss der Leiter munter, entschlossen und ernsthaft sein. Er muss ganzheitliche Ziele setzen und seine unterstellten Mitarbeiter müssen sich für den Prozess der Zielerreichung begeistern.

Wir müssen unsere Diener wertschätzen. Vorsteher sollten bei uns keine negativen Gefühle hervorrufen. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass sie die Gemeindemitglieder nicht zu Untergebenen machen, sondern dass sie durch Gottes Gnade Träger der Gabe des Dienstes sind und uns mit dieser Gabe dienen.

 

Leonid Odessky

Gemeinde in Tel Aviv