Russische Seite: „Ich möchte euch, Brüder, nicht in Unwissenheit zurücklassen“

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Russische Seite: „Ich möchte euch, Brüder, nicht in Unwissenheit zurücklassen“

2023-01-30T18:42:50+01:0030. August 2022|

„Über die Geisteswirkungen aber, ihr Brüder, will ich euch nicht in Unwissenheit lassen. Ihr wisst, dass ihr einst Heiden wart und euch fortreißen ließt zu den stummen Götzen, so wie ihr geführt wurdet. Darum lasse ich euch wissen, dass niemand, der im Geist Gottes redet, Jesus verflucht nennt; es kann aber auch niemand Jesus Herrn nennen als nur im Heiligen Geist. Es bestehen aber Unterschiede in den Gnadengaben, doch es ist derselbe Geist; auch gibt es unterschiedliche Dienste, doch es ist derselbe Herr; und auch die Kraftwirkungen sind unterschiedlich, doch es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt“ (1.Kor 12,1-6).

 

„Über die Geisteswirkungen aber, ihr Brüder, will ich euch nicht in Unwissenheit lassen.

Die Gläubigen in Korinth hatten eine Belehrung darüber nötig, wie sich geistliche Gaben in der Gemeinde äußern. Deshalb widmete der Apostel Paulus einen großen Teil seines Briefes an die Gemeinde dieser Thematik. Uns sollte dabei bewusst sein, dass es sich dabei nicht um eine Auslegung aus menschlicher Weisheit heraus handelt. Vielmehr ist es das wahre und unveränderliche Wort des ewigen Gottes und daher von Anfang bis zum Ende „Wahrheit“. Es ist auch nicht nur an die zur damaligen Zeit in Korinth lebenden Christen gerichtet, sondern an alle Gläubigen, die zu allen Zeiten und an allen Orten gelebt haben und noch leben. Die Beleuchtung der Geistesgaben kann nicht losgelöst von der Lehre über die Taufe des Heiligen Geistes erfolgen. Und letztere ist ohne eine Diskussion über den Heiligen Geist im Allgemeinen nicht denkbar. Aus diesem Grund begann der Apostel Paulus seine Auslegung nicht mit den Geistesgaben oder der Taufe des Heiligen Geistes, sondern mit grundlegenden Wahrheiten über den Heiligen Geist und Seinen Einfluss auf das Leben jedes Menschen.

 

„Ihr wisst, dass ihr einst Heiden wart und euch fortreißen ließt zu den stummen Götzen, so wie ihr geführt wurdet.“

Wenn der Geist Gottes nicht etwas Großes im Herzen eines jeden von uns getan hätte, würden wir uns genauso zu diesen stummen Götzen hingezogen fühlen wie jeder Ungläubige auch. Niemand könnte uns davon abhalten, weil die Macht Satans dahinter steckt, die nur der Herr aufhalten kann und bereits aufgehalten hat. Durch Seine Liebe und Gerechtigkeit, durch Sein Leiden und Seine Auferstehung hat Er den Teufel entmachtet und Sein Werk zerstört. Gelobt sei Gott!

Unter vielen Christen ist das falsche Verständnis verbreitet, dass die Gegenwart des Heiligen Geistes und Sein Wirken in unserem Leben erst mit der Taufe des Heiligen Geistes beginnen. Nein, das ist nicht so. Es beginnt bereits damit, dass der Herr an unser Herz klopft. Wir sind aufgerufen „in der Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi“ (1.Petr 1,2). Der Heilige Geist ist eine Person. Er ist die dritte Person des ewigen, unwandelbaren, dreieinigen Gottes. Daher ist die „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ (2.Kor 13,13) das Wichtigste, das uns in unserem Leben mit Ihm verbindet. Der Heilige Geist wirkt im Herzen des Menschen, nimmt Verbindung mit Ihm auf und möchte diese Verbindung ein Leben lang aufrechterhalten. Dies ist untrennbar von einer anderen Tatsache, nämlich der, dass Er uns von den Wegen der Welt trennt, um uns zum Gehorsam gegenüber Christus und der Besprengung mit Seinem Blut zu bekehren. Wer also an diesen Erlöser glaubt, kann die Gemeinschaft des Heiligen Geistes erhalten.

Wenn ein Mensch zum ersten Mal bezeugt, dass Jesus der Herr ist, tut er es nicht, weil ihm so etwas einfach in den Sinn kam. Es war der Heilige Geist, der schon zuvor damit begann, sein Herz zu berühren und ihn auf Jesus Christus hinzuweisen. Er hat in seinem Herzen den Sohn Gottes, unseren Herrn und Erlöser, offenbart und gezeigt, dass es außer Ihm keine Rettung für uns Menschen gibt. Es geht an dieser Stelle noch gar nicht um die Taufe mit dem Geist oder um Gaben des Geistes. Es beginnt viel früher. Der Mensch ist noch nicht einmal wiedergeboren, da hat der Heilige Geist die Seele bereits in ihren Wegen gestoppt, damit sie nicht von satanischen Mächten zu stummen Götzen hingezogen wird, sondern erkennt und glaubt, dass Jesus der Herr aller Dinge ist. Dabei ist es uns Menschen nicht immer möglich, gleich festzustellen, wann und wie es dazu gekommen ist.

Der Heilige Geist kann nicht wie ein heiliges Kirchengerät behandelt werden, welches man irgendwo abstellt und hervorholt, wann immer man möchte. Der Heilige Geist ist der ewige Geist des lebendigen Gottes. Man kann Ihn betrüben und sogar verwerfen. Er ist sehr sanft. Ganz anders als der Geist des Satans, der von Unverschämtheit erfüllt ist. Es handelt sich nicht um einen aufdringlichen Geist der Aggression, sondern um eine ganz andere Persönlichkeit, die sich als der Geist der Kraft, der Liebe und der Keuschheit offenbart. Und die Gemeinschaft mit Ihm und das Wissen um Ihn sind der wichtigste und wertvollste Teil unseres Lebens in Gott.

Leider ist es dem Teufel gelungen, den Menschen eine „Karikatur“ von Gott zu zeichnen. Vieles, was im „Namen Gottes“ geschieht, hat rein gar nichts mit Gott und dem Göttlichem zu tun. Ob es nun die mittelalterlichen Kreuzzüge im „Namen Gottes“ sind, die Inschrift „Gott mit uns“ auf den Gürtelschnallen der Nazis oder auch die menschliche Willkür, die sich hinter den häufig zitierten Worten „Gott hat es mir gesagt“ verbirgt. Hier steckt kein echter Gott dahinter. Gott spricht viel weniger als wir. Vieles von dem, was wir glauben, dass Gott es uns offenbart hat, hat nichts mit Gott zu tun. Wir verwechseln einfach häufig den Geist Gottes mit dem Geist des Menschen. Würden wir dem Geist Gottes mehr Aufmerksamkeit in unserem Leben schenken, würden wir die Ursachen für unsere mangelnde Demut, für Unzufriedenheit, Unstimmigkeiten und Spaltungen erkennen. Christus kam, um die Tochter von der Mutter und die Schwiegertochter von der Schwiegermutter zu trennen. Er kam aber nicht, um sie gegeneinander aufzubringen. Es gibt Gläubige, die meinen, dass Gott ihnen viel offenbart hat. Aber im praktischen Leben wissen sie nicht einmal, wie sie mit ihren Geschwistern umgehen sollen. Wenn du denkst, dass du geistlich bist, weil du seit 25 Jahren gläubig bist oder wenn du denkst, dass du viel verstehst, aber nicht mit einem anderen Menschen zusammenleben und arbeiten kannst, dann bist du ein Kind und fleischlich (vgl. 1.Kor 3,1-4).

„Als es aber Gott […] wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren“, sagt der Apostel Paulus, „ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zurate“ (Gal 1,15-16). Gott hat dem Apostel Paulus Seinen Sohn Jesus offenbart und Paulus hat nicht nach einer Kirche gesucht, in der es viel Liebe gab. Im Gegenteil, er hat sich gefreut, anderen Liebe zu bringen – in Verachtung, in Schmähungen, in Schwäche. „Verstockt eure Herzen nicht, wenn ihr die Stimme des Heiligen Geistes hört“, heißt es im Brief des Paulus an die Hebräer (vgl. Hebr 3,7-8). Und unser Herr und Lehrer sprach: „Den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie beachtet ihn nicht und erkennt ihn nicht; ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Joh 14,17). Es ist wichtig, dass wir verstehen, mit wem wir es zu tun haben und wer in uns ist und zu uns spricht. Wir müssen nicht alles erklären können, was in uns vorgeht, wichtig ist, was der Geist Gottes in uns bewirkt.

 

„Darum lasse ich euch wissen, dass niemand, der im Geist Gottes redet, Jesus verflucht nennt; es kann aber auch niemand Jesus Herrn nennen als nur im Heiligen Geist.

Der Heilige Geist, und nur Er, befähigt den Menschen, aufrichtig und wahrhaftig im Glauben zu bekennen, dass Jesus Christus der wahre Gott ist, der Sohn Gottes, die zweite Person des ewigen Gottes. Er ist der Herr über alles, auch über das ewige Leben. In katholischen, orthodoxen, lutherischen und anderen Kirchen gibt es den Katechismus. Um in die Kirche aufgenommen zu werden, muss man nicht bekehrt sein, sondern nach bestimmten Regeln erzogen werden. Der Prozess des Katechismus besteht darin, das Dogma der Kirche zu lernen, Passagen aus dem Evangelium auswendig zu lernen und die grundlegenden Konzepte einer bestimmten Konfession zu akzeptieren. Aber selbst, wenn man das ganze Evangelium auswendig lernen würde, so bleibt es bloß eine Lehre mit bestimmten Regeln. Man lebt, wie es das Evangelium "sagt", ohne viel tiefes Nachdenken oder lebendigen Glauben. Man lernt einfach auswendig, was im Evangelium steht und lebt, was man gelernt hat.

Aber ein Leben im Geist Gottes ist viel einfacher und gleichzeitig viel schwieriger. Der Heilige Geist lässt uns die Tiefe meines und deines Falls durch das erkennen, was Er in der Heiligen Schrift über Christus sagt. Er sagt uns, dass alle verloren wären, wenn Jesus nicht wäre – durch ihn allein können wir leben. So war es früher, so ist es heute und so wird es auch weiterhin sein. Es wird nicht so sein, dass ich vor fünfundzwanzig Jahren ein Sünder war und jetzt ein frommer Mensch bin und dank meiner Bemühungen fromm bleibe. Das ist nur wegen des Heiligen Geistes möglich, der uns Jesus offenbart. Heute kann ich nur aus Seiner Gnade leben, aus der Hoffnung auf Seine Barmherzigkeit und aus Seiner Liebe. Der Heilige Geist sagt mir, dass Jesus den Thron meines Herzens einnehmen und darin herrschen muss. Der Herr Jesus lebt durch den Heiligen Geist in uns, spricht durch Seinen Geist zu uns und regiert uns durch Ihn.

Der Menschensohn, der menschgewordene, fleischgewordene Sohn Gottes, ist eine Person, die in sich selbst die Offenbarung des Heiligen Geistes Gottes vollkommen verkörpert. Kein anderer, keine andere Person kann dies tun. Dies ist das Geheimnis dessen, was das Neue Testament sagt: „Und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren“ (Hebr 8,11). Menschen, die versuchen zu verstehen, was Gott in ihnen tut, indem sie sich nur auf ihre geistigen Erfahrungen verlassen, setzen sich der Gefahr sehr subtiler Irrtümer und Fehler aus, denn Christus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (vgl. Joh 14,6) und „die strahlende Herrlichkeit und der Ausdruck des Wesens“ des Allerhöchsten (vgl. Hebr 1,3).

 

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Wenn wir uns auf unsere inneren Erfahrungen verlassen könnten, die wir oft unvernünftigerweise für Offenbarungen von oben halten, dann hätte Christus als Lehrer nicht zu kommen brauchen. Aber einer der Gründe, warum Er auf die Erde kam, ist der, dass Er das vollbrachte, was kein Mensch tun kann. Er kam, um der Offenbarung des Heiligen Geistes im Herzen des Gläubigen den Platz zu geben, den Gott braucht. Wir wissen nur teilweise, wir prophezeien nur teilweise. Aber es gab ein Gefäß, das den Heiligen Geist vollkommen offenbarte. Er ist das ewige Wort des lebendigen Gottes und Er wurde Mensch und lebte im Fleisch unter uns. Es ist Jesus von Nazareth. Nur in Ihm hat sich der Heilige Geist in Seiner ganzen Fülle offenbart. Alles, was wir tun müssen, ist, uns an Christus zu halten und durch Ihn im Geist zu leben.

Dann können wir auch glücklich sein, dass Gott uns zurechtweist. Denn Er spricht zu den Menschen, die in dieser Welt leben und zeigt und offenbart ihnen die Wahrheit, die in Jesus Christus verkörpert ist (vgl. Ps 85,10-14). Das Leben, das wir auf dieser Erde haben, ist uns von Gott gegeben, damit der Heilige Geist Christus an uns und in uns offenbart. Wir leben, damit wir lernen, Ihn zu verherrlichen und zu erhöhen. Das ist der Sinn unseres Daseins und unseres Glücks! Unsere einzige Bestimmung und das letzte Ziel des Glaubens ist die Rettung der Seele. Unser ganzes Leben sollte so geprägt sein, dass der Geist der Gnade Gottes uns immer mehr erfüllt, uns lehrt und uns Freude macht. Es ist sehr wichtig, dass wir wissen, welches Geistes wir sind, was unweigerlich und eng mit der Wiedergeburt verbunden ist.

 

„Es bestehen aber Unterschiede in den Gnadengaben, doch es ist derselbe Geist; auch gibt es unterschiedliche Dienste, doch es ist derselbe Herr; und auch die Kraftwirkungen sind unterschiedlich, doch es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt.“

Viele Menschen, die die starke Wirkung des Heiligen Geistes erleben, identifizieren dies mit der Taufe im Heiligen Geist. Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall. Es gibt absolut keinen Grund, andere Handlungen des Geistes zu schmälern. Ich kann etwas über das Wirken Gottes in meinem Leben sagen. Als der Herr mich in den Dienst stellte, erfüllte Er mich mit einer großen Freude und eine Kraft, die größer war als alles, was ich je erlebt hatte, kam über mich. Dieses Erlebnis war sogar noch größer als an dem Tag, an dem der Heilige Geist zum ersten Mal auf mich kam. Plötzlich sah ich, wie etwas in mir vorging, was noch nie zuvor geschehen war. Und das, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt bereits seit neun Jahren zu Christus bekehrt und seit sieben Jahren mit dem Heiligen Geist getauft war.

Als Philippus nach Samaria kam, bekehrten und freuten sich die Menschen, Kranke wurden geheilt und Dämonen fuhren aus. Aber die Ursache dafür war noch nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist. Warum und wie sind diese Dinge dann in ihren Herzen und ihrem Leben geschehen? Der Herr hatte Philippus beauftragt, dies durch die Verkündigung des Evangeliums zu tun. Ich weiß von einem Fall, als ein Mann um die Taufe im Geist rang und anfing in anderen Zungen zu reden. Nach dem Gebet sagte er jedoch: „Ich kann nichts Besonderes fühlen.“ Solche Fälle sind sogar keine Seltenheit. Aber in diesem Fall gab es in seiner Nähe betende Menschen, die ihm in seiner Situation gut helfen konnten. Sie sagten ihm einfach: „Das Gesamtpaket wird später kommen.“ Und dieses Gesamtpaket der Wirkungen des Heiligen Geistes kam tatsächlich.

Gott begann damit, durch das Gebet dieses Bruders Menschen zu heilen und von allen möglichen Süchten zu befreien. Andere Menschen erhielten durch seinen Dienst Hilfe und Kraft von oben und verschiedene Arten von Segnungen. Das Wirken des Heiligen Geistes muss also nicht unbedingt mit unseren emotionalen Erfahrungen verbunden sein. Wir sollten uns jedoch niemals auf unseren Lorbeeren ausruhen, geschweige denn von unerfüllten Erwartungen enttäuscht sein. Vielmehr sollten wir dem Herrn für das danken, was uns gegeben wurde und ohne Unterlass weitermachen (vgl. 1.Kor 14,1). Solche Missverständnisse sind gerade bei jungen Christen häufig anzutreffen. Sie haben sich eifrig um die Taufe im Heiligen Geist bemüht und weil sie zunächst nicht das gefunden haben, was sie erwarteten, sind sie enttäuscht. In solchen Situationen dürfen wir nicht den Mut und den Glauben verlieren, sondern müssen eifrig nach mehr Segen streben, bis er kommt. Wenn unsere Gefühle jedoch überhaupt nicht in irgendeiner Weise vom Heiligen Geist berührt werden können, ist das auch nicht gut. Gefühle dürfen nicht die Grundlage für die Erkenntnis Gottes sein, aber wir müssen dem Herrn die Freiheit geben, in unsere Gefühle hineinzugehen und sie zu überwinden. Andernfalls werden wir das Wirken der Gnade Gottes ebenfalls begrenzen.

 

Lasst uns nun über die eigentliche Taufe mit dem Heiligen Geist sprechen. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist eine der größten Gaben, die den Gläubigen durch die Botschaft des Evangeliums zuteil wird. Sie geschieht, wenn Gott uns mit Seinem Geist ausstattet. Wenn der Heilige Geist als dritte Person des dreieinigen Gottes in die geheimnisvollen Tiefen der inneren Person des Christen hinabsteigt und in ihm lebt. Die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Gläubigen wurde von Gott bereits zur Zeit des alten Israel verheißen: „Und nach diesem wird geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch“ (Joel 3,1). Damals wurde sie von den Menschen nicht mit einer Wiedergeburt in Verbindung gebracht, wie wir sie heute verstehen. So etwas wie eine Wiedergeburt gab es im Alten Testament nicht, weil der „zweite Adam“, der Herr aus dem Himmel (vgl. 1.Kor 15,45-49), noch nicht auf unseren Erdball gekommen und Jesus Christus noch nicht verherrlicht war (vgl. Joh 7,37-39). Aus diesem Grund kam der Heilige Geist noch nicht „auf alles Fleisch“, sondern wohnte nur in Propheten, Königen und Priestern, also in Menschen, die während ihres Dienstes in Israel, das alttestamentliche Gottesvolk auf den kommenden Messias vorbereiteten und die Fülle Seines künftigen messianischen Dienstes vorlebten.

Das Verständnis der Wiedergeburt entstand erst, als Christus auf die Erde kam. Denn die neue Geburt ist „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27). Saul wurde verändert, als der Heilige Geist auf ihn kam. Und auch später wurden die Propheten und viele andere Menschen verändert. Doch dies war keine Wiedergeburt. Die Wiedergeburt kam erst in das Leben der Menschen, als Christus auf die Erde kam und die Menschen, die Ihn annahmen, an Ihn glaubten und sich Ihm hingaben, zu neuen Geschöpfen und wiedergeborenen Kindern Gottes wurden, in denen Christus lebt (vgl. Joh 1,9-13; Gal 2,19-21; 1.Petr 1,3-5). Christus sagte nicht umsonst: „Viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen“ (Lk 10,24). Das Bild des Gottessohnes im Menschen war etwas, das die Menschen des Alten Testaments nicht sehen konnten.

In einem persönlichen Gespräch, das Jesus Christus mit Seinen Jüngern führte, bevor Er litt, sagte Er: „Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote! Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch bleibt in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie beachtet ihn nicht und erkennt ihn nicht; ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Joh 14,15-17). Hier stellt sich eine berechtigte Frage: Was bedeutet es, dass „Er bei euch bleibt und in euch sein wird“? In welchem Zusammenhang ist es möglich, in dieser Weise vom Heiligen Geist zu sprechen?  Die Apostel trieben bereits vor dem Pfingsttag Dämonen aus oder salbten Kranke mit Öl und sie wurden gesund. Doch der Heilige Geist wurde erst am zehnten Tag nach der Himmelfahrt unseres Herrn in ihr Inneres ausgegossen. Wo liegt hier der Unterschied? Der Heilige Geist kann auf viele verschiedene Arten wirken. Dies ist nicht immer leicht zu verstehen. Zum Beispiel erklärte der Herr Jesus in einer Diskussion mit den Pharisäern über die Macht, die Er hatte, um Wunder zu tun und Dämonen auszutreiben, dass Er und Seine Jünger dies durch den Heiligen Geist taten (vgl. Mt 12,22-28). Tatsächlich verging aber noch viel Zeit, bis der Heilige Geist „auf alles Fleisch kam“. Obwohl Gottes Handeln von niemandem außer von Ihm selbst beeinflusst werden kann, will der Herr Sein Werk dennoch in jedem Seiner Kinder tun und uns in einen Zustand bringen, der Ihm für unser Leben und Seine Arbeit gefällt (vgl. Eph 4,7-13).

Dann werden wir in der Lage sein zu verstehen und zu glauben, dass die Geistestaufe die Aufnahme des Heiligen Geistes durch den Glauben in uns ist. Um zu verstehen, was eine mit dem Heiligen Geist getaufte Person von einer nicht getauften Person unterscheidet, müssen wir das Wirken des Heiligen Geistes in ihnen im Licht des Wortes Gottes vergleichen. Schon vor Pfingsten konnten die Apostel in Jesu Namen Dämonen austreiben und heilen. Visionen konnte sogar jemand bekommen, der wenig Glauben hatte und nicht zu Christus bekehrt war. Wenn wir aber in Altgriechisch, also in der Sprache der Originalschriften lesen, wie Christus vor Pfingsten (vgl. Joh 20,2-23) und nach Pfingsten (vgl. Apg 2,1-4) über das Wirken des Heiligen Geistes im Menschen gesprochen hat, sehen wir, dass im ersten Fall von der Tätigkeit des Heiligen Geistes in den Jüngern Christi die Rede ist und im zweiten von Seiner persönlichen Gegenwart in ihnen. Die Worte „Er bleibt bei euch“ bedeuten: Führung durch den Heiligen Geist (vgl. Röm 8,14-16). Die Worte „wird in euch sein“ bedeuten: das Wohnungnehmen des Geistes im Menschen. So oder so – die Erfüllung mit dem Heiligen Geist war immer und ausnahmslos mit einer bestimmten Erscheinungsform von Ihm verbunden. Noch nie hat ein Mensch geweissagt, wenn nicht der Heilige Geist auf ihn gekommen ist. So heißt es: „Das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung“ (Offb 19,10).

Davon ist auch an vielen anderen Stellen in der Bibel die Rede (vgl. 4.Mo 11,25-29; Joel 3,1; Apg 2,1-21).

 

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Wenn der Geist selbst zusammen mit unserem Geist Zeugnis darüber gibt, dass wir Gottes Kinder sind (vgl. Röm 8,16), bedeutet das natürlich nicht unbedingt, dass wir sofort die Gabe der Prophetie haben. Aber dieser Geist, der unserem Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind, ist der Geist der Weissagung. Und so ist es zwar nicht zwingend damit verbunden, dass jemand in einem solchen Moment die Gabe der Weissagung erlangt, aber wenn Gott jemanden mit Seinem Geist tauft, dann ruht der Geist der Weissagung auf ihm. Alle Beispiele für die Herabkunft des Heiligen Geistes aus dem Alten und Neuen Testament auf einen Menschen sprechen davon. Gleichzeitig sagt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther, dass nicht jeder, der eine bestimmte Geistesgabe von Gott für den Dienst in der Gemeinde empfängt, prophezeien muss (vgl. 1.Kor 12,7-11;29). Das bedeutet, dass sich die prophetische Erscheinungsform des Geistes Gottes auf andere Weise oder genauer gesagt, in der Zungensprache zeigt (vgl. Apg 2,1-4; Am 3,3-8).

Die Erscheinung des Geistes der Weissagung ist nicht allein mit der Weissagung selbst verbunden. Die Entfaltung des Geistes der Weissagung hat mit der Tiefgründigkeit der Innewohnung und Entfaltung des Wortes Gottes in uns zu tun. Als die Sadduzäer Christus über die Auferstehung von den Toten befragten und das Beispiel der sieben Brüder und einer Frau anführten, antwortete Christus: „Gott ist der Gott Abrahams, und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Gott ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen“ (Mt 22,32). Diese unerwartet präzise klingende Passage ist eine Äußerung des Geistes der Prophezeiung.

Wir sehen, dass Christus, als Er in der Wüste war und vom Teufel versucht wurde, sich nicht einfach mit einer Reihe beliebiger Bibelsprüche verteidigte. Er antwortete dem Teufel genau und unterband ihn so. Hier sehen wir, dass Christus als Mensch eine wahrhaft prophetische Führung durch den Heiligen Geist hatte. Das funktioniert bei uns oft nicht. Im Moment des Kampfes fangen wir an, nach sämtlichen Worten zu greifen, die uns durch den Kopf gehen, bis der Geist Gottes uns zu den richtigen Worten führt. Manchmal zeigt sich dies auch als eine Erscheinungsform des Geistes der Weissagung. Wir verbinden die Erscheinung des prophetischen Geistes in uns oft nur mit dem Sprechen in anderen Zungen. Es kommt jedoch vor, dass eine Person im Moment der Taufe mit dem Heiligen Geist nicht in anderen Sprachen spricht, sondern prophezeit. Vielleicht geschieht dies nicht sehr oft, aber solche Phänomene kommen vor. Natürlich erscheint bei so einem Menschen zusätzlich noch das Zeichen der anderen Zungen. Die Salbung durch den Heiligen Geist äußert sich nicht nur in Form eines Dienstes. Sie äußert sich immer als Gebet.

Manche sagen, dass man bei der Taufe mit dem Heiligen Geist notwendigerweise Kraft empfangen muss und beziehen sich dabei auf die Worte Christi: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist“ (Apg 1,8). Dies ist sowohl wahr als auch nicht wahr. Die Aussage ist in dem Sinne wahr, wie sie im Epheserbrief steht, wo der Apostel Paulus sagt, dass er in seinen Gebeten immer an die Epheser denkt: „Dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch [den] Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in der Erkenntnis seiner selbst, erleuchtete Augen eures Verständnisses, damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung und was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist, was auch die überwältigende Größe seiner Kraftwirkung an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke“ (Eph 1,17-19).

Der Apostel sagt, dass der Mensch, der den Heiligen Geist in sich hat, das unermessliche Wirken der souveränen Gotteskraft hat. Aber er sagt auch, dass diese Kraft bekannt sein muss. Das sehen wir am Beispiel Christi. Als der Heilige Geist auf ihn kam, zeigte sich die Kraft nicht sofort. Zuerst führte ihn der Heilige Geist in die Wüste und von dort kehrte Er in der Kraft des Geistes zurück, allerdings nach der Prüfung der Versuchung.

Was ist also die Taufe mit dem Heiligen Geist? Es ist das Ereignis, wenn der Heilige Geist auf uns kommt, sich als prophetischer Geist in uns offenbart und die übernatürliche Gegenwart des Herrn und Erlösers in uns ruht. Dies ist das Werk einer Kraft, die uns jedoch oft zunächst verborgen bleibt. Damit sie sich offenbart, muss das Wort Gottes uns prüfen und in uns vollkommen werden. Hier geht es bildlich gesprochen wieder in die Wüste. Es geht darum, was wir durchmachen und wie wir es durchmachen. Es geht darum, wie wir dem Heiligen Geist vertrauen können, wenn wir geprüft werden. Das Ergebnis dieses Weges ist, dass das Kind Gottes, nachdem es durch die Schwierigkeiten und Versuchungen gegangen ist, die Gott bestimmt hat, stark in Gott und fruchtbar im Geist wird. Dann wird ein Kind Gottes Christus mit der Gabe dienen, die unser Herr und Erlöser für jeden von uns in Seinem Geist vorbereitet hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig! Amen!

 

Richard Zimmermann