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Seit Gründung des Christlichen Diakonischen Hilfswerks Stephanus in Speyer war Bruder Waldemar Akulenko als Lkw-Fahrer im Auftrag des Missionshilfswerks in unzähligen Ländern unterwegs. Durch viele Höhen und Tiefen hindurch konnte er mit einem großen Beitrag in dem Werk Gottes mitwirken. In diesem Interview werden wir einige Einblicke in seinen langjährigen Dienst in der Mission gewinnen.
Waldemar, du warst eine lange Zeit als Lkw-Fahrer im Auftrag der Mission tätig. Wie wurdest du zu diesem Dienst bewegt?
Nach meiner Ankunft in Deutschland erzählte ich Bruder Alexander Konradi, dass ich mit meinen Brüdern nach Miesau fahren würde, um dort zu wohnen. Allerdings hatte er bereits andere Pläne. Darum schlug er mir vor, mit ihm gemeinsam nach Speyer zu ziehen, um dort eine Mission zu gründen, in welcher ich als Lkw-Fahrer tätig sein sollte. Ich folgte seinem Rat und somit begann für mich meine Missionstätigkeit als Lkw-Fahrer.

Verabschiedung von Waldemar Akulenko (2. v.l.) vor einer Fahrt nach Albanien
Warst du sofort einverstanden?
Ja, sofort, denn ich war bereits in Russland viel mit Bruder Alexander unterwegs gewesen, um Menschen zu helfen, und so setzten wir es dann auch in Deutschland fort. Wir waren schon zuvor Freunde. Er war wie mein zweiter Vater.
Was hat dich motiviert, diese Arbeit auszuführen?
Zum einen liebte ich das Lkw-Fahren und hatte den Wunsch, auch einen deutschen Lastkraftwagen zu steuern. Als wir mit der Arbeit so richtig begannen und ich sah, wie wir den Menschen helfen konnten, hat es mich sehr mit Freude erfüllt und hat mich noch mehr für diesen Dienst motiviert.

Reparatur einer Kupplung in der DDR, mit im Bild ist Rubin Firus.
Bei deiner Arbeit bist du vielen Schwierigkeiten begegnet. Was waren deine größten Herausforderungen?
Es gab immer wieder Schwierigkeiten an den Grenzen, doch überall hat uns Gott beigestanden und durchgeführt. Es kam auch ab und zu vor, dass wir von Banditen überfallen wurden. In solchen Situationen habe ich ihnen deutlich gemacht, dass für diesen Lkw gebetet wurde und sie sich vor Gott fürchten sollten, weil es Sein Werk ist und Er selbst dahintersteht. Ich gab ihnen deutlich zu verstehen, welche Folgen ihr Handeln haben würde, daraufhin haben sie uns Gott sei Dank immer in Frieden gelassen.
Die Mission hat vor kurzem ihre Zugmaschine gewechselt. Hattet ihr anfangs gute Lkws oder gab es auch da Probleme und größere Pannen?
Ja, wir hatten eigentlich immer gute Lkws. Nur ganz am Anfang gab es ein paar Pannen. Beispielsweise mussten wir bei einer Fahrt nach Kasachstan sogar den kompletten Motor auseinandernehmen und den Kolben mit den Hülsen auswechseln. Ein anderes Mal blockierten unsere Bremsen ein wenig. Wir hatten jedoch nicht bemerkt, dass ein hinteres Rad blockiert war. Dadurch kam es zu einer Erhitzung des Reifens und dieser fing sogar an zu brennen. Als wir das bemerkten, haben wir das Auto sofort abgestellt und schnell versucht, das Feuer zu löschen. Währenddessen haben wir noch die Feuerwehr gerufen. Gott sei Dank kam die Feuerwehr sehr bald und der Schaden war nicht allzu groß. Gottes Segen begleitete uns, sodass wir ansonsten keine größeren Probleme mit den Lkws hatten.
Bei einer Fahrt nach Armenien hast du durch einen Unfall deine zwei Freunde und Mitstreiter verloren. Wie war diese Erfahrung für dich und wie hast du diesen Fall verarbeitet?
Der Verlust war ein großer Schlag für mich und ich entschied mich, nicht mehr weiterzuarbeiten. Doch als wir nach Hause kamen, sagte Bruder Alexander Konradi zu mir, dass es der Teufel sei, der wollte, dass wir aufgeben und das Werk nicht weitergeht, doch wir würden weiterarbeiten. Es war sehr schwer für mich, doch mir wurde bewusst, dass die Arbeit weitergehen musste. Darum überwand ich mich und führte den Dienst als Lkw-Fahrer fort. Diese Erfahrung hat mich und meinen weiteren Dienst stark geprägt.

In Armenien mit Alexander Konradi
Durch deinen herausfordernden Dienst warst du oft auf Gottes Hilfe angewiesen. Kannst du uns von einem Wunder berichten, das du während deines Dienstes erlebt hast oder ein Ereignis, bei dem du die Hand Gottes besonders sehen konntest?
Ja, da könnte ich vieles erzählen. Ich habe viele Wunder erlebt und Gottes helfende Hand sehr oft gesehen. Als wir beispielsweise einmal in Armenien waren, konnten wir an einem Morgen mit unserem Lkw wegen Schnee und Eisglätte einen vor uns liegenden Berg nicht hochfahren. So mussten wir unten stehen bleiben und sogar die darauffolgende Nacht noch dort verbringen.
In dieser Nacht wurden wir beraubt. Unsere Plane wurde aufgeschnitten und die Kartons herausgeholt. Morgens früh ging einer von uns draußen spazieren. Bruder Eduard Buchmüller konnte nämlich nicht schlafen und ging eine Runde spazieren. Als er wiederkam, sah er an einer Stelle, dass der Schnee merkwürdig aufgehäuft dalag. Es stellte sich heraus, dass die Räuber Angst gehabt hatten, die Kartons irgendwohin wegzutragen und vergruben sie darum einfach im Schnee. So haben wir am nächsten Tag die Kartons ausgegraben und unseren Lkw wieder beladen.
Nun wollten wir weiterfahren, doch wir konnten den Berg immer noch nicht befahren. Mir fiel auf, dass es kurz vor 8:00 Uhr war. Meine Frau Irina versammelte jeden Morgen zu dieser Zeit alle Kinder vor der Arbeit und sie beteten gemeinsam. Darum sagte ich zu meinen Mitfahrern, dass sie etwas warten sollten, da bei mir daheim gleich gebetet werden würde. Dann würden wir den Berg ganz sicher hochkommen, da meine Christina für uns beten würde. Das war damals mein kleinstes Kind. Nachdem wir 08:00 Uhr abgewartet hatten, sagte ich zu meinen Begleitern, dass wir jetzt fahren könnten – und tatsächlich tat Gott das Wunder und wir kamen den Berg ohne Probleme hoch.
Preis dem Herrn! Das war wirklich ein Wunder Gottes! Dazu passend noch eine Frage: Deine Familie musste den Dienst gewissermaßen auch mittragen. Welche Auswirkungen hatte dein Dienst auf deine Familie?
Wäre Ira nicht meine Frau, könnte ich diesen Dienst auf keinen Fall so ausführen, denn sie hat mich niemals in meinen Leben davon abgehalten, zu dienen. Egal wohin der Weg führte, ob mit dem Flugzeug, mit dem Lkw oder mit dem Motorrad: Sie hat mich immer gesegnet. Darum ist es sehr wichtig, dass die Frau auch eine Missionarin ist. Ich war ständig unterwegs und sie hat sich wunderbar um meine ganze Familie gekümmert und sie getragen und hochgezogen.

In Senegal (Afrika)
Hat diese Arbeit dich auch geistlich geprägt oder den Glauben gestärkt?
Ja, anfangs war ich nicht nah bei Gott und auch nicht in der Gemeinde, doch dank der vielen Gebete und meiner Arbeit in der Mission bin ich heute in der Gemeinde und danke Gott, dass Er alles gesegnet hat und auch meine ganze Familie in der Gemeinde ist. Ich denke, dass Gott Gnade geschenkt hat, weil wir für Ihn gewirkt haben und bemüht waren, etwas für Ihn zu tun.
Eine letzte Frage möchte ich dir gerne noch stellen. Welchen Rat würdest du jungen Menschen geben, die sich auf das Missionsfeld begeben und die Staffel übernehmen?
Mein Wunsch für sie ist es, dass sie herzlich miteinander zusammenarbeiten. Dass ihr Kollektiv so herzlich und einig zusammenhält, wie wir. Wichtig ist vor allem, dass die Menschen bei der Arbeit nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde sind, denn dann geht die Arbeit viel einfacher.

Bruder Waldemar mit Ehefrau, wird von der Mission in den Ruhestand verabschiedet (vordere Reihe, mitte)
Waldemar, du hast viel für die Mission und für das Werk des Herrn gearbeitet. Wir wollen dir für all die Mühe und Aufopferung herzlich Danke sagen! Und für alle getane Arbeit gebührt dem Herrn die Ehre.
Ein Interview mit Waldemar Akulenko
Gemeinde Speyer

In Guinea–Bissau (Afrika)