Verzweiflung und Hoffnung

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Verzweiflung und Hoffnung

2023-11-30T10:37:00+01:0030. November 2023|

Wie Gott lebensverändernde Operationen möglich macht

Ein kleiner Junge, krank und von den Eltern verlassen, ein Gebet an der Klagemauer in Israel und ein barmherziger Professor – im folgenden Bericht erfahrt ihr, wie diese Dinge zusammengehören.

 

Die Geschichte von Mischa Sokolov fängt mit seiner Geburt im Krankenhaus an. Er wird mit einer seltenen Krankheit geboren, die Arthrogryposis heißt. Diese Krankheit (med. kurz AMC) erlaubt es ihm nicht, sich zu bewegen, denn die Gelenke seiner Arme und Beine sind blockiert. Seine Eltern können dieses Schicksal nicht tragen und lassen ihn gleich nach der Geburt allein im Krankenhaus zurück.

 

Wir machen nun einen Zeitsprung von 3,5 Jahren. Liia Sokolova arbeitet neu als junge Krankenschwester in einem Krankenhaus auf der Chirurgie-Station. Dort findet sie am ersten Tag einen kleinen Jungen, der weinend und mutterseelenallein in seinem Bett liegt – Mischa. Auf dem Nachttisch steht unberührt kalter Brei und Tee. Mischa kann nicht alleine essen, seine Krankheit hindert ihn daran. Liia geht es tief zu Herzen. Sie kann ihn zwar nicht dazu bewegen, auf ihren Schoß zu kommen, aber er lässt sich gerne füttern. Von da an ist er Liias Schützling. Sie geht jeden Tag zu ihm, selbst wenn sie keinen Dienst hat. Irgendwann adoptiert sie ihn zu ihren eigenen vier Kindern. Es folgt ein sehr schwieriges Leben. Sie muss hart arbeiten, die Wohnungssuche gestaltet sich sehr kompliziert und zu guter Letzt verlässt sie auch noch ihr Ehemann.

Aufgrund der Krankheit benötigt Mischa viele Operationen.

 

Im Krankenhaus

 

2016 bekommen Liia und Mischa durch die Unterstützung der Gemeinden Bremen und Nürnberg die Möglichkeit, nach Deutschland zu reisen, um dort an den Füßen operiert zu werden. Seine Füße sind so verstellt und verdreht, dass er weder Schuhe tragen noch stehen kann. Die Ärzte der Klinik Rummelsberg sind mit ihrem Ergebnis sehr zufrieden, sehen jedoch keine Möglichkeit, ihn an Armen und Beinen zu operieren.

Doch Gott kann. Er hat einen anderen Plan für Mischa.

 

Lassen wir nun Liia selbst zu Wort kommen:

„Nach zwei Jahren entschlossen wir uns, Hilfe in Israel zu suchen. Ich war nie in Israel und kannte dort niemanden. Ich fand eine Adresse im Internet und schrieb einen Brief an eine Klinik in Israel. Daraufhin bekam ich eine Einladung zu einer Untersuchung. Mischa und ich schafften es, trotz vieler Schwierigkeiten nach Israel zu kommen.

Die Ärzte untersuchten Mischa und lehnten zunächst jegliche Behandlung ab. Wir waren sehr enttäuscht. Kurz vor der Rückreise besuchten wir die Klagemauer. Dort in Jerusalem an der Klagemauer bat der fünfjährige Mischa den Herrn um Hilfe. Ich hörte zu und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Das war unsere letzte Hoffnung. Als wir schon bereit waren heimzufliegen, erhielten wir plötzlich einen Anruf aus der Klinik. Ein bekannter Professor, der früher in Israel gearbeitet hatte, sollte wieder nach Israel kommen und wollte Mischa untersuchen. Die Ärzte hatten sich doch entschieden, einen Arm zu operieren und baten uns wiederzukommen, sobald sie einen OP-Termin hätten.

Wir fuhren voller Hoffnung heim und bemühten uns intensiv um die Finanzierung der bevorstehenden Operation. Leider konnten wir weder Spenden bekommen noch Unterstützer finden und sahen keinen Ausweg. In dieser verzweifelten Situation baten wir unsere Freunde aus Deutschland um Hilfe. Gott bewegte die Herzen vieler Christen in verschiedenen Gemeinden und auch in der Mission Stephanus, uns zu helfen.

 

Kurz vor Ausbruch der Corona Pandemie bekamen wir grünes Licht aus der Klinik und machten uns wieder auf den Weg nach Israel. Dort wurde Mischa wieder untersucht und wir warteten auf die Entscheidung der Ärzte. In dieser Zeit wurden die Grenzen geschlossen und wir blieben in Israel. Ich hatte nur etwa 200 Dollar in meiner Tasche. Wir vertrauten von ganzem Herzen dem Herrn und hatten die Hoffnung, dass Mischa irgendwann eine Hand bewegen wird. Ich fand ein Zimmer, das nicht einmal ein Fenster hatte, in dem Mischa und ich wohnen durften. Dafür sollte ich die Treppe im Eingang und die Mülltonnen waschen. Ich arbeitete morgens früh, während Mischa schlief.

So lebten wir acht Monate, bis die Corona Einschränkungen gelockert wurden. Dann gingen wir wieder in die Klinik. Als der Arzt uns sah, und unsere Umstände erfuhr, weinte er. Er hatte gedacht, dass wir längst heimgeflogen waren. Daraufhin versammelte er einen Rat von 16 Professoren und sie erklärten sich bereit, Mischa an beiden Armen zu operieren. Hier muss ich erklären, dass vor der Operation Mischas Arme unbeweglich waren, denn seine Ellbogen waren versteift. Sie hingen herunter wie Stöcke und die Finger waren unbeweglich. Die Operation verlief gut und eine Rehabilitation war erforderlich, denn Mischa sollte lernen, die Ellbogen zu beugen. In seine Finger wurden Nerven transplantiert und mussten neu entwickelt und bewegt werden. Später erklärte sich ein Professor bereit, auch Mischas Beine zu operieren. In zwei Jahren bekam Mischa in Israel zehn Operationen. Dafür waren viele Schritte nötig. Erst die Knie, dann Ellbogen und Hände.

 

Arme bekommen Ellenbogen

 

Ein Jahr lang hatte Mischa Platten in den Knien, damit seine Knochen nach den Operationen zusammenwachsen konnten. Jetzt kann Mischa mit den Prothesen stehen und ein wenig laufen. Seine Muskeln, die 9 Jahre lang nicht benutzt wurden, „erwachen“ langsam zum Leben. Die Oberschenkel und die Füße brauchen noch mehr Behandlung.

Der Arzt, der Mischa operierte, sagte, dass Mischa ständige Behandlung braucht. Mindestens sechs Monate soll er unter ärztlicher Beobachtung rehabilitiert werden. Dies soll die Ergebnisse der Operation unterstützen, damit all die Mühe nicht umsonst ist. Bei uns gibt es leider keine kostenlose qualitative Rehabilitation für diese Erkrankung.

 

Letztes Jahr waren wir in einem Rehabilitationszentrum. Dort konnten wir leider nicht lange bleiben, weil wir ein Zimmer mieten und die Anreise selbst bezahlen mussten. Darum blieb uns nicht genug Geld für die Behandlung. Seit diesem Jahr wurden alle Reiseleistungen für Menschen mit Behinderungen aufgrund der aktuellen Situation gestrichen. Auch uns wurde leider jegliche Hilfe verweigert. Da ich Mischa zur Schule bringen und wieder abholen muss, kann ich nur in Teilzeit arbeiten.

 

Mit dem behandelnden Arzt im deutschen Krankenhaus

 

Ich kann für Mischa die Rehabilitation nicht bezahlen. Das ist mein größtes Problem. Mischa und ich beten jeden Tag und bitten den Herrn, unsere Situation selbst in Seine Hand zu nehmen.

Wir danken der Mission Stephanus von Herzen für die großzügige Unterstützung und Bezahlung der zahlreichen Operationen in Israel. Gott vergelte es euch reichlich!

 

In Dankbarkeit

Mischa Sokolov und Liia (Adoptivmutter)

 

„Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf“ (Mt 18,5).

 

Liebe Missionsfreunde,

wir vom CDH Stephanus möchten euch bitten: Wenn dieses große Leid euch berührt hat, bleibt nicht gleichgültig, sondern reagiert mit einem hilfsbereiten Herzen darauf. Jede noch so kleine Hilfe ist ein Zeichen der Liebe zum Nächsten. Sie wird das Leben von Mischa Sokolov erleichtern und seine Zukunft positiv beeinflussen. Wir danken für jede Unterstützung!

 

Möglichkeit zum Spenden: https://stephanus-zeitschrift.de/spenden/?individuell/spende

Verwendungszweck: Mischa Sokolov