Vom Angsthasen zum Werkzeug Gottes

/, Ausgabe 3 | 2022/Vom Angsthasen zum Werkzeug Gottes
  • Edeltraud Macioszek

Vom Angsthasen zum Werkzeug Gottes

2022-09-03T14:22:29+02:0030. August 2022|

Die Geschichte von Edeltraud Macioszek ist einzigartig. Als kleines Kind erkannte sie Gott und diente Ihm ihr ganzes Leben lang in einer wunderbaren Art und Weise. In dieser und nächsten Ausgabe erzählen wir ihre Lebensgeschichte, die von der Hingabe an Gott geprägt ist.

 

Gotteserfahrungen in der Kindheit

Edeltraud wurde am 08. Juli 1948 in Hannover geboren. Als ältestes von drei Kindern von Walter und Gisela Macioszek wuchs sie in Hannover-Langenhagen auf. Die Familie wohnte in einfachen Verhältnissen im Hause ihrer gläubigen Großmutter.

 

Diese Bescheidenheit war für Edeltrauds zukünftiges Leben von großer Bedeutung. Das Mädchen wuchs mit Gebet, christlichen Liedern und viel Liebe auf. Ihre Eltern und ihre Großmutter, sowie ihre Tante lebten mit Jesus Christus. Seit ihrer Kindheit erlebte sie immer wieder Wunder der göttlichen Heilung. Das erste Wunder erfuhr Edeltraud noch als Baby, als sie durch unkontrollierte Milch vom Bauern Maul- und Klauenseuche bekam. Ihre Schleimhäute waren geschwollen und sie konnte nicht mehr schlucken. Der Arzt konnte ihr nicht helfen. Zu der Zeit war ihr Vater Katholik, aber er wusste wenig von Gott. Er wurde von Freunden zu einer Zeltevangelisation in Hannover eingeladen.

 

Ihre Mutter gab Freunden einen Zettel mit der Bitte um Fürbitte für Edeltraud mit. Ihr Vater wusste davon jedoch nichts. Für ihn war der Gottesdienst viel zu lang, so schaute er oft auf die Uhr. Als der Prediger zum Schluss die Versammelten bat, noch stehen zu bleiben, um für ein krankes Kind einer verzweifelten Mutter zu beten, hob ihr Vater Walter die Augen zur Decke und sagte für sich: „Gott, wenn es dich gibt, dann hilf dem Kind. Ich weiß, wie schwer es ist, ein so krankes Kind zu haben.“ Er wusste nicht, dass er für sein eigenes Kind betete. Als Walter mit den Freunden wieder nach Hause kam, erwachte Edeltraud von ihrem Schlaf und schrie. Edeltraud bekam etwas zu trinken und konnte diesmal auch wieder schlucken. Gestärkt schlief sie wieder ein und war gesund.

 

Als die Versammelten im Zelt für Edeltraud beteten, ging ein Ruck durch ihren Körper und sie schlief ein. Ihr Vater Walter merkte sich die Uhrzeit und so stellten sie fest, dass der Ruck in ihrem Körper sich genau zu der Gebetszeit ereignet hatte. Edeltrauds Großmutter hielt sie auf dem Arm, als der Ruck durch ihren Körper ging. Gottes Wunder war für alle sichtbar. Nach diesem Ereignis fing Walter an, nach Gott zu suchen, indem er in der Bibel las und Gemeinschaft mit Gott pflegte.

Nach einigen Monaten entschied er sich für Jesus Christus und übergab Ihm in einem Gottesdienst sein Leben. Edeltrauds erste eigene Gebetserhörung erlebte sie mit 4 Jahren. Mit ihrer jüngeren Schwester auf dem Arm war sie eines Tages die Treppe heruntergefallen und stotterte seither sehr. Edeltraud berichtet: „In meinem Elternhaus fanden regelmäßig Bibelstunden mit anschließendem Gebet statt.

Als wieder einmal eine Bibelstunde stattfand, spielten meine Schwester und ich vor dem Haus im Sand. Während der Versammlung kamen wir in die Stube zu den anderen. Meine niedliche Schwester ging von einem zum anderen, ich aber setzte mich auf die Fußbank zu den Füßen meiner Großmutter. Als alle Menschen im Raum einzeln gebetet hatten, betete ich auch stotternd. Keiner hatte mich dazu angehalten, aber es kam aus meinem Herzen: ‚Herr Jesus, mach mich wieder gesund.‘ Als ich Amen sagte, konnte ich wieder klar sprechen.“

Als Kind erkrankte Edeltraud häufig an verschiedenen Kinderkrankheiten. Walter war Beamter bei der Bundesbahn und privatversichert, daher mussten alle Kosten beim Arzt und in der Apotheke zuerst aus eigener Tasche bezahlt werden. Aufgrund des geringen Lohns blieb nur sehr wenig Geld für Lebensmittel und Haushalt übrig. Die Miete nahm schon fast das ganze Gehalt in Anspruch, deshalb pachteten sie einen Schrebergarten, um eigene Kartoffeln und anderes Gemüse und auch Obst anzupflanzen, damit sie wenigstens etwas zu essen hatten. Wenn Edeltraud krank war, beteten Walter und Gisela auch für ihre Tochter und salbten sie mit Öl. Und sie wurde gesund!

 

Mit 10 Jahren fiel sie einmal mit ihrem Roller so unglücklich auf einem Schotterweg, dass das Eisen der Lenkstange die Schläfe nur knapp am Auge verfehlte und neben dem Auge stark verletzte. Es blutete sehr. Ihr Vater brachte sie nach Hause und trug sie auf den Armen bis in die Wohnung. Als sie im Treppenhaus waren, fielen seine Tränen auf sie herab. Edeltraud erwiderte darauf: „Papa, weine nicht. Jesus hilft mir.“ Die Eltern legten sie aufs Bett, salbten sie mit Öl und beteten für sie. Edeltraud erlebte auch hier ein Wunder Gottes und wurde geheilt. Nicht einmal eine Narbe ist zu sehen.

 

Edeltraud Macioszek

 

Bewusste Entscheidung für Jesus

Gisela war musikalisch begabt und spielte abends regelmäßig auf dem Harmonium und sang dabei christliche Lieder vor. Es wurden sogar Chorproben in ihrem Hause durchgeführt. Dadurch lernte Edeltraud durch Hören und Mitsingen viele christliche Lieder kennen. Sie wusste genau, dass es einen lebendigen Gott gibt, der gerne Gebete erhört.

Da die Eltern von Edeltraud zu der Zeit nicht in eine bekennende Gemeinde gingen, besuchte sie mit ihren Klassenkameradinnen einen Kinderchor in der evangelischen Kirche. Der Kinderchor sang jeden Sonntag im Wechselgesang zu Beginn des Gottesdienstes in der Kirche. Der Chorleiter nahm anschließend die Kinder in einen anderen Raum mit und erzählte ihnen biblische Geschichten. Als Baby war Edeltraud evangelisch durch Besprengen getauft worden. Mit 12 Jahren nahm sie zwei Jahre lang am evangelischen Konfirmandenunterricht teil.

Der Pfarrer selbst glaubte nicht wirklich an Gott und Jesus. Die Konfirmanden mussten den Katechismus auswendig lernen, aber sonst lernten sie nichts über Jesus. Der Pfarrer erzählte ihnen lieber etwas von Goethe und Schiller.

Als Edeltraud 14 Jahre alt wurde, verbrachte sie die Osterfeiertage bei ihren Verwandten in Hannover-Langenhagen. Zu der Zeit fand in Hannover gerade eine Zeltevangelisation statt, zu der sie ihr Onkel mitnahm. Edeltraud ging gerne mit, verstand jedoch den Inhalt der Predigten nicht. Eines Mittags, es war der letzte Tag der Evangelisationsversammlung, fragte sie ihre Tante: „Woher wisst ihr, dass ihr gerettet seid? Wie könnt ihr euch so sicher sein?“

 

An demselben Abend gab Gott ihr eine verständliche Antwort, die sie annehmen konnte. Sie verstand nun auch die Predigt an diesem Abend, dass Jesus stellvertretend für sie gelitten, all ihre Sünde auf Sich genommen und am Kreuz mit Seinem Leben bezahlt hatte. Sie musste nur noch Sein Geschenk annehmen, das Jesus ihr anbot. Beim Zuruf an diesem Abend ging Edeltraud nach vorne, übergab ihr Leben Jesus und empfing Seine Gnade und Vergebung.

 

1962 fand in Frankfurt am Main, wohin die Familie vor einigen Jahren wegen der beruflichen Versetzung des Vaters umzogen war, ebenfalls eine große Evangelisation in einer Festhalle auf dem Messegelände statt. Die Mitbewohner in ihrem Mietshaus fragten Walter und Gisela Macioszek, ob sie sie zur Evangelisationsveranstaltung begleiten wollten, da Gisela ihnen schon öfter von Jesus erzählt hatte. Edeltraud und ihre Eltern folgten der Einladung. So gingen sie gemeinsam zur Evangelisation.

 

Die Nachbarin verstand den Ruf Gottes und ging zum Gebet nach vorne. Sie übergab ihr Leben Jesus und bekam anschließend an das Gespräch mit hilfsbereiten Gläubigen eine Einladung, in die Pfingstgemeinde nach Frankfurt am Main zu kommen. Zusammen mit ihren Eltern begleitete Edeltraud ihre Nachbarin in die Pfingstgemeinde und wurde dort auch Mitglied der Freien Christengemeinde. Edeltraud ließ sich taufen und wurde nach einigen Jahren des Ringens um die Taufe mit dem Heiligen Geist auch getauft, nachdem sie einer Person vergab, die ihr das Leben schwer machte.

 

Ein Werkzeug in Gottes Hand

Edeltraud war gelernte Kindergärtnerin und arbeitete drei Jahre lang in einem Kinderhort in Frankfurt am Main. Während einer Kinderfreizeit, die von der Gemeinde durchgeführt wurde, berief Gott sie, in den Dienst als Heimleitung. Daraufhin studierte sie in Fulda Sozialpädagogik, weil sie den Ruf Gottes folgen wollte. Viele Menschen rieten ihr davon ab, nach Fulda zu gehen, da es dort keine Pfingstgemeinde gab.

 

Gott ließ sie in dieser Situation nicht alleine und versorgte sie in Fulda mit Seiner ganz besonderen Nähe und Hilfe. Edeltraud spürte Gottes Geist so stark wie nie zuvor in ihrem Leben, wenn sie alleine mit Gott im Gebet sprach. Nach sechs Wochen Aufenthalt in Fulda führte Gott sie über eine Empfehlung von Frankfurt aus in eine deutsch-amerikanische christliche ´Teestube´. Dort verlor Edeltraud die Angst vor fremden Dingen, Sprachen und Tätigkeiten. Sie lernte Englisch, was sie später in ihrem missionarischen Dienst für Indien benötigen würde.

Nach dem dreijährigen Studium als Dipl. Sozialpädagogin fand Edeltraud eine Anstellung im Kinderheim in Eckernförde. Sie blieb dort für zwei Monate und wechselte dann in ein evangelisches Kinderheim in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. In Henstedt-Ulzburg blieb sie fünf Jahre. Sie betreute eine Gruppe von zwölf Kindern. Wenn es möglich war, ging Edeltraud in eine kleine Pfingstgemeinde in Henstedt-Rehn, setzte sich in der Kinderarbeit ein und sang im Chor.

 

Während ihres Aufenthalts dort besuchte sie zusammen mit Freunden am 3. September 1977 das Altenheim in Schieder. Sie erinnert sich noch heute an den freundlichen Empfang und an die Hochzeit, an der sie spontan mitwirkte. Das neue Hausmeisterehepaar heiratete an diesem Tag im bestehenden Haus Tabor.

Die Hauseltern (Heimleiter und Gründer) hatten es im direkten Auftrag von Gott Ende 1973 gekauft und am 10. Januar 1974 im Grundbuch eintragen lassen.

 

Ein Jahr später verbrachte Edeltraud im Haus Tabor zwei Wochen Urlaub. Am letzten Tag fragte Bruder Rudolf sie, ob sie jemanden kenne, den man für die Arbeit im Heim gewinnen könne. Sie verneinte und fuhr unbekümmert nach Hause…

 

Die Fortsetzung wird in der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Im zweiten Teil berichten wir über den Ruf Gottes in ihrem Leben und wie sie Ihm mit voller Hingabe diente.

 

Simon Arent

Gemeinde Stapelage

 

Das Glaubenserlebnis von Edeltraud Macioszek wurde noch zu ihren Lebzeiten verfasst. Am 30.12.2021 ist unsere Schwester zu ihrem Herrn heimgegangen.