Wachstum, das brauchbar macht

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Wachstum, das brauchbar macht

2023-06-28T09:22:30+02:0028. Juni 2023|

Geistlich wachsen, um ein Werkzeug Gottes zu sein

Eltern sind froh und glücklich, wenn Kinder geboren werden. Es ist ein besonderer Moment, wenn Leben entsteht. Am Anfang ist ein Kind zart und klein, jeder möchte es sehen und bewundern. Es ist hilflos und auf die Eltern angewiesen, die sich gerne um das Baby kümmern. Doch wenn das Kind nach fünf Jahren immer noch nicht sitzen und nicht sprechen kann, dann fragt man sich, was bei der Entwicklung schief gelaufen ist.

 

Das geistliche Wachstum in drei Stufen

So wie ein Kind geboren sein muss, um wachsen und sich entwickeln zu können, so ist auch für geistliches Wachstum eine Geburt notwendig – die Wiedergeburt. Die Wiedergeburt ist das Werk des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes. „Denn ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, aus dem lebendigen Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt“ (1.Petr 1,23).

 

Um zu verstehen, dass es auch ein Wachstum im geistlichen Sinne gibt, muss man sich in das zweite Kapitel des ersten Johannesbriefes einlesen. In diesen Versen teilt Johannes die Kinder Gottes, die die Vergebung der Sünden angenommen haben, in drei unterschiedliche Kategorien ein: Die Väter, die Jünglinge und die Kindlein.

Das charakteristische Merkmal der ersten Kategorie ist, dass die Erkenntnis Christi und das Wachstum so weit entwickelt sind, dass die Gläubigen als Erwachsene bezeichnet werden. Die zweite Kategorie hat das Kennzeichen, dass sie den Feind durch das Wort Gottes überwältigt haben. Die letzte Kategorie beschreibt den Beginn eines Christenlebens – die Sündenvergebung, die erste Liebe zum Vater, das völlig einfältige Vertrauen.

 

Lass dich vom Herrn gebrauchen

Nachdem meine Frau zwei Jahre für meine Bekehrung zum Herrn gefleht hatte, bekehrte ich mich. Da betete sie einmal in ihrer Einfalt, dass sie erlöst sei, ihr Mann sich bekehrt habe und die Kinder noch klein und unschuldig seien. Er möge sie doch zu sich in den Himmel nehmen, damit sie schon bei Ihm sein könnten. Daraufhin hörte sie die sanfte Stimme des Heiligen Geistes, dass Er schon 28 Jahre lang auf sie gewartet habe und dass Er sie noch gebrauchen wolle. Sie fing an zu weinen und tat Buße für ihre egoistischen Gedanken.

 

Jesus sagte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er´s euch gebe“ (Joh 15,16). Der Wunsch Jesu ist, dass wir im Weinberg Seines Vaters Frucht bringen.

 

Gott legt uns nur so viel auf, wie wir tragen können

Ich bin Vater von sieben Kindern. Nicht jedem Kind kann ich die gleiche Aufgabe geben. Beispielsweise kann ich meinem fünfjährigen Sohn den Küchendienst noch nicht anvertrauen, denn ich weiß, dass das Geschirr zu Bruch gehen könnte. Die Aufgabe wäre für ihn zu viel und außerhalb seiner Kräfte, selbst wenn er es sehr gerne tun würde. Doch meinem zehnjährigen Sohn kann ich diese Aufgabe anvertrauen, weil er darin schon erfahren ist.

Genauso ist es bei unserem himmlischen Vater. Er vertraut uns etwas nach unserer Tüchtigkeit an, wie wir im Gleichnis von den anvertrauten Zentnern erfahren (vgl. Mt 25,14-30).

 

Persönliche Erfahrungen im Dienst für Gott

Als ich mich mit 29 Jahren zu Gott bekehrte, hatte ich großes Verlangen nach der lauteren Milch, wie Petrus schreibt: „Und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil“ (1.Petr 2,2). Das Wort Gottes ist die richtige Speise, um geistlich zu wachsen.

Zur damaligen Zeit hatte ich den besonderen Wunsch, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden und die Wassertaufe anzunehmen, um dann in der Gemeinde zu dienen. Ich erinnere mich noch genau, welches Gebet ich zu Gott sprach: „Herr, wenn du mich mit dem Heiligen Geist taufst und ich dann die Wassertaufe annehmen kann, dann verspreche ich dir, jeden Dienst anzunehmen, den du mir geben wirst.“ Es war wie ein Gelübde, das ich damals vor Gott brachte.

Es traf alles ein, worum ich gebetet hatte. Nachdem ich etwa einen Monat Mitglied in der Gemeinde war, vertraute man mir den Dienst des Kinderstundenleiters an. Ich hatte keine Bedenken, diesen Dienst anzunehmen, da ich vorher mit Gott darüber gesprochen hatte.

 

Als ich dann jedoch vor diesen acht- bis zehnjährigen Kindern stand und eine Geschichte erzählen musste, lief ich rot an und schwitzte vor Aufregung. Ich sah, wie die Kinder es bemerkten und lächelten. Ich betete: „Herr, hilf mir! Ich kann das alles nicht, aber du hast mich in diesen Dienst gestellt und ich glaube, dass du mich auch fähig machen kannst, diesen Dienst zu verrichten.“ Die Bibel sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5).

 

Die ersten Schritte meines geistlichen Wachstums

Das erste und wichtigste im Dienst für den Herrn ist das Gebet. Wir sprechen im Gebet unsere Wünsche und Sorgen aus. Oder wir legen sogar Gelübde ab, so wie ich damals vor meiner Wassertaufe. Dann sehen wir, wie Gott anfängt zu wirken. Wie Er mehr und mehr Dienste hinzufügt und dich dabei prüft, wie treu du Ihm in der einen oder anderen Situation bist.

Außerdem ist die Treue meine Devise in dem Dienst für den Herrn, sei es Ordnerdienst, Predigerdienst oder Kinderdienst. Ich wollte diese Dienste mein Leben lang ausführen und in meinen alltäglichen Lebenssituationen Gott treu sein.

„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht“ (Lk 16,10). Wer im Großen treu werden und bleiben möchte, muss es vorerst beständig im Kleinen oder in den Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens sein. Vor Gott gilt nicht, wie groß die Aufgabe ist, die Er uns anvertraut hat. Er möchte unsere Treue und Hingabe sehen.

Auch in der Bibel sehen wir, dass große Männer klein anfingen. Da sind zum Beispiel Mose und David. Beide hatten jahrelang einen Dienst bei den Schafen, in welchem sie geformt wurden und in dem sie reifen konnten. Erst danach wurde ihnen das Volk Israel anvertraut.

Die wahre Treue hat ihren Grund nicht in der Größe der Sache, an der sie bewiesen wird, sondern in dem gewissenhaften Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein dessen, der sie übt. Gottes Treue zu uns Menschen wird in vielen Worten und Ereignissen in der Heiligen Schrift ersichtlich und deshalb erwartet der Herr, dass wir uns in der Treue zu Ihm üben.

 

Gottes Bestimmung für dich

Einmal hörte ich von einem Fall, wo jemandem der Dienst des Kinderstundenleiters angeboten wurde und er nicht annahm, weil er sich schon als Jugendleiter sah. Der geistliche Zustand dieser Seele war im Dienst stehen geblieben, weil er nicht Gott den Vorrang in dieser Entscheidung gab, sondern anderen Motiven.

 

Wenn ich das Buch Richter lese, so finde ich die Geschichte Gideons besonders beeindruckend. Gott gebraucht uns Menschen und lässt uns an Seinem Werk teilhaben, aber nie an der Ehre Gottes. Kurz gesagt: Gott allein gebührt die Ehre!

 

Von 32.000 Kämpfern blieben zunächst 10.000 übrig, alle anderen waren ängstlich. Dann wurde das Heer noch einmal geteilt und nur noch 300 Mann blieben übrig, um von Gott im Sieg gegen eine unzählige Feindesmacht gebraucht zu werden. Damit zeigt Gott, dass Er durch das Wenige viel machen kann (vgl. Ri 7,1‑25). Wer waren diese 300 Männer? Was hatten sie für Eigenschaften, dass der Herr sie gebrauchen konnte? Sie waren bereit zu gehen und hatten ihre Waffen nicht abgelegt, als sie aus dem Bach tranken. Sie hatten den Glauben, dass Gott den Sieg geben und durch diesen Sieg Sein Name verherrlicht und geehrt würde. Uns neutestamentliche Kämpfer fordert der Herr auf: „[seid] bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens“ (Eph 6,15).

 

Lasse dich von Gott leiten

Häufig ergaben sich für mich Situationen, in denen ich Menschen von Gott erzählen konnte. Da war ich der Stimme des Heiligen Geistes einfach gehorsam. Dadurch habe ich gelernt zu verkündigen und meine Furcht vor den Menschen zu überwinden. Durch diese Situationen sah ich Gottes Wirken in meinem Leben und wuchs im Glauben. Gerade dadurch, dass ich sah, wie Menschen sich durch meine Verkündigung bekehrten. Oft werde ich gefragt, ob ich schon immer evangelisiert habe, weil es bei mir so leicht und einfach aussieht. Ich antworte ihnen dann, dass es durch Gottes Hilfe geschieht und ich einfach bereit bin, Ihn in meinem Leben wirken zu lassen.

 

Im Jahr 2019 bat man mich, eine kleine Gemeinde von etwa 15 Mitgliedern zu betreuen. Ich sollte die Gemeinde, in der ich geistlich geboren wurde und in der ich diente, aufgeben, um mit meiner Familie in dieser kleinen Gemeinde zu dienen. Es war keine leichte Entscheidung, aber als mich der leitende Bischof der Region fragte, ob ich dort dienen möchte, so war das für mich, als ob Gott selbst mich fragte. Ich hatte Ihm damals versprochen, dass ich jeden Dienst annehmen würde, den Er mir geben würde und so willigte ich ein.

 

Diese Entscheidung hat mich und meine Familie geformt. Wir wuchsen geistlich. Sowohl meine Frau und ich, aber auch die Kinder. Ich durfte sehen, wie meine Kinder musikalisch in der Gemeinde anfingen zu dienen und Gott segnete sie. Ich durfte sehen, wie Menschen sich zu Gott bekehrten und sich immer noch bekehren. Ich bin Gott dankbar, dass Er mir den Dienst als Pastor in einer Gemeinde mit zwischenzeitlich 111 Mitgliedern und 86 Kindern und Jugendlichen anvertraut hat.

Und das alles durch Seine Gnade und Liebe zu uns, Seiner Gemeinde. Das Gebet, das ich damals vor diesen Kindern in der Kinderstunde ausgesprochen hatte, als ich diese Geschichte erzählte, gilt immer noch. Ich bete immer noch genauso: Herr, ich kann es nicht ohne dich! Alles, was lebendig ist, wächst und bringt Frucht und auch wir wachsen geistlich, wenn wir Gott dienen und auf Seine Stimme hören.

 

Dankbarkeit für den Dienst

Dankbarkeit ist auch ein Punkt, der sehr wichtig ist im Dienst für den Herrn. Durch das Danken geben wir Gott für alles die Ehre und wir werden erfüllt von Freude im Heiligen Geist, wenn wir sehen, dass Gott uns gebraucht. Es ist ein besonderes Gefühl, wenn wir mit Dankbarkeit erfüllt sind.

 

„Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am anderen hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe“ (Eph 4,15-16).

 

Wenn wir uns an das Wort Gottes halten, uns von dem Heiligen Geist leiten lassen und den Herrn Jesus im Fokus und im Zentrum unseres Lebens haben, dann können wir wachsen und Ihm ähnlicher werden, sodass unsere Herzen von der Liebe Gottes erfüllt werden.

 

 

Vitali Müller

Gemeinde Cloppenburg

 

Bibelzitate folgen der Übersetzung von Martin Luther (rev. 1984).