Was ist das Evangelium?

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Was ist das Evangelium?

2025-05-21T12:45:49+02:0021. Mai 2025|

Die Antwort auf diese Frage ist nicht so selbstverständlich, wie es im ersten Moment scheint. Das Wort Evangelium kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Frohe Botschaft“ oder „Gute Nachricht“. Wir leben jedoch in einer Welt, in der viele verschiedene Versionen dieser Frohen Botschaft kursieren. Es gibt in christlichen Kreisen viele Darstellungen, die mittlerweile die Klarheit dafür verloren haben, was das Evangelium ist und was nicht.

 

Wo stehen wir?

Der eben beschriebene Sachverhalt schafft Raum für teilweise nicht vollständige Versionen des Evangeliums. Dies sind Auslegungen, in denen die Betonung falsch gesetzt wird, wo manche Punkte hinzugefügt und andere ausgelassen werden. Es gibt Verkündigungen des Evangeliums, bei denen Themen angesprochen werden, die nicht in der Bibel stehen. Auch werden dem Menschen Dinge versprochen, die Gott nie versprochen hat oder die sogar vollkommen anti-biblisch sind. Oft wird die Betonung auf Gottes Liebe gesetzt, die Tatsache, dass Sünde uns zu Feinden Gottes macht, verschwiegen.

Dadurch stellt sich dem Zuhörer die Frage, warum das Opfer Jesu mit dem Kreuzestod benötigt wird. Andere wiederum predigen ein Evangelium, das dem Menschen sagt, dass Jesus ihr Leben besser macht. Sie haben mit Ihm weniger Sorgen, Probleme und Krankheiten. Doch wenn das Leben plötzlich schwer wird, sie eine Krise durchmachen oder krank werden, fragen sie, wo dieser Jesus ist, und verlieren ihren (ohnehin unechten) Glauben.

 

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Dies macht folgende Frage umso wichtiger:

Was ist das Evangelium?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir mit einer anderen Frage anfangen, und zwar: Was erzählten die Jünger den anderen Menschen nach der Auferstehung Jesu? Sie erzählten weder Märchen noch gingen sie in erster Linie auf komplexe theologische Erkenntnisse ein. Sie erzählten, was sie gesehen und erlebt hatten. Ihr Zeugnis war, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Dieses Ereignis war ein absolut zentraler Punkt in ihrer Predigt. Theologische Zusammenhänge und Lehren der Apostel kamen erst nach und nach zusammen, weil die Apostel einiges erst Schritt für Schritt verstanden. Aber der Anfang all dessen war dieses historisch einmalige und heilsgeschichtlich bedeutsame Ereignis: Jesus ist auferstanden. Von dieser Nachricht ist keiner ausgenommen, da sie eine unglaubliche Tragweite hat.

Wenn das wirklich stimmt, dann hat dies einerseits für jeden unbegreiflich weitreichende Konsequenzen, andererseits aber auch eine herrliche Aussicht. Man muss sich erst einmal die dramatische Trauer und Enttäuschung der Jünger vorstellen, nachdem Jesus nicht mehr bei ihnen war. Sie hatten über drei Jahre lang Tag und Nacht mit Ihm verbracht. Sie hatten in dieser Zeit Dinge erlebt, die unvorstellbar waren, und hatten direkt aus dem Mund des Sohnes Gottes gelernt. Und plötzlich war Er tot. Sie mussten das erst einmal verarbeiten. Einige werden wohl den Sabbat dazu genutzt haben, um nachzudenken, zu beten und zu reflektieren. Aber es blieb kaum Zeit. Am Sonntag, dem dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu, war Jesus nicht mehr im Grab zu finden. Er war auferstanden! Und als diese Nachricht die Runde machte, wurden einige Herzen und leere Seelen neu belebt.

Einige waren sicherlich erstaunt, etwas skeptisch oder sogar ungläubig. Aber tatsächlich sahen bereits hunderte von Menschen kurz danach den auferstandenen Sohn Gottes mit eigenen Augen. Es musste niemandem in Jerusalem erzählt werden, dass Jesus gestorben war. Dieses Ereignis war allen bekannt, aber dass Er jetzt nicht mehr tot war, das mussten die Jünger allen – wohlgemerkt erst einmal den eigenen Leuten – erzählen. Man stelle sich den Aufruhr bei den Priestern und den Römern vor, aber auch bei den Jüngern und all Seinen Nachfolgern.

Nach 40 Tagen fuhr Jesus gen Himmel und befahl den Jüngern, in Jerusalem zu bleiben, bis Er Seinen Beistand, den Heiligen Geist, senden würde. Als dies nach weiteren zehn Tagen geschah, konnte nichts und niemand diese Männer aufhalten. Sie erzählten voller Freude, was sie gesehen hatten: Jesus war nicht tot, sondern lebendig. Das war Dreh- und Angelpunkt ihrer Predigt.

 

Ein Lauffeuer bahnt sich den Weg

Aber jetzt kommt etwas Wichtiges:

Was hat das zur Folge für jeden Einzelnen?

Es hat zur Folge, dass wir dadurch unsere Schuld vor dem ewigen und heiligen Gott für immer loswerden können. Und das ist, was die Jünger den Bewohnern von Jerusalem bei der ersten Evangelisation überhaupt verkündet haben. Sie erzählten, was passiert war. Der Heilige Geist bewegte die Herzen der Zuhörer und die Leute fragten: „Was sollen wir nun tun?“

Petrus gab die klare Antwort: „Tut Buße!“

Buße tun bedeutet, dass ich von meinem sündigen Weg völlig und radikal umkehre. Dann wird mir Gott sowohl meine Schuld vergeben als auch ein neues Herz mit der Sehnsucht nach Wahrheit und Gerechtigkeit schenken und mit dem unglaublich herrlichen Ausblick auf ein ewiges Leben im Himmel mit und bei Ihm. Also schenkt Gott uns im Tausch gegen unsere Sünde und unser verdorbenes und bestrafungswürdiges Leben durch den Sühnetod Seines Sohnes Vergebung und Reinigung.

Herrlich! Wer das erlebt hat, der kann davon nicht schweigen. Das ist nicht einfach nur ein Lottogewinn, der scheinbar für ein paar Jahre Glück beschert. Nein, es beseitigt die Wurzel allen Vergehens und Handelns (Sünde) und eröffnet uns eine Perspektive, von der wir gar nicht hätten träumen können. Das ist etwas, wonach sich jeder Mensch sehnt.

Ein reines, zufriedenes, glückliches und geborgenes Herz in den Händen seines persönlichen Heilands zu wissen, auf den wir in jeder noch so schwerwiegenden Lage ganz hoffnungsvoll schauen und Ihm vertrauen können. Gerade jetzt in dieser unruhigen Zeit, erfüllt von vielerlei Hiobsbotschaften und Kriegsgeschrei, die für die allermeisten beängstigend, bedrückend, aber auch einsam oder hoffnungslos sein kann, ist es wichtig, die Frohe Botschaft zu verkündigen.

 

Erkennst du das Kreuz als zentrale Botschaft des Evangeliums? Dort trifft das Gesetz (Urteil) auf Gnade (Freiheit). Hier wird Gottes heiliger Zorn rechtmäßig gestillt und uns Seine Liebe als Gnadenerweis geschenkt. Und dieses Evangelium ist der Grund und Startpunkt unseres heiligen, gotthingegebenen Lebens (vgl. Eph 2,1-10).

 

Hilfreiche Leitstruktur zur Verkündigung

Die Bibel zeichnet uns ein Bild vom Menschen, das uns nicht sonderlich gefällt. Im zweiten Kapitel des Epheserbriefes skizziert uns Paulus das Evangelium und stützt diese Skizzierung auf vier Säulen. Versuche doch einmal in Ruhe die ersten zehn Verse (gerne mehrfach) zu lesen, dabei ihre innere Struktur zu entdecken und die Logik dahinter nachzuvollziehen. Wenn das wirklich in den Kopf und ins Herz gefallen ist, dann wird uns jedes Gespräch und jede Verkündigung deutlich leichter fallen, denn es geht immer um das Gleiche.

 

Was ist los? (siehe Grafik, Punkt 1)

  • Wir alle sind auf dem Weg zur Hölle (Nein, kein Zitat von AC/DC).
  • Wenn wir nicht umkehren, werden wir umkommen und auf ewig von Gott getrennt sein (Lk 13,3.5).

Warum ist das so? (Punkt 2)

  • Die Ursache der Trennung von Gott ist die Sünde (Röm 3,23).
  • Gott ist zornig wegen unserer Schuld. Nicht, weil Er boshaft ist, sondern weil Er heilig ist. Er bestraft oder bezahlt uns dafür mit dem Tod (Röm 6,23a). So ernst ist es Gott mit der Sünde.

 

Das Kreuz von Golgatha ist die Lösung:

Was kann ich tun? (Punkt 3)

  • Dieses Geschenk annehmen! Jesus Christus starb am Kreuz: Er bezahlte damit für alle Sünden, für die wir hätten zahlen müssen.
  • Jesus bietet Vergebung der Sünden an. Wer seine Schuld einsieht, sie bereut und bekennt und sich von ihr abwendet, kann ein Leben mit Gott führen.

Was passiert am Ende? (Punkt 4)

  • Das Problem ist gelöst. Wir müssen nicht in der Hölle landen. Wir sind gerettet.
  • Das bedeutet am Ende eine Ewigkeit mit dem HERRN Jesus im Himmel.

 

Welch eine wunderbare Botschaft! Welch glorreicher Ausweg aus unserer lebensbedrohlichen Misere und Hoffnungslosigkeit. Die Zehn Gebote stehen für das moralische Gesetz Gottes: Wir alle haben dagegen verstoßen. Das ist eine traurige Tatsache und Wahrheit. Aber Jesus bezahlt diese Schuld am Kreuz von Golgatha. So können wir straffrei ausgehen. Unglaublich, was für Jubel und Freude es in einem verlorenen Menschen auslösen muss, wenn er auf einmal solche Veränderung und Aussicht geschenkt bekommt. Das ist Gottes Kraft.

 

Weder zur Rechten noch zur Linken

Wir laufen aber auch durchaus Gefahr, bei der Verkündigung nicht das vollständige Evangelium weiterzugeben und somit seine volle Kraft zu schmälern.

Auf diese Punkte sollten wir achten:

  • Zeichne nicht nur einen Gott der Liebe, sondern auch des Zornes (Heiligkeit Gottes).
  • Beschreibe nicht nur den Himmel, sondern nenne auch die reale, drohende Gefahr der Hölle (Gott als Richter).
  • Zeige die Liebe Gottes darin auf, dass Er sich selbst zum Opfer gibt.
  • Erst, wenn wir die dramatischen Folgen der Sünde ansatzweise verstehen, wird dieses Opfer Jesu für uns persönlich so kostbar und überwältigend (Sündenerkenntnis).
  • Verkündige vollständig und nicht teilweise. Betone keine bestimmte Seite besonders (z.B. nur die Liebe Gottes oder nur den Zorn Gottes).

 

Das Evangelium ist eine Botschaft, die die Kraft hat, das Leben völlig und radikal zu verändern. Unsere Aufgabe ist es, dieses Evangelium rein zu halten und weiterzugeben, damit es seine Arbeit vollbringen kann.

Im Galaterbrief spricht Paulus zu uns und sagt: „Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium, obwohl es doch kein andres gibt. Es gibt nur einige, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren. Aber selbst, wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht. Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht“ (Gal 1,6-9, LUT).

 

Voran in Ehrfurcht und Mut!

So ernst nimmt es Gott damit, dass wir Sein Evangelium korrekt verkünden. Das soll uns mit Respekt vor der Aufgabe der Evangelisation erfüllen und gleichzeitig mit Freude. Was für eine Ehre, dass Gott uns diese Aufgabe zutraut! So möchte ich dich, lieber Leser, ermutigen, dieses Evangelium aus der Heiligen Schrift in der Tiefe der Wahrheit zu verstehen und dieses ganz persönlich dankbar anzunehmen und dich ganz nah an Den zu halten, der selbst zu dieser frohen und rettenden Botschaft wurde, Jesus Christus, der Sohn des ewigen Gottes.

Dadurch werden wir befähigt, den großen Auftrag Jesu zu erfüllen, indem wir allen Menschen, wo Gott es ermöglicht, von diesem selbst erlebten Geschenk der Hoffnung und Liebe weiterzuerzählen und für sie zu beten.

 

Viktor Hoffmann,

Gemeinde Miesau