Podcast: Download (Duration: 22:38 — 15.5MB)
»Prüft aber alles, das Gute haltet fest.« (1.Thess 5,21)
»Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.« (1.Joh 4,1)
Ich möchte Ihnen einen kleinen geistlichen Schatz anvertrauen, den Gott mir vor einigen Jahren schenkte und durch den man erfährt, ob eine Lehre von Gott ist oder nicht; ob eine empfangene Wohltat oder eine gefühlsmäßige Regung, die man erleben kann, oder ein Wunder, das man zu schauen meint, oder irgendetwas anderes von Gott ist.
Einige Christen werden allerdings keinen Nutzen davon haben, einfach aus dem Grund, weil sie zu unbeweglich sind. Sie haben nie neue Erfahrungen gemacht, und sie werden auch nie welche machen – wenn es nach ihnen geht. Sie sind zufrieden, wenn sie mit den Flügeln schlagen und langsam im Kreis umherschwirren. Aber Sie gehören zu den Gottsuchern und sind angesichts des Zustands Ihres geistlichen Lebens bekümmert und besorgt. Für Sie ist dieser Schatz bestimmt.
Einige Leute machen sich um ihr geistliches Leben Sorgen. Sie lesen in der Bibel; aber das hilft ihnen nicht. Es scheint, als ob sie niemals entdecken, wer sie selbst sind. Darum hören sie auf alle und jeden, und darin liegt die Gefahr. Lieber möchte ich, dass sie es wie die Beröer machen, die untersuchten nämlich die Heilige Schrift, »ob dies sich so verhielte« (siehe Apg 17,11).
Andere wieder sind immer hinter etwas Neuem her. Sie hören erst den einen und dann den anderen Bruder, wie sie Vorträge halten, predigen oder Botschaften weitergeben. Nur die Tatsache, dass jemand flott spricht und sich alles fromm anhört, besagt noch gar nichts. Der Teufel kann wie ein Engel des Lichts daherkommen. Man muss Scheinwahrheit und Wahrheit auseinanderhalten können.
Es gibt Leute, die bereit sind, eine neue Lehre anzunehmen oder Erfahrungen kennenzulernen, sobald einer daherkommt, der vorgibt, etwas davon zu verstehen. Und es gibt auch immer einige, die sich schnell durch Wunder beeindrucken lassen. Wer Mose, den Propheten, den Aposteln und unserem Herrn nicht glaubt, würde auch durch die Auferstehung eines Toten nicht zum rettenden Glauben kommen. Wunder sind immer nur zweitrangige Beweise von irgendetwas; und doch bewegen Wunder manche Leute außerordentlich. Träte jemand auf, der ein Wunder tut, würden sie ihm alles glauben.
Ich möchte Ihnen eine Regel geben, die sich an Folgendem orientiert: Man muss »das Neue« prüfen, indem man fragt: »Auf welche Weise beeinflusst es meine Haltung und meine Beziehung gegenüber Gott, Christus und der Bibel? Inwiefern betrifft es die Haltung mir selbst, anderen Christen, der Welt und der Sünde gegenüber?«
Die Haltung Gott gegenüber
Nehmen Sie einmal an, Sie hörten von einer neuen Lehre, die Ihnen von irgendjemandem angepriesen wird, der gewaltig reden kann, sodass er richtig ins Schwitzen dabei gerät. Er hat eine Lehre; aber was bewirkt seine Lehre in Bezug auf Gott? Macht sie Gott größer oder kleiner? Lässt sie Gott nötig oder unnötig erscheinen? Räumt sie Gott den ihm gebührenden Platz ein – bringt sie ihm Ehre und macht sie mich klein und zeigt sie, wie unbedeutend ich bin und wie groß Gott ist? Oder wird dadurch der Blick zu Gott verstellt, indem sie einen Vorhang vor sein Angesicht zieht? Was auch immer Gott weniger wichtig oder weniger wunderbar oder weniger herrlich und weniger machtvoll macht – das ist nicht von Gott. Alles, was Gott mit der Erlösung erreichen will und weshalb er die Bibel gab und den Menschen errettete, soll dazu dienen, dass Gott unter den Menschen verherrlicht wird. Wenn Gott verherrlicht wird, erfüllt das Universum den ihm zugedachten Zweck.
Die Hölle ist ein Ort völliger Gottentfremdung, weil er dort nicht verherrlicht wird. Der Himmel dagegen ist ein Ort wahrer Freude und Gemeinschaft mit Gott, weil er dort verherrlicht wird. Auf der Erde werden manche Geschöpfe ihrer Bestimmung gerecht und manche nicht, weil nur die Erstgenannten Gott verherrlichen. Wenn Gott verherrlicht wird, erfüllt das Universum seinen Zweck. Darum muss man jede Lehre und alles, was zu ihr gehört oder was sie hervorhebt, verabscheuen, wenn sie Gott nicht groß macht. Auch jeder Beweis, der ihre Richtigkeit zu belegen scheint, und jedes Wunder, das ich in ihr entdeckt zu haben meine, müssen Gott erheben und ihn unverzichtbar und wunderbar machen. Ist das nicht der Fall, sollten Sie diese Lehre sogleich verwerfen!«
Man muss Scheinwahrheit und Wahrheit auseinanderhalten können.
Die Haltung Christus gegenüber
Auf welche Weise beeinflusst dieses Neue unsere Haltung gegenüber Christus und unsere Beziehung zu ihm? Jede Lehre, jede Erfahrung, jede Gemeinschaft oder jedes Werk, wodurch Christus entbehrlicher für uns wird, kann nicht von Gott sein.
Sie mögen nach vorn gegangen sein, um sich nach dem entsprechenden Aufruf für Christus zu entscheiden. Sie mögen gebetet und einen Segen verspürt haben. Dass Dr. Soundso es gesagt hat, macht die Sache nicht wahrer. Wir können uns alle irren. Sie müssen uns überprüfen – und jeden anderen auch – und die Heilige Schrift erforschen.
Hat unsere Lehre dazu beigetragen, dass Christus mächtiger, großartiger, angenehmer und in jeder Beziehung herrlicher vorgestellt wird? Wenn ja, dann haben Sie allen Grund zu der Annahme, etwas von Gott Vermitteltes gehört zu haben. Wird er aber weniger herrlich vorgestellt und sind Sie dadurch mehr auf Menschen ausgerichtet worden, dann ist die Ihnen vermittelte Lehre schlecht. Jesus Christus ist absolut lebensnotwendig. Er ist derjenige, ohne den wir nicht existieren können. Wir brauchen ihn und müssen in ihm sein und er in uns. Wenn die Lehre von Gott ist, wird Ihre Abhängigkeit von Gott und von seinem Christus wachsen, und Christus wird schöner und immerfort wunderbarer werden. […]
Jesus Christus ist größer als alles andere und er steht über allen anderen. Keine Erfahrung, keine Schriftauslegung, die ihn nicht groß und wunderbar macht, ist von Gott. Denn Gott will seinen Sohn verherrlichen, und der Sohn will den Vater verherrlichen, und der Heilige Geist will den Vater und den Sohn verherrlichen. […] Das ist der Maßstab. Und deshalb werde ich nicht hinter jedem Irrlicht herlaufen.
Damit verärgere ich viele Leute. Dies ist mein Buch – die Bibel, und hier sind meine Knie, und ich kann sie noch beugen. Und wenn ich so alt und vom Rheuma geplagt sein werde, dass ich es nicht mehr kann, dann kann ich immer noch aufstehen und beten. Gott, der Allmächtige, hört seine Leute beten, und ich darf jederzeit im Gebet zu ihm kommen. Wenn Leute mir sagen, der Herr hätte ihnen aufgetragen, mir etwas mitzuteilen, antworte ich: »Im Gebet bin ich immer wieder mit Gott in Verbindung, warum hat er mir das nicht selbst gesagt?« Jedenfalls verwerfe ich alles Derartige, es sei denn, dass es Gott wunderbar und Jesus Christus herrlich macht; erst dann höre ich zu.
Sei wie die Beröer: Prüfe alles, was du hörst, indem auch du täglich die Schriften untersuchst, um herauszufinden, ob es sich auch so verhält.
Die Haltung der Heiligen Schrift gegenüber
Wie beeinflusst diese neue Erfahrung, diese neue Auslegung oder dieser neue Prediger unsere Haltung oder unsere Beziehung zur Bibel? Wird sie dadurch kostbarer für uns, oder ist das Gegenteil der Fall?
Einst kam eine Frau zu mir und sagte: »Mr. Tozer, ich möchte Sie gern etwas fragen, was mich beunruhigt.« Ich fragte: »Was macht Ihnen Kummer?« Sie erzählte mir: »Unser Pastor hat Fortschritte in göttlichen Dingen gemacht, und zwar so schnell, dass er uns sagte, Gott habe ihm neue Offenbarungen gegeben, die nicht in der Bibel stehen. Und er will, dass wir alles vergessen sollen, was wir bisher gelernt haben, und ihm jetzt folgen. Außerdem sagt er, wir würden uns versündigen, wenn wir das nicht täten.« Ich machte ihr auf freundliche, aber biblisch fundierte Weise klar, dass sie ihm sagen müsste, so ginge er verloren, und dass sie selbst zum Wort Gottes zurückkehren wolle. Hier ist das Buch! »Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte« (Jes 8,20). Wenn sie anders sprechen als dieses Buch, dann nur deshalb, weil keine Wahrheit in ihnen ist. Wer »einen Traum hat, erzähle den Traum; und wer mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit« (Jer 23,28).
Mit Gottes Wort kann man alles prüfen. Wenn eine neue Erfahrung Sie nicht dazu bringt, mehr in der Bibel zu lesen, ist sie nicht von Gott. Es spielt keine Rolle, wie gut Sie sich dabei fühlen. Da mag mancher fragen: »Ist es möglich, ein emotionales Erlebnis zu haben, das nicht von Gott gewirkt ist?« Ich denke: Ja. Es ist durchaus möglich, emotionale Erfahrungen zu machen, die nicht von Gott sind. Aber ich glaube, dass wahrhaft von Gott gewirkte Erfahrungen etwas davon mitschwingen lassen, und daher habe ich nichts gegen alle möglichen Emotionen, wenn sie mit echten geistlichen Erfahrungen verbunden sind. Meiner Meinung nach sollten die Leute des Herrn die glücklichsten Menschen auf der Welt sein, und ihre Gesichter sollten am meisten strahlen. Ich denke auch, dass sie sich nicht zurückhalten sollten, sondern deutlich »Amen« dazu sagen müssten, wenn ihnen danach zumute ist und man es nicht nur aus Angewohnheit tut. Fragen Sie sich daher immer selbst, wie diese oder jene Erfahrung Ihre Haltung der Bibel gegenüber beeinflusst.
Die Haltung Ihnen selbst gegenüber
Als Nächstes: Wie beeinflusst diese Sache die Haltung Ihnen selbst gegenüber? Alles, was von Gott kommt, macht das Ich kleiner und verherrlicht Gott. Alles, was von Gott kommt, demütigt uns. Kommt es aber aus dem »Fleisch«, so erhebt es uns und bläht uns auf, indem es uns auf andere Christen herabblicken lässt. Sind Sie schon Christen begegnet, die ihre Nasen sehr hoch trugen? Sie lächeln selbstgefällig von oben herab und sagen: »Du verstehst mich nicht, bete aber weiter um bessere Einsicht«, und damit schreiten sie davon, als wären sie irgendein hoher Würdenträger. Aber in Wirklichkeit findet sich in ihnen nichts als ein schrecklicher Hochmut. Nein, was immer Gott in Ihnen wirkt, macht Sie demütig. Was von Gott kommt, lässt Sie Ihre Mitchristen immer mehr wertschätzen. Dann werden Sie den niedrigsten und ärmsten Christen in der ganzen Gemeinde achten und einen solchen Christen lieben.
Das Ich bläht sich auf und lässt Sie auf andere herabblicken und sie bedauern und auf sie herablächeln. Stellen Sie sich nie auf den Sockel. Dabei ist es einerlei, was Sie sind und wie viele Titel Sie tragen oder worauf Sie sich etwas einbilden. Jede Erfahrung, die von Gott ausgeht, und jede göttliche Lehre demütigen mein Fleisch. Sie machen mich klein vor ihm; sie machen ihn groß und mich klein.
Hat unsere Lehre dazu beigetragen, dass Christus mächtiger, großartiger, angenehmer und in jeder Beziehung herrlicher vorgestellt wird als je zuvor?
Die Haltung anderen Christen gegenüber
Wie wirken sich diese Erfahrungen oder diese neuen Lehren oder Hervorhebungen auf unser Verhältnis zu anderen Christen aus? Wird unsere Beziehung zu anderen Christen dadurch enger, oder werden sie uns weniger lieb? Werden wir durch sie zu ihnen gezogen oder nicht?
Was immer geistliche Trennungen gegenüber anderen Gotteskindern verursacht, kann unmöglich von Gott kommen. Nun mögen Sie sagen, Sie können sich gar nicht vorstellen, sich von anderen Christen zu trennen. Ich kann es mir aber sehr gut vorstellen. Angenommen, Ihr Pastor lehrt, die Bibel sei nicht Gottes Wort und Christus sei nicht Gottes Sohn, oder der Bibel könne man nicht vertrauen, weil sie nur halbwegs wahr sei. Vielleicht behauptet er auch, dass die Wiedergeburt eine altmodische Vorstellung sei und das Blut Christi nicht reinige. Dann sage ich, dass Sie sich unbedingt von solchen Leuten trennen müssen. Aber wenn der Mensch Gott liebt, suche ich Gemeinschaft mit ihm.
Gott wird eine Bewegung, die nicht die überragende Bedeutung des Blutes Christi betont und nicht nahe an der Wahrheit und nahe bei Gott bleibt, sterben lassen und ins Feuer werfen.
Größte Gefahr droht auch allen, die nicht Christus in alles hineinnehmen und sich nicht rechtschaffen und moralisch einwandfrei und lehrmäßig sauber verhalten. Wir erhalten eine Gruppe am Leben durch Gebet und Herzenserforschung und gute Predigt und einen Wandel mit Gott. Denken Sie daher keinen Augenblick, andere Christen seien geringer als Sie, nur weil sie nicht zu Ihrem Kreis von Gläubigen gehören.
Andere Christen sind mir kostbar. Ich bin nämlich katholisch im ursprünglichen Sinne des Wortes – Sie wissen, was das heißt? Das bedeutet, ein universaler Christ zu sein. Das ist einer, der daran glaubt, dass es die eine Gesamtgemeinde Christi gibt, und das gilt für mich. Ich bin nicht römisch-katholisch; aber ich bin im eben erwähnten Sinne katholisch. Alle Kinder Gottes sind meine Brüder und Schwestern; und jeder, der ihn liebt, liebt auch seine Kinder.
Wer den Vater des Herrn Jesus liebt, liebt auch alle seine Kinder. Ich liebe sie alle. Ich liebe die kleinen Damen mit ihren schwarzen Hüten, und ich liebe die Männer mit ihren Bärten, und ich liebe alle, die Uniformen tragen, als seien sie Briefträger, die die Post austeilen. Und ich liebe die von der Heilsarmee, wie ich alle liebe, die zu Gottes Volk gehören, wenn sie wirklich dazugehören. Ich will nichts mit den Liberalen und Modernisten zu tun haben, die Gott und seinen Christus leugnen. Ich kann nicht mit ihnen zusammenarbeiten, auch wenn sie sich Christen nennen. So fragen Sie sich selbst, ob diese bestimmte Erfahrung Sie dazu bringt, das ganze Volk Gottes zu lieben. Wenn ja, kommt sie höchstwahrscheinlich von Gott. Wenn diese Erfahrung Sie dazu bringt, sich über sie zu erheben, und wenn sie einen Keil zwischen Sie und die anderen treibt, besteht die Gefahr, dass sie nicht von Gott kommt. […]
Die Haltung gegenüber der Welt
Was bewirkt diese Erfahrung oder diese entsprechende Schriftstelle, deren Bedeutung wir nach eigenem Bekunden verstanden haben – was bewirkt diese neue Auslegung in Bezug auf unser Verhältnis zur Welt? Wird dadurch Weltförmigkeit entschuldigt? Bestätigt das Neue uns in der Ansicht, dass wir bei so vielen unterschiedlichen Ansichten über Weltförmigkeit nichts Genaues wissen können? Wenn ja, dann ist die Sache nicht von Gott. Die göttliche Wahrheit hat die Tendenz, uns von der Welt, von ihren Wegen und Werten abzusondern. Ich halte es für äußerst beklagenswert und schmerzlich, dass jede x-beliebige junge Frau in Amerika der Ansicht ist, wenn sie ein Filmstar wäre, würde das der absolute Gipfel allen Glücks und aller Vollkommenheit sein. Warum sollten sich dann derartig gesinnte Frauen denjenigen erwählen, der sich allen Menschen zum Diener gemacht hat, und seinem Beispiel folgen? Warum streben sie danach, bei Tag und Nacht halb bekleidet fotografiert zu werden, nur um die Lüste und Begierden von Männern und Frauen zu befriedigen? Und warum bekommen unsere lieben kleinen Mädchen so glänzende Augen, wenn sie nur das Autogramm eines Stars erhalten oder ihn gar anfassen dürfen?
Einmal fuhr ich im Zug und begegnete einer Schauspielerin. Ich will ihren Namen nicht nennen; aber sie aß mir gegenüber im Speisewagen, und jemand zeigte auf sie und sagte, wer sie sei. Sie sah so aus wie alle Leute. Ich habe Schwestern, die es an Schönheit mit ihr aufnehmen können. Sie war eben eine ganz gewöhnliche, unbedeutende Frau. Nachdem ich sie beim Essen betrachtet hatte, ging ich in mein Abteil zurück. Dort schlug ich eine Zeitung auf, und meine Augen fielen auf ein Foto ebendieser Person, von der angekündigt wurde, sie käme in die Stadt, in die ich fuhr, um dort einen großen Auftritt zu haben. Junge! In der Anzeige sah sie aus, als würde sie engelsgleich dahinschweben und entsprechende Kleidung tragen. Sie sah aus, als wäre sie gerade erst vom Himmel gefallen und als läge der Staub von der Reise noch auf ihren Flügeln. Als ich ihr im Speisewagen begegnete, war sie nichts als ein ganz gewöhnliches, kleines Frauchen, das wie viele andere, ganz gewöhnliche Frauen aussah. Nachdem man sie aber dermaßen auf getakelt hatte, schien sie eine völlig andere Person zu sein. Und dann wollen wir, dass unsere jungen Leute solche falschen Fuffziger imitieren sollen!
Wenn sie jemanden nachahmen sollen, dann sollten sie sich Susanna Wesley zum Vorbild nehmen. Sie hatte 19 Kinder, und John Wesley war eines der letzten. Sie können Gott für den Rest ihres Lebens auf Knien danken, dass John Wesley, nachdem er von seiner Mutter entsprechend geprägt worden war, von Gott im Dienst gebraucht werden konnte. Wenn sie wollen, danken sie Gott für Monica, die Mutter von Augustinus. Danken Sie Gott für vorbildliche Frauen. Suchen Sie sich Missionarinnen und Predigerfrauen und andere Heilige in ihrer örtlichen Gemeinde aus. Schlichte, prächtige Menschen mit einem wunderbaren Herzen voller Gnade.
Wählen sie solche aus und ahmen sie diese nach, und sie werden Gott in alle Ewigkeit danken, dass sie sich die richtigen Vorbilder ausgesucht haben. Aber lassen sie die Finger von denen, die sie in die Irre führen. Jede Lehre, die ihnen die Welt zum Freund macht, ist nicht ihr Freund. Und jede Lehre, die es ihnen erleichtert, mit der Welt und ihren Wegen auf Du und Du zu kommen und ihre Werte und ihre Handlungsweisen anzunehmen, ist nicht von Gott.
Die Haltung gegenüber der Sünde
Zum Schluss: Wie beeinflusst diese neue Schriftauslegung oder jene neue Erfahrung oder neue Lehre Ihr Verhalten gegenüber der Sünde oder Ihre Beziehung zu ihr? Kommt sie von Gott, wird sie die Sünde nicht dulden können. Je näher man Gott kommt, umso unerträglicher wird einem die Sünde. Und doch habe ich gehört, wie Leute mit geistlichen Erfahrungen sagten: »Sünde ist für mich keine Sünde mehr. Gott hat mich innerlich heilig gemacht. Ich kann nicht sündigen, und darum darf ich diese Dinge tun, die Sünde wären, wenn andere Menschen sie täten.« Ganz sicher waren solche Leute dem Teufel schon auf den Leim gegangen, bevor er anfing, ihnen solch eine Lehre beizubringen. Sünde ist Sünde – einerlei, wer sie ausübt. Und wenn Gott einen Sünder deshalb in die Hölle schickt, weil er sündigt, wie viel mehr sollten dann seine Kinder jegliche Sünde vermeiden! Wir sollten darum ringen, vor der Sünde bewahrt zu werden!
Obwohl ich nicht zu denen gehöre, die an die sogenannte christliche Vollkommenheit glauben, meine ich doch, dass es so etwas gibt wie Reinheit von Sünden und Wandeln im Geist, sodass wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Und ich glaube, dass es durchaus zu den Rechten eines Christen gehört, vor Gott zu treten und ihn zu bitten, ihn heilig zu machen und vor dem Sündigen zu bewahren. Selbstverständlich kann der Betreffende straucheln. Aber wenn er gestrauchelt ist, gibt es einen »Erste-Hilfe-Kasten«.
»Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt« (1.Joh 2,1). Das ist in erster Linie Gottes Wille. »Und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater« (1.Joh 2,1). Das ist der »Erste-Hilfe-Kasten«. Der Herr lässt seine strauchelnden Kinder nicht verderben. Er sammelt sie auf, reinigt sie, verbindet ihre Wunden und fängt ganz neu von vorne an. Es gibt Befreiung, wenn wir sündigen; aber wir sollten uns hüten, dauernd Gelegenheiten zu schaffen, dass wir sündigen. Wenn wir morgen Gelegenheiten zum Sündigen schaffen, werden wir morgen auch sündigen. Aber wenn wir morgen auf unsere Knie gehen und sagen: »Herr, in mir ist nichts Gutes; aber ich glaube, dass du mein Hirte bist, der mich heiligt, und darum wirst du mich vor dem Sündigen bewahren«, dann wird Gott Sie auch vor dem Sündigen bewahren.
Das sind also sieben Tests im Blick darauf, ob eine Erfahrung, eine Lehre oder ein Wunder von Gott ist. Ich ermahne Sie, fest dabei zu bleiben und alles zu prüfen. Wenn Gott etwas für Sie gewirkt hat, dann danken Sie ihm von ganzem Herzen dafür und trachten Sie nach den Dingen, die »droben« sind, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Jener Ort droben ist besser, als irgendetwas hier auf Erden jemals sein kann. Und in der ganzen weiten Welt wird auch nichts so wunderbar sein wie der Augenblick, da wir sein Angesicht schauen und ihn sehen, wie er ist. Wenn das Reden mit ihm hier schon so wunderbar ist, wie viel wunderbarer wird es sein, mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprechen zu können!
A.W. Tozer (1897-1963)
Aus „Gib mir dein Herz zurück!“, CLV
Alle Bibelzitate sind der Übersetzung Elberfelder 2003 CSV entnommen.