Wiedergeburt und Taufe im Heiligen Geist

/, Theologie/Wiedergeburt und Taufe im Heiligen Geist
  • Bildquelle: AdobeStock_286408044 @ Furkan

Wiedergeburt und Taufe im Heiligen Geist

2022-06-30T09:29:01+02:003. Juni 2022|

„Er [Jesus] sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,7-8).

 

Es ist eine Tatsache, dass noch niemals in der Weltgeschichte so viel medizinisches Wissen wie in der aktuellen westlichen Welt existierte. Medizinisch können wir präzise sagen, was bei einer Geburt geschieht und welche Entwicklung ein Kind in den ersten Jahren durchlaufen muss, um sich gesund zu entwickeln. Eltern überwachen mit Fürsorge ihre Kinder und greifen gegebenenfalls korrigierend ein. Das Ergebnis ist, dass die Kindersterblichkeit massiv zurückgegangen ist und Behinderungen sowie Fehlentwicklungen seltener geworden sind. Doch es war nicht immer so und es ist auch nicht überall auf der Welt so.

Wenn ein Mensch die Taufe im Heiligen Geist erlebt so führt es ihn zu einer größeren Offenbarung und Erkenntnis von Jesus Christus.

Es lehrt uns, dass wir uns mit bestimmten Prozessen genau beschäftigen müssen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. So ist es auch mit der Wiedergeburt und der Taufe im Heiligen Geist. Wo liegen die Unterschiede? Und wie sieht die pfingstliche Lehre dazu aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich vor allem die jüngere Generation, die viel mehr Literatur liest und Predigten im Internet hört. Durch die verschiedenen kirchengeschichtlichen Entwicklungen gibt es heute viele Positionen zu diesem Thema. Verunsicherung und Unwissenheit sind die Folge.

Doch um sich geistlich gesund entwickeln zu können, ist es notwendig, auf diesem Gebiet biblische Kenntnisse zu gewinnen. Aus diesem Grund will ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, den Leser dazu zu motivieren, sich vor allem biblisch mit dem Thema zu beschäftigen. Ich werde viele Bibelstellen anführen und bitte den Leser, diese in seiner Bibel im Kontext nachzulesen, um meine Gedanken nachvollziehen zu können.

 

Keine Wiedergeburt ohne den Heiligen Geist

Mit der Wiedergeburt wird der Prozess beschrieben, bei dem der Mensch von Gott neu geboren wird (vgl. 1.Joh 5,1; Joh 1,12‑13). Bei der natürlichen Geburt empfängt der Mensch das natürliche Leben mit seinen Empfindungen, Fähigkeiten und Bedürfnissen. Bei der geistlichen Geburt, die auch Wiedergeburt genannt wird, empfängt der Mensch das geistliche Leben (vgl. Joh 3,6), das seine eigenen Empfindungen (vgl. 1.Kor 2,13-15), Fähigkeiten und Bedürfnisse hat.

Vorher war der Mensch geistlich tot (vgl. Eph 2,1‑2) und war unfähig, selbstbestimmt zu leben, da er der Sünde und den Begierden preisgegeben war. Durch die Versöhnungstat Jesu auf Golgatha ist diese Wiedergeburt möglich, da wir mit Ihm aus dem geistlichen Tod ins Leben auferstanden sind (vgl. Eph 2,4-6). Der Mensch wird eine neue Schöpfung (vgl. 2.Kor 5,17; Gal 6,15). In der Bibel wird deutlich, dass die Wiedergeburt von der Versöhnungstat Jesu nicht zu trennen ist.

 

Doch auch der Heilige Geist ist bei der Wiedergeburt beteiligt, sie kann ohne Sein Mitwirken nicht richtig beschrieben werden. So ist der Heilige Geist derjenige, der die Menschen von Sünden überführt (vgl. Joh 16,8) und die Notwendigkeit der Wiedergeburt aufzeigt, uns im Prozess der Wiedergeburt erneuert (vgl. Tit 3,5) und uns zu neuem geistlichen Leben erweckt (vgl. Röm 8,10-11).

Bei der Erlösung und der Wiedergeburt wirkt der dreieinige Gott. Dies wird im Lobpreis von Paulus im Epheserbrief deutlich. Er beschreibt, wie der Vater (vgl. Eph 1,3-5), der Sohn (vgl. Eph 1,6-12) und der Heilige Geist (vgl. Eph 1,13-14) bei der Erlösung zusammen wirken. Gott erlöst den Menschen zum Lobe Seiner Herrlichkeit (vgl. Eph 1,5.12.14) und schenkt ihm ein Erbe und Heilsgewissheit.

 

Wiedergeburt und Taufe im Heiligen Geist

Manche Prediger setzen die Wiedergeburt und die Taufe im Heiligen Geist gleich. Dies entspricht allerdings nicht der biblischen Lehre. Im Folgenden will ich fünf biblische Beispiele anführen, die genau das Gegenteil zeigen:

 

  1. Die Apostel bekehrten sich durch den Dienst Jesu. Sie erkannten, dass Jesus der Christus ist und wurden durch das Wort gereinigt (vgl. Joh 1,36-50; 13,10-11; 15,3). Am deutlichsten erkennt man ihre Wiedergeburt daran, dass ihre Namen im Himmel geschrieben wurden (vgl. Lk 10,20). Dennoch beauftragte Jesus die Apostel in Jerusalem zu „bleiben“, bis sie mit der Kraft aus der Höhe ausgestattet würden (vgl. Lk 24,49; Apg 1,8; 2,1-4).
  2. Die Samaritaner wurden durch den Dienst des Philippus errettet und getauft (vgl. Apg 8,5-12). Einige Tage später wurden sie durch den Dienst von Petrus und Johannes mit dem Heiligen Geist getauft (vgl. Apg 8,14-17).
  3. Paulus bekehrte sich auf der Straße nach Damaskus infolge einer persönlichen Vision von Jesus. Den Beweis seiner Wiedergeburt können wir daran erkennen, dass Ananias Paulus als Bruder bezeichnet. Erst durch Ananias Handauflegung erlebte Paulus die Taufe im Heiligen Geist (vgl. Apg 9,3-9).
  4. Die zwölf Männer in Ephesus waren gläubig. Durch Apollos erkannten sie Jesus als ihren Herrn an (vgl. Apg 18,24-25). Auch Paulus sagt zu den Zwölfen: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid?“ (Apg 19,2). Anscheinend ist es möglich, gläubig zu werden, ohne mit dem Heiligen Geist getauft zu sein. Durch den Dienst von Paulus erlebten sie schließlich die Taufe im Heiligen Geist (vgl. Apg 19,6).
  5. Der Unterschied zwischen Wiedergeburt und Taufe im Heiligen Geist wird auch in der Antwort von Petrus nach seiner Pfingstpredigt sichtbar. Dort sagt er: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 2,38). Petrus listet hier einen Prozess auf: Buße – Wassertaufe – Taufe im Heiligen Geist.

 

Obwohl der Heilige Geist sowohl bei der Wiedergeburt als auch bei der Taufe im Heiligen Geist beteiligt ist, geschieht die Taufe im Heiligen Geist nicht automatisch bei der Wiedergeburt. Sie können zeitlich zwar sehr nahe beieinander liegen, müssen jedoch unterschieden werden. Ausleger, die diese Tatsache nicht anerkennen, stehen in der Gefahr, eine große Segnung von Gott nicht zu erleben oder anderen das Heil abzusprechen. Vor beiden Gefahren sollten wir uns hüten.

 

Die Taufe im Heiligen Geist

Für den Begriff Taufe wird im Neuen Testament das griechische Wort βαπτίζω (baptizō) verwendet. Dieser Ausdruck kommt ursprünglich aus der Färbersprache und bedeutet so viel wie hineintauchen oder eintauchen. Früher wurden in der Färberei Stoffe in Farbe eingetaucht und somit mit Farbe überzogen. Diesen Vorgang nannte man baptizō. Im Neuen Testament wird der Begriff für verschiedene Dinge verwendet. Als Beispiel kann hier die Taufe zur Buße genannt werden, die auch Taufe des Johannes genannt wird (vgl. Mk 1,4; Lk 7,29; Apg 19,3), die Leidenstaufe von Jesus (vgl. Mk 10,38ff; Lk 12,50), die Taufe in den Leib Christi, wobei der Mensch in die geistliche Realität getaucht und in Christus hineingepropft wird (vgl. 1.Kor 12,13; Gal 3,27; Röm 6,3ff; Kol 2,12) oder aber auch die Taufe im Heiligen Geist (vgl. Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33; Apg 1,5; 11,16).

Für die Taufe im Heiligen Geist werden auch Synonyme im Neuen Testament verwendet wie: Erfüllt werden mit dem Heiligen Geist (vgl. Apg 2,4; 9,17), Ausgießung des Heiligen Geistes (vgl. Apg 2,17ff; 2,33; 10,45), Fallen des Heiligen Geistes (vgl. Apg 10,44), bekleidet (ausgerüstet) mit der Kraft aus der Höhe (vgl. Lk 24,49), Kraft des Heiligen Geistes empfangen (vgl. Apg 1,8) oder auch Heiliger Geist auf einen kommen (vgl. Apg 19,6).

 

Mit der Taufe im Heiligen Geist ist somit der Moment gemeint, wenn ein Mensch in die völlige Realität und Kontrolle des Heiligen Geistes hineingetaucht wird, die göttliche Kraft erfährt und mit ihr ausgerüstet wird. Lukas zeigt in der Apostelgeschichte, dass die Taufe im Heiligen Geist mit Sprachenreden (Zungenreden) begleitet wird (vgl. Apg 2,4; 10,45-46; 19,6). Auch bei den ersten Christen in Samarien ist davon auszugehen, dass die Taufe im Heiligen Geist eine sichtbare oder hörbare Auswirkung hatte, da ansonsten der Zauberer Simon die Taufe nicht als spektakulär und erstrebenswert für ein Geschäft angesehen hätte (vgl. Apg 8,18-19).

Als Apostel Paulus im Heiligen Geist getauft wurde, lesen wir nicht, dass er in Zungen redete (vgl. Apg 9,17), doch er selbst bezeugt im ersten Korintherbrief, dass er mehr in Zungen redete als die Korinther (vgl. 1.Kor 14,18). In allen Fällen sehen wir, dass die Taufe im Heiligen Geist und die Zungenrede immer von Gott ausgehen. Die einzige Quelle der Zungensprache ist der Geist, wobei der Mensch die Kontrolle über die Zunge dem Heiligen Geist überlässt. Die Zungensprache mag zwar der erste und sichtbarste Beweis für die Taufe im Heiligen Geist sein, allerdings nicht der einzige.

 

Wenn ein Mensch die Taufe im Heiligen Geist erlebt, so führt es ihn zu einer größeren Offenbarung und Erkenntnis von Jesus Christus (vgl. Joh 15,26). Außerdem führt es zu einem größeren Verlangen, Menschen für Christus zu gewinnen (vgl. Apg 11,20-23) und zu mehr Kraft und Mut zum Zeugnis vor Ungläubigen (vgl. Apg 1,8; 5,29-33). Hinzu kommen auch mehr Freude und Autorität im Gebet (vgl. Röm 8,26), größere Heilsgewissheit (vgl. Röm 8,16), eine größere Liebe zu Gott und den Menschen (vgl. Röm 5,5) und selbstverständlich die Manifestation der Geistesgaben (vgl. 1.Kor 12,4).

Die Taufe im Heiligen Geist führt nicht zu einem Christen besonderer Klasse, sondern sollte als natürlicher Fortschritt der Gnade eines gläubigen Menschen gesehen werden. Für jeden Christen ist diese Erfahrung möglich. Gott sagt durch den Propheten Joel, dass Er Seinen Geist über alles Fleisch ausgießen möchte. Bei der Taufe im Heiligen Geist wird nicht zwischen Frauen und Männern, Jungen und Alten oder sozialer Stellung unterschieden (vgl. Joel 3,1-5).

 

Gefährliche Sichtweisen

Ich halte einige Formulierungen, die ich in der Vergangenheit gehört habe, für gefährlich. Vor allem geht es um die Aussage „den Heiligen Geist besitzen“ und die Frage „Hast du schon den Heiligen Geist?“. Ich vermute, dass diese Formulierungen oft der Sprachbarriere geschuldet sind und sie eigentlich nicht der Denkweise des Jeweiligen entsprechen. Dennoch möchte ich auf die Gefahr dieser Aussagen hinweisen, damit kein falsches Verständnis aus diesen Aussagen entspringt:

 

  1. Zu denken, dass man den Heiligen Geist in irgendeiner Weise besitzen könnte, rührt aus einem falschen Gottesbild. In seinem hervorragenden Buch („Der Heilige Geist: sein Wesen und Wirken“) zeigt R.A. Torrey eindrücklich, dass die falsche Vorstellung über den Heiligen Geist, nämlich dass Er lediglich ein mächtiger Einfluss oder eine Kraft sei, zu einem fehlgeleiteten Selbstvertrauen und Selbsterhebung führt. Diese Haltung führt letztendlich dazu, dass der Heilige Geist gedämpft wird, denn der Mensch degradiert den Allmächtigen zu seinem Werkzeug.Es kann laut gebetet werden, viel Bemühen um die Kraft geschehen, aber alles aus dem Menschen heraus. Denn der Heilige Geist ist keine Kraft oder Energie, der wir uns willkürlich bedienen, sondern eine Person. Eine Person des dreieinigen ewigen Gottes. Er ist Gott persönlich, mit all Seinen Wesenszügen. Diese fundamentale Erkenntnis führt uns dahin, dass wir erkennen: „Nicht wir besitzen Ihn, sondern Er besitzt uns“. Dann ist die Frage „Wie kann ich mehr von der Kraft bekommen?“ nicht mehr ausschlaggebend, sondern „Wie kann ich Ihm mehr gehorchen?“.Die Tatsache, dass der Heilige Geist in uns Wohnung findet (vgl. Röm 8,11; 1.Kor 6,19), bedeutet kein Besitzanspruch für uns, sondern zeigt uns, wie sehr Gott an einer Beziehung mit uns interessiert ist. Wir müssen unser Leben so gestalten, dass die Beziehung zwischen uns und Gott wächst und der Heilige Geist mit Wohlwollen in uns wohnt. Und wenn wir unser Leben nach Seinem Willen ausrichten, schenkt Er uns die besagte Kraft, gerade weil Er durch uns wirkt und unseren Willen beherrscht.

 

  1. Eine weitere Gefahr zeigt sich darin, dass die Taufe im Heiligen Geist nur als ein notwendiger Schritt gesehen wird, um seine eigenen Lebensziele zu verfolgen. Die Frage „Hast du schon den Heiligen Geist?“ suggeriert, dass die Taufe im Heiligen Geist lediglich als notwendiger Schritt zur Gemeindemitgliedschaft gesehen wird. Dies wird besonders bei den Jugendlichen deutlich, die sich für eine Mitgliedschaft in einer Gemeinde und der dazugehörigen Wassertaufe entscheiden, aber die Taufe im Heiligen Geist noch nicht erlebt haben. Fleißig besuchen sie die Gebetsstunden und beten um die Geistestaufe.In den meisten Fällen erleben sie in der Taufvorbereitung die Taufe im Heiligen Geist, sofern noch nicht geschehen. Was geschieht aber danach? Es folgen häufig Wassertaufe, Gemeindemitgliedschaft, Heirat, Hausbau, Lebensgestaltung, Arbeit usw. Die Taufe im Heiligen Geist wurde lediglich als Zwischenziel gesehen. Doch die Taufe im Heiligen Geist ist gerade erst der Anfang einer größeren Ausrüstung mit der Kraft aus der Höhe: Sie ist nötig, Gottes Reich in Kraft zu bauen und nicht die eigenen Lebensvorstellungen zu verfolgen. In der Apostelgeschichte sehen wir, dass sowohl die Wassertaufe vor der Taufe im Heiligen Geist vollzogen wurde (vgl. Apg 8,4-25; 19,1-6) als auch umgekehrt (vgl. Apg 10,44-48).Die Taufe im Heiligen Geist ist somit nicht lediglich ein Ticket in die Gemeindemitgliedschaft – vor solch einer Haltung sollten wir uns hüten. Denn die Taufe im Heiligen Geist ist eine viel größere Verheißung. Diese einmalige Erfahrung sollte in einer fortwährenden Erfüllung im Heiligen Geist münden. Die Taufe im Heiligen Geist ist keine Endstation, sondern der Anfang einer größeren Gottesführung. Sie ist viel zu kostbar, als dass sie zu einer Formalie herabgesetzt wird.

Es geht darum, Gottes Reich in Kraft zu bauen und nicht die eigenen Lebensvorstellungen zu verfolgen.

Bildquelle: AdobeStock_245120197 @ andranik123

Zweck der Taufe im Heiligen Geist

Ich habe in Kürze aufgezeigt, dass die Wiedergeburt und die Taufe im Heiligen Geist nicht dasselbe sind. Doch was ist der Zweck der Geistestaufe, wenn sie etwas anderes ist? Der Zweck der Taufe im Heiligen Geist lässt sich im Wesentlichen mit dem kurzen Wort „Kraft“ beschreiben.

 

  1. Die Taufe im Heiligen Geist dient in allererster Linie dazu, den Christen mit Kraft für seinen Dienst auszurüsten. Wir sehen, dass Jesus für Seinen Dienst in Israel mit dem Heiligen Geist gesalbt und befähigt wurde (vgl. Mt 12,28; Lk 4,18; Apg 10,38). Dadurch war Sein Dienst kraftvoll und effektiv. Jesus sagt, dass diejenigen, die an Ihn glauben, noch größere Dinge tun werden (vgl. Joh 14,12). Wichtig ist dabei zu erkennen, dass Jesus diese Aussage im Zusammenhang mit der Sendung des Heiligen Geistes erwähnt.Da, wo der Heilige Geist fehlt, fehlt die göttliche Kraft. Wo der Heilige Geist aber wirkt, ist ein deutlicher Unterschied zwischen menschlicher Bemühung und göttlicher Kraft erkennbar. Aus kleinen Dingen wird Großes. Aus Leid wird Hoffnung. Aus Angst wird Mut. Aus verschlossenen Türen werden offene. Aus zwölf einfachen Nachfolgern Jesu wird eine weltweite Bewegung, die niemand aufhalten kann. Auch die ersten Christen taten ihren Dienst in der Kraft des Heiligen Geistes (vgl. Apg 6,8‑10; 1.Kor 2,4). Meiner Meinung nach ist das auch der Grund, warum die Pfingstkirche weltweit die am schnellsten wachsende Kirche ist.

 

  1. Die Taufe im Heiligen Geist wirkt auch eine größere Kraft für die göttliche Heiligung. Im Buch Hesekiel verheißt Gott, dass Er ein neues Herz und einen neuen Geist geben wird, wo das Herz ausgetauscht wird, damit der Mensch in der Lage ist, in den Geboten und Ordnungen Gottes zu wandeln (vgl. Hes 11,19-20). Wobei ich an dieser Stelle erwähnen möchte, dass Heiligung sich nicht auf die Kleiderordnung oder Äußerlichkeiten beschränkt. Viel mehr bedeutet Heiligung, seine Denkweise von Gott erneuern und verändern zu lassen (vgl. Röm 12,2; Eph 4,23). Wo Gedanken und Sichtweisen von Gott geprägt sind, rücken die Äußerlichkeiten in den Hintergrund, da Heiligung immer aus dem inneren Denken des Menschen nach außen geschieht.Die äußeren Kennzeichen sind dann folglich die Resultate eines veränderten Menschen. Menschen gestehen ihre eigenen Sünden ein und werden transparent wie die samaritische Frau am Brunnen (vgl. Joh 4,15ff). Sie sind bereit, ihre Lebensweise zu verändern wie Zachäus (vgl. Lk 19,1-10). Auch Paulus sagt, dass durch den Heiligen Geist die Taten des Leibes getötet werden sollen (vgl. Röm 8,13). Und nichts ist schwerer, als sich selbst zu verändern. Wir benötigen dafür eine Kraft, die nicht in unseren Bemühungen begrenzt ist, sondern eine göttliche Kraft, die wir immer wieder erfahren.

 

  1. Die Taufe im Heiligen Geist gibt Kraft für das christliche Zeugnis. Jesus gebietet den Jüngern, in Jerusalem zu bleiben, bis sie mit der Kraft aus der Höhe ausgerüstet werden (vgl. Lk 24,49). In der Apostelgeschichte sagt Jesus: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8). Dabei hat Jesus nicht primär das Zeugnis im Gottesdienst im Blick. Der Ausdruck, den Jesu hier für Zeuge verwendet, ist μάρτυς (martys) und könnte auch mit Märtyrer übersetzt werden.Es geht Jesus somit darum, dass die Jünger durch die Kraft des Heiligen Geistes selbst unter Todesdrohung Jesus als ihren Herrn bezeugen können. Deutlich wird es, wenn wir uns vor Augen halten, dass dieselben Jünger, die sich aus Furcht vor den Juden zuerst in einem Haus einschlossen (vgl. Joh 20,19), später voller Freude und Mut vor dem jüdischen Rat bezeugten, dass sie nicht schweigen könnten über das, was sie gesehen und gehört hatten (vgl. Apg 4,20). Dabei brauchen wir nicht weit in die Kirchengeschichte zurückzublicken. In unseren FECG Gemeinden gibt es noch zahlreiche Zeitzeugen, die unter Drohung und Widerstand Jesus in der UdSSR bezeugen konnten.

 

Wo der Heilige Geist wirkt, ist ein deutlicher Unterschied zwischen menschlicher Bemühung und göttlicher Kraft erkennbar.

 

Ich wünsche jedem Leser, dass er erkennt, wie wichtig die Wiedergeburt und die Taufe im Heiligen Geist ist und wie wunderbar Gott ist und welche großartigen Möglichkeiten Er uns gibt, um noch intensiver mit Ihm zu leben und uns von Ihm beherrschen zu lassen. Am Ende spielt wie so oft nicht die Theorie, sondern die Praxis die wesentlichere Rolle.

Am Ende ist es nicht ausschlaggebend, ob wir lediglich die richtige Position kennen und andere davon überzeugen können, sondern ob diese Erfahrung unsere geistliche DNA, also unser geistliches Erbgut und somit unser ganzes Leben durchtränkt und verändert hat und ob wir in dieser göttlichen Kraft täglich leben. Dies würde dazu führen, dass wir nicht diskursfähiger werden, sondern unser Zeugnis vor den Menschen kraftvoller und überzeugender ist. Vielleicht wäre es genau das, was Jesus mit der Sendung des Heiligen Geistes beabsichtigt hätte: Dass nicht Positionen groß werden, sondern Er allein.

 

Paul Hildebrand
Gemeinde Hennef

Bibelzitate folgen, wenn nicht anders angegeben, der Übersetzung Luther 2017 bzw. ELB CSV Version.