Wieso versetzt mein Glaube keinen Berg?

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  • Sobald Gott in uns die gewünschte Veränderung erreicht hat, wird der Berg weichen! Bildquelle: AdobeStock_302079439 @ Tom-Fenske

Wieso versetzt mein Glaube keinen Berg?

2022-03-02T14:42:21+01:002. März 2022|

Glaube versetzt bekanntlich Berge. Wie kommt es dann, dass wir Gläubige uns oft gar nicht als Sieger fühlen? Wieso scheint es, dass wir nur selten etwas bewegen können? Warum macht unser Glaube oft einen so schwachen Eindruck?

Seit dem Sündenfall befindet sich jeder Christ im Kampf gegen das Böse. Der Widersacher setzt alle Welt in Bewegung, uns anzugreifen. Apostel Johannes hinterlässt uns ein Trostwort: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1.Joh 5,4).

 

Eine leere Worthülse?

Jesus stellte einmal folgende Frage: „Wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?“ (Lk 18,8). Unter Christen wurde wohl kaum je so viel über den Glauben gesprochen wie zu unserer Zeit. Es kursieren die verschiedensten Vorstellungen darüber, was Glaube ist. Die Welt setzt Glauben mit Naivität gleich: Ohne jegliches Wissen halte ein Mensch angeblich stur an der eigenen Vorstellung fest. In christlichen Kreisen ist der Glaube häufig vor allem für Übernatürliches und für das „Vorankommen“ im Leben zuständig. Er definiert sich dabei in etwa so: Du musst nur wissen, was du willst; musst es stark wollen; sehr davon überzeugt sein und es mit großer Überzeugung aussprechen. Dann bekommst du, was du willst!

 

Die meisten von uns würden sich dieser Formulierung niemals anschließen. Aber die Art und Weise, wie wir über den Glauben sprechen, geht trotzdem oft in diese Richtung. Wenn wir sagen: „Du musst nur fest glauben“ oder „Gott will es dir geben, glaube nur stärker“ – hat es dann nicht den Charakter einer Selbstüberredung oder Vergewisserung? Wir halten mit aller Kraft an unseren Zielen fest. Anschließend sind wir umso enttäuschter, wenn das erhoffte Ergebnis nicht eintrifft. Dann stellen wir gleich unser ganzes Glaubensleben in Frage. Oder wir behaupten einfach, wir hätten „zu fest“ geglaubt. Aber ist es wirklich das, was sich die Bibel unter Glauben vorstellt?

Biblischer Glaube will nicht unsere Umstände verändern, sondern uns selbst!

 

Glaube hat einen anderen Zweck

Zunächst zeigt uns die Bibel klar, dass der Glauben einen ganz anderen Zweck verfolgt: Biblischer Glaube will nicht unsere Umstände verändern, sondern uns selbst! Wir sehen es deutlich im Gespräch Jesu mit den Juden, als Er ihnen sagte: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre von dem alleinigen Gott nicht sucht?“ (Joh 5,44). Sie verfolgten ihre eigenen, selbstsüchtigen Ziele, anstatt ihre Erfüllung darin zu suchen, Gottes Willen zu tun. Mit so einer Lebensausrichtung kann man nicht glauben. Sie widerspricht dem, wofür der Glaube steht!

 

Als Jesus in der Bergpredigt über die Alltagssorgen und den damit verbundenen Kleingauben spricht, zeigt Er, welche Ausrichtung ein gläubiger Mensch haben soll: „Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden!“ (Mt 6,33). Demnach trachtet der Glaube nicht nach irdischem Wohlergehen, sondern nach dem Reich Gottes, welches „nicht Essen und Trinken [ist], sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17). Wir zitieren gerne aus Lukas 17 Vers 6 über den Glauben, der den Maulbeerbaum ins Meer werfen kann. Zu oft übersehen wir, dass die Jünger den Herrn dort deshalb um mehr Glauben baten, weil Er vom Vergeben sprach! Das also ist der Zweck, wofür wir Glauben benötigen.

 

Glaube ist keine Methode, um persönliche Ziele zu erreichen, sondern er soll unsere Herzen so verändern, dass wir geistliche Frucht bringen. Um diese Art von Überwindung geht es!

Der Glaube braucht eine Grundlage, welche das Reden Gottes zu uns durch Sein Wort ist. Bildquelle: AdobeStock_203828057 @ Grispb

Wir können nicht „losglauben“

Weiter zeigt uns die Bibel, dass wir selbst den Glauben nicht bewirken können. Als Petrus bekennt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“, antwortet ihm Jesus: „Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel!“ (Mt 16,16-17). Zu den Juden spricht Jesus unmissverständlich: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn der Vater zieht, der mich gesandt hat“ (Joh 6,44). Auch für Paulus war die Sache klar: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es“ (Eph 2,8).

 

Glauben ist eine Antwort auf Gottes Reden in unser Leben hinein. Das sehen wir an Gottes Handeln mit Abraham. Gott berief ihn, begann Sein Handeln mit ihm und dann erst heißt es: „Und [Abram] glaubte dem HERRN“ (1.Mo 15,6). „Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17). Nicht wir selbst können den Glauben hervorbringen. Alle Aufforderungen, endlich zu glauben, sind vergebene Liebesmüh. Glaube geschieht nicht ins Blaue hinein, sondern braucht immer eine Grundlage! Diese Grundlage ist Gottes Reden, vor allem durch Sein Wort.

 

Das Einzige, was wir in Bezug auf den Glauben selbst tun können, ist, ihn zu verweigern! Wir können Gottes Reden ablehnen und uns weigern zu glauben (vgl. Hebr 3,18). Oder aber wir machen es wie Abraham und Sarah. „Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark durch den Glauben, indem er Gott die Ehre gab und völlig überzeugt war, dass Er das, was Er verheißen hat, auch zu tun vermag“ (Röm 4,20-21). „Durch Glauben erhielt auch Sarah selbst die Kraft, schwanger zu werden, und sie gebar, obwohl sie über das geeignete Alter hinaus war, weil sie den für treu achtete, der es verheißen hatte“ (Hebr 11,11). Beide ehrten Gott dadurch, dass sie Ihn für treu hielten. Sie unterstellten Gott keine Unzuverlässigkeit oder gar Täuschungsabsichten. Sie verließen sich darauf, dass Er Sein Wort hält.

 

Wozu Gott Berge setzt

Im Matthäusevangelium lesen wir davon, dass Jesus versichert, wir könnten durch den Glauben Berge ins Meer werfen (vgl. Mt 21,21). Natürlich ist biblischer Glaube vor allem rettender Glaube, der unser eigenes Herz verändern soll. Aber zeigt uns der Herr denn nicht, dass wir durch den Glauben die Welt um uns herum in Bewegung setzen können?

 

Halten wir einmal kurz inne: Wie viele Berge „versenkte“ Jesus im Meer? Es ist ja nicht so, dass der Schöpfer der ganzen Welt sich keine Gedanken dazu gemacht hätte, wohin Er welchen Berg setzt. Deshalb kann Jesu Zuruf keine Aufforderung zum gedankenlosen „Herumpfuschen“ in Gottes Schöpfung sein. Sicher sprach Jesus hier bildhaft. Wenn der Berg ein Bild für unser „Nicht-Vergeben-Wollen“ und unsere fleischliche Gesinnung ist, dann ist Glaube an Gott naturgemäß das richtige Mittel, um diesen Berg zu „versenken“. Was ist aber mit unseren persönlichen „Bergen“ an Sorgen und Leid? Warum stehen diese „Berge“ dort, wo sie stehen? Müssen wir sie alle einfach nur im Glauben „ins Meer werfen“ oder steht hinter so manchem Berg gar Gottes Hand?

Viele unserer Bitten erhört Gott deshalb nicht, weil Er uns liebt! Er nutzt unsere Lebensumstände als Gnadenmittel, um Seinem eigentlichen Ziel näher zu kommen: Er möchte die Veränderung unserer Herzen. Manche unserer Kämpfe gegen den Berg sind gar nicht in Seinem Sinne, weil wir damit – teilweise unbemerkt – unsere eigenen Ziele verfolgen. Würde Er so ein Gebet erhören, förderte Er unseren Unglauben! Deshalb weicht nicht jeder Berg, den wir „ins Visier“ nehmen.

 

Auch Beten hat einen anderen Zweck

Generell geht es beim Beten nicht darum, Gott umzustimmen. Gott weiß ja im Voraus, was wir alles brauchen und Er ist nicht geizig. Warum möchte Er also, dass wir unser Herz vor Ihm ausschütten? Man kennt es von den eigenen Kindern: Da sitzt jemand sichtlich beleidigt und traurig blickend, aber stumm. Wenn man das Kind erst zum Reden gebracht hat, brechen alle Dämme und das ganze Leid und die Trauer kommen hervor.

Leider sind auch wir Erwachsenen oft nicht anders: Wir tragen unsere Probleme und Sorgen mit uns herum und fressen sie in uns hinein. Erst, wenn wir vor Gott treten und Ihm ehrlich unsere Schwierigkeiten schildern, wird uns klar, wieviel Verbitterung, Gram und Undankbarkeit über diese Situation noch in uns steckte! Ihm war das vorher klar und Er wartete, dass wir das alles zu Seinen Füßen ablegen! Deshalb fordert uns Jesus dazu auf zu bitten, zu suchen und anzuklopfen, und zwar mit Hartnäckigkeit (vgl. Lk 11,5-13).

 

Beten überredet nicht Gott, sondern macht uns unsre Abhängigkeit von Ihm bewusst, befreit uns von unserer Last und stärkt unseren Glauben! Beten verändert die Menschen. Durch die Menschen wirkt Gott dann in der Welt.

Glaube verändert die Perspektive: Nicht mehr die schwierige Situation ist unsere Hauptsorge, sondern der Zustand unseres Herzens!

 

Wann der Berg weicht

Häufig stehen wir also dem Berg selbst im Weg. Gott hat keinen Gefallen daran, uns in engen Verhältnissen zu halten. Er verfolgt mit uns Sein bestimmtes Ziel: jeder Berg, den Er uns vorsetzt, soll uns zum Besten dienen (vgl. Röm 8,28). Jeder Berg ist dafür da, dass wir im Glauben wachsen. Glaube verändert die Perspektive: Nicht mehr die schwierige Situation ist unsere Hauptsorge, sondern der Zustand unseres Herzens!

Manchmal wartet Gott auf genau diesen Perspektivwechsel, bevor Er uns aus einer schwierigen Situation herausholt. Durch den „Berg“ formt und bearbeitet Er unser Herz. Manchmal sind wir so hartnäckig, dass Gott – als geduldiger Vater – scheinbar „nachgibt“ und uns aus unserer Situation herausholt. Um mit uns dieselbe Lektion zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen.

 

Manche unserer „Berge“ machen wir uns auch selbst. Viel Leid in unserem Leben entsteht dadurch, dass wir die falsche Beziehung zu den Umständen unseres Lebens haben. Anstatt Gott für die guten Seiten zu danken und die Situation gehorsam als Gabe aus Seiner Hand anzunehmen, sind wir manchmal ungeduldig, undankbar und lehnen uns auf. Sobald wir uns unter Seine gewaltige Hand demütigen, können wir dem Feind im Glauben fest widerstehen (vgl. 1.Petr 5,6-9). Dann diktieren wir Gott auch keinen Zeitplan, sondern nehmen, wie Abraham, alles geduldig an: „Und da jener auf diese Weise geduldig wartete, erlangte er die Verheißung“ (Hebr 6,15).

Jesus sagte, dass Gott Seinen Auserwählten schnell Recht schaffen wird, auch wenn Er sie zunächst warten lässt (vgl. Lk 18,7-8/ SLT). Das zeigt: Die Lösung ist schon bereit zur Umsetzung, aber Gott wartet auf bestimmte Ereignisse in uns. Sobald Gott in uns die gewünschte Veränderung erreicht hat, wird der Berg weichen! Vielleicht wird sich sogar an den äußeren Umständen rein gar nichts ändern – aber unser Berg ist weg!

 

Woher kommen unsere Zweifel?

Jesus betonte in Seiner Rede über den Berg: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt“ (Mt 21,21). Woher kommen Zweifel? Jesus sprach davon, dass Sorge ein Ausdruck des Kleinglaubens oder Zweifelns, ein Ergebnis falscher Ziele ist: „Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden? Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt“ (Mt 6,31-32). Bekannt ist auch das Beispiel des sinkenden Petrus, der zu zweifeln anfing, als er seinen Blick auf die Wellen richtete statt auf die Quelle seines Glaubens.

 

Obwohl Jesus Seine Auferstehung vorher angekündigt hatte, hatten Seine Jünger große Schwierigkeiten, diese im Glauben anzunehmen. Spätestens, als die Frauen davon erzählten, sollte ihnen doch „gedämmert“ haben, dass Jesus das alles im Voraus gesagt hatte. Warum nahmen sie es nicht an? Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus fassten die Ursache gut zusammen: „Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte“ (Lk 24,21). Die Jünger hatten bis zum Schluss ziemlich konkrete Vorstellungen davon, wie Jesus Sein Volk erlösen sollte. Das Problem dabei war: Diese Vorstellungen stimmten nicht mit Gottes Plan überein. Und als dann Gottes Plan eintrat, zweifelten sie.

 

Nicht umsonst spricht Jesus vom Glauben als vom Senfkorn. Das Senfkorn muss zunächst sterben, bevor es Frucht bringt und zu einem großen Baum heranwächst. Unser eigenes Ich muss sterben. Wir müssen bereit sein loszulassen und Gott zu vertrauen. Wir müssen Ihm die Kontrolle über uns und die Ereignisse überlassen. Natürlich fällt uns das oft nicht leicht. Das Gedankenkarussell bleibt einfach nicht stehen. Unser Verstand versucht, immer noch eine Lösung zu finden. Genau in diesem Fall ist beten angesagt.

Viele unserer Bitten erhört Gott deshalb nicht, weil Er uns liebt!

 

Ein Senfkorn reicht

Indem Jesus den Glauben mit einem Senfkorn vergleicht (vgl. Mt 17,20), zeigt Er einmal mehr, worauf es beim Glauben ankommt: Es kommt nicht auf die Größe, Stärke oder Anstrengung meines Glaubens an, sondern darauf, wem ich glaube! Bei Kindern sehen wir dieses Prinzip: Sobald sie in der Lage sind, ihre Bedürfnisse zu äußern, können sie „Berge versetzen“. Was auch immer das Anliegen des Kindes ist, es kommt mit ihm ganz selbstverständlich zu seinen Eltern. Es zweifelt nicht, ob die Eltern dies überhaupt umsetzen können. Über solche „technischen“ Aspekte macht sich das Kind schlicht keine Gedanken. Es kann selbst kaum etwas ausrichten. Aber Mama oder Papa können in seinen Augen alles, auch Berge versetzen. Genau dieses kindliche Vertrauen erwartet der Herr von uns.

 

Wir sehen die Zweifel verschiedener Glaubenshelden, wie z.B. Gideon. Aber nirgends tadelte Gott ihn für diesen Zweifel. Warum? Weil Gideon nicht ungehorsam war, sondern Gottes Stimme folgte. Er sammelte bereits das Heer trotz aller seiner Zweifel. Aber seine Zweifel behielt er nicht für sich. Er diskutierte auch nicht mit seinem „Berg“, sondern er besprach alles mit Gott. So konnte der kleine Same seines Glaubens wachsen. Am Ende pochte Gideon nicht auf die Stärke seines Glaubens, sondern staunte über Gottes Wirken!

Es kommt nicht auf die Größe, Stärke oder Anstrengung meines Glaubens an, sondern darauf, wem ich glaube! Bildquelle: AdobeStock_330531596 @ zakalinka

In Gottes Namen

In Johannes 15 Vers 16 sprach Jesus zu den Jüngern: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen.“ Viele Christen beziehen sich auf diese Stelle und machen die Probe aufs Exempel: Sie beten im Namen Jesu, um ein erwünschtes Ziel zu erreichen. Leider ähneln wir dabei oft kleinen Kindern, die ihren Forderungen an ihre Geschwister mehr Nachdruck verleihen wollen mit dem Zusatz: „Das hat Papa/Mama gesagt!“ Ebenso versuchen wir mit Gottes Macht und in Seinem Namen etwas zu erreichen und übersehen dabei, dass es unsere eigenen Ziele sind! Wir neigen dazu, unseren „Berg“ zum Weichen überreden zu wollen und „drohen“ ihm mit Gottes Größe. Ähneln unsere Absichten dann aber nicht denen der Heiden? Sie wollen eigene Ziele erreichen, indem sie durch okkulte Methoden Einfluss auf höhere Mächte nehmen wollen.

 

Biblischer Glaube führt uns zum Gegenteil: Wir stellen uns bewusst unter Gottes Einfluss. Wenn im Geschäftsleben jemandem eine Vollmacht übertragen wird, dann geschieht dies immer im Vertrauen darauf, dass der Bevollmächtigte im Interesse und Sinne des Vollmachtgebers handelt. Genau das meint Jesus, wenn Er verheißt, dass wir in Seinem Namen vom Vater erhört werden. Nicht umsonst spricht Er vorher die Erwählung und das Fruchtbringen an: Sein eigentliches Ziel mit uns. Er lebte uns in Gethsemane vor, was ein Gebet im Namen des Vaters bedeutet: „Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lk 22,42). Bitten in Jesu oder in Gottes Namen bedeutet in der Praxis vor allen Dingen, zuerst Gottes Willen zu suchen und zu erkennen.

Bitten in Jesu oder in Gottes Namen bedeutet in der Praxis vor allen Dingen, zuerst Gottes Willen zu suchen und zu erkennen.

 

Glaube ist Beziehung, nicht Methode

Wir sollen Gott nicht als Methode „benutzen“. Wir sollten nicht einfach nur Seine Gaben von Ihm wollen. Es geht um Gemeinschaft mit und Interesse und Liebe für Ihn! Wenn mir jemand sagt, er habe zu Gott gebetet, es habe aber nicht geholfen, bin ich irritiert. Was heißt hier „es“? Ist Gott unfähig zu helfen? Oder ist Er etwa nicht gütig? Es klingt ganz danach, dass jemand zu Gott mit der Absicht redete, dass Gott „es“ einfach tut, worum man Ihn bittet. Ohne zuzuhören, was Gott zu der ganzen Sache zu sagen hat.

 

Wenn ein Kind sich daran gewöhnt hat, mithilfe der Eltern Berge versetzen zu können, macht es irgendwann die Erfahrung, dass Mama oder Papa auch „Nein“ oder „Warte“ sagen können. Das ist auch normal, die Eltern sind keine Methode, sondern Personen. Sie haben einen Willen und können frei entscheiden.

 

Nicht anders verhält es sich mit unserem Gott. Unser Glaube ist eine Beziehung, die wir zu Ihm aufbauen. Wie der große Baum aus dem Senfkorn muss diese Beziehung wachsen und gepflegt werden. Sowohl das hebräische Grundwort für Glauben aman (vgl. „Amen“) als auch das griechische pistis lassen sich nicht nur als „Glaube“ übersetzen, sondern auch als „Treue“. Es ist ein und dasselbe Wort. Es hilft, das immer im Gedächtnis zu behalten und mitklingen zu lassen, wenn wir in der Schrift vom Glauben lesen. Deswegen ist Glaube auch nicht vom Gefühl abhängig, sondern hat mit Treue und Ausharren zu tun.

 

Bevor Jesus zu den Jüngern davon sprach, den Berg ins Meer zu werfen, sagte Er: „Habt Glauben an Gott!“ (Mk 11,22). Seine Anweisungen zum „Versetzen“ der Berge beendete Er mit der Ermahnung zur Vergebung. Jesus will, dass wir enge Gemeinschaft mit Ihm suchen und Seines Sinnes werden! Wie eine echte Rebe sollen wir alle Säfte unseres Lebens nur aus Christus beziehen und systematisch alle anderen Quellen veröden und austrocknen. Wenn dann nicht Gaben, sondern die Person Christi unsere wahre Freude ist, werden wir kein Interesse mehr an Sünde haben. Das ist wahrer Glaube, der die Welt überwindet! Und um die Berge kümmert sich Gott dann schon.

 

Johannes Nazarov
Gemeinde Lappenstuhl