Zwei wahre Wunder aus Gottes Hand

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  • Milena und Merolien in den Armen ihres Vaters

Zwei wahre Wunder aus Gottes Hand

2023-10-02T17:45:03+02:0030. September 2023|

Wo die Fähigkeiten des Menschen enden, fängt das Wirken Gottes an.

Wir begegnen manchmal Situationen, die uns plötzlich den Boden unter den Füßen wegreißen. Für uns schien es keinen Ausweg in den ersten Monaten vor und nach der Frühgeburt unserer Zwillingstöchter zu geben. Ihr Leben hing immer wieder an einem seidenen Faden, der jeden Moment reißen konnte. Gott allein führte uns durch diese Zeit und wendete alles zum Besten.

 

Gott segnet unsere wachsende Familie

Mein Mann Eduard und ich wurden beide in einer christlichen Großfamilie geboren und von klein an nach den Maßstäben des Wortes Gottes erzogen. Wir heirateten am 20. Mai 2006 und schon damals stand für uns beide fest, dass wir alle Kinder als Geschenk aus Gottes Hand nehmen wollten. Im März 2007 durften wir unsere erste Tochter Michèle in unseren Händen halten und dankten Gott für dieses kleine und doch so große Wunder. Noch überwältigender war die Freude, als ich erneut schwanger wurde und bei der ersten Untersuchung erfuhr, dass wir Zwillinge erwarteten.

 

Eine schwere Zeit beginnt

Anfangs schien die Schwangerschaft problemlos zu verlaufen, doch schon im vierten Monat kam es zu ersten Komplikationen. Ich wurde mit Verdacht auf eine Fehlgeburt für zwei Wochen ins Krankhaus eingeliefert, aber schon hier schritt Gott ein und ließ beide Kinder weiter heranwachsen.

Unser Glaube wurde schon bald wieder auf die Probe gestellt: In der 23. Woche verlor Merolien, eine der Zwillinge, Fruchtwasser und wir fuhren schnell ins Krankenhaus. Sofort wurde klar, dass die Kinder jederzeit auf die Welt kommen konnten. Die Ärzte hatten keine große Hoffnung, denn der Entbindungstermin war erst in 17 Wochen angesetzt. Behinderung, Blindheit und sogar Tod standen als mögliche Folgen im Raum. Viele Fragen kamen in uns auf und erfüllten uns mit einer unsagbaren Traurigkeit.

Die Ärzte baten meinen Mann, dass er diese Nacht bei mir bleiben sollte. Gemeinsam flehten wir zum Herrn, dem Arzt aller Ärzte. Dadurch überkam uns ein tiefer Friede, obwohl sich an der tatsächlichen Situation nichts verändert hatte. Ich wurde stationär aufgenommen und mir wurde Bettruhe verordnet. Tag für Tag wurde das Wohlbefinden unserer beiden Mädchen per Ultraschall kontrolliert. Es war ein Ringen um jeden einzelnen Tag. Einerseits versuchte man, die Geburt so weit wie möglich hinauszuzögern, auf der anderen Seite bestand aber die Gefahr, dass Merolien zu wenig Fruchtwasser haben würde und vertrocknen konnte.

Zwei weitere Wochen konnte die Geburt hinausgezögert werden und jeden Tag dankten wir Gott dafür, dass die Kinder weiter im Mutterleib wachsen durften. Als Merolien schon fast kein Fruchtwasser mehr hatte, kam der Oberarzt der Kinderklinik auf uns zu und schlug uns vor, Milena auszutragen und Merolien vertrocknen zu lassen. Das argumentierte er damit, dass es besser sei, ein gesundes als zwei behinderte Kinder zu haben. Wir wehrten den Vorschlag entschieden mit der Begründung ab, dass Gott uns bis hierhin beigestanden habe und wir auch weiterhin auf Ihn vertrauen wollten. „Das ist Schicksal“, meinte der Oberarzt.

An einem Sonntagmorgen war ich psychisch so ausgelaugt, dass ich in Tränen ausbrach und nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Die Ärzte und Schwestern wussten mir nicht zu helfen. Plötzlich und völlig unerwartet kam Eduard mit Michèle ins Zimmer und wir traten zusammen wieder vor Gottes Angesicht und wurden mit Trost und einem tiefen Frieden erfüllt.

 

Familie Friesen

 

Gottvertrauen trotz Ungewissheit

Am 16. Oktober 2008, ungefähr 14 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin, hatte Merolien kaum Fruchtwasser und die Geburt wurde vorbereitet. Wir befahlen alles in Gottes Hände und waren so voller Vorfreude auf unsere kleinen Mädchen, deren Gewicht gerade einmal auf 500 Gramm geschätzt wurde. Es war sehr ungewiss, was die Beiden erwarten würde, aber eines wussten wir: Der Herr weiß alles und das war uns genug. Der Kaiserschnitt wurde durchgeführt und Milena kam mit 725g und Merolien mit 600g auf die Welt. Sie waren gerade einmal etwas größer als meine Handfläche, die Arme und Beine so breit wie meine Finger und ihre Handfläche so groß wie mein Daumennagel.

Fast täglich besuchten wir unsere kleinen Mädchen, auch wenn wir sie anfangs nur durch den Brutkasten anschauen durften. Selbst bei den ersten Berührungen hatten wir die Befürchtung, ihnen wehzutun, weil sie so zerbrechlich zu sein schienen. In der ersten Woche sank Milenas Gewicht auf 624 Gramm und Meroliens auf 550 Gramm. Der Heimweg nach unseren Besuchen auf der Station war immer sehr schwer, weil wir oft Informationen von den Ärzten bekamen, die uns noch mehr Sorge brachten. Unsere Töchter waren in der ersten Zeit so schwach, dass sie durch feine Schläuche künstlich beatmet werden mussten.

Erst nach ein paar Tagen konnten sie die Augen öffnen. Durch eine Sonde wurde ihnen Muttermilch zugeführt. Regelmäßig lagen unsere Mädchen nur in Windeln auf unserem Oberkörper, damit sie Körperkontakt bekamen. Wenn die Atmung aussetzte und die Monitore deshalb Alarm schlugen, massierten wir ihre Körper und atmeten selbst tief ein und aus, um ihnen den Impuls zum Weiteratmen zu geben. Als eine Psychologin uns zu dieser Zeit ihre Hilfe anbot, zeigte ich nur nach oben und erwiderte, dass Gott unser Psychologe sei. Sie wirkte nicht überrascht und meinte, der Arzt habe ihr das auch schon erzählt, sie hatte es aber versuchen wollen.

 

Das letzte Wort liegt bei Gott!

Eines Tages hörte Eduard auf der Arbeit eine deutliche Stimme, die sagte, dass er Ihm vertrauen solle. Er verstand sofort, dass Gott selbst zu ihm sprach, denn in dieser Zeit wurden wir wieder mit vielen Problemen und Komplikationen konfrontiert: Infektionen, Herz-Lungen-Kreislauf-Störung, Verdauungsprobleme, Wasserablagerungen am ganzen Körper und Herzversagen. Immer wieder wurde auch von der Gefahr einer Hirnblutung gesprochen.

Wir beteten und hofften, dass unsere Töchter davon verschont blieben, doch bereits in den ersten Tagen erlitt Merolien eine beidseitige Hirnblutung der ersten und dritten Stufe. Durch den Ultraschall sahen wir, wie das Blut sich in den Hohlräumen und außerhalb des Gehirns ausgeweitet hatte. Das Gewebe, das für das Laufen und Denken wichtig ist, sei laut Ärzten zerstört worden und nicht wiederherzustellen. Sollte das Blut nicht alleine austreten, müsste ein Ventil durch eine Operation eingesetzt werden, aus dem die Luft austreten könnte, um einen Wasserkopf zu vermeiden. Unsere Familie, die Gemeinde und wir verblieben im Gebet für diese ernste Not.

Uns überkam eine feste Gewissheit, dass keine Operation notwendig sein würde. Die Ärzte konnten das keineswegs nachvollziehen und versuchten uns umzustimmen. Schließlich sprachen sie mit uns nicht mehr darüber. Wir beobachteten, dass Meroliens Köpfchen kleiner als Milenas Köpfchen blieb und sich gut entwickelte. Als wir den Oberarzt nach einigen Tagen darauf ansprachen, erklärte er, dass das Blut völlig verschwunden sei. Meroliens Gehirn sähe nun genauso aus wie bei Milena. Wieder konnten wir feststellen, dass Gott das Unmögliche möglich macht!

Als nächstes trat bei Merolien eine Eitersammlung an der rechten Schulter auf. Die Haut war entzündet und laut Chefarzt sollte eine Operation stattfinden. Mein Mann erwiderte, dass wir beten würden. „Es muss schon ein großes Wunder geschehen“ meinte der Arzt nur. Wir waren mittlerweile schon bekannt auf der Station. Einerseits wurden wir für solche Aussagen belächelt, andererseits bewunderten sie uns, mit welcher inneren Ruhe wir diese Zeit durchstanden.

Am nächsten Tag, für den die Operation angesetzt war, rief der Arzt meinen Mann an und forderte ihn auf weiterzubeten, weil er mittlerweile glaubte, dass seine Gebete helfen würden. Die Eitersammlung ging tatsächlich allmählich zurück und nach zwei Wochen sah man nichts mehr davon.

 

Durch zwei kleine Menschen macht Gott sich groß

Nach vier Monaten durften unsere Töchter mit ungefähr 3000 Gramm und völlig gesund nach Hause. Als wir uns verabschiedeten, betonten wir, dass wir das Wohlbefinden unserer Töchter Gott zu verdanken haben. Der Oberarzt sprach sogar unter Tränen, dass es in der Klinik wohl keine Probleme gäbe, wenn unser Gott bei jedem so handeln würde.

Ungefähr eineinhalb Jahre später beschenkte Gott uns mit unserer vierten Tochter Madlen. Noch mehr als zuvor schätzen wir es, dass wir sie gesund und ohne Komplikationen aus seiner Hand entgegennehmen durften. Heute blicken wir dankbar auf unsere Töchter und sehen nicht nur zwei, sondern vier wahre Wunder.

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).

Wir haben viel Trauer, Ausweglosigkeit und Leid erlebt, doch in allem stand uns der Herr bei. Wir durften Seine Nähe verspüren und große Wunder erleben, die Er an unseren Töchtern getan hat. Nur Gott gebührt die Ehre dafür. Wir wissen nicht, wieso wir diesen Weg gehen mussten, aber eines hat Er uns dadurch gelehrt: Was es heißt, IHM wirklich zu vertrauen!

 

Olga Friesen

Gemeinde Trossingen