Unrecht erleiden

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  • Wenn wir in unserem Leben auf viele unerklärliche und ungerechte Leiden stoßen, müssen wir lernen, sie aus einer biblischen und geistigen Perspektive zu betrachten. Bildquelle: AdobeStock_50604990 @ Peter-Atkins

Unrecht erleiden

2021-06-04T13:36:24+02:004. Juni 2021|

Seit dem Sündenfall unserer Vorfahren im Garten Eden hat sich das Leben der Menschen mit vielen schlechten und nicht wünschenswerten Ereignissen und Vorkommnissen gefüllt (vgl. Pred 3,11; 7,29). Dies zeigte sich in erster Linie darin, dass der Mensch einen geistigen Tod erlitt und nunmehr dem körperlichen Tod unterliegt. Hinzu kommt, dass die Gebrechlichkeit unseres Körpers in dieser begrenzten irdischen Zeit, welche uns von Gott zugeteilt ist, dazu führt, dass wir für unser Leben kämpfen müssen, um im Schweiße unseres Angesichts für unsere Speise zu arbeiten und unter Schmerzen und Leiden unsere Kinder zu gebären.

Darüber hinaus wurden die Menschen aufgrund des Verlustes der Einheit mit ihrem Schöpfer untereinander uneinig, da sie zusammen mit der Herrlichkeit Gottes, die ihnen während der Schöpfung gegeben wurde, auch die Liebe zueinander verloren haben. Diese wurde durch Selbstsucht, Gier, Hass, Neid und Feindschaft zu den Mitmenschen ersetzt. Es entstand beim Menschen wiederum auch der Wunsch zu dominieren und seinen Nächsten auszubeuten. Anstelle von Liebe und der Bereitschaft, anderen Gutes zu tun, kam das Verlangen dazu, ständig etwas erhalten zu wollen oder zu fordern und dies auch sehr oft mit Bosheit gegen die benachbarten Brüder und Schwestern durchzusetzen (vgl. 1.Mo 10,8-12).

Dies wiederum „erweckte“ in den klügeren, stärkeren und mächtigeren Menschen verschiedene sündige Neigungen, die weniger intelligenten, erfolgreichen und wohlhabenden Menschen sowie die Schwächeren dominieren zu wollen und mit ihnen oft nicht nur herrschsüchtig, sondern auch ungerecht umzugehen (vgl. Pred 4,1-4).

 

Das Resultat der Erbsünde

Darüber hinaus erhielten die Mächte des Bösen im Himmel aufgrund der Tragödie, die sich im Garten Eden zu Beginn der Schöpfung ereignet hatte, Zugang zur Schöpfung Gottes und verrichten nun in ihr gottlose und zerstörerische Werke. So können uns Leiden nicht nur durch die Böswilligkeit und Lügen der Menschen treffen, sondern auch infolge von Naturkatastrophen sowie in Form verschiedener Krankheiten und Epidemien oder infolge von Lebensumständen, welche Trauer, Unglück, Unsicherheit oder andere Unannehmlichkeiten bringen (vgl. Jes 11,1-10; Röm 8,18-23).

Wie man es auch sehen mag, das Ergebnis des Sündenfalls ist die ständige Anwesenheit von Leiden in verschiedensten Formen im Leben eines jeden Menschen (vgl. Hiob 14,1-2).

 

Einen besonderen Platz zwischen all den Leiden und Unannehmlichkeiten, welche einem Menschen im Laufe seines Lebens widerfahren können, nehmen solche ein, die er zu Unrecht ertragen muss. Diese Leiden können im Zusammenhang mit unserem eigenen Leben oder auch mit dem Leben unserer Nächsten stehen, welche wir innig lieben und uns sehr kostbar sind. Unter all den möglichen Fällen erscheint der Schmerz durch solche Leiden um ein Vielfaches stärker, da das Geschehene unglaubwürdig und zufällig erscheint. Und wir denken oder reden über Gottes Allmacht und Liebe zu uns (wenn auch nicht oft und vertieft, wie wir es in dieser Gnadenzeit tun sollten) wie über etwas Selbstverständliches. Und es scheint, als ob Gott aus irgendeinem Grund nichts gegen das Unglück tut, welches uns oder unsere Nächsten ereilt.

 

Die gesamte Geschichte der Menschheit und auch die zahlreichen Beispiele der Menschen, über deren Leben uns die Bibel berichtet, zeigt uns, dass es keine Antwort auf die Fragen dieser Menschen zu ihren ungerechtfertigten Leiden gibt. Die Antwort kann ein Mensch nur erhalten, wenn er beginnt, die Essenz und den Sinn seines Lebens, den Zweck seiner Schöpfung und Existenz sowie die Art und Weise, wie unser Herr jeden zu diesen Zielen führt, zu verstehen. Darüber hinaus können wir den Antworten auf diese Fragen nur näherkommen, wenn wir beständig im Glauben an Gott bleiben und lernen, im bedingungslosen Vertrauen in unseren Schöpfer und Erlöser zu wachsen.

Dies alles verstehen zu können, liegt jenseits von der menschlichen Schöpfungsgeschichte und kann nur durch den Glauben erfasst werden. Im letzten Buch der Bibel steht im 13. Kapitel, welches über die sogenannte Apokalypse berichtet, über Jesus Christus geschrieben, dass Er das Opferlamm seit Grundlegung der Welt ist (vgl. Offb 13,8). Dies bedeutet, dass womöglich unser Schöpfer alles Leben geschaffen hat und über sie eine Schöpfung gesetzt hat, welche seinem Abbild gleicht und auch den Menschen ähnelt.

Das wiederum bedeutet – und nur so macht es auch Sinn –, dass der Sohn Gottes noch vor Anbeginn der Welt durch Seine unermessliche Liebe zu Seiner Schöpfung und auch zu uns Menschen insbesondere bereit gewesen ist, all unsere Lasten und Sünden auf sich zu nehmen und auf dieser Erde wie ein „Mann des Leidens“ zu leben, um die Werke des Teufels zu zerstören (vgl. 1.Joh 3,7-9). Er führte einen sanftmütigen und demütigen Dienst, damit wir von Ihm das Leben mit Gott allein und Seiner Wahrheit kennenlernen. Durch Seinen erniedrigenden Tod am Kreuz auf Golgatha und Seine ruhmreiche Auferstehung von den Toten hat er alle, die an Ihn glauben, für immer von der Macht des Teufels und der Kraft der Sünde befreit.

 

Der Sieg durch das Leiden Christi

Dank den unverdienten und nach menschlichem Verständnis ungerechtfertigten Leiden Jesu Christi ist es uns möglich, die Liebe Gottes zu uns Menschen zu fassen, welche „jenseits des menschlichen Verstandes“ liegt und uns den Kern, die Bedeutung und den Sinn Seiner Leiden erkennen lässt – gerade dann, wenn auch uns diese Leiden ereilen und wir das Gefühl haben, dass es unverdient und ungerecht ist.

Im Römerbrief des Apostel Paulus steht geschrieben: „Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle [kommt], die glauben. Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen“ (Röm 3,21-25).

Wir leiden für Christus als Seine Nachfolger, wissend, dass die Teilhabe Seines Weges dabei auch viel Leid beinhaltet.

Wir sehen, dass Gottes Gerechtigkeit nicht nur in der gerechten Bestrafung des Menschen für seine Sünden zum Ausdruck kommt, sondern auch in der wohlwollenden Haltung des Schöpfers gegenüber den Sündern. Sein heiliger Wunsch ist, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1.Tim 2,4). Gott ist jedoch gerecht – dies ist eine Seiner Vollkommenheiten, die besagt, dass die Barmherzigkeit, die ein Buße tuender Sünder empfängt, nur aufgrund der Tatsache herrührt, dass jemand ohne Sünde den Kelch des Zornes Gottes für ihn „trinkt“, indem er sich „an seine Stelle“ stellt und damit die heiligen Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit erfüllt, um die Türen zu den Quellen der Gnade Gottes gegenüber dem Sünder vor seinem Herrn zu öffnen.

Genau das tat Jesus Christus, als Er uns mit Seinem Opfer an unserer statt am Kreuz von Golgatha von der Kraft der Sünde, des Todes, der Welt und des Teufels sowie von der ewigen Zerstörung und einer Zukunft ohne Hoffnung erlöste. Es besteht kein Zweifel, dass der Sohn Gottes selbst das größte Geschenk Gottes ist, das uns der himmlische Vater gesandt hat. Aber Jesus Christus ist nicht nur das Leben für uns, sondern auch der Weg und die Wahrheit. Daher sagt uns das Neue Testament, dass die Liebe Christi uns bewegt, wie geschrieben steht: „Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist. [...] Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung“ (2.Kor 5,14-17).

Als Seine Schöpfung (vgl. Eph 2,1-10) und die Schafe Seiner Herde (vgl. Ps 100,3) hören wir auf Seine Stimme und folgen Seinen Schritten (vgl. Joh 10,1-11; 1.Petr 2,13-21; Röm 8,14-18). Wir leiden mit Ihm als Seine Kinder und Nachfolger, wissend, dass die Teilhabe Seines Weges vieles beinhaltet, einschließlich der Missverständnisse seitens der Ungläubigen, des Spottes für den Glauben an Christus, der Verfolgung für das Predigen Seines heiligen Namens und der Beschimpfungen, weil man dem Evangelium folgt. Dies ist der Beginn der zukünftigen Herrlichkeit, die Sein Volk erwartet, wenn Christus für diejenigen auf die Erde kommt, die auf Ihn warten, um gerettet zu werden.

So wie Christus um der zukünftigen Freude willen das Kreuz ertrug und die Schande vernachlässigte, so lernen auch wir Menschen, die an Ihn glauben, mit Ihm zu leiden, um mit Ihm verherrlicht zu werden. Darüber hinaus stärkt und tröstet uns das Wort des Glaubens in den Leiden, die wir ertragen. Dieser Trost hat eine Wirkung, die uns Nutzen und Segen bringt, sowohl in diesem zeitlichen Leben als auch in der Ewigkeit. Zum Beispiel ging auch König David den Weg mit all den Schmerzen, welche Gott ihm zugeteilt hatte, die mit der Bosheit und der Verfolgung durch Saul verbunden waren. Diese Dinge musste er erleiden. Er bewies jedoch hierin zugleich seine Gutmütigkeit und seine Hoffnung, was dazu führte, dass seine Herrschaft über Israel von Gott gesegnet war und auch sein Charakter fest in Gottes Händen lag (vgl. 1.Sam 24,8-21).

Der Apostel Paulus schreibt im zweiten Brief an die Thessalonicher über die gesegnete Frucht, die in der Ewigkeit wächst, nachdem sie geduldig und fromm das Leiden an der Sterblichkeit ertragen hat: „Wir sind es Gott schuldig, allezeit für euch zu danken, Brüder, wie es sich auch geziemt, weil euer Glaube über die Maßen wächst und die Liebe jedes einzelnen von euch zunimmt allen gegenüber, sodass wir selbst uns im Hinblick auf euch rühmen in den Gemeinden Gottes wegen eures standhaften Ausharrens und eurer Glaubenstreue in allen euren Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr zu ertragen habt. Sie sind ein Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes, dass ihr des Reiches Gottes würdig geachtet werdet, für das ihr auch leidet; wie es denn gerecht ist vor Gott, dass er denen, die euch bedrängen, mit Bedrängnis vergilt, euch aber, die ihr bedrängt werdet, mit Ruhe gemeinsam mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht“ (2.Thess 1,3-7).

Zuallererst müssen wir von der Frage „Warum?“ abrücken. Viel wichtiger ist die Frage, wie wir den größten Nutzen aus dieser Erfahrung ziehen können.

Reich in Leiden

Dann beginnt jeder der im Glauben lebenden Christen zu verstehen, welche Reaktion der Herr von uns sehen möchte, wenn uns in unserem Leben Leid und Ungerechtigkeit begegnet und was Er uns durch sie lehren möchte, obgleich uns die Gründe, die Bedeutung und die Absichten Gottes nicht immer sofort verständlich sind. Schließlich wachsen wir geistlich nur, wenn wir unserem Herrn Jesus Christus in unserem Leben folgen.

Der Apostel Petrus schrieb darüber folgendermaßen: „Denn das ist Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegenüber Gott Kränkungen erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr geduldig Schläge ertragt, weil ihr gesündigt habt? Wenn ihr aber für Gutestun leidet und es geduldig ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“ (1.Petr 2,19-21).

Und das Leben fast aller biblischen Helden im Glauben zeigt dies. Denken wir einmal an Jakob, Joseph, Mose oder Hiob, David oder die Propheten – keiner von ihnen ging seinen Lebensweg, erreichte die Vollkommenheit und stieg in die Gegenwart Gottes auf, ohne „reich“ in den Leiden geworden zu sein. Sie erlebten die Feindseligkeit und den Neid von Menschen und auch viele Ungerechtigkeiten im Laufe ihres Lebens.

 

„So wartet nun geduldig, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat. So wartet auch ihr geduldig; stärkt eure Herzen, denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe! Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht verurteilt werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür! Meine Brüder, nehmt auch die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbild des Leidens und der Geduld. Siehe, wir preisen die glückselig, welche standhaft ausharren! Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört, und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr [für ihn] bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen“ (Jak 5,7-11), - schreibt der Apostel Jakobus.

 

Und auch über unseren Herrn Jesus Christus heißt es: „Und obwohl er Sohn war, hat er doch an dem, was er litt, den Gehorsam gelernt; und nachdem er zur Vollendung gelangt ist, ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden“ (Hebr 5,8-9). Wenn wir in unserem Leben auf viele unerklärliche und ungerechte Leiden stoßen, müssen wir lernen, sie aus einer biblischen und geistigen Perspektive zu betrachten. Denn wenn wir bereits von dem falschen Ausgangspunkt ausgehen, werden wir auf unsere Sorgen falsch reagieren.

Zuallererst müssen wir von der Frage „Warum?“ abrücken, welche sich uns in diesen Momenten häufig stellt. Denn diese Frage ist in solchen Momenten unbedeutend und Gott wird uns hierzu keine Erklärungen geben. So verstand Hiob erst, nachdem er alles durchleben musste, warum ihm dies widerfahren war. Viel wichtiger ist die Frage, wie wir den größten Nutzen aus dieser Erfahrung ziehen können.

Die wohl wichtigste Frage, die wir uns in einer solchen Situation stellen müssen, ist: „Was kann ich hieraus lernen?“ Wir müssen lernen, in jedem Unrecht, das uns widerfährt, eine von Gott gegebene Möglichkeit zu sehen, um etwas Wertvolles zu lernen. So sagte zum Beispiel Augustinus von Hippo, dass jeder, der Gott um Demut bittet, wissen muss, dass er damit auch zugleich darum bittet, dass Gott ihm einen Menschen sendet, welcher ihn beleidigen wird!

Mit anderen Worten: Gott wünscht sich, dass jeder von uns in allen Prüfungen lernt, Ihn zu erkennen und Ihm zu vertrauen. Er möchte, dass wir lernen, uns selbst und andere zu erkennen, geistlich zu wachsen und uns weiterzuentwickeln. Wir sollen durch Seine Gnade lernen, das Böse zu ertragen und von Ihm getröstet und gestärkt zu werden – in der Erwartung der Hilfe von oben. So werden wir fähig, auch unseren Nachbarn in ähnlichen Situationen zu helfen (vgl. 2.Tim 2,24-26).

Wir wachsen geistlich nur, wenn wir unserem Herrn Jesus Christus in unserem Leben folgen. Bildquelle: AdobeStock_243096495 © MySunnyday

Der Herr kann uns, indem Er das Leid in unserem Leben zulässt:

  • zu einem sehr tiefen Verstehen Seines Wortes führen (vgl. Ps 119,67), uns zu Ihm selbst oder auf Seine Wege führen (vgl. Hiob 42,1-5),
  • von festumklammernden Sünden befreien (vgl. 1.Petr 4,1) und das Herz zu tiefer Buße bringen (vgl. 2.Kor 7,8-10),
  • helfen, Seine Ziele zu erreichen, obgleich wir sie in unserem Alltag oftmals nicht verstehen können (vgl. Röm 8,28-29),
  • geistig erziehen (vgl. Ps 119,71),
  • beibringen, Mitgefühl im Leiden und Sorgen unserer Mitmenschen zu haben (vgl. 2.Kor 1,3-6) und andere Menschen besser zu verstehen, aber auch die Tatsache erkennen lassen, dass unsere Gewohnheiten für andere Menschen unverständlich oder sogar unangenehm sein können (vgl. Mt 7,12),
  • lehren zu verstehen, dass nicht alle Dinge, die für uns persönlich unangenehm sind, notwendigerweise etwas Schlechtes sind und wir nicht das Recht haben, uns darüber zu erzürnen oder auf sie mit Missfallen zu reagieren (vgl. Pred 7,20-21; Spr 17,9; 20,11),
  • lehren, unsere Feinde und Verfolger zu lieben, Schlechtes mit Gutem zu vergelten und auf Hass mit Liebe zu antworten (vgl. Mt 5,39-48; Röm 12,17-21).

 

Durch Leid wachsen

Die nächste Herausforderung, an die wir unbedingt denken müssen, wenn wir Unrecht erleiden, ist, wie wir in solchen Situationen geistig wachsen können? Wir müssen unser Leiden als Möglichkeit zum geistigen Wachstum annehmen. Dies wird nur dank der Gnade Jesu Christi zur Wirklichkeit, durch welche der Herr uns zu den größten geistigen Möglichkeiten führt, obgleich es uns zunächst erscheint, als würden sie uns zerstören, vernichten und unser Leben zu einem tragischen Ende führen (vgl. Ps 109,25-28). Deshalb ist es wichtig zu lernen, negative Erfahrungen in unserem Leben in positive zu verwandeln (vgl. Röm 5,3-5; 8,28-30).

Die dritte wichtige Frage, die sich jedem leidenden Christen stellt, ist die Notwendigkeit zu verstehen, wie und auf welche Art er in dieser Situation seines Lebens weiter für den Herrn arbeiten und dienen kann? Sehr oft verschließt sich der Mensch in seinem Leid, was ihn in seiner Arbeit für den Herrn lähmt und sein Wirken fruchtlos werden lässt. Solche Erfahrungen sind natürlich fast immer sehr schwer zu überwinden. Das Wort der Gnade lehrt uns jedoch: „Wir geben niemand irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert wird; sondern in allem empfehlen wir uns als Diener Gottes: in viel standhaftem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Unruhen, in Mühen, im Wachen, im Fasten“ (2.Kor 6,3-5). Und genauso, wie unser Erlöser den Apostel Paulus ausrüstete, so kann er auch uns in Seiner unermesslichen Gnade lehren.

Wir müssen lernen, in jedem Unrecht, das uns widerfährt, eine von Gott gegebene Möglichkeit zu sehen, um etwas Wertvolles zu lernen.

Schließlich gibt es noch eine letzte Frage, welche wir niemals vergessen dürfen: „Wie kann Gott durch unsere Leiden verherrlicht werden?“ Allein der Herr lässt zu, dass das Leid und die Versuchungen über uns kommen. Ohne Seinen Willen kann nichts auf unserem Weg vollbracht werden (vgl. 1.Mo 45,1-5). Gott hat für uns zweierlei vorgesehen: Ihn zu verherrlichen und uns zu segnen, damit wir in der Lage sind, über alle unsere Leiden und Versuchungen den Sieg zu erhalten. Mithilfe unseres Herrn und Erlösers wird sich auch unser Umgang mit derartigen Situationen radikal ändern.

Das Ergebnis wird früher oder später auch der Sieg über das Leiden sein, das uns widerfahren ist und die Lösung unserer Probleme. Auf diese Weise treffen wir, die wir an Jesus Christus glauben, Ungläubige auf Augenhöhe. Diese wandeln auf dieser Erde in der Ungerechtigkeit, die auf jene ferne Zeit zurückgeht, als unsere Vorfahren durch ihr bewusstes gottloses Handeln eine schreckliche und rücksichtslose Kraft namens Sünde in ihr Leben ließen. So hat sich der Teufel Platz verschafft, welcher kam, um seither zu stehlen, zu töten und die gesamte Schöpfung Gottes zu quälen.

Aber genau deswegen erschien der Sohn Gottes, um die Pläne des Teufels zu zerstören (vgl. 1.Joh 3,8) und dazu auch diejenigen, welche an Ihn glauben, durch Wasser und Geist von Neuem zu gebären, damit sie die Kraft empfangen, den Sieg zu erhalten über den Teufel und seinem Totenreich, über diese Erde und all seinen fleischlichen Lüsten und über das Böse und allen nur denkbaren Leiden, mit welchen das gegenwärtige Leben erfüllt ist (vgl. 1.Joh 5,3-6).

Wir erringen den Sieg, die wir an Gott und unseren Retter Jesus Christus glauben (vgl. Röm 8,28-39), wenn wir uns zu Ihm von ganzem Herzen hinziehen, wenn wir uns selbst verleugnen und unser Kreuz tragen, um Ihm zu folgen (Mk 8,34-38), unsere Hoffnung auf Seine Versprechungen legen (vgl. 1.Petr 2,4-6; Röm 8,32) und uns vor nichts fürchten (vgl. Ps 112,5-9; 1.Joh 4,17-18)!

 

Richard Zimmernann
Gemeinde Bremen