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In diesem Interview geht es um die Geschichte und Entwicklung der Alpha Buchhandlung Wegweiser in Speyer. Im gemütlichen Café der Alpha Buchhandlung Wegweiser spreche ich mit Bruder Viktor und Schwester Frieda und den Mitarbeitern Lida und Nadine.
Stephanus: Am Anfang etwas zur Geschichte des Geschäfts: Wie kamt ihr darauf, eine Buchhandlung zu gründen?
Viktor: Im Jahr 1990 gab es bei uns in der Gemeinde Speyer einen sogenannten Büchertisch, der von Bruder Rubin Firus geleitet wurde. Dort half Frieda, die Bücher zu bestellen. Gleichzeitig war sie auch für die Bibliothek in der Gemeinde zuständig. Nach dem Tod von Bruder Rubin übernahmen meine Frau und ich die Verantwortung. Jeden Sonntag mussten alle Bücher, CDs usw. zum Ende des Gottesdienstes ausgelegt und wieder eingesammelt werden, nachdem die Gemeindebesucher weg waren.
Frieda: Von Gleichgesinnten aus Cloppenburg erfuhren wir, wie man einen Buchhandel richtig führt und meldeten schließlich offiziell einen Buchhandel an. Alle Rabatte und Erlöse kamen der Mission zugute. 1999 konnten wir die Räumlichkeiten im Gemeindehaus für den Büchertisch nicht mehr nutzen und zogen deshalb in einen freien Raum der Mission um.
Durch Bruder David Peters wurden wir auf die Not vieler leidender Kinder auf den Straßen Tokmaks (Kirgisistan) aufmerksam. Wir fingen an, diese Arbeit gezielt mit dem Erlös des Büchertisch zu unterstützen. 2003 eröffneten wir offiziell durch die Mission das Projekt „Straßenkinder in Tokmak“. Als wir die Not vor Ort sahen, waren wir uns einig, dass viel mehr Geld für den Bau und den Erhalt einer Kindertagesstätte nötig war. Daher meldeten wir die Buchhandlung „Christliche Bücherstube Wegweiser“ als Gewerbe an. Wir erhofften uns, die Tagestätte so finanzieren zu können.
Stephanus: Ihr seid ja vom Standort der Mission Stephanus in die Speyerer Innenstadt zum Kornmarkt gezogen. Weshalb?
Frieda: Die Mission liegt im Industriegebiet. Uns fehlte also die Laufkundschaft. Wir wollten mehr Leute erreichen, vor allem auch mehr Ungläubige. Wir wollten evangelisieren. Deshalb zogen wir 2010 in den Kornmarkt. Aber dort war die Miete sehr hoch. In der Mission hatte Bruder Gustav Siebert uns eine sehr kostengünstige Miete ermöglicht. Im Kornmarkt kamen in Form von Nachzahlungen und Aufstockungen so hohe Kosten auf uns zu, dass wir nicht mehr „atmen“ konnten. Wir merkten, dass wir es nicht schafften. Immer wieder wollten wir schließen. Wir beteten, dass Gott uns den Weg zeigen sollte, falls wir schließen sollten. Aber immer wieder kam jemand, der eine Ermutigung aussprach. Jedes Mal, wenn wir den Gedanken hatten zu schließen, hörten wir: „Oh wie schön, dass es euch gibt. Ich habe so lange danach gesucht!“ oder „Euch ist gar nicht bewusst, wieviel Segen eure Bücher bringen! Ich kaufe die Bücher, lese sie und gebe sie weiter und sie werden von mehreren gelesen.“
Viktor: Nach zwei Jahren konnten wir im Kornmarkt abschließen und wechselten zum jetzigen Standort, wo die Miete circa halb so hoch ist. Wir sind mit großen Schulden hierhergezogen. Wir haben einen Kredit aufgenommen, um hier weitermachen zu können.
Frieda: Einmal, als wir schon in der Wormser Landstraße waren, bevor wir uns Alpha anschlossen, standen wir immer noch in finanzieller Notlage. Mit dieser Not kamen wir zu Gott, dass er uns eine klare Antwort geben sollte, ob wir schließen oder weiterkämpfen sollten.
Kurz danach kam an einem Samstag eine Frau zu uns. Sie kam auf mich zu und sagte: „Schön, dass Sie da sind! Ich bin an der Kreuzung vorbeigefahren, als ich Ihren Laden gesehen habe. Da dachte ich, ich muss unbedingt zurück, um Ihnen etwas zu sagen. Ich will sie ermutigen! Machen sie weiter, schließen Sie nicht! Viele christliche Buchläden in Deutschland werden geschlossen, ich weiß, dass es kein einfacher Job ist, es finanziell zu tragen. Aber haben Sie Mut, das ist eine wichtige Arbeit!“
Ich war sehr überrascht, da ich die Frau nicht kannte. Also fragte ich sie, ob wir uns kennen würden. Sie sagte: „Nein, ich glaube nicht, da ich aus Bremen komme.“ (Das ist etwa 500 km von Speyer entfernt).
So schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder weg. Danach habe ich sie nie wieder gesehen. Aber die Antwort war uns klar. Wir kämpften weiter.
Stephanus: Im Jahr 2017 seid ihr der Alpha Buchhandlung GmbH als Franchiser beigetreten. Was waren die Gründe?
Viktor: Wir haben vorher immer alleine gekämpft – waren auf uns allein gestellt, wenn Behörden kamen oder wenn etwas kaputt ging, das Programm nicht funktionierte oder wir gesetzliche Fragen hatten. Wir wussten oft nicht weiter. Und dann war ein Vertreter da, der uns Alpha vorstellte. Alpha ist eigentlich eine ehemalige Pilgermission aus der Schweiz mit über 100-jähriger Geschichte. Sie betreuen heute viele ähnliche Buchhandlungen und dadurch ist man miteinander vernetzt. Sie helfen uns beispielsweise bei technischen Problemen. Es hat uns große Erleichterung gebracht. Mit dem Programm können wir alles zurückverfolgen, den Bestand und Verfügbarkeiten beobachten und vieles mehr. Des Weiteren bekommen wir Schulungen und treffen uns einmal im Jahr zum Austausch, Gebet und Gemeinschaft. Viele Tipps und Tricks haben wir dort gelernt, zum Beispiel wie man die Waren richtig präsentiert. Und das alles aus einer Hand. Dafür zahlen wir eine Provision.
Stephanus: Im Jahr 2019 habt ihr die Möglichkeit genutzt, euer Geschäft um ein Café zu erweitern. Hat es sich gelohnt? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Frieda: Wir hatten schon länger die Idee, beim Kaffeetrinken Menschen zu begegnen und mit ihnen in einer gemütlichen Atmosphäre über Gott zu sprechen. Vorher geschah das meist im Stehen an der Kasse. Viele Kunden kommen mit vielen Fragen und einem belasteten Herzen zu uns. Sie möchten oft einfach nur angehört werden und suchen Antworten auf ihre Fragen. Einige möchten nicht sofort in die Kirche, sondern wollen in neutraler Umgebung ihre Seele ausschütten. Der Anbau neben der Buchhandlung wurde gerade frei und somit haben wir die Möglichkeit ergriffen, um die Idee von einem Café zu verwirklichen. Dabei hat uns unsere aktive Jugend aus Speyer tatkräftig bei der Renovierung und Umgestaltung unterstützt. Nun kommen auch viele Außenstehende, um einfach einen Kaffee zu trinken. Die Kunden bekommen zu ihrem Kaffee einen Segenskeks mit einem Bibelvers. Dieser wird gleich geöffnet und gelesen. Meistens sind die Verse so treffend, dass die Menschen sehr gerührt sind. Es entstehen gute Gespräche und sie beginnen, ihr Herz zu öffnen. Im Nachhinein kann man sagen, dass es sich finanziell zwar nicht unbedingt gelohnt hat, aber für die Kundschaft und die Evangelisation ein Segen ist! Viele Kontakte wurden dadurch geknüpft und Menschen werden aktuell weiterbetreut. Außerdem wird der gesamte Gewinn des Cafés an arme Menschen weitergegeben. Dadurch konnte bereits vielen notleidenden Menschen geholfen werden.
Stephanus: Die Kuchen und Gebäckstücke sehen sehr professionell aus. Sind die gekauft?
Frieda: Nein, sie werden von lieben Schwestern gespendet! Als wir damit anfangen wollten, haben sich so viele Schwestern gemeldet, die uns jetzt mit Gebäckstückchen und Kuchen versorgen. Es sind circa 40 Schwestern. Die ganze Organisation und Planung dazu macht Schwester Irina Barz.
Kann man sich beteiligen? Was sind die Voraussetzungen?
Frieda: Wir brauchen immer ein paar Schwestern zusätzlich, die sich beteiligen wollen, weil immer wieder Mütter durch Schwangerschaften zeitweise ausfallen. Wenn jemand Interesse hat, kann er sich einfach bei Schwester Irina melden. Man benötigt lediglich eine Gesundheitsbelehrung.
Im Verkauf brauchen wir ebenfalls Helfer, auch wenn jemand eine Ausbildung machen möchte, besteht hier die Möglichkeit. Allerdings ist hier die Voraussetzung, dass man für die Rettung der Seelen brennt. Es wäre schön, wenn sich jemand finden würde, da wir nicht mehr die Jüngsten sind. Irgendwann wollen wir das Geschäft gerne weitergeben. Wir brennen dafür, dass diese Arbeit nicht aufgegeben wird.
Stephanus: Besuchen auch Leute außerhalb der Gemeinde euren Laden? Habt ihr Erlebnisse oder Zeugnisse davon?
Frieda: Einmal kam ein Mann, katholischen Glaubens, und wollte ein Gebetsbuch kaufen. Wir kamen ins Gespräch, was ein Gebet überhaupt sei und ich sagte ihm, dass die Gebete aus einem Buch, fremde Gebete seien. Diese kommen nicht aus seiner Seele, da er ein anderes Problem oder Anliegen hat als der, der die Gebete verfasst hat. Ich erklärte ihm, dass wir mit Gott mit einfachen Worten und egal an welchem Ort reden können: „Gott hört uns überall! Sogar unsere Gedanken kennt er.“ Da erinnerte ich mich an unsere Segenskekse aus dem Café. Ich sagte: „Ich möchte ihnen einen Segenskeks mit einer Botschaft vom Himmel schenken.“ Er durfte sich einen Keks aussuchen, öffnete ihn und las: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“ (Jak 5,16). Er war sehr gerührt und stand mit offenem Mund vor mir. Ich sagte ihm: „Sehen Sie, Gott ist selbst hier und hört unser Gespräch.“ Bevor er ging, bedankte er sich herzlich für das bewegende Gespräch und sagte: „Ich kann mit meinem Priester nicht so offen reden, aber mit Ihnen kann ich über alles sprechen.“ Für solche Kunden habe ich immer ein verpacktes Geschenk parat: Das Buch „Jesus unser Schicksal“ von Wilhelm Busch.
Immer wieder kommen Menschen hierher, die während des Gesprächs ihr Herz ausschütten. Manchmal fangen sie an zu weinen und es ist wichtig, die richtigen Worte zu finden.
Einmal kam eine polnische, katholische Frau, die Theologie studiert hatte, zu uns, um sich mit Literatur zum Katholizismus zu versorgen. Sie hat sich anschließend zu Jesus bekehrt und viele Pakete Bücher über Jesus bestellt, um sie in ihrer Umgebung zu verteilen. Dadurch haben sich dann weitere Menschen bekehrt. Gott sei Dank! Wir erleben hier täglich, wie Gott wirkt. Wir könnten stundenlang Zeugnisse erzählen.
Es gibt hier einen besessenen Mann, der öfter herkommt. Einmal war ich allein, als er kam. Er schrie mich richtig an und ich musste ihm mit der Kraft des Heiligen Geistes begegnen – ich wusste ja, was für ein Mensch er war. Er kam immer wieder und nahm sich einfach Sachen, ohne zu bezahlen. Da denke ich, dass Gott ihn vielleicht benutzt, um die Sachen dorthin zu bringen, wohin ich sie nie legen könnte. Als einmal zwei Kundinnen, die etwas 200 km entfernt leben, hier waren und wir darüber redeten, dass man in letzter Zeit merkt, wie der Feind die Christen angreift, kam dieser Mann wieder, schrie, nahm ein Kreuz aus Stein und ging mit erhobener Hand drohend auf mich zu. Im Nachhinein sah ich auf dem Video, dass die zwei Frauen hinter mir standen und mit erhobenen Händen beteten. Ich selber betete im Heiligen Geist. Plötzlich drehte er sich um und verschwand mit ein paar Sachen, die er mit sich genommen hatte. Die zwei Frauen fragten gleich, was die Produkte kosteten und erstatteten sie. Dabei kannte ich sie gar nicht. Zwei Wochen später rief eine der zwei Frauen an und erkundigte sich bei mir, wie es mir ginge. Dann sagte sie, dass sie jeden Tag für mich um Gottes Schutz beteten und dafür, dass der besessene Mann vorbeiginge und die Eingangstür nicht mehr finde. Ich sagte ihr, dass ich so nicht bete. Ich bete, dass Gottes Schutz über mir sei und, dass wenn er den Mann dadurch retten will, er gerne vorbeikommen könne.
Nadine: Ich bin seit viereinhalb Jahren bekehrt. Die Buchhandlung ist ein Evangelisationsfeld in alle Richtungen! Da ist so ein Feingespür durch den Heiligen Geist bei Frieda gewachsen. Es kommen so viele Menschen her, so viele Glaubensrichtungen, und mit jedem muss man anders umgehen. Viele sind auf der Suche und kommen her und die kriegen hier die Wahrheit. Abgesehen davon ist es das einzige Geschäft in dieser Form in der ganzen Bruderschaft, soweit ich weiß. Da rufen welche aus verschiedenen Gemeinden an und können sich sicher sein, dass sie die richtigen Bücher unserer Lehre bekommen.
Stephanus: Was gefällt dir an diesem Job?
Lida: Mir gefällt, dass ich evangelisieren kann – Menschen von Jesus erzählen darf. Ich kann aus meinem Leben erzählen und eigene Erfahrungen weitergeben. Und ganz besonders war, dass wir immer wieder vor der Schließung standen und jedes Mal aus unterschiedlichen Gründen doch weiter existieren durften.
Nadine: Ich kam zuerst als Kundin in diese Bücherstube. Oft habe ich hier viele Stunden verbracht. Nachdem ich die Geschichten von Frieda und den Mitarbeitern mitbekommen habe, hat Gott in mir den Wunsch entfacht, hier ebenfalls den Menschen die frohe Botschaft weiterzugeben. Hier kommt wirklich alles zusammen von Katholiken, Zeugen Jehovas, alle Kirchen, die es in Speyer und Umgebung gibt. Auch von den Gemeinden unserer Bruderschaft kommen immer wieder Anfragen. Auch Viktor, der vor und nach der Arbeit oder in der Freizeit vorbeikommt, Pakete bringt und wegfährt usw. Hier wirkt man an einem großen Werk Gottes mit. Deswegen bin ich hier.
Stephanus: Welche Produkte verkaufen sich am besten? Was ist das meistverkaufte Buch?
Frieda: Die Bibel. Mit sehr großem Abstand.
Viktor: Als die neue Lutherbibel rauskam, rief die Verantwortliche von Alpha an und sagte, dass wir auf dem ersten Platz liegen, was den Verkauf dieser Bibel angeht. Auch während der Missionskonferenzen wurden so viele Einnahmen gemacht, vor allem durch die Bibeln.
Stephanus: Könnt ihr vom Geschäft leben?
Viktor: Im Business ist es eigentlich so, dass du das Geld nach Hause bringst. Hier ist es umgekehrt: Du bringst das Geld hierher. Jahrelang mussten wir monatlich hier investieren, um über die Runden zu kommen. Wenn mal Gewinn da war, wurde er gespendet.
Frieda: Als unsere Tochter hier mit der Ausbildung begann, sagte ich zu ihr, dass das nicht der Ort ist, an dem man gutes Geld verdienen kann. Man bekommt viel Segen. Aber der Feind kann durch dich auch Schaden anrichten, wenn du geistlich nicht bereit bist.
Stephanus: Welche Ziele habt ihr für die Zukunft?
Frieda: Wenn Gott Gnade gibt, wollen wir weiterhin Menschen erreichen. Das war, ist, und bleibt unser Ziel. Ansonsten liegt unsere Zukunft in Gottes Hand.
Stephanus: Willst du zum Schluss noch etwas sagen?
Frieda: Ja, ich bin Gott sehr dankbar für diesen Dienst, in den Gott uns gestellt hat. Ich habe diese Entscheidung niemals bereut, auch wenn es nicht immer leicht war. Gott hat immer für uns gesorgt. Als wir es finanziell nicht mehr tragen konnten, hat Er uns ehrenamtliche Helfer geschickt.
Besonders dankbar bin ich meinem Mann, ohne dessen Hilfe in Form von Arbeiten, Finanzen und vieles mehr es nie möglich gewesen wäre.
Ein Dank auch an alle Kunden, welche uns mit dem Kauf jahrelang treu unterstützt haben. Besonders dankbar sind wir für jede Unterstützung im Gebet!
Zum Schluss: Wir haben nur das gemacht, was wir tun mussten, wie in Lukas 17,10 steht: „Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“
Stephanus: Bruder Viktor, Schwester Frieda und die Mitarbeiter, vielen Dank für das spannende Gespräch! Die ganze Geschichte ist ein großes Zeugnis! Möge Gott Sich dadurch auch in der Zeitschrift Stephanus – Weg der Nachfolge verherrlichen!
Tobias Vogel,
Gemeinde Speyer
Möglichkeit zum Spenden:
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Verwendungszweck: Alpha Buchhandlung Wegweiser